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Ulrike Stein: Krebsmetastasen stoppen

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Ulrike Stein Quelle: privat

05.04.2011  - 

Im Kampf gegen Krebs gilt es zu verhindern, dass bei den Patienten lebensbedrohliche Metastasen wachsen. Ulrike Stein ist Spezialistin für Dickdarmkrebs und hat mit ihrem Team ein Gen identifiziert, das nicht nur für das Tumorwachstum, sondern auch für die Metastasenbildung verantwortlich ist. Das neu identifizierte Gen MACC1 soll in Zukunft helfen, Patienten mit erhöhtem Metastasenrisiko frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Die Professorin an der Universitätsmedizin der Berliner Charité arbeitet außerdem daran, das gefährliche Gen irgendwann sogar zu blockieren.

In ihrer Arbeitsgruppe nennen sie den bedeutenden Gen-Fund fast liebevoll Mäxi, mit einem breiten amerikanischen ä in der Mitte. MACC1 steht für  Metastasis-Associated in Colon Cancer 1 (mit Metastasen bei Dickdarmkrebs assoziiertes Gen). Eigentlich hatte sich Ulrike Stein bereits auf einem ganz anderen Forschungsfeld etabliert und erfolgreich die Resistenz von Tumoren gegen bestimmte Medikamente erforscht. „Doch bei MACC1 konnten wir einen so außergewöhnlichen Effekt beobachten, da musste ich einfach umschwenken.“ Damals eine waghalsige Entscheidung für ihre Karriere, erinnert sich die Biochemikerin, allerdings die einzig richtige.

Entschlossenes Handeln ohne langes Zaudern ist sicherlich eine der wesentlichen Eigenschaft der Forscherin. Erst kürzlich hat ihre Mutter auf einer Familienfeier für Lacher gesorgt, als sie ein altes Schulheft ihrer Tochter aus der fünften Klasse hervorholte.

In den dunkelgefärbten Zellen eines Darmkrebstumors ist das Gen MACC1 besonders aktiv.  Bei dem Patienten traten später auch Lebermetastasen auf.Lightbox-Link
In den dunkelgefärbten Zellen eines Darmkrebstumors ist das Gen MACC1 besonders aktiv. Bei dem Patienten traten später auch Lebermetastasen auf.Quelle: U. Stein
„Dort hatte ich geschrieben, dass ich Biologie studieren und vor Studenten Vorlesungen halten werde“, erzählt Stein und muss lachen. Schon früh war ihr klar, dass sie in die medizinische Forschung will. Studiert hat sie dann Biochemie, und heute ist sie tatsächlich Professorin an der Universitätsmedizin der Berliner Charité.

Forscher arbeiten an einem Gen-Test

Auf die Spur von MACC1 hatte die Forscher der Vergleich von gesundem Gewebe mit Gewebeproben von Darmkrebspatienten gebracht. „Wenn das Gen im Tumor hoch exprimiert ist, leben nach fünf Jahren nur noch 15 Prozent der Patienten, wenn es gering exprimiert ist, sind es dagegen noch 80 Prozent“, erklärt Stein. Es eröffne sich damit die Möglichkeit, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vorherzusagen, ob ein Dickdarmtumor zur Metastasenbildung neigt. „Damit allein lässt sich das Krebsproblem natürlich nicht lösen“, räumt Ulrike Stein ein, „aber wir haben nun einen wertvollen Marker, anhand dessen wir Hochrisiko-Patienten frühzeitig erkennen und das Behandlungsschema an den Patienten anpassen können.“ Derzeit arbeiten die Forscher an einem Gentest, um diesen Marker möglichst schnell bestimmen zu können.

Forschung liegt in der Familie

Ulrike Steins Ehemann ist ebenfalls Wissenschaftler. „Allerdings in einem anderen Forschungsfeld, damit der Erkenntnisgewinn möglichst groß ist“, fügt Ulrike Stein mit einem Augenzwinkern hinzu. Heute würde man die Eltern zweier Kinder wohl ein Dual-Career-Couple nennen, das Familie und Beruf erfolgreich vereinbart. „Doch damals in der DDR war es für uns ganz selbstverständlich, Karriere zu machen und gleichzeitig Familie zu haben“, erinnert sich Ulrike Stein. Da hätten es ihre Kolleginnen

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heute wesentlich schwerer. Kurz nach der Wende bewarben sich die beiden Wissenschaftler um eines der begehrten Humboldt-Stipendien, um in die USA an das bekannte National Cancer Institute zu gehen. „Unsere Abmachung war: Je nachdem wer es bekommt, geht der andere quasi als treusorgender Ehegatte mit.“ Am Ende haben sie es beide bekommen und mussten sich erst einmal um eine Ganztagsbetreuung für ihren Sohn kümmern.

Ziel: Das Metastasen-Gen blockieren

Der Fund von MACC1 macht Ulrike Stein vor allem deswegen stolz, weil er eine klare Anwendungsperspektive eröffnet. „Es war immer mein Ziel, aus dem vielen akademischen Wissen  konkrete Nutzen für die Patienten herauszuschälen.“ Derzeit arbeiten sie und ihr Team mit Hochdruck an einem Inhibitor für das Gen. Diese MACC1-Hemmer sollen dann die Metastasenbildung direkt blockieren. Doch die Forscherin weiß, dass hier Geduld gefordert ist und wagt nicht über Zeiträume zu spekulieren. „Aber wir arbeiten so intensiv, wie wir können“, erklärt sie mit viel Entschlossenheit in der Stimme.

Autorin: Ute Zauft

 

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