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Wochenrückblick KW 35

03.09.2012

Gene für Internetsucht gefunden

Internetsucht ist auch genetisch bedingt.

Wie Forscher der Universität Bonn und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim in der Fachzeitschrift Journal of Addiction Medicine (2012, Online-Vorabpublikation) berichten, verstärkt eine bestimmte Genvariante offenbar das krankhafte Verlangen ständig online zu sein. Vor allem Frauen sind betroffen. Nach den Ausführungen der Forscher handelt es sich bei der Genvariante um einen für das Belohnungssystem des Gehirns wichtigen Rezeptor. Der sogenannte nikotinerge Acetylcholinrezeptor bindet den körpereigenen Botenstoff Acetylcholin – aber auch Nikotin. Somit basieren Nikotinabhängigkeit und Internetsucht wahrscheinlich auf ähnlichen molekularen Mechanismen. Der gefundene Sequenz-Unterschied zwischen Internetsüchtigen und denen, die das Web im normalen Umfang nutzen betrifft das Gen CHRNA4, das für einen Baustein dieses Rezeptors kodiert. „Diese Genvariante tritt bei Probanden mit problematischem Internetverhalten gehäuft auf“, erklärt Christian Montag, Erstautor der Publikation.  

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 Die Bonner Forscher beobachteten insgesamt 843 Menschen über mehrere Jahre. Die Beziehung zum Netz der Netze wurde über Fragebögen festgestellt. Das Ergebnis: 132 der Befragten zeigten ein Verhalten, das die Wissenschaftler als kritisch einstuften. Der Vergleich des Erbguts der beiden Gruppen förderte dann den Unterschied im Gen CHRNA4 zutage. Mutationen in diesem Gen können Auswirkungen auf eine große Bandbreite von Verhaltensweisen haben. Neben Suchtverhalten betrifft dies auch Auswirkungen auf Gefühle und Erkenntnisse. Innerhalb der Problemgruppe tritt das Internet-Sucht-Gen übrigens besonders häufig bei Frauen auf. Für Erstautor Montag ein rätselhafter Befund, da den Befragungen zufolge eher Männer als Frauen zu Internetabhängigkeit neigen: „Möglicherweise haben wir mit unserem Verfahren eine spezielle Untergruppe der Online-Sucht adressiert, die eher Frauen betrifft.“ Der Psychologe spekuliert, dass das zum Beispiel die Nutzung von sozialen Netzwerken sein könnte.

© biotechnologie.de/ml

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Grippeviren binden anders als gedacht

Die Bindungsstärke von Grippeviren an ihre Wirtszellen ist geringer als gedacht, und funktioniert dafür durch Multivalenz.

 

Grippeviren binden an eine Wirtszelle. Die Bindung ist schwächer als gedacht.Lightbox-Link
Grippeviren binden an eine Wirtszelle. Die Bindung ist schwächer als gedacht.Quelle: Humboldt-Universität Berlin
Das berichten Forscher um Andreas Herrmann von der Humboldt Universität Berlin in der Fachzeitschrift PNAS (2012, Bd. 109, Nr. 34, S. 13626-13631).

Viren brauchen bekanntermaßen eine Wirtszelle, um sich vermehren zu können. Infektionsbiologen arbeiten daher an Hemmstoffen, die den Winzlingen den Eintritt in die Zelle verwehren. Die Forscher um Andreas Herrmann von der Humboldt Universität Berlin erforschen Influenzaviren, die Erreger von Vogel-, Schweine oder saisonaler Grippe. Sie interessiert, wie genau die Viren mit ihren Zielzellen in Kontakt treten und mit welcher Kraft sich Grippeviren an ihre Zielzellen klammern. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Bindungskräfte mit etwa 10 Piconewton überraschend klein sind. Die Wissenschaftler ermittelten die Kräfte einer bestimmten Bindung, nämlich der von Hämagglutinin (Virus) an die Sialinsäurereste der Glykoproteine und Glykolipide (Wirtszelle). Bei der Untersuchung kam auch eine optische Pinzette zum Einsatz. Mit diesen Pinzetten können winzige, mit Viren besetzte Kugeln an die Zielzelle herangeführt werden. Nach der Bindung wird die Kugel leicht zurückgezogen und so die resultierende Widerstandskraft gemessen.

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Eine weitere Beobachtung könnte für die Hemmstoffentwicklung interessant sein: Statt zweier Optionen „gebunden“ und „gelöst“ gibt es vielmehr etliche Zwischenzustände und somit viele kleine Bindungs- und Loslösungsereignisse (Multivalenz). Noch dazu scheint es viele verschiedene Möglichkeiten zu geben, solche Minibindungen wieder aufzulösen, so die Forscher. Der ganze Prozess sei viel weniger vom Rezeptortyp abhängig als bisher gedacht. Offenbar ist die Art und Weise, wie der Rezeptor auf der dynamischen Oberfläche der Wirtszelle präsentiert wird, mindestens ebenso wichtig. Ein Virus benötigt eine kritische Menge solcher Minibindungen, um sich stabil an einer Wirtszelle festzusetzen. Die neuen Erkenntnisse über diese Multivalenz wollen die Berliner nun in das Design neuer Hemmstoffe einfließen lassen.

