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Wochenrückblick KW 16

20.04.2015

Mit entschärften Salmonellen gegen Krebs

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Salmonellen könnten in Zukunft zur Behandlung von Tumoren genutzt werden. Quelle: HZI / Rohde

Braunschweiger Forscher haben mit einem Trick Salmonellen zu effektiven Waffen gegen Krebs umfunktioniert. Sie manipulierten die Bakterien so, dass sie dem Tumor schaden, nicht aber dem erkrankten Tier.

Strahlen- oder Chemotherapie sind bewährte Behandlungen bei Krebserkrankungen. Mit Bakterieninfektionen Tumore bekämpfen ist dagegen ein neuer, aber auch riskanter Therapieansatz. Die Schwierigkeit liegt dabei in der Natur der Bakterien: Entweder sind sie aggressiv und somit für den Menschen gefährlich, oder aber harmlos und somit auch wirkungslos gegen Tumore. Forscher am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig scheinen für dieses Dilemma nun eine Lösung gefunden zu haben. Wie die Forscher um Siegfried Weiß im Fachjournal mbio (2015, Online-Veröffentlichung) berichten, gelang es ihnen, Salmonellen so zu verändern, dass diese zunächst eine Anti-Tumor-Wirkung entfalten und erst danach vom Immunsystem ausgeschaltet werden. Doch bis dahin war es ein weiter Weg.

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Im ersten Tierversuch besiedelten die injizierten Salmonellen in den Tumor der Nager und schalteten diesen aus. Dabei machten die Forscher folgende Beobachtung: Die Krebszellen bildeten sich zwar zurück. Doch die Salmonelleninfektion bereiteten den Tieren größere Probleme, als der Krebs selbst. Wie das Immunsystem reagiert, hängt der Studie zufolge von dem Oberflächenmolekül der Salmonellen, dem Lipopolysaccharid (LPS), ab. Die Forscher testeten daraufhin harmlosere Varianten der Salmonellen auf ihre Wirksamkeit gegen Tumore. „Zunächst haben wir die Therapie mit genetisch veränderten Salmonellen wiederholt, bei denen diese LPS-Ketten künstlich verkürzt wurden“, erklärt Siegfried Weiß. In dieser abgeschwächten Variante waren die Bakterien aber auch nicht so wirkungsvoll gegen die Krebszellen. „Aus dieser Not heraus kamen wir auf die Idee, die bakterielle Aggressivität fernzusteuern“, so Weiß weiter. Die HZI-Forscher veränderten daher die Salmonellen so, dass sie nur in Gegenwart eines bestimmten Zuckers in einem Nährmedium wie die ursprünglichen Salmonellen wachsen. Sobald sie aber injiziert werden und der Zucker fehlt, schalten sie innerhalb weniger Stunden wieder auf harmlos. „Das Besondere ist, dass das Immunsystem so zunächst stark reagiert, aber anschließend die harmlosen Bakterien erfolgreich eliminieren kann. Die Bakterien wandern jedoch trotzdem in den Tumor ein“, betont der Erstautor der Studie Michael Frahm. Fazit: Durch eine Manipulation des Oberflächenmoleküls wurde den Salmonellen die Aggressivität genommen, so dass weniger Komplikationen auftraten, der Tumor aber trotzdem zerstört wurde. Diesen vielversprechenden Therapieansatz wollen die Braunschweiger Forscher nun weiter untersuchen und noch optimieren.

© biotechnologie.de/bb

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

ERA-Net-Ausschreibung zur Biomassenutzung gestartet

Die nahhaltige Produktion und Verwertung von Biomasse steht im Fokus des neuen EU-Projektes "FACCE SURPLUS", das jetzt gestartet ist. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die nahhaltige Produktion und Verwertung von Biomasse steht im Fokus des neuen EU-Projektes "FACCE SURPLUS", das jetzt gestartet ist. Quelle: Jürgen Fälchle - Fotolia

Im Rahmen der ERA-Net-Initiative FACCE Surplus können sich europäische Forschungsverbünde mit Projekten zur Produktion von Biomasse und deren Verwertung für Lebensmittel und Industrieprodukte um Fördergelder bewerben.

