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Saskia Biskup: Parkinsonforscherin mit Unternehmergeist

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Ausgezeichnet für Forschung und Unternehmersinn: Saskia Biskup entwickelte ein Verfahren, das möglicherweise der Frühererkennung von Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer dient. Quelle: biotechnologie.de

29.06.2011  - 

Forschungserfolge, Unternehmensgründung, Auszeichnungen - Die Medizinerin Saskia Biskup fährt derzeit auf der Überholspur. Zusammen mit ihrer Kollegin Natalja Funk gewann sie den Innovationspreis der BioRegionen. Die beiden Wissenschaftlerinnen vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) am Universitätsklinikum Tübingen entwickelten ein neues Verfahren, das möglicherweise die Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen wie beispielsweise Parkinson erlaubt. Nun ist Biskup auch preisgekrönte Unternehmerin: Gerade wurde sie mit dem Deutschen Gründerpreis 2011 ausgezeichnet. Ihre CeGaT GmbH bietet als eine der ersten Firmen weltweit Hochdurchsatzsequenzierung zur Diagnose von Krankheiten an.

Die Natur löste bei Saskia Biskup bereits in früher Kindheit außergewöhnliches Interesse aus. „Schon immer wollte ich Medizinerin werden - seit ich denken kann, bin ich davon fasziniert“, sagt sie. Dabei wurde ihr die Begeisterung für das Fach keinesfalls in die Wiege gelegt. In ihrer Familie war sie die erste, die Medizin studierte. Wenngleich ihr eigentlich an der Uni schon klar war, dass sie nicht hauptberuflich als praktische Ärztin tätig sein möchte. Vielmehr war es die Wissenschaft dahinter, die Biskup in ihren Bann zog. Vor allem ihr medizinischer Doktorvater, Detlev Drenkhahn vom Anatomischen Institut in Würzburg, infizierte sie mit der Begeisterung für Forschung.

Ein Gusto, dem sie Gewicht geben wollte. Am Lehrstuhl für Genetik und Neurobiologie der Universität Würzburg bot sich ihr die Gelegenheit: Eine naturwissenschaftliche Zusatzausbildung zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.). Für Biskup kam dies wie gerufen. „Das Programm hat mir als Medizinerin erlaubt, Forschung zu betreiben und Methoden kennenzulernen, die man während des Studiums nicht lernt. Das wollte ich unbedingt!“ Darüber hinaus entzündete sich dort ihre Faszination für die Genetik. In ihrer ersten Stelle am Institut für Humangenetik der Technischen Universität München fand Biskup die für sie perfekte Verbindung von Medizin und Forschung. „So konnte sowohl klinisch tätig sein als auch Forschung betreiben“, erklärt sie - eine viel versprechende Kombination.

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„In Amerika ist alles wesentlich kompetitiver“

In München identifizierte sie ein neues Parkinsongen. Das spornte sie an: Um zu verstehen, warum dieses veränderte Gen die Erkrankung auslöst, begab sie sich in die „Wiege der Genetik“ – ein dreijähriger Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore. Das namhafte Institut ist geprägt vom Pionier der medizinischen Genetik, Victor McKusick. „Die Zeit dort, war eine extrem wichtige und auch interessante Erfahrung für mich“, sagt sie. Biskup erkannte aber auch die Schattenseiten der hiesigen Forschungslandschaft: „In Amerika ist alles wesentlich kompetitiver, die Wissenschaftler stehen unter einem unglaublichen Druck schnell zu publizieren, um weitere Forschungsgelder an Land zu ziehen.“ Die Umstände in Deutschland sieht die engagierte Forscherin etwas entspannter. „Man hat mehr Zeit zu forschen und kann mehr Wert auf reproduzierbare Ergebnisse legen.“

Parkinson oder Alzheimer vorhersagen

Ihre Ausbildung zur Humangenetikerin beendete Biskup an der Universität Tübingen.

Dort begann sie auch ihre erste eigene Forschergruppe aufzubauen.

