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Wochenrückblick KW 17

02.05.2011

Forscher plädieren gegen Verbot von Stammzellpatenten

13 führende Stammzellforscher aus Europa fordern in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature (2011, Bd. 572, S. 418) ein „Nein zum Verbot von Stammzellpatenten“.

Damit springen sie ihrem Bonner Kollegen Oliver Brüstle bei, dessen Patente seit geraumer Zeit von der Umweltschutzorganisation Greenpeace angefochten werden. Derzeit wird der Streit vor dem Europäischen Gerichtshof ausgetragen. Im März hatte der EU-Generalanwalt Yves Bot eine Stellungnahme veröffentlicht, in der solche Patente aus ethischen Gründen abgelehnt werden (mehr...).
Die Wissenschaftler um Austin Smith, Direktor des Wellcome Trust Centres für Stammzellforschung an der Universität Cambridge, stellen in ihrem Schreiben nun klar: „Embryonale Stammzellen sind Zelllinien, keine Embryonen.“ Die Warnung Bots, dass Schutzrechte auf diese Zellen zu einer Kommerzialisierung des menschlichen Embryos führen, weisen sie zurück:

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Da mittlerweile mehr als 100 etablierte Zelllinien von nationalen und internationalen Zellbanken vorgehalten werden, sei diese Sorge nicht angebracht, so die Experten. Um ihre Forschung in die Anwendung zu überführen, brauchen die Wissenschaftler nach eigenem Bekunden aber Unterstützung aus dem privaten Sektor. „ Innovative Unternehmen benötigen den Patentschutz als Anreiz, wenn sie in Europa aktiv werden sollen“, heißt es in dem Schreiben, das auch vom Kölner Neurophysiologen Jürgen Hescheler mitunterzeichnet wurde. Die Stellungnahme des Generalanwaltes sei daher „ein herber Schlag“ gegen die Bemühungen, neue Medikamente oder Zellersatztherapien auf Stammzell-Basis zu entwickeln. Vielmehr könnten durch ein Verbot „ europäische Forschungsergebnisse anderswo in die Praxis umgesetzt werden, möglicherweise auf Kosten der Bürger Europas“. Einen abschließenden Appell richten die 13 Wissenschaftler an die EuGH-Richter: „ Wir vertrauen darauf, dass die Richter sämtliche Implikationen ihrer Entscheidung betrachten werden, bevor sie ein rechtsverbindliches Urteil fällen.“ Ob dieser Aufruf den gewünschten Erfolg haben wird, ist ungewiss: Einerseits nehmen die Europäische Kommission und viele Mitgliedsländer eine weniger restriktive Haltung als Bot ein. Andererseits folgen die EuGH-Richter in der Regel den Stellungnahmen der Generalanwälte.

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microRNA steuert Eisengehalt im Körper

Eine microRNA steuert, wie viel Eisen wir im Körper haben. Den großen Einfluss der winzigen miR-11 hat ein Wissenschaftlerteam aus Heidelberg herausgefunden.

Man geht davon aus, dass die Aktivität eines Drittels unserer Gene durch winzig kleine Nukleinsäuresequenzen reguliert wird, sogenannte microRNAs (miRNAs). Wird ein aktiviertes Gen abgelesen, entsteht eine Boten-RNA, die sich mit der Eiweißproduktions-Maschinerie verbindet, um ein bestimmtes Eiweiß herzustellen. miRNAs greifen zwischen Gen- und Eiweißproduktion in die Regulation ein, indem sie sich spezifisch an bestimmte Boten-RNAs anlagern und diese entweder bei ihrer Aufgabe behindern oder gleich ganz abbauen.

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In den aktuellen Untersuchungen arbeiteten Molekularmediziner um Martina Muckenthaler von  der Universitätsklinik mit Kollegen vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) zusammen. Die Forscher zeigen in ihrer Veröffentlichung im Journal of Clinical Investigations (Bd. 121, Ausg. 4, S. 1386-1396), dass miR-122 dafür sorgt, dass dem Stoffwechsel ausreichend Eisen zur Verfügung steht. Dabei hemmt miR-122 die Boten-RNAs sogenannter „Eisenfühler“. Das sind Eiweiße, die den Eisenspiegel messen und bei hohen Konzentrationen das Schlüsselhormon des Eisenstoffwechsels namens Hepcidin aktivieren. Hepcidin hemmt die Eisenaufnahme aus dem Darm und die Freisetzung von Eisen aus den Eisenspeichern, vor allem der Leber, und reguliert dadurch den Eisenspiegel im Blut. Die „Eisenfühler“ und Hepcidin schützen den Organismus also vor einer Eisenüberladung. Das ist wichtig, da überschüssiges Eisen von Säugetieren nicht ausgeschieden werden kann. Muckenthaler und ihre Kollegen fanden heraus, dass die Blockade von miR-122 zu einem Anstieg des Eisenhemmers Hepcidin führt und somit zu einem Eisenmangel bei ansonsten gesunden Mäusen.

