Wochenrückblick KW 40
Neuroblastom: Krebsförderndes Protein gefunden
Einem internationalen Forscherteam mit Beteiligung von Wissenschaftlern aus Essen und Köln ist es gelungen, einen molekularen Ansatzpunkt für die Behandlung von Neuroblastomen zu finden.
Das Team konnte die krebsfördernde Wirkung des Proteins LIN28B bei der Neuroblastom-Entstehung nachweisen. Über ihre Ergebnisse berichten die Molekularmediziner in der Fachzeitschrift Nature Genetics (2012, Online-Vorabveröffentlichung). Der Tumor ist für rund 15 Prozent aller Krebstodesfälle im Kindesalter verantwortlich. Die Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten hat somit eine hohe Relevanz. Ob das Protein LIN28B eine onkogene, also tumorauslösende Wirkung hat, wird schon seit längerem diskutiert, konnte bisher aber nie nachgewiesen werden.
Die internationale Forschergruppe um Johannes Schulte fand bei Untersuchungen von Neuroblastomen in der unter anderem vom Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN) geförderten Arbeit nun eine höhere Aktivierung von LIN28B in Neuroblastomen als in allen anderen untersuchten Tumoren und Normalgeweben. Dies ließ sich auf eine erhöhte Vervielfältigung des LIN28B Gens zurückführen, die wiederum eine größere Menge des LIN28B Proteins zur Folge hatte. Dieses Protein hemmt microRNAs der Let7-Familie und unterdrückt damit deren tumor-stoppende Wirkung.
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MicroRNAs sind kurze RNA-Moleküle, die durch Anheften an bestimmte Abschnitte der Boten-RNA die Proteinproduktion verhindern können. Die Let-7 microRNAs binden an Gene, die das Wachstum spezieller Tumore fördern und unterstützen somit die Tumorvorbeugung im Körper. Die Forscher wiesen in Zellkulturexperimenten und Mausversuchen nach, dass LIN28B über die Bindung und Drosselung von Let-7 microRNAs eine massive Produktionssteigerung von MYCN bewirkt. Dieses Protein fördert speziell die Bildung von Neuroblastomen. Mögliche Therapien können nun angestrebt werden; „Die Entwicklung von Substanzen, die spezifisch LIN28B hemmen, ist bereits in Planung“, so Schulte.
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Noroviren-Ausbruch: Tiefkühl-Erdbeeren lösten Epidemie aus
Noroviren und Erdbeeren: Die Suche nach der Ursache für den bisher größten Ausbruch von lebensmittelbedingtem Brechdurchfall in Deutschland ist weitgehend abgeschlossen.
Tausende Kinder und Jugendliche waren in der vorvergangenen Woche an der sogenannten akuten Gastroenteritis erkrankt. Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind die Zahlen aber wieder zurückgegangen. Nur am 4. Oktober kam es in Sachsen zu erneuten Ausbrüchen der Krankheit. Als Erreger gelten die beim Menschen Brechdurchfall auslösenden Noroviren. Der Verbreitungsweg des Erregers galt aber bislang als unklar. Laut RKI soll sehr wahrscheinlich eine Charge Tiefkühl-Erdbeeren für den Ausbruch der Epidemie gesorgt haben. Zwischen dem 25. und 28. September erreichte die Zahl der Krankheitsfälle den Höhepunkt. Bislang konnten 11.200 Fälle der Gastroenteritis gezählt werden. Im Labor kommen die Seuchenfahnder den Noroviren mithilfe des RT-PCR-Verfahrens auf die Spur. Um zudem dem Verbreitungsweg des Erregers aufzuklären, startete das RKI Studien zur Aufklärung des verantwortlichen Lebensmittels. In diesen sogenannten Fall-Kontroll-Studien wurden von Brechdurchfall betroffene und nicht betroffene Menschen und Einrichtungen befragt. Insgesamt wurden in vier Studien zwischen 1. und 4. Oktober ausgewertet. Mit Hilfe von Speiseplänen erfassten RKI-Mitarbeiter die verzehrte Nahrung von Kindergärten und Schulen in Sachsen, Thüringen und Berlin.
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Anhand dieser Daten konnte das gegessene Menü der jeweiligen Einrichtung mit dem Ausbrechen der Erkrankung in gebracht werden. Nach derzeitigen Informationen wurden die betroffenen Erdbeeren ausschließlich an Großküchen geliefert. Da bis auf wenige Ausnahmen alle betroffenen Einrichtungen durch ein bundesweit tätiges Unternehmen beliefert wurden, bestand früh der Verdacht, dass der Ausbruch Lebensmittelbedingt sei. Vermutlich ist auch nur eine Charge Tiefkühl-Erdbeeren für den Ausbruch verantwortlich. In Ostdeutschland haben einige Küchen zwar ebenfalls einige der „Brechbeeren“ erhalten, die Krankheit konnte hier aber nicht Fuß fassen. Maßgebliche dafür war, dass die Erdbeeren zuvor für einen Erdbeerkompott erhitzt wurden.
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Eurotransbio: Achte Ausschreibungsrunde gestartet
Junge Biotech-Unternehmen können sich wieder gemeinsam mit europäischen Partnern um eine Förderung ihrer Forschungs- und Entwicklungsprojekte durch die Initiative EuroTransBio bewerben.
Die achte Ausschreibung der ERA-NET-Initative ist am 4. Oktober gestartet. Aussicht auf Förderung haben kleine und mittlere Biotechnologie-Unternehmen oder Forschungseinrichtungen, die mit europäischen Partnern kooperieren. Bis zum 31. Januar 2012 können die Kooperationsverbünde ihre Forschungsvorhaben einreichen. Die Finanzierung der zu fördernden internationalen Forschungsvorhaben wird dabei jeweils über die beteiligten nationalen Förderagenturen geregelt. Für die nun achte Runde stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis zu 5 Millionen Euro zur Verfügung. Die ETB startete im Jahr 2004 und förderte innerhalb der vergangenen sieben Ausschreibungsrunden 125 Forschungsprojekte. Insgesamt wurde mittlerweile ein Gesamtprojektvolumen von 215 Millionen Euro an die Gewinner ausgeschüttet. Aus zunächst sechs beteiligten Ländern sind inzwischen zwölf Länder und Regionen geworden:
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Neben Deutschland sind Belgien (mit den Regionen Wallonien und Flandern), Finnland, Frankreich (mit der Region Elsass), Italien, Österreich und Spanien (mit den Regionen Andalusien, Baskenland, Katalonien und Navarra) und Ungarn beteiligt. Es werden anwendungsorientierte, wissenschaftlich und wirtschaftlich risikoreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben aus dem Bereich der modernen Biotechnologie gefördert. Die Bewerber sollten ihre Projektskizze gemäß den auf eurotransbio.eu aufgeführten Regularien elektronisch einreichen. Ansprechpartner für deutsche Verbundkoordinatoren ist der Projektträger Jülich (Veronika Deppe, v.deppe@fz-juelich.de und Nicolas Tinois, n.tinois@fz-juelich.de).
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Millionenkooperation zwischen Evotec und Bayer
Bayer und Evotec wollen gemeinsam Wirkstoffe gegen die Gebärmuttererkrankung Endometriose entwickeln.
Im Verlauf der Krankheit wuchert Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter. Das Ziel ist es, drei Wirkstoffkandidaten gegen Endometriose in die Klinik zu bringen. Sollten alle Entwicklungsziele erreicht werden, könnte das Evotec bis zu 500 Millionen Euro bescheren. 12 Millionen Euro gibt es bereits vorab. Die Krankheit manifestiert sich im wesentlichen darin, dass ansonsten zyklusabhängig auf- und abgebautes Gewebe außerhalb der Gebärmutter unkontrolliert wuchert. Das führt zu Schmerzen und Blutungen im Körper der betroffenen Frauen und ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Bisher besteht die Therapie der Endometriose in der Einnahme hormoneller Kontrazeptiva. Die Hormonpräparate können etwa eine übersteigerte Östrogenaktivität bremsen. Evotec und Bayer haben sich fünf Jahre Zeit gesetzt, neue Wirkstoffe zu entwickeln und diese bis zum ersten Test am Menschen zu bringen. Die klinische Entwicklung wird Bayer übernehmen. Sollte diese erfolgreich sein, kann auch Evotec von den Umsätzen profitieren.
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Wochenrückblick: Evotec: Allianz für Lungenkrankheiten News: Dortmunder Lead Discovery Center startet Millionenprojekt mit Bayer AG |
Die Hamburger würden Abgaben aus den Verkäufen eventueller Medikamente im niedrigen zweistelligen Prozentbereich einstreichen.Für Evotec ist es die zweite große Allianz kurz hintereinander, die in diesem Jahr geschlossen wurde. Gerade hatten die Hamburger einen umfassenden Vertrag mit den National Institutes of Health der Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet. Analyst Elmar Kraus von der DZ Bank sieht daher eine gute Chance, dass das „in dieser Form einzigartige deutsche Biotech-Unternehmen“ die eigene Prognose für das laufende Jahr übertreffen könnte. Für Bayer ist Endometriose ein strategisch wichtiges Forschungsgebiet. Unter anderem unterhält der Leverkusener Pharmakonzern eine Forschungsallianz im Bereich Diagnostika mit der Dortmunder Protagen AG.
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