Zusammen mit Natalja Funk erhielt sie vor wenigen Wochen den mit 2000 Euro dotierten Innovationspreis der BioRegionen in Deutschland. Das Team hat ein Verfahren entwickelt, das möglicherweise zukünftig die Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen erlaubt. Eine einfache Blutprobe beim Arzt könnte dann genügen, um beispielweise Parkinson oder Alzheimer vorherzusagen. Das Prinzip: Neurodegenerative Erkrankungen führen zu einem langsamen Tod von einzelnen Nervenzellen. Dabei werden verschieden chemische Signalstoffe freigesetzt. Einige locken dabei Fresszellen des Immunsystems an, die die Nervenzellen angreifen und weiter zerstören. Andere Signalstoffe, die in das Blut abgegeben werden, können unter anderem die Vermehrung und Spezialisierung bestimmter weißer Blutkörperchen und deren Vorläuferzellen anregen. Diese Vermehrung an weißen Vorläuferzellen macht sich das Verfahren zunutze: Es misst ihren Anstieg im Blut.

Hintergrund

Mehr Informationen über CeGaT finden Sie auf der Webseite des Unternehmens:

hier klicken 

Gewinnerin des Deutschen Gründerpreises

Biskup liebt und lebt ihren Beruf – forschen ist für sie Spaß und Herausforderung zugleich. „Findet man eine Antwort auf eine Frage, ergeben sich augenblicklich neue Fragen, mit denen man nicht gerechnet hat. So wird einem nie langweilig!“ 

Vor drei Jahren gründete Biskup zusammen mit ihrem Mann die CeGaT GmbH. Als eine der ersten Firmen weltweit bietet das Unternehmen Hochdurchssatzsequenzierung in der Diagnostik an. Mit dieser Methode lassen sich parallel tausende Gene auf Defekte untersuchen, die Ursache von Epilepsie, Augen-, Stoffwechsel- oder Neuromuskuläre- Erkrankungen sein können. Tatsächlich gelang der Biotech-Firma bereits im zweiten Jahr der Break-Even. Mittlerweile hat Biskup 14 Mitarbeiter und rund 1 Million Euro Umsatz im letzen Jahr gemacht. Eine Erfolgsgeschichte, die sich herumgesprochen hat:

Am 28. Juni wurde sie in Berlin zur Gewinnerin des Deutschen Gründerpreises 2011 in der Kategorie StartUp gekürt. Außergewöhnlicher Forschergeist, Durchhaltevermögen und großes persönliches Engagement konstatierte ihr Matthias Müller, Porsche-Chef und Kurator des renommierten Preises, bei der Verleihung. Ihr sei es gelungen, eine Unterstützung für Ärzte im hochkomplexen Feld der Humangenetik zu entwickeln, die durch ihre Qualität ein echtes Alleinstellungsmerkmal habe.

Bei CeGaT leitet Biskup den wissenschaftlichen Bereich, ihr Mann kümmert sich um die finanziellen- sowie juristischen Angelegenheiten. „Wir ergänzen uns da sehr gut und nebenbei ist es auch sehr schön, vom anderen so viel mitzubekommen.“ Gruppenleiterin im HIH und Gründerin eines Start-Ups; an einen entspannten Abend, Wochenende oder gar Urlaub war für sie in letzter Zeit nicht zu denken. Überfordert scheint sie dennoch nicht zu sein: „Es gibt immer etwas Neues und die Arbeit macht mir unglaublich Spaß“, sagt sie - und man glaubt es ihr.

Mit ihrer Mannschaft spielt sie um Spiel, Satz und Sieg

Für Sport findet sie trotzdem noch Zeit. Fußball und vor allem Tennis spielt sie leidenschaftlich gern. Als Kind träumte sie mal von einer Karriere als Tennisspielerin - im nach hinein ist sie froh, dass daraus nichts wurde. „Vermutlich wäre ich nicht gut genug gewesen und würde nun irgendwo als Tennistrainer arbeiten.“ Ihre Priorität lag immer schon auf anderen Dingen. Die sportliche Herausforderung sucht Biskup dennoch: In der Württembergliga spielt sie mit ihrer Mannschaft um Spiel, Satz und Sieg.

Die Medizinerin ist gerade erst einmal 39 Jahre alt und hat noch einiges vor. „Ich fühle mich selbst noch ganz am Anfang, daher lehne ich mich auch nicht zurück, und denke, das hab ich schon alles geschafft.“ Ihr Wunsch: „Ich hätte gerne, dass sich mehr Menschen für die Forschung begeistern.“ Studenten möchte sie deshalb mit ihrer Freude an der Forschung anstecken. „Sowohl bei CeGaT als auch am HIH arbeiten viele junge Leute“, sagt sie. „Ich finde es einfach toll, dass ich die Möglichkeit habe, für Leute, mit Freude an der Forschung Arbeitsplätze zu schaffen.“ 

Autor: Timo Kern

 

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