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Forum Life Science in Garching: Von Lupinen-Eis bis Stammzell-Arzneien

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Mit einem spannenden Vortragsprogramm konnten die Veranstalter mehr als tausend Teilnehmer in die bayerische Landeshauptstadt locken. Quelle: Bayern Innovativ GmbH/Thomas Geiger, Stefan Hippel

25.03.2011  - 

Ob Chemie aus Stroh, Stammzellen von der Stange oder Speiseeis aus Lupinen: Die siebte Ausgabe des „Forum Life Science“ an der Technischen Universität München in Garching offenbarte eine breite Vielfalt an Forschungs- und Entwicklungstrends in Wissenschaft und Wirtschaft in den Lebenswissenschaften. Die Veranstalter vermeldeten einen Besucherrekord: Mehr als 1000 Teilnehmer, darunter hundert Aussteller, waren vom 23. bis 24. März 2011 zum Kongress in die Gebäude der Fakultät für Maschinenbau gekommen. Spürbaren Erkenntnishunger zeigten die Teilnehmer bei Vorträgen zu Themen der Ernährungsforschung und innovativen Lebensmittel mit Zusatznutzen.

Alle zwei Jahre wird der Forschungs-Campus der TU München in Garching zum internationalen Treffpunkt von Akteuren aus Biotechnologie, Chemie, Pharma und Ernährungsindustrie. Ausgerichtet wird das „Forum Life Science“ von Bayern Innovativ, der vom Freistaat Bayern finanzierten Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer, die damit das Netzwerken von Wissenschaft und Wirtschaft weiter ankurbeln möchte. Wie die rote, grüne und weiße Biotechnologie dabei als Schrittmacher für ein biobasiertes Wirtschaften (Bioökonomie) wirken können, war dabei ein Leitmotiv der mehr als 60 Vorträge. Auf reges Interesse der Zuhörer stieß der zweitägige Vortragsblock zum Thema „Food and Nutrition“, der sinnfälligerweise in einem Hörsaal direkt über der Mensa der Maschinenbau-Fakultät über die Bühne ging.  

Viele Firmen nutzten die Veranstaltung, um über ihre neuen Produkte und Dienstleistungen aufzuklären.Lightbox-Link
Viele Firmen nutzten die Veranstaltung, um über ihre neuen Produkte und Dienstleistungen aufzuklären.Quelle: Bayern Innovativ GmbH/Thomas Geiger, Stefan Hippel
Werner Klaffke vom Konsumgüter-Konzern Unilever wies darauf hin, dass viele Lebensmittel mit beworbenem gesundheitlichen Zusatznutzen (Health Claim) bisher enttäuscht hätten. Sie würden einer Prüfung durch EU-Behörden nicht standhalten, weil die Produktentwickler sich meist an einem zu engen Gesundheitsbegriff aus der pharmazeutischen Industrie geklammert hätten.

Neuer Gesundheitsbegriff für die Biomarkerforschung

„Gesundheit ist nicht nur Abwesenheit von Krankheit, wie müssen auch die Vorstufen und die Wege in die Krankheit quantifizierbar und beweisbar machen“, sagte Klaffke, der bei Unilever Direktor für Forschung und Entwicklung im Bereich Biosciences, Nutrition und Health ist. Dazu gelte es, spezielle Stoffwechselprodukte als Biomarker, also verlässliche „Frühwarnsysteme“, zu identifizieren. Welche Technologien den Ernährungsforschern dabei inzwischen helfen können, zeigte Klaffke am Beispiel von grünen Tee, der zur Produktpalette des niederländisch-britischen Unilever-Konzerns gehört. Mit der Kombination aus hochauflösenden Messmethoden können die Forscher mittlerweile mehr als 200 Metabolit-Veränderungen gleichzeitig im Körper verfