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Roche: Millioneninvestition in Produktionsstandort Penzberg

Hoher Besuch in Penzberg: Für die Einweihung waren Roche-Chef Severin Schwan (Mitte, rechts) und der bayerische Staatsminister Wolfgang Heubisch (Mitte, links) eigens nach Penzberg gereist. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Hoher Besuch in Penzberg: Für die Einweihung waren Roche-Chef Severin Schwan (Mitte, rechts) und der bayerische Staatsminister Wolfgang Heubisch (Mitte, links) eigens nach Penzberg gereist. Quelle: Roche

12.07.2011  - 

Der Pharmakonzern Roche setzt bei der Medikamentenentwicklung auf die Biotechnologie  und zwar insbesondere auf therapeutische Proteine. Dafür wurde in den vergangenen Jahren der bayerische Standort Penzberg mit Millionenaufwand erweitert und modernisiert. Nun ist das 158 Millionen Euro teure Projekt „TP-Expand“ abgeschlossen. In einer feierlichen Zeremonie wurden neue Geräte und renovierte Räume Ende Juni durch Prominenz aus Wissenschaft und Wirtschaft eingeweiht.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat in den vergangenen Jahren massiv investiert, um die Entwicklung von therapeutischen Proteinen voranzutreiben. Diese Eiweiße sollen bei der Behandlung von schweren Krankheiten zum Einsatz kommen. Zu ihnen gehören beispielsweise auch die Antikörper, die vor allem zur Behandlung von Krebs oder Entzündungskrankheiten wie Rheumatoider Arthritis eingesetzt und mithilfe biotechnologischer Verfahren in großen Fermentern hergestellt werden müssen.

In neu geschaffenen Großraumlaboren können die Roche-Forscher künftig doppelt so viele therapeutische Proteine bis zur klinischen Phase I entwickeln wie bisher.Lightbox-Link
In neu geschaffenen Großraumlaboren können die Roche-Forscher künftig doppelt so viele therapeutische Proteine bis zur klinischen Phase I entwickeln wie bisher.Quelle: Roche

Labor- und Anlagenkapazitäten verdoppelt

Am Standort Penzberg ist das Projekt „TP-Expand“ der vorläufige Höhepunkt von Roches Strategie, auf therapeutische Proteine zu setzen. In mehreren Schritten wurden dort seit Baubeginn 2009 insgesamt 20.000 Quadratmeter zusätzliche Arbeitsfläche geschaffen und moderne Geräte angeschafft. „Wir können jetzt pro Jahr doppelt so viele therapeutische Proteinwirkstoffkandidaten bis zum Eintritt in die klinische Phase I bringen“, sagte Thomas Schmid, Sprecher der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH, bei der offiziellen Feier Ende Juni in Penzberg. „Zudem verdoppelt ‚TP Expand‘ die Labor- und Anlagenkapzitäten, um die Herstellungsverfahren neuer therapeutischer Proteine bis zur Marktreife weiterzuentwickeln.“ 

Wie wichtig therapeutische Proteine bei der Behandlung von schweren Leiden werden können, hob auch Klaus Strein hervor, bei Roche für die Forschung und frühe Entwicklung von Wirkstoffen verantwortlich. So verwies er darauf, dass das Erbgut des Menschen ungefähr 22.000 verschiedene Gene enthält und  Experten schätzen, dass etwa zehn Prozent (2.200) dieser Gene an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, von denen wiederum etwa die Hälfte prinzipiell durch Antikörper angesteuert werden könnten. Unterm Strich blieben also rund 1.000 mögliche Wirkorte für die Antikörper, so Strein. „Entscheidend wird sein, eine Verknüpfung zwischen einer bestimmten Krankheit und einer molekularen Zielstruktur herzustellen,“ sagte er. Angesichts der noch vergleichsweise niedrigen Zahl an zugelassenen Antikörper-Arzneien, wird bei Roche das künftige Potenzial dieser Wirkstoff-Klasse als hoch eingeschätzt. „Seit 1997 wurden etwa 30 Antikörper, meist in den Indikationsgebieten Krebs, Entzündungen oder Multiple Sklerose, zugelassen, aber diese Medikamente greifen gerade einmal 21 verschiedene molekulare Zielstrukturen an", erläuterte Strein in Penzberg. 

