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Medica 2011: Mobile Medizin, mobile Labore

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Die Medica in der Messe Düsseldorf zieht jedes Jahr mehr als 100.000 Besucher aus aller Welt an. Quelle: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

17.11.2011  - 

Die Medica in Düsseldorf ist das jährliche Topereignis für die internationale Medizintechnik-Branche. In diesem Jahr kann die Gesundheitsmesse mit mehr als 4.500 Ausstellern aus mehr als 60 Nationen wieder eine Rekordbeteiligung vermelden. Auch wenn Hightech-Instrumente und mobile Kommunikationstechnik den Ton angeben: die medizinische Biotechnologie hat bei der Riesenmesse vom 16. bis 19. November ihren festen Platz. In drei Hallen präsentieren zahlreiche Spezialisten für Labordiagnostik ihre neuesten Produkte. Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt mit dem „mobile lab“ das erste Hochsicherheitslabor auf Rädern vor. Um Implantate, in denen oft viel Biotechnologie steckt, ging es bei einem Vortragsforum des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Auch die Wissenschaftsakademie acatech hat das Thema Bioimplantate auf der Agenda.

 

Zunehmende Vernetzung, mobile Gesundheitsversorgung, nachhaltige Krankenhaus-Ausstattung– das sind die Topthemen, um die sich die Aussteller bei der Medica in diesem Jahr besonders kümmern. Die Mega-Messe, zu der noch bis Samstag voraussichtlich 135.000 Fachbesucher strömen werden, ist wieder auf Rekordkurs. In sämtlichen der 17 Messehallen in Düsseldorf lässt sich besichtigen, welche Antworten die Hightech-Medizin für die gesellschaftliche Herausforderungen unserer Zeit parat hält. Auf dem Vormarsch ist die mobile Gesundheitsversorgung mit Hilfe von Handys und Mini-Computern, sei es als Blutzuckertest-Steckaufsatz für das Smartphone nebst passender App oder für die Früherkennung von Hautkrebs.

Medica

1968 wurde die Medica als regionale Messe für Ärztebedarf gegründet. Mittlerweile ist sie der wichtigste Treffpunkt der Medizinbranche. Die Medica findet jährlich in Düsseldorf statt.

www.medica.de

Translationsstau bei Bioimplantaten

Auch die Biotechnologie hat ihren festen Platz auf der Medica, insbesondere in den Hallen 1 bis 3, in den die Labordiagnostikanbieter ihre Stände aufgebaut haben. Eine Kombination aus medizintechnischem und biotechnologischem Know-how ist zum Beispiel bei Bioimplantaten gefragt. Darunter fallen all jene Implantate, die aus einer technischen und einer biologischen Komponente bestehen. Zu den Chancen und den Hürden für den Einsatz von Bioimplantaten hat die Deutsche Akademie der Wissenschaften acatech gemeinsam mit dem Industrieverband VDE ein Positionspapier veröffentlicht, das am 16. November vor Journalisten in Düsseldorf vorgestellt wurde. Ein typisches biologisches Implantat ist zum Beispiel im Labor gezüchtete Ersatzhaut oder Knorpel (mehr...). Zur Gruppe der Bioimplantate zählen aber auch Werkstoffe, die mit Oberflächen versehen werden, die das Zellwachstum fördern. „Das Feld ist sehr innovativ und es gibt viel Grundlagenforschung in Deutschland“, so Thomas Schmitz-Rhode von der RWTH Aachen. „Allerdings herrscht ein Translationsstau“, beklagte der Ingenieur, der bei acatech eine Projektgruppe zu Bioimplantaten leitet.

Öffentliche Förderung nach dem BAföG-Modell gefordert

Die Entwicklung von Bioimplantaten sei nicht nur komplex und hochinterdisziplinär. „Ein weiterer Knackpunkt ist die Vielzahl an Gesetzen und Behörden, die bei der Zulassung eine Rolle spielen“, so Schmitz-Rhode. Insbesondere bei der Finanzierung von klinischen Studien, die den Nutzen von Implantaten untersuchen, muss nach Ansicht der Autoren nachgebessert werden. „Wir plädieren für eine öffentliche Kofinanzierung von klinischen Studien nach Muster des BAföG-Modells.“

Bioimplantate-Papier

Das 36-seitige Positionspapier zu Bioimplantaten wurde von der Technikakademie acatech und der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE erarbeitet.