Nachhaltige Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Klimawandel sind globale Herausforderungen und nur länderübergreifend zu lösen. Aus diesem Grund wurde 2009 die gemeinsame europäische Initiative  FACCE-JPI –Joint Programming Initiative on Food, Agriculture and Climate Change – ins Leben gerufen, in der sich sowohl das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) als Förderer engagieren. Mit dem ERA-Net Cofund FACCE SURPLUS hat die Europäische Kommission nun ein neues translationales Vorhaben gestartet, um interdisziplinäre, innovative und mulinationale Verbundprojekte auf dem Gebiet der Biomasseproduktion und -verwertung zu fördern. Es geht insbesondere um Projekte, die eine verstärkte Biomasseproduktion und die Veredelung von Biomasse mit räumlicher Landnutzungsplanung verquicken sowie um die Marktentwicklung von Produkten und Dienstleistungen in der Lebensmittelbranche oder anderen Industriezweigen. Bei den Projekten ist zudem sozioökonomische Systemforschung gefragt.

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Antragsberechtigt sind Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Bundes- und Landeseinrichtungen aber auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). In translationalen Projektkonsortien sollen jeweils Partner aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus mindestens drei Ländern zusammenarbeiten. Mit der Beteiligung deutschen Forschungseinrichtungen und Unternehmen an dem EU-Projekt sind ganz im Interesse der „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ der Bundesregierung. Weitere Auskünfte zu den Kriterien sowie Details zur Einsendung der Projektskizzen sind unter  "FACCE SURPLUS Call Announcement" zu finden (mehr...). Entsprechende Projektskizzen sind direkt bei dem FACCE-JPI Call Office einzureichen (mehr...). Ansprechpartner beim Projektträger Jülich ist Nicolas Tinois

© biotechnologie.de/bb

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Biowerkstoffkongress: Bayer punktet mit Vernetzungsmittel

DESMODUR eco N von Bayer Materialscience soll das erste lösungsmittelfreie bio-basierte Polyurethan-Vernetzer am Markt für Hochleistungslacke im Automobilbereich sein. <ic:message key='Bild vergrößern' />
DESMODUR eco N von Bayer Materialscience soll das erste lösungsmittelfreie bio-basierte Polyurethan-Vernetzer am Markt für Hochleistungslacke im Automobilbereich sein. Quelle: DESMODUR eco N / Bayer Materialscience

Ein Vernetzungsmittel von Bayer Materialscience hat bei einer Biowerkstoffkonferenz in Köln gepunktet und den Preis für das Biomaterial des Jahres abgeräumt.

Ausgezeichnet wurden auf der Konferenz in Köln biobasierte Werkstoffe und ihre Anwendungen, die 2014 oder 2015 am Markt eingeführt wurden. Zwar wählte der Beirat die sechs interessantesten Kandidaten unter 24 Bewerbern aus, die Endabstimmung nach den sechs Kurzpräsentationen erfolgte durch die Teilnehmer der "International Conference on Bio-based Materials" vom 13. bis 15 April vor Ort. Der Sieger Desmodur eco N ist laut der Bayer Materialscience AG der erste lösungsmittelfreie biobasierte Polyurethan-Vernetzer für Hochleistungslacke im Automobilbereich. Der bio-basierte Anteil liegt bei 70 Prozent. Auf den Plätzen folgten die HIB Trim Part Solutions GmbH aus Bruchsal und die britische Ecotechnilin Ltd. HIB überzeugte die Konferenzteilnehmer mit einem Hanffaser-verstärkten Polypropylen für den Automobil- und Konsumgüterbereich. Das Granulat kann für zum Beispiel für Spritzgießen genutzt werden. Ecotechnilin punktete dagegen mit einem neuartigen Verbundwerkstoff aus Flachsfaser-Vliesstoffen, Basaltfasergarn und zuckerbasierten Harzen, welcher für Leichtbauanwendungen wie im Flugzeugbau gedacht ist. Mit 220 Teilnehmern aus mehr als 20 Nationen an den drei Veranstaltungstagen hat sich die vom Nova Institut ausgerichtete Biowerkstoffkonferenz einen festen Platz im Kalender der Bioökonomie-Szene erarbeitet.

