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Deutsche Forscher entdecken neue Ansätze für Alzheimer-Therapien

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Alzheimer-Plaques, Klumpen aus miteinander verschmolzenen Amyloid-Proteinfragmenten, sind eines der Hauptmerkmale der Alzheimer-Erkrankung.

15.09.2011  - 

Allein in Deutschland gibt es mehr etwa 1,2 Millionen Demenz-Patienten, die Mehrheit von ihnen leidet an der Alzheimer-Krankheit. Weltweit suchen Forscher daher nach neuen Ansätzen um die bis heute unheilbare Krankheit zu besiegen. Anfang September meldeten gleich zwei deutsche Forschergruppen Fortschritte. Lübecker Forscher haben ein Protein entdeckt, durch dessen Blockade die Bildung von krankhaften Proteinablagerungen im Hirn verhindert werden könnte. Rostocker Forscher haben ein anderes Konzept vorgestellt: Indem bestimmte Transportproteine gezielt aktiviert werden, sollen die krankmachenden Proteine aus dem Hirn geschafft werden, bevor sie Schaden anrichten können.

Bereits vor mehr als hundert Jahren beschrieb der Psychiater Alois Alzheimer eine Demenzerkrankung, die später seinen Namen tragen sollte. Patienten die an der Alzheimer-Krankheit leiden, büßen schleichend immer mehr ihrer kognitiven Fähigkeiten ein. Die Gedächtnisstörungen werden immer gravierender, zum Schluss ist ein normales Leben im Alltag so gut wie ausgeschlossen. Auguste Deters, die Patientin, an der Alzheimer die Symptome der neuen Demenzerkrankung zuerst beschrieb, sagte bei den Untersuchungen damals: „Ich habe mich sozusagen selbst verloren.“ – Ein Gefühl, dass auch heutzutage viele der etwa 1,2 Millionen Demenzkranken in Deutschland beschleichen dürfte. Weltweit sind sogar etwa 36 Millionen Menschen betroffen, das geht aus dem Mitte September veröffentlichten Welt-Alzheimer-Bericht 2011 hervor (zum vollständigen Bericht: hier klicken).

Bis heute ist eine Heilung der Alzheimer-Demenz nicht möglich. In den vergangenen zehn Jahren sind etwa 20 klinische Studien mit neuen Alzheimer-Medikamenten in verschiedenen Stadien der klinischen Entwicklung gescheitert, berichten amerikanische Wissenschaftler im Fachblatt Journal of Alzheimer’s Disease. Erst im August 2010 musste der US-amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly klinische Versuche mit dem Medikamentenkandidaten Semagacestat erfolglos abbrechen.

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Lübeck: Proteinblockade soll Ablagerungen verhindern

Anfang September haben zwei deutsche Wissenschaftlergruppen unabhängig voneinander Ergebnisse vorgestellt, die den Weg für neue Therapieansätze ebnen könnten. Das Forscherteam um Steffen Roßner, Arbeitsgruppenleiter am Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig, beschäftigte sich mit einer der auffälligsten Veränderungen im Hirn von Alzheimer-Patienten. Im Laufe der Zeit entstehen durch krankhaft veränderte Eiweiße, die Amyloid-Peptide, Proteinablagerungen. Sie können vom Körper nicht mehr abgebaut werden und formen sogenannte Plaques. Die Leipziger Forscher haben nun herausgefunden, wie diese Proteinklumpen entstehen. „Wir haben die Transportprozesse in Echtzeit beobachtet“, sagt Roßner. Dabei fanden die Forscher heraus, das ein bestimmtes Enzym für verschiedene Formen der Ablagerung zuständig ist: die Glutaminyl-Zyklase. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal Acta Neuropathologica (2011, Bd. 121, S. 705-19) veröffentlicht. „Es ist das erste Mal, dass im Gehirn von Alzheimer-Patienten der Zusammenhang zwischen diesem Enzym und dem bösartigen Amyloid nachgewiesen wurde", so der Hirnforscher. Die Forscher wollen die Glutaminyl-Zyklase nun gezielt blockieren. Sie hoffen, dadurch die Bildung der krankhaften Ablagerungen verhindern zu können. Bei der Firma Probiodrug in Halle (Saale) werden solche Wirkstoffe bereits entwickelt und getestet.

Rostock: Krankmachende Protein-Vorstufen rechtzeitig abtransportieren

Ein Forscherteam von der Universität Rostock hat hingegen einen anderen Therapieansatz im Sinn. Ihr Konzept stellten die Forscher um Jens Pahnke vom Forschungslabor für Neurodegenerative Erkankungen im Fachblatt Journal of Clinical Investigation vor (2011, Onlineveröffentlichung). Die Forscher haben zunächst in Mäusen gezielt einzelne Transporterproteine stillgelegt. So konnten sie diejenigen Transporter finden, die hauptsächlich dafür verantwortlich sind, die krankmachenden Vorstufen der Alzheimer-Ablagerungen aus dem Gehirn herausschaffen und damit eine reinigende Funktion entfalten. Die Idee der Forscher: Ließen sich die Transporter verstärkt einschalten, so könnte das Entstehen der Alzheimer-Plaques verhindert werden. Bei ihrer Suche nach einem passendem Wirkstoff wurden die Rostocker schließlich bei Thiethylperazin fündig, einem Medikament gegen Erbrechen, das in Deutschland nicht mehr auf dem Markt ist. „Das beweist, dass eine Aktivierung dieses Transporters dazu führt, dass man möglicherweise diese giftigen Peptide aus dem Gehirn herausschleusen kann", sagte Pahnke dem Hamburger Abendblatt. Es gelte nun, dieses Medikament weiterzuentwickeln. Bis zu seinem Einsatz könnten aber noch Jahre vergehen.

© biotechnologie.de/bk 



 

 

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