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Biocon verabschiedet sich aus Deutschland

Mit vollmundigen Versprechen war die indische Biocon Ltd. vor drei Jahren bei der hessischen Axicorp GmbH eingestiegen. Nach einem Strategiewechsel verabschiedet sich das in Bangalore ansässige Unternehmen jetzt wieder aus Deutschland.

Für 40 Millionen Euro gehen 78 Prozent des Unternehmens zurück an die Altgesellschafter. „Wir hatten in Axicorp investiert, um unsere Insulin-Produkte weiterzuentwickeln und zu vermarkten“, sagte die Biocon-Gründerin Kiran Mazumdar-Shaw. Durch das im Oktober 2010 abgeschlossene millionenschweren Lizenzabkommen mit dem US-Pharmariesen Pfizer habe sich das geändert. Auf die deutsche Vertriebstochter waren die Inder nicht länger angewiesen. 

Das Hauptquartier von Biocon ist im indischen Bangalore angesiedelt. Lightbox-Link
Das Hauptquartier von Biocon ist im indischen Bangalore angesiedelt. Quelle: Biocon
Im Oktober 2008 hatte Biocon 70 Prozent von Axicorp übernommen und zahlte dafür 30 Millionen Euro. „In zwei Jahren wollen wir das erste Unternehmen in Europa sein, das ein Insulin-Biosimilar zur Zulassung gebracht hat“, verkündete Mazumdar-Shaw damals im Gespräch mit dem Biotech-Magazin |transkript. In den Folgejahren wurde es dann aber still um die neue Tochter.

Über den Verlauf einer von Mazumdar-Shaw kurz nach der Übernahme angekündigten Phase III-Studie wurde nie etwas bekannt. Schließlich folgte im Herbst des vergangenen Jahres dann die Vereinbarung mit Pfizer. Für bis zu 350 Millionen US-Dollar sicherte sich der Pharmakonzern die weltweiten exklusiven Vertriebsrechte für Biocons Insulin und Insulinanaloga. Außer in einigen Schwellenländern musste sich Pfizer nur in Deutschland mit einem Partner arrangieren. Hierzulande sollte Biocons Tochter Axicorp die Produkte ebenfalls anbieten. Dieser Plan ist nun wohl hinfällig. Zwar wird das jetzt wieder eigenständige Unternehmen die europäischen Zulassungsprozesse für Biocon/Pfizer zunächst weiter betreuen. Doch Firmenchef Dirk Ullrich lässt an der künftigen Ausrichtung keinen Zweifel: „Axicorp wird zukünftig eigenständig sein und die beiden Kerngeschäftsfelder EU-Arzneimittel und Generika weiter ausbauen.“ Dem bisher geplanten Einstieg ins Biosimilars-Geschäft erteilt er damit eine deutliche Absage. Offenbar laufen die Geschäfte auch ohne diese dritte Säule gut genug: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Axicorp 153 Millionen Euro mit Reimporten, dazu kamen 9 Mio. Euro aus dem Verkauf der eigenen Generika.  Analysten reagierten auf die Rückzugsankündigung Biocons positiv. „Das Axicorp-Engagement war für Biocon vom ersten Tag an sinnlos, es war nur eine zusätzliche Vertriebsstruktur“, urteilte beispielsweise Chirag Talati von Execution Noble. „Es zu verkaufen, war ein guter Zug.“

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Typ III-Interferon schützt Darmzellen vor Viren

Infektionsforscher aus Hannover haben herausgefunden, dass das Immuneiweiß Interferon-lambda Darmzellen vor einer Ansteckung mit Viren schützen kann.

Interferone sind Proteine, die von Zellen nach einer Virusinfektion ausgeschüttet werden, um die umliegenden Zellen vor einer weiteren Infektion zu bewahren.