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Während die ersten beiden Konferenztage ganz im Zeichen der Politik und den etablierten Unternehmen standen, gehörte der dritte Tag ganz dem Thema Start-ups und Finanzierung. Tim Liebers vom Ausgründungsprojekt Dextrinova der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellte zum Beispiel einen neuartigen, biobasierten Schmelzkleber vor, dessen Entwicklung zur Marktreife vom Bundeswirtschaftsministerium mit einer EXIST-Förderung unterstützt wird. Das GO-BIO-prämierte Team FasCiPlex von der TU München präsentierte seinen synthetischen Multi-Enzymkomplex zum wirtschaftlichen Abbau von Cellulose zu kleineren Zuckermolekülen. Statt wie bei der etablierten Technologie mit Pilzen setzen die Münchener dabei auf Bakterienenzyme (mehr...). Die Veranstaltung machte zudem deutlich: Start-ups aus der industriellen Biotechnologie sind auch für Wagniskapitalgeber zunehmend interessant. In Köln lobte der Pariser Risikokapitalgeber Sofinnova den Renewable Chemistry Start-up Award aus. Die fünf besten Teams sollen nach einer Online-Wahl im Juni in Kanada gekürt werden.

© biotechnologie.de/ml

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Martinsrieder 4SC verkauft Krebsarznei

Das Krebsmedikament Resminostat von 4SC modifiziert über einen epigenetischen Mechanismus die Gentranskription in Krebszellen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Das Krebsmedikament Resminostat von 4SC modifiziert über einen epigenetischen Mechanismus die Gentranskription in Krebszellen. Quelle: 4SC

Die Krebsarznei Resminostat war das Hauptprodukt des Biotech-Unternehmens 4SC. Nun haben die Martinsrieder die Nutzungsrechte für die Arznei an den italienischen Menarini-Konzern verkauft.

Bei der Suche nach einem Lizenzpartner für die Entwicklung von Resminostat im asiatisch-pazifischen Raumn ist die 4SC AG in Singapur fündig geworden. Menarini Asia-Pacific Holdings Pte. Ltd., die Asien-Tochter des gleichnamigen italienischen Biopharmakonzerns, sicherte sich die Rechte für die Länder der Region mit Ausnahme Japans. Dort ist der japanische Yakult-Konzern bereits Partner der Martinsrieder.

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Neben einer sofort fälligen Zahlung in ungenannter Höhe wurden auch entwicklungsabhängige Prämien vereinbart. Den Gesamtwert taxiert 4SC auf 95 Millionen Euro. Hinzu kommen Umsatzbeteiligungen im zweistelligen Prozentbereich, sollte Resminostat zugelassen werden.
Bei der Arznei handelt es sich um einen oralen Histondeacetylase-Inhibitor. Der niedermolekulare Wirkstoff modifiziert über einen epigenetischen Mechanismus die Genaktivität in Krebszellen. Er wird von 4SC in Anwendungsgebiet Leberkrebs, aber auch beim Hodgkin-Lymphom sowie Dickdarmkrebs getestet. Derzeit laufen mehrere Phase-II-Studien mit der Substanz. Insbesondere im asiatischen Raum ist Leberkrebs verbreitet, in dieser Region sei Menarini stark vertreten, teilte 4SC mit.

© biotechnologie.de/bk

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