© biotechnologie.de/ck

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Schweiz: GVO-Moratorium auf dem Prüfstand

In der Schweiz wird heftig über den künftigen Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) gestritten.

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Anlass ist der Abschlussbericht zu einem mehrjährigen Moratorium, den das Schweizer Nationale Forschungsprogramm „Nutzen und Risiken der Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen“ (NFP 59)  am 28. August veröffentlicht hat. In dem Bericht hat das NFP die ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgen des Anbaus von gv-Pflanzen untersucht und kommt zu dem Schluss, dass von der Grünen Gentechnik weder Gesundheits- noch Umweltgefahren ausgingen. Der ökonomische Nutzen der Technik sei gegenwärtig aber bescheiden. Das Papier heizt in der Schweiz die Diskussion um das Anbaumoratorium für Gentechnik-Pflanzen an, das nach derzeitiger Gesetzeslage im November enden wird. Es war ursprünglich 2005 zunächst für fünf Jahre beschlossen worden und wurde 2010 um drei Jahre verlängert, um die Resultate des Forschungsprogramms abzuwarten.

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie der Maissorte MON810 ist in der Schweiz bisher verboten.Lightbox-Link
Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wie der Maissorte MON810 ist in der Schweiz bisher verboten.Quelle: samossi / pixelio.de

Der Schweizerische Bauernverband (SBV) sieht in der „gentechfreien Schweiz“ einen Marketingvorteil und will das Moratorium bis 2017 verlängern. Dies fordert auch die Arbeitsgruppe Gentechnologie, ein Zusammenschluss von 26 Verbänden aus den Bereichen Umwelt, Naturschutz, Tierschutz, Medizin, Entwicklungszusammenarbeit, biologischer Landbau und Konsumentenschutz, der den Abschlussbericht des NFP 59 als „tendenziös“ beurteilte. Für ein Auslaufen des Moratoriums werben hingegen der Wirtschaftsverband Chemie Pharma Biotech Scienceindustries, der Wirtschaftsdachverband economiesuisse, die Swiss Biotech Association und das Konsumentenforum. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es, ein staatliches Technologie-Verbot wäre innovationsfeindlich, rückwärtsgewandt und rechtlich problematisch. Das Moratorium bedrohe den weltweit anerkannten Spitzenrang der Schweizer Forschung zur Pflanzenwissenschaft und bedrohe den Forschungs- und Wirtschaftsstandort.

© biotechnologie.de/pd

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Merck Serono gründet Spin-Off für Biomarker-Analyse

Der Pharmakonzern Merck Serono hat mit Quartz Bio ein Spin-Off für Biomarker-Datenmanagement sowie explorative Biomarker-Analysedienste gegründet.

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Das Darmstädter Unternehmen gab die Ausgründung am 27. August bekannt. Wie aus der Pressemitteilung des Pharmakonzerns hervorgeht, handelt es sich bei Quartz Bio um das zweite Spin-Off-Unternehmen, das aus dem im April 2012 ins Leben gerufenen Entrepreneur Partnership Programm hervorgeht. Das Programm hatte Merck ins Leben gerufen, nachdem es im April seinen zentralen Standort in Genf geschlossen hatte. Den arbeitslos gewordenen Mitarbeitern wurde so die Möglichkeit gegeben, sich mit Projekten zu bewerben. Die bei Quartz Bio angebotene Biomarker-Analyse ist ein kritischer Schritt im Prozess der Wirkstoffentwicklung, da es die Identifikation von Patientenprofilen ermöglicht, die auf eine bestimmte Behandlung am ehesten ansprechen.

Quartz Bio ist das zweite Spin-Off des Arzneimittelherstellers Merck Serono.Lightbox-Link
Quartz Bio ist das zweite Spin-Off des Arzneimittelherstellers Merck Serono.Quelle: Merck Serono
„Diese zweite Unternehmensgründung zeigt die große Vielfalt von Aktivitäten, die auf dem Gebiet der Life Sciences entwickelt werden können. Hoch spezialisierte Dienstleistungsunternehmen sind essentielle Akteure im Prozess der Wirkstoffentwicklung und ergänzen in idealer Weise die Aktivitäten und Strukturen der grossen Pharmaunternehmen", sagte François Naef, Verwaltungsratspräsident von Merck Serono S.A. „Die Gründung von Quartz Bio zeigt auch die Dynamik der Merck Serono Mitarbeiter und ich bin überzeugt, dass das wirtschaftliche Gefüge der Region Genf davon profitieren wird". Quartz Bio wird geleitet von Jérôme Wojcik, einem erfahrenen Experten auf dem Gebiet der Bioinformatik. Das Unternehmen wird vier hoch spezialisierte Wissenschaftler auf dem Gebiet der Biologie und der Bioinformatik beschäftigen, die langjährige Erfahrung in den Bereichen der Wirkstoffentwicklung mitbringen. Merck Serono beabsichtigt, die Dienstleistungen von Quartz Bio in Anspruch zu nehmen und plant in den nächsten zweieinhalb Jahren Aufträge in Höhe von rund 2 Millionen Euro zu vergeben, hieß es weiter.

© biotechnologie.de/ck

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