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Andreas Briel: Große Pläne mit Nano

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Andfreas Briel ist gelernter Materialwissenschaftler. Das kommt ihm beim Entwickeln neuartiger Kontrastmittel für die biologische Bildgebung zugute. Quelle: nanopet GmbH

01.02.2012  - 

Andreas Briel wurde 1966 in Elmshausen geboren, einem 200-Seelen-Dorf im hessischen Hinterland. Er war der erste aus dem Ort, der studierte und promovierte. Der Großvater war Steinmetz, der Vater Meister im Stahlformbau. „Ich komme aus einer klassischen Arbeiterfamilie.“ In Briels Wohnung in Berlin hatte sich einmal ein Sondereinsatzkommando einquartiert, um eine Geiselnahme in der benachbarten Bank zu beenden. Jetzt wohnt Briel woanders und hat einen dreijährigen Sohn, mit dem er versucht, alle drei Monate für eine Woche zu den Großeltern zu fahren. „Das ist der Plan, plus oder minus fünf Prozent.“ Außerdem leitet er die von ihm gegründete nanopet GmbH, ein Unternehmen, das neuartige Kontrastmittel für die medizinische biologische Diagnostik herstellt.


 

Nach einem langen Tag voller Entscheidungen, Meetings und Deals wird es im Kopf von Andreas Briel auch mal etwas eng. „Da merke ich, wie die Gedanken nur noch um Nanopet kreisen.“ Dann setzt sich der „halb-Neunzigjährige“ abends noch mal an sein Schlagzeug und spielt, am besten was mit Doublebase. „Das ist dann wie eine Stunde Urlaub für mich.“ Eine Auszeit von Partikeln, Polymeren, Dimeren und Monomeren, die er mit seinem jungen Unternehmen als Kontrastmittel für die diagnostische Bildgebung entwickelt. 2007 gegründet, macht die Nanopet Pharma GmbH mittlerweile eine Million Euro Umsatz, hat 15 Mitarbeiter und 21 Produkte auf dem Markt. In letzter Zeit ist Briel viel in der Welt unterwegs, um die Verkäufer vom Vertriebspartner Miltenyi Biotec vor Ort zu schulen. Jetzt sitzt er in schwarzer Hose, T-Shirt und Jackett im dritten Stock eines Hightech Labor- und Bürokomplexes unweit der Berliner Charité. Die Stimmung ist konzentriert, Briel antwortet mit Bedacht; ruhig ist er, immer wieder bricht aus dem Schmunzeln ein vergnügtes Lachen hervor. Verräterisch sind die Finger der rechten Hand, sie trommeln rhythmisch auf die Armlehne. „Natürlich braust es in mir, ich möchte zwei, drei Dinge gleichzeitig machen, aber jetzt bin ich ganz hier.“

nanoPET Pharma GmbH

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin hat derzeit 21 Kontrastmittel im Angebot, mit der etwa biopharmazeutische Unternehmen die Wirkung ihrer Arzneimittel im Körper von Versuchstieren beobachten können..

www.nanopet-pharma.com

Einsatz in präklinischen Studien 

Der Materialchemiker mit dem Henriquatre-Bart unterdrückt den inneren Sturm auch deshalb so gut, weil bisher alles nach Plan zu laufen scheint: der Ausstieg bei Bayer Schering, die Gründung von Nanopet, der Deal mit Miltenyi und das schnell wachsende internationale Geschäft. An seinem Ziel ist Briel noch längst nicht. „Im Jahr 2015 rechnen wir mit 50 Millionen Euro Umsatz.“ Die Zuwächse sollen zur Hälfte aus einem ganz neuen Geschäftsfeld kommen. Bisher berät Nanopet Pharmafirmen bei allen Fragen rund um die diagnostische Bildgebung, hinzu kommt der Verkauf der eigenen Produkte, die für den Einsatz in präklinischen Studien gedacht sind.

Mit den Reagenzien aus den Laboren der nanopet Pharma GmbH lassen sich zum Beispiel Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar machen.Lightbox-Link
Mit den Reagenzien aus den Laboren der nanopet Pharma GmbH lassen sich zum Beispiel Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar machen.Quelle: nanopet GmbH

Gerade arbeiten Briel und sein Team jedoch daran, Präparate für den Einsatz im Menschen weiterzuentwickeln. In einigen Jahren wollen sie schon die ersten Meilensteinzahlungen vom Entwicklungspartner einstreichen. „Bei Schering habe ich gelernt, dass Planung in der Regel ganz gut ist“, sagt er. Dabei spielten der Zufall – und der Mut, ihn beim Kragen zu packen – eigentlich keine kleine Rolle im Leben des Andreas Briel. Etwa der Anruf von Schering, als der Chemiker sich eigentlich schon auf eine klassische Karriere in der chemischen Industrie vorbereitete. „Ich dachte, gut, jetzt mache ich Waschmittel oder Bremsbeläge bis ans Lebensende.“ Am anderen Ende der Leitung an diesem Tag im Jahr 1997 war ein Entwicklungsleiter von Schering, der Hilfe für die Entwicklung eines Ultraschall-Präparates suchte. Mit Kontrastmitteln hatte er zuvor noch nie zu tun.

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Das wilde Berlin der Nachwendezeit

Doch schon beim ersten Treffen konnte Briel entscheidende Hinweise geben, noch im Aufzug nach unten wurde ihm eine Stelle angeboten. Zufall war es zunächst auch, dass der Student in Marburg mit Markus Antonietti einen Professor und späteren Lebensfreund kennenlernte, der passgenau zu Briels Abschluss 1993 nach Berlin ging, um das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung aufzubauen. Briel schloss sich an und landete mitten im wilden Berlin der Nachwendezeit. „Meine Kollegen und ich kamen Freitag von der Arbeit im Institut nach Hause, machten uns was zu essen und waren dann bis Montagmorgen unterwegs, danach ging es wieder ins Institut, für fünf Tage und Nächte – forschen!“ Durch einen ehemaligen Schulkameraden, Frank Künster, eine der Größen im Nacht- und Kulturleben, war Briel immer da, wo man gerade sein musste in dieser Stadt.

Seine Expertise als Materialwissenschaftler war auch in dieser Welt gefragt.Zusammen mit dem Fotografen Hanns Joosten etwa entwarf er ein speziell beschichtetes Fotopapier, mit dem sich dreidimensionale Strukturen belegen lassen. Dem Latexcouturier Michael Schermons half er, die Trocknungszeiten der auf den Körper gepinselten Maßanfertigungen von Stunden auf Minuten zu verkürzen. „Das ist dann schon relevant“, meint Briel, noch heute von professionellem Stolz erfüllt. „Ich halte es für wichtig“, und er betont jetzt mit Nachdruck jedes Wort, „immer wieder etwas Neues zu lernen. Das macht mir Spaß.“ Und der Kopf wird frei.

© biotechnologie.de/cm

 

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