zum Positionspapier (pdf): hier klicken

Kriterium für den Erfolg von Bioimplantaten müsse der Patientennutzen sein. Unternehmen sollten mögliche öffentliche Zuschüsse nach Markteinführung wieder zurückzahlen. Neben einer Überbrückungsfinanzierung wünschen sich die Autoren des Papiers auch Innovationszentren für Bioimplantate, die klare Kriterien für den medizinischen Nutzennachweis aufstellen. Neben der guten Verträglichkeit könnte es sich Schätzungen zufolge lohnen, auf Bioimplantate zu setzen: Langfristig ließe sich bis zu einer Milliarde Euro einsparen, rechnen die Autoren vor.  

Herzklappe nach Bleigießer-Art

Bioimplantate spielten am Eröffnungstag auch beim „Medica Vision Forum“ eine Rolle, das vom BMBF gemeinsam mit der Medica in Halle 3 veranstaltet wird. An allen vier Messetagen berichten hier BMBF-geförderte Forscher über ihre abgeschlossenen oder laufenden Projekte, die sich mit innovativen Therapie- und Diagnostikansätzen, mit Medizintechnik sowie modernen Operationsverfahren beschäftigen.

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Bassil Akra von der LMU München etwa stellte ein Verfahren vor, bei dem sogenannte biohybride Herzklappen im Labor entstehen. „Wir formen Herzklappen aus Silikon nach und produzieren wie beim Bleigießen ein dünnes Metallgerüst damit“, so Akra. Anschließend besiedeln die Forscher ihr Gerüst mit Zellen aus einer Beinvene. Die ersten Ergebnisse aus dem Labor seien vielversprechend. Jetzt soll sich bei Experimenten mit Schafen zeigen, wie belastbar die biohybriden Herzklappen bei ihrem Einsatz im Körper wirklich sind.

Mobiles Sicherheitslabor in Südafrika

Ein weiteres Beispiel für die mobile Labortechnik der Zukunft können Medica-Besucher unterdessen in Halle 7a bestaunen.

Das Mobile Lab ist das erste fahrtüchtige Hochsicherheitslabor weltweit. Derzeit ist der Hightech-Truck in Südafrika stationiert. Lightbox-Link
Das Mobile Lab ist das erste fahrtüchtige Hochsicherheitslabor weltweit. Derzeit ist der Hightech-Truck in Südafrika stationiert. Quelle: Fraunhofer IBMT

Dort stellt die Fraunhofer-Gesellschaft das weltweit erste fahrende Hochsicherheitslabor, das „mobile lab“, zur Schau. Es handelt sich in Düsseldorf jedoch lediglich um eine Spielzeug-Miniaturversion des Hightech-Gefährts. Der eigentliche Riesentruck ist derzeit in Südafrika unterwegs. Er ist das erste Ergebnis eines Technologieprojekts, das vom Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik IBMT in Sulzbach angestoßen wurde und das vom saarländischen Wirtschaftsministerium unterstützt wird. An Bord hat der Spezialsattelauflieger neueste Labortechnik, die es bis zu drei Mitarbeitern erlaubt, mit gefährlichen Krankheitserregern der Sicherheitsstufe 3 zu hantieren. In Südafrika archivieren die Fraunhofer-Forscher vom IBMT zusammen mit Kooperationspartnern von der Stellenbosch University Blutproben von HIV- und Tuberkulose-Patienten für die Impfstoffentwicklung. "In der Vergangenheit hat es immer schon Versuche gegeben, solche Hochsicherheitslabors auf Rädern zu bauen. Aber wir sind unserer Kenntnis nach die ersten, die für die Schutzstufe BSL-3 eine Straßenzulassung vom TÜV erhalten haben", sagt Projektleiter Daniel Schmitt. Für die Fraunhofer-Ingenieure vom IBMT ist das mobile lab erst der Beginn einer ganzen Flotte von Hightech-Labortrucks. Erst kürzlich lief auch ein Stammzelllabor vom Stapel (mehr...). "Bis April 2012 wollen wir ein mobiles Analyselabor mit vorgelagerten Behandlungsräumen konstruieren, das sich auch für den Einsatz in Deutschland eignet", kündigt Schmitt an.

© biotechnologie.de/pg
 

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