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Drei neue Wirkstoffkandidaten jährlich in der klinischen Entwicklung

Vor diesem Hintergrund will Roche auch in den nächsten Jahren weiter auf therapeutische Proteine als Arznei setzen. Jahr für Jahr sollen etwa drei Wirkstoffkandidaten in die klinische Entwicklung gebracht werden. „Wir stehen hier erst am Anfang einer rasanten Entwicklung“, sagte auch Hagen Pfundner, Geschäftsführer der Roche Deutschland Holding GmbH, im Rahmen seiner Rede bei der Feier in Penzberg. So umfasse allein die Forschungs- und Entwicklungspipeline des Unternehmens heute knapp 60 Projekte im Bereich der therapeutischen Proteine.

Ein Antikörper, zwei Ziele

Neben „einfachen“ Antikörpern konzentriert sich die Arbeit der Forscher immer häufiger auch auf die biotechnologische Verbesserung der Immunmoleküle. Ein Beispiel dafür sind Antikörper, die an unterschiedlichen Zielstrukturen gleichzeitig anknüpfen können. Bei Roche wird beispielsweise versucht, das im Krebsmedikament Avastin enthaltenen Immunprotein zu modifizieren. Die Y-förmigen Moleküle sollen dann mit einem Schenkel wie bisher an den Wachstumsfaktor VEGF andocken. Der zweite Schenkel hingegen soll an das Protein Ang-2 binden. Dieses Eiweiß regt die Gefäßneubildung an, wodurch die Krebszellen besser mit Nährstoffen versorgt werden. In ersten präklinischen Versuchen hat der künstlich hergestellte „bispezifische“ Antikörper bereits seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt. In einem Tiermodell konnte das Tumorwachstum deutlich verlangsamt werden. Wurde der Wirkstoff verabreicht, wuchsen die Tumore bis zu zehnmal langsamer als in unbehandelten Tieren.

In dieser Folge von biotechnologie.tv geht es um die Knochenheilung sowie um Millioneninvestitionen des Pharmakonzerns Roche in Penzberg.Quelle: biotechnologie.tv

Ein anderes Beispiel, wie sich die Wirkung von Antikörpern aus Sicht des Pharmakonzerns künstlich verbessern lässt, ist das Entwicklungsprojekt „Obinutuzumab“. Der Antikörper beruht auf Roches Krebsmedikament Mabthera. Das Wirkprinzip ist bei beiden Medikamenten identisch. Der Antikörper bindet an ein Protein auf der Oberfläche von entarteten Lymphomzellen mit dem Namen CD20. Die so markierten Tumorzellen kann die körpereigene Abwehr dann leicht angreifen. Sogenannte natürliche Killerzellen binden an die Krebszellen und lösen ein molekulares Selbstmordprogrammm aus. Der Unterschied zwischen den beiden Antikörpern ist nur gering: Beide binden an das CD20-Protein. Einzelne Bauelemente des neuen Antikörpers wurden aber so verändert, das die natürlichen Killerzellen einfacher andocken können. Dadurch, so hoffen die Roche-Forscher, könnte die Wirksamkeit eines potentiellen neuen Medikaments noch einmal gesteigert werden.

Trotz der Millioneninvestition: Alle Projekte, die Roche in Penzberg startet, werden vermutlich nicht auf den Markt kommen. Die hohen Sicherheitsanforderungen an Medikamente sorgen dafür, dass von fünf klinisch getesteten Substanzen im Durchschnitt nur eine als Arznei zugelassen wird und am Ende auch beim Patienten in der Klinik landet.

 

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