Ein Gewebeschnitt durch Darmgewebe: Mit dem Rotavirus infizierte Zellen sind rot markiert. Die grüne Markierung zeigt an, dass die Epithelzellen auf das antivirale Typ III-Interferon geantwortet haben.Lightbox-Link
Ein Gewebeschnitt durch Darmgewebe: Mit dem Rotavirus infizierte Zellen sind rot markiert. Die grüne Markierung zeigt an, dass die Epithelzellen auf das antivirale Typ III-Interferon geantwortet haben.Quelle: MHH/ Pott, Stockinger, Hornef
Doch nicht jeder der Interferon-Typen schützt dieselben Zellen, wie die Forscher von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gemeinsam mit Kollegen aus Freiburg und Brüssel herausgefunden haben. Über ihre Arbeiten berichten sie in der Fachzeitschrift PNAS (2011, Online-Vorabveröffentlichung). Von Interferonen sind unterschiedliche Arten bekannt. Vor allem Typ I (IFN-alpha/beta) und Typ III (IFN-lambda) sind beim Schutz gegen Viren beteiligt. Unklar war bisher allerdings die spezifische biologische Bedeutung von Typ III-Interferon. Die Hannoveraner Forscher um Johanna Pott und Silvia Stockinger aus der Arbeitsgruppe von Mathias Hornef konnten nun erstmals die biologische Bedeutung von Typ III-Interferon bei der antiviralen Wirtsabwehr identifizieren.  Die Forscherinnen infizierten Mäuse dazu mit Rotaviren.

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News: Und welcher Darmtyp sind Sie?

Wochenrückblick: Vielseitige Immunzelle kann Entzündungen verstärken und dämpfen

Rotaviren sind hochgradig ansteckende Erreger, die bei Menschen zu Erbrechen und Durchfall führen können. Weltweit stellen Rotaviren eine der häufigsten Ursachen für schwere Magen-Darm-Erkrankungen dar. Das Virus schädigt insbesondere die auskleidende Zellschicht, die Epithelzellen im Darm. Mit Hilfe von Genaktivitätsanalysen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das Interferon-lambda spezifisch für den Schutz von Epithelzellen im Darm und damit für den Schutz vor einer Rotavirusinfektion zuständig ist. Interferon-alpha führt hingegen zur Produktion virushemmender Stoffe in Zellen des darunterliegenden (subepithelialen) Gewebes. Die Forschungsergebnisse führen zu einem besseren Verständnis der Interferone und identifizieren Interferon-lambda als mögliches therapeutisches Zielmolekül für die Behandlung bestimmter Viruserkrankungen.

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Stammzelltherapie nach Herzinfarkt: Kein Zusatznutzen bei Stents

Eine Stammzelltherapie scheint bei Patienten, die nach einem Herzinfarkt einen Stent erhalten haben, keinen zusätzlichen Nutzen zu bringen.

Das zeigt eine Studie von Medizinern aus Ulm und Kempten, die bei der 77. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) in Mannheim präsentiert wurde. Die Studie wird demnächst in der Fachzeitschrift Clinical Research in Cardiology veröffentlicht. An der Stammzell-Studie beteiligt waren insgesamt 42 Herzinfarkt-Patienten, denen mehr als sechs Stunden nach Eintreten der Infarktsymptome erfolgreich ein Stent zur Aufdehnung der arteriellen Herzkranzgefäße eingesetzt wurde. Bei den Patienten betraf der Infarkt mehr als zehn Prozent der Muskelmasse der linken Herzkammer.

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News: Nach Herzinfarkt: Stammzelltherapie zeigt Wirkung

