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Mit Sonnenblumen zum AIDS-Medikament

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Sonnenblumen produzieren eine Substanz, die als Medikament gegen AIDS eingesetzt werden könnte. Quelle: Lukas Wosnitza/ Universität Bonn

10.01.2006  - 

Sonnenblumen können eine Substanz produzieren, die das HI-Virus an seiner Vermehrung hindert. Das haben Wissenschaftler der Universität Bonn gemeinsam mit Kollegen des Bonner Forschungszentrums caesar herausgefunden. Jetzt wollen sie eine Methode entwickeln, mit der sich der Wirkstoff zu einem Bruchteil der bisher nötigen Kosten produzieren lässt. Damit könnte die Forschung an Medikamenten gegen die Immunschwächekrankheit AIDS schneller vorangetrieben werden.

Die so genannte Dicaffeoyl-Chinasäure, kurz DCQA genannt, ist ein hoch gehandelter Prototyp einer neuen Gruppe von Medikamenten gegen die Immunschwächekrankheit AIDS. In Zellkulturen konnten Wissenschaftler bereits nachweisen, dass sie die Ausbreitung des HI-Virus verhindert. „Sie ist eine der wenigen heute bekannten Substanzen, die ein bestimmtes Enzym (virale Integrase) hemmt, das der Erreger zur Vermehrung unbedingt benötigt“, erläutert Claudio Cerboncini, Agrar-Ingenieur vom Forschungszentrum caesar. Im Gegensatz zu anderen derartigen Integrase-Hemmern sind bisher nur wenige Nebenwirkungen bekannt. Erste klinische Tests scheinen das Potenzial von DCQA zu bestätigen. „Was der Wirkstoff in der klinischen Praxis halten kann, bleibt allerdings abzuwarten“, sagt Dr. Ester Voigt von der Immunologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Bonn.

Beschaffungsproblem lösen

AIDS-Forscher hatten bisher aber ein Beschaffungsproblem: Der vielversprechende Wirkstoff DCQA kommt nur in äußerst geringen Mengen vor, beispielsweise in Artischocken. Der Marktpreis liegt daher momentan bei rund 1.000 Euro pro Milligramm. Wie Cerboncini nun entdeckt hat, könnte DCQA aber auch aus Sonnenblumen gewonnen werden. In seiner Doktorarbeit am Bonner Zentrum für Molekulare Biotechnologie (CEMBIO) fand er heraus, dass sich Sonnenblumen unter anderem mit dieser Substanz gegen den gefährlichen Pilz Sclerotinia sclerotiorum wehren. Einige Pflanzen können auf diese Weise der Pilzattacke widerstehen und dem Krankheitserreger bei Zeiten den Garaus machen.

Noch ein Schlüsselenzym finden

CEMBIO-Forscher Ralf Theisen will Sonnenblumenzellen nun mit dem Pilz in einer Nährlösung kultivieren und dann aus der Flüssigkeit den möglichen AIDS-Wirkstoff gewinnen. „Wenn das wunschgemäßg funktioniert, könnten wir DCQA zu erheblich niedrigeren Kosten herstellen“, sagt CEMBIO-Forscher Ralf Theisen. Der Botaniker untersucht eigentlich, wie Pflanzen auf Schwerkraft reagieren und unter welchen Bedingungen sie bestimmte Gene an- oder abschalten. „Mit unseren Methoden können wir auch herausfinden, welche Gene die Sonnenblumen aktivieren, wenn sie als Reaktion auf die Pilzinfektion DCQA produzieren“, sagt er. Dabei will er einem bestimmten Enzym auf die Schliche kommen, von dem die Forscher annehmen, dass es maßgeblich für den Nachbau des AIDS-Wirkstoffes nötig ist. „Wenn wir die Bauanleitung für das Schlüsselenzym finden, also das entsprechende Gen, und es in Bakterien einschleusen, können wir es in großem Maßstab herstellen“, erklärt Theisen. Dann wäre der Weg frei, DCQA massenweise mit der im Forschungszentrum Jülich etablierten Fermentations-Technologie zu produzieren.