Wochenrückblick KW 17

28.04.2014

Projekthaus zu Nanobiomaterialien in Stuttgart

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Makroaufnahme eines Hydrogels. Das Material ist biokompatibel und in nahezu jeder Form und Struktur herstellbar. Quelle: Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmaforschung, Hirth/Tovar

Im neuen Projekthaus „NanoBioMater“ an der Universität Stuttgart werden künftig biokompatible Funktionsmaterialien für die Medizintechnik, Diagnostik und Umweltanalytik entwickelt. Feierliche Eröffnung war am 25. April. 

Bei dem interdisziplinären Ansatz werden Natur-, Material und Ingenieurswissenschaftler gemeinsam an Biohybridmaterialien der Zukunft tüfteln. Finanziert wird das Projekt mit 750.000 Euro von der Carl-Zeiss-Stiftung Stuttgart und 250.000 Euro von der Universität.  Gemeinsame Vorarbeiten der Projektpartner, die in den Jahren 2009 bis 2013 mit insgesamt 600.000 Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg unterstützt wurden, haben den Aufbau von NanoBioMater möglich gemacht. Ein wichtiger Ausgangspunkt für komplexe Biomaterialien sind synthetisch-biogene Hybrid-Hydrogele. Die weichen, wasserhaltigen Gele sind ein Mix aus biologischen und chemischen Bausteinen und lassen sich bliebig in Form bringen. „Diese Hydrogele ähneln den Geweben im menschlichen Körper und können als Basis für die Entwicklung von Organersatz dienen“, erklärt Günter Tovar vom Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie, der gemeinsam mit Christina Wege vom Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme das Projekthaus koordiniert.

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Nicht nur für die Medizintechnik sind die multifunktionalen Gele ideal. Auch neue Technologien im Bereich der miniaturisierten Diagnostik von Umwelt-, Lebensmittel- und Medizinanalytik sollen auf Grundlage der Biogele entwickelt werden. „Das übergeordnete wissenschaftliche Ziel der Forschungspartner besteht darin, bestehende Forschungseinheiten in eine neue Organisationsstruktur zu integrieren, die interdisziplinäre Entwicklungen im Bereich der weichen Funktionsmaterialien ermöglicht, welche für spätere klinische Anwendungen von besonderem Interesse sind“, fasst Hans-Joachim Werner von der Universität Stuttgart die Kernziele zusammen. Neben den beteiligten Instituten der Universität sind auch Forscher des Max-Planck-Instituts für intelligente Systeme und zahlreiche externe Kooperationspartner der Region Stuttgart und dem gesamten Bundesgebiet mit an Bord. Auch Wirtschaftsunternehmen sind mit dem Projekthaus gut vernetzt.

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Novartis verkauft zwei Sparten für Milliardensumme

Neustrukturierung bei Novartis: Die Sparten Impfstoffe und Tiergesundheit wechseln die Besitzer. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Neustrukturierung bei Novartis: Die Sparten Impfstoffe und Tiergesundheit wechseln die Besitzer. Quelle: Novartis

Der Pharmakonzern Novartis hat seine Sparten Impfstoffe und Tiergesundheit für mehrere Milliarden Euro an GlaxoSmithKline beziehungsweise Eli Lilly verkauft.

Damit läutet der Schweizer Pharmariese seinen lange angekündigten Unternehmensumbau ein. Mit einem Bündel von Einzeltransaktionen kommt unmittelbar nach Ostern wieder Schwung in das Übernahmekarussell in der Pharmabranche. Im Zentrum steht Novartis in Basel: Der Konzern stößt mehrere kleine Geschäftseinheiten ab und stärkt im Gegenzug das Krebsgeschäft. So wird vom britischen Unternehmen Glaxosmithkline die Onkologie-Sparte übernommen. Kostenpunkt: Mindestens 14,5 Milliarden US-Dollar zuzüglich Meilensteinen von bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar. GSK wiederum übernimmt von Novartis den Bereich Impfstoffe und zahlt dafür 7,1 Milliarden US-Dollar plus Lizenzgebühren. Ausgenommen sind lediglich die Grippe-Vakzine, welche die Basler zu einem späteren Zeitpunkt separat verkaufen wollen. Außerdem gründen Novartis und GSK ein Joint Venture für rezeptfreie Medikamente. In der Gesellschaft, an der die Schweizer einen Anteil von 36,5 Prozent halten, werden damit Produkte wie die Schmerzmittel Voltaren oder die Zahnpasta Sensodyne gebündelt. GSK konzentriert sich damit in Zukunft auf die Kernbereiche Impfstoffe, Atemwegserkrankungen, rezeptfreie Arzneien und HIV-Medikamente. Das Geschäft mit Tierarzneien hat bei Novartis ebenfalls keine Zukunft mehr. Der US-Konzern Eli Lilly übernimmt die Sparte für rund 5,4 Millarden Euro. Interesse hieran war auch Bayer nachgesagt worden.

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Die Leverkusener wollen das Geschäftsfeld, in dem sie zu den Marktführern gehören, weiter ausbauen. „Novartis hat nun drei große Standbeine, von denen jedes die Nummer eins, zwei oder drei ist", sagte Konzernchef Joe Jiminez mit Blick auf die Sparten Pharma, Generika und Augenheilkunde.  Hier soll künftig weiteres Wachstum erzielt werden. Zunächst verliert der Konzern zwar gut 4 Milliarden US-Dollar Umsatz von mehr als 57 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn aber soll steigen. Die verkauften Einheiten waren zu klein, als dass sie hochrentabel hätten betrieben werden können. Der Verkauf von Krebsarzneien hingegen liefert gute Renditen: Die Pharmasparte, zu der Krebsmedikamente rund ein Drittel beisteuern dürften, kam 2013 auf eine Betriebsgewinn-Marge von 29,1 Prozent, der Rest auf deutlich weniger. ©

biotechnologie.de/bk

Malaria: Lebendimpfstoff in klinischer Prüfung

Weibliche Mücken der Gattung Anopheles verbreiten den gefährlichen Erreger, dem jährlich Hunderttausende zum Opfer fallen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Weibliche Mücken der Gattung Anopheles verbreiten den gefährlichen Erreger, dem jährlich Hunderttausende zum Opfer fallen. Quelle: CDC, public domain, wikipedia.de

In Tübingen hat eine klinische Studie zu einem neuen Malaria-Impfstoff begonnen. Dabei werden lebende Erreger gespritzt und kontrolliert in Schach gehalten.

Im Tiermodell konnten die Biomediziner bereits bestätigen: Ihr jüngster Impfstoff gegen eine Malariainfektion funktioniert. Nun soll das Mittel in Tübingen, einem Standort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF, mehr...), in die klinische Prüfung gehen. Die Forscher verfolgen dabei einen ungewöhnlichen Ansatz. Lebensfähige Malaria-Erreger vom Typ Plasmodium falciparum (PfSPZ) werden intravenös injiziert. Gleichzeitig wird ein Mittel zur Malariaprophylaxe verabreicht, welches den Erreger abschwächt. „Der nächste Schritt in der Malaria-Impfstoffentwicklung muss die Entwicklung von hochwirksamen Vakzinen sein. Da gängige Ansätze bisher versagt haben, sollten wir neue, auf den ersten Blick verblüffende Verfahren prüfen“, erklärt Benjamin Mordmüller, leitender Prüfarzt in Tübingen. Laut den Tropenmedizinern ist das neue Verfahren die bislang wirksamste Methode zur Immunisierung gegen Malaria.

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Zur Prüfung der Wirksamkeit wird ein humanes Malaria-Infektionsmodell zum Einsatz kommen, das am Tübinger Institut für Tropenmedizin entwickelt und als klinische Studie im Rahmen des DZIF erfolgreich abgeschlossen wurde.  Erzeuger des Erregers ist die Firma Sanaria Inc. in Rockville, USA, die eine Zweigstelle bei Tübingen hat und die Impfstoffkomponente zur Verfügung stellen wird. Projektpartner innerhalb des DZIF sind das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und das Universitätsklinikum Heidelberg, Department für Infektiologie. Malaria ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Laut der Weltgesundheitsorganisation starben im Jahr 2012 über 600.000 Menschen an der Krankheit. Bisher konnte noch kein Impfstoff bis zur Marktreife entwickelt werden. Mitte 2015 soll der Impfstoff RTS,S auf den Markt kommen (mehr...), an dem das DZIF-Partnerinstitut Centre de Recherches Médicales de Lambaréné geforscht hat. Studienergebnissen zufolge liegt der Impfschutz voraussichtlich allerdings nur bei 30 bis 50 Prozent.

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Isarna sichert sich 5,5 Millionen Euro

Nachdem Isarna im Januar bereits 13 Millionen Euro einwerben konnte, sicherte sich die Firma nun weitere 5,5 Millionen Euro. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Nachdem Isarna im Januar bereits 13 Millionen Euro einwerben konnte, sicherte sich die Firma nun weitere 5,5 Millionen Euro. Quelle: Esther Stosch, pixelio.de

Die Isarna Therapeutics GmbH hat 5,5 Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt. Mit einer neuen Niederlassung in New York wollen die Münchener nun ihr USA-Geschäft ausweiten. 

Die Finanzierung wurde von bestehenden Investoren gestemmt, darunter die zu den Strüngmann-Brüdern gehörende AT NewTec sowie die von der AWAG AG betreuten Wagnisfinanzierer Global Asset Funds und MIG Fonds. Diese hatten bereits im Januar dieses Jahres 13 Millionen Euro in das Münchener Unternehmen investiert. So wie damals wird auch das frische Kapital für die Entwicklung von Krebsimmuntherapien genutzt. Inzwischen hat Isarna drei neuartige Oligonukleotide in präklinischer Entwicklung. ASPH_0047 und ASPH_1047 blockieren spezifisch TGF-ß2 beziehungsweise  ß1. Das Molekül ASPH_1132 soll hingegen multiselektiv die Proteine TGF-ß1 bis 3 blockieren. Der transformierende Wachstumsfaktor TGF-ß, ist ein Zytokin, das bei verschiedenen Krebserkrankungen erhöht vorliegt und eine zellulöre Immunschwäche bewirkt. Das ermöglicht Tumorzellen von der körpereigenen Abwehr unentdeckt zu bleiben. Zudem spielt das Molekül eine wichtige Rolle beim Tumorwachstum und der Metastasenbildung.

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Indes scheint es die Münchener nach Übersee zu ziehen: Als neuen strategischen Schritt verkündete das Unternehmen zudem die Ausweitung des US-Geschäfts. Im Zuge dessen hat die Firma Elizabeth Adkins Czerepak zum Chef Executive Officer und Chef Business Officer der neuen Geschäftsstelle in New York City ernannt. Die Wirtschaftsexpertin bringt insgesamt 30 Jahre Berufserfahrung in Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen sowie Venture-Capital-Firmen in ihre neue Position mit. Isarna hat den eher holprigen Start inzwischen offenbar überwunden. Im Oktober 2013 benannte sich die Antisense Pharma GmbH um und läutete so einen Neustart ein. Antisense hatte zuvor einige Misserfolge in der klinischen Entwicklung hinnehmen müssen. Zuletzt musste im Januar 2012 eine Phase III-Studie am Oligonukleotid Trabedersen in der Indikation Hirntumor abgebrochen werden.

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