News: Neue klinische Studien mit Stammzellen gestartet

Förderung: Rostock eröffnet Zentrum für Stammzelltherapie im Herz

29 von ihnen erhielten eine Therapie mit aus dem eigenen Knochenmark isolierten mononuklearen Stammzellen, die in das Blutgefäß eingeflößt wurden, in dem der Infarkt aufgetreten war. 13 Patienten wurden mit einem Placebo-Präparat behandelt. Nach einem, drei, sechs, zwölf und 24 Monaten wurden alle Studienteilnehmer mit Hilfe der kardialen Magnetresonanztomographie untersucht. Ergebnis: Es waren keine positiven Effekte der Stammzelltherapie auf Parameter wie dem Auswurfvolumen, dem Schlagvolumen der linken Herzkammer, oder die Infarktgröße feststellbar. An weiteren Kliniken in Deutschland wird bereits in großangelegten Studien erforscht, ob körpereigene Stammzellen aus dem Knochenmark die Herzregeneration nach einem Infarkt verbessern können. Studien unter der Federführung von Frankfurter Wissenschaftlern hatten positive Effekte der Zelltherapie nachweisen können (mehr...). Im Referenz- und Translationszentrum für kardiale Stammzelltherapie läuft derzeit eine große Studie, die über eine mögliche Zulassung der Stammzellbehandlung nach Herzinfarkt entscheidet (mehr...).

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Tausende von Freiwilligen helfen bei evolutionärer Riesenstudie

Von wegen Schneckentempo: Die Weichtiere können sich in nur wenigen Generation genetisch an wechselnde Umweltbedingungen anpassen. Das ist ein Ergebnis des "Evolution MegaLab", der größten biologischen Bestandsaufnahme aller Zeiten.
Ziel der Bestandsaufnahme war die Schwarzmündige Bänderschnecke. Mehr als eine halbe Million Exemplare aus rund 3000 Populationen Europas wurden im MegaLab hinsichtlich ihrer Gehäusefarben und -muster untersucht. Die Bänderschnecke ist eine Meisterin der anpassung: Sie kommt in den verschiedensten Lebensräumen von Küstendünen bis hin zu Gebirgswäldern vor, und es ist bekannt, dass die Vielfalt der Schneckengehäuse mit der Anpassung an verschiedene Lebensräume und Fressfeinde zusammen hängt.

Weil Tausende von Freiwilligen haben ihre Beobachtungen zusammengetragen haben, konnten Biologen feststellen, dass Bänderschnecken mit einem Streifen - wie auf diesem Bild zu sehen - zunehmen.Lightbox-Link
Weil Tausende von Freiwilligen haben ihre Beobachtungen zusammengetragen haben, konnten Biologen feststellen, dass Bänderschnecken mit einem Streifen - wie auf diesem Bild zu sehen - zunehmen.Quelle: André Künzelmann, UFZ

Die Daten wurden mit historischen Beobachtungen aus dem 20. Jahrhundert verglichen. So wollten die Biologen feststellen, wie schnell Evolution in einem großen Verbreitungsgebiet stattfinden kann. Das Besondere an dem Projekt war aber nicht der Gegenstand, sondern die Art der Datensammlung. Tausende Freiwillige aus ganz Europa halfen mit und meldeten ihre Beobachtungen auf der Website evolutionmegalab.org melden. Am 200. Geburtstag von Charles Darwin, dem 12. Februar 2009, hatten das Museum für Naturkunde Berlin, der Naturschutzbund Deutschland und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) die deutsche Version des europaweiten Mitmach-Projektes gestartet.

Die Gehäuse der Schwarzmündigen Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) weisen eine hohe Vielfalt an verschiedenen Gehäusen auf: eine Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen.Lightbox-Link
Die Gehäuse der Schwarzmündigen Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) weisen eine hohe Vielfalt an verschiedenen Gehäusen auf: eine Anpassung an die jeweiligen Umweltbedingungen.Quelle: André Künzelmann, UFZ

Ihre Ergebnisse veröffentlichte das europäische Forscherteam nun im Online-Fachjournal PLoS One (27. April 2011). Zum einen kann Evolution offenbar sehr kleinräumig ablaufen. "Wir hatten erwartet, dass der weltweite Temperaturanstieg seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer Zunahme der hellen Gehäusefarben und zu einem Rückgang der dunklen führen würde", erklärt Christian Anton, der das Projekt für Deutschland vom UFZ aus koordiniert hatte. Bei den gelben Gehäusen, die sich in der Sonne am wenigsten erwärmen, konnten die Wissenschaftler eine Zunahme feststellen - jedoch nur bei den Tieren, die im Lebensraum Düne zu Hause sind. Offenbar kriechen die Schnecken in den anderen Lebensräumen einfach in den Schatten, wenn es ihnen zu warm wird. Es gibt aber auch übergreifende Veränderungen. "Überrascht waren wir, als wir festgestellt haben, dass der Anteil der Schnecken, die nur einen Streifen auf dem Gehäuse haben, europaweit angestiegen ist. Das ist schnelle Evolution."

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