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Wochenrückblick KW 35

02.09.2013

Mini-Hirne aus dem Zelllabor

Ein Querschnitt offenbart die Struktur des Mini-Gehirns aus der Zellkulturschale. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Ein Querschnitt offenbart die Struktur des Mini-Gehirns aus der Zellkulturschale. Quelle: IMBA

Wiener Forscher haben erstmals aus Stammzellen Mini-Versionen menschlicher Gehirne gezüchtet.

Die erbsengroßen Gebilde, Organoide genannt, eignen sich als Versuchsmodelle für Neurokrankheiten. Ob Großhirn, Hippocampus und Ventrikel: Die kleinen Mini-Gehirne aus der Zellkulturschale haben vieles, was auch unsere Gehirne auszeichnet. Damit haben Forscher des Institutes für Molekulare Biotechnologie (Imba) in Wien zum ersten Mal die typischen Entwicklungsstadien der Gehirnentwicklung in den ersten neun Schwangerschaftswochen in vitro nachvollzogen. 

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News: Wachsen in 3D: Gerüste für Zellkulturen entwickelt

News: Forscher diskutieren Einsatz von 3D-Test-Organen

Das Team um Jürgen Knoblich berichtet im Fachjournal  Nature (2013, Online-Vorabveröffentlichung) Ausgangspunkt waren Stammzellen, die sie über drei bis vier Wochen unter verschiedenen Bedingungen kultivierten. Dabei kamen unterschiedliche Nährmedien, Wachstumsfaktoren und Kultivierungssysteme zum Einsatz. Aber auch wenn er mit seinem „Rezept“ die Entwicklungsrichtung vorgab, zeigt sich Knoblich vor allem von den Fähigkeiten der Zellen selbst begeistert: „Wie unsere Ergebnisse verdeutlichen, können sie sich selbst organisieren. Die Zellen bilden, wenn man sie sich selbst überlässt, überraschend komplexe Strukturen aus.“ Anhand der Mini-Gehirne könne nun die Aktivität der Nervenzellen und die Kommunikation zwischen den Zellen studiert werden. Nicht nur Grundlagenforscher dürften die Gehirne aus der Kulturschale interessant finden. „Derartige Modelle haben auch sehr großes Potenzial für die Erforschung von Krankheiten und Entwicklung von Medikamenten“, ergänzt Knoblich. Egal ob Autismus oder Schizophrenie – da das Verfahren auch mit induzierten pluripotenten Stammzellen funktioniert, können solche Organoid-Kulturen in Zukunft direkt aus Zellen der erkrankten Patienten hergestellt werden. Diese Mini-Gehirne seien dann die besten Versuchsmodelle, die Ärzten und Forschern derzeit zur Verfügung stehen, ist sich Knoblich sicher. Anders als zum Beispiel für Nieren- oder Herzkrankheiten ist die Maus für neurologische Leiden kein geeignetes Versuchsmodell, da sich die Hirnentwicklung bei Maus und Mensch deutlich unterscheidet. Trotzdem ist das Modell nicht perfekt: Einige Hirnsegmente fehlen, andere sind falsch angeordnet. Außerdem wuchsen die Hirne nur bis zu einer Größe von vier Millimetern Durchmesser – auch wenn sie über zehn Monate im Bioreaktor ernährt wurden. Die Forscher vermuten, dass das Fehlen von Blutgefäßen dafür verantwortlich ist. 

© biotechnologie.de/ml

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Boehringer: Drei Millionen Euro für Biodatenbank

In der Biodatenbank der Gutenberg Gesundheitsstudie sind auch viele Herz-Kreislauf-Werte von Patienten erfasst. <ic:message key='Bild vergrößern' />
In der Biodatenbank der Gutenberg Gesundheitsstudie sind auch viele Herz-Kreislauf-Werte von Patienten erfasst. Quelle: hamma/pixelio.de

Das Unternehmen Boehringer Ingelheim fördert die Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) um weitere vier Jahre mit einer Summe von drei Millionen Euro.

Damit ist die 2007 gestartete Biodatenbank bis Ende 2017 gesichert. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen einen zentralen Beitrag dazu leisten, das individuelle Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Augenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen sowie von Erkrankungen des Immunsystems und der Psyche früher vorhersagen zu können und somit Diagnostik und Therapie verbessern. Die interdisziplinäre bevölkerungsrepräsentative Studie GHS ist eine der weltweit größten ihrer Art. Sie zielt auf die Analyse komplexer medizinisch-biologischer Zusammenhänge. Die Studie erfasst bevölkerungsbezogene Daten verbunden mit einer Sammlung von Bioproben: DNA, RNA, Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Serum und Plasma, Urin, Tränenflüssigkeit sowie Zahntaschenabstrich, die in eine umfassende Biomaterialbank einfließen. Konkret lässt diese Biomaterialbank Rückschlüsse auf den Einfluss genetischer oder molekularer Faktoren zu, die genauso wie Umweltfaktoren, Lebensstil oder Vorerkrankungen das Auftreten einer Erkrankung bewirken können. Die Untersuchung dieser vielschichtigen Einflüsse auf die Gesundheit ist von hoher Bedeutung, da die sogenannten Volkskrankheiten meist multikausale Ursachen aufweisen. 

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News50 Millionen Euro für Mainzer Biomedizin

Die GHS ist mit ihrer Detailtiefe der Charakterisierung der einzelnen Individuen und ihrem Stichprobenumfang einzigartig in Deutschland und Europa. Sie erlaubt einen gesamten Blick auf Erkrankungen unter Einbeziehung verschiedenster Umwelteinflüsse, die für die jeweilige Erkrankung relevant sind. Studienleiter Philipp Wild kommentiert: „Die hohe Standardisierung der Untersuchungen beziehungsweise der Datenerfassung ist hierbei von großer Bedeutung für eine hohe Zuverlässigkeit der wissenschaftlichen Ergebnisse. Die GHS ist für Forscher verschiedenster Fachrichtungen eine wichtige Ressource und wird auch in Zukunft eine Säule erfolgreicher klinischer Forschung an der Universitätsmedizin Mainz sein.“ In den Jahren 2007 bis 2012 wurden über 15.000 Personen im Alter zwischen 35 und 75 Jahren aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe in die Studie eingeschlossen und im Studienzentrum untersucht. Im Anschluss begannen die Verlaufsuntersuchungen nach 2,5 und 5 Jahren, in denen in den folgenden Jahren bis 2017 die Entwicklung des Gesundheitszustandes der Teilnehmer sowie der Verlauf aufgetretener Erkrankungen erfasst wird. „Wir wollen herausfinden, ob und möglicherweise warum sich der Gesundheitszustand von Teilnehmern der Studie verschlechtert hat. Die nächste Studienphase wird uns entscheidende Erkenntnisse liefern“, so Wild.

© biotechnologie.de/pg

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Arthritis: IQWiG sieht Zusatznutzen durch Biologika

Die Arzneimittelprüfer vom IQWiG erkennen bei neun Biologika gegen Gelenkrheuma einen Zusatznutzen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Arzneimittelprüfer vom IQWiG erkennen bei neun Biologika gegen Gelenkrheuma einen Zusatznutzen. Quelle: IQWiG

Die Arzneimittelprüfer vom Kölner IQWiG haben einer Reihe von Biotech-Medikamenten für die Behandlung von Rheumatoider Arthritis einen Zusatznutzen bescheinigt.

Das positive Votum für neun Biopharmazeutika, die als sogenannte Zweitlinientherapie bei Erwachsenen mit Rheumatoider Arthritis eingesetzt werden. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat jeder der Arzneien nun einen Nutzen bescheinigt. In der Vergangenheit hatte das IQWiG einer ganze Reihe von Biotech-Wirkstoffen einen fehlenden Zusatznutzen bescheinigt. Welches Medikament allerdings am besten wirkt, bleibt ungeklärt.

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News: Biotech-Arzneien als Kostentreiber in der Kritik

„Aussagekräftige Direktvergleiche, in denen die Biologika gemäß ihrer Zulassung eingesetzt wurden, und Langzeitdaten zum Nutzen und Schaden fehlen aber weiterhin“, monierte das Kölner Institut. Insgesamt 35 Studien zu neun Arthritis-Arzneien, die 2010 zugelassen waren, nahmen die Experten vom IQWiG unter die Lupe: Abatacept, Adalimumab, Anakinra, Certolizumab pegol, Etanercept, Golimumab, Infliximab, Rituximab und Tocilizumab. Bei fünf Wirkstoffen (Abatacept, Adalimumab, Certolizumab pegol, Golimumab und Tocilizumab) ließen sich Belege für einen Nutzen bezüglich der Zielkriterien Remission, Symptome (wie Schmerzen, Schwellungen der Gelenke, Morgensteifigkeit), körperlicher Funktionsstatus und/oder Lebensqualität ableiten. Für die vier anderen Wirkstoffe (Anakinra, Etanercept, Infliximab und Rituximab) war der Nachweis der positiven Wirkung schwächer. Hier spricht das IQWiG von Hinweisen oder Anhaltspunkten für einen Nutzen. Bei drei Wirkstoffen (Adalimumab, Certolizumab pegol und Tocilizumab) zeigten sich jedoch auch mindestens Anhaltspunkte für Schäden durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Das IQWiG fordert nun, langfristige Direktvergleiche zwischen den Biopharmazeutika anzustellen. Denn: Aufgrund der positiven Effekte der Biotech-Arzneien seien placebokontrollierte Langzeitstudien „ethisch nicht vertretbar“.

© biotechnologie.de/bk

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Drei Forschungskollegien für die Hochschulmedizin

Mit den Forschungskollegien soll das Berufsbild des "Klinik-Wissenschaftlers" fördern. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mit den Forschungskollegien soll das Berufsbild des "Klinik-Wissenschaftlers" fördern. Quelle: vfa/Martin Joppen

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert drei Forschungskollegien für die Nachwuchsförderung in der Hochschulmedizin mit insgesamt drei Millionen Euro.

Drei Konzepte von der Universitätsklinik Freiburg, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und an der Technischen Universität München (TUM) erhalten dazu jeweils eine Million Euro. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung vergibt die Förderung bereits zum zweiten Mal. Das Besondere an den Forschungskollegien ist die Verknüpfung von hervorragender selbstständiger Forschung mit der klinischen Weiterbildung zum Facharzt. Die Forschungskollegien werden jeweils von mehreren Kliniken oder Instituten getragen. Sie verbindet ein gemeinsames Forschungsfeld. Sie bieten den Kollegiaten ein hochkompetitives Forschungsumfeld, leiten sie zur wissenschaftlichen Selbstständigkeit an und ermöglichen eine breite fach- und methodenübergreifende Ausbildung zum sogenannten clinician scientist. Die geförderten Forschungskollegien bieten darüber hinaus die richtige Balance zwischen Anleitung und initiativer Selbstständigkeit sowie zwischen Forschungsorientierung und Integration in die ärztliche Weiterbildung. So gibt es Mentoring-Programme und breitgefächerte Seminar- und Ausbildungsangebote.

Die drei Konzepte im Einzelnen:

  • Universität Freiburg: Unter dem Titel „Nierenfunktionsstörungen alsKomplikationen von Systemerkrankungen“ widmet sich das Forscherkolleg dem Entstehungsmechanismus und den Behandlungsansätzen von Nierenschädigungen bei Diabetes mellitus, Hepatitis C oder bei Autoimmunerkrankungen oder bei Erkrankungen, die mit einem erhöhten Harnsäurespiegel einhergehen.
  • LMU München: Das Forschungskolleg „Seltene Erkrankungen des Immunsystems – von der Pathophysiologie zur Entwicklung neuer Therapiestrategien“ legt einen Schwerpunkt auf die Kinderheilkunde. Der Fokus liegt auf genetisch bedingten Erkrankungen des Immunsystems.
  • TU München: „Mikrobielle Trigger als Auslöser von Krankheiten“ lautet der Titel des Forschungskollegs, das die Rolle von Viren und Bakterien bei der Krankheitsauslösung in den Mittelpunkt rückt. Dieses Forschungsgebiet entwickelt sich aktuell mit großer Dynamik im Spannungsfeld von genetischer Prädisposition und Einflüssen von Umwelt und Lebensstil. Es befasst sich mit wesentlichen Aspekten der angeborenen und adaptiven Immunität.

© biotechnologie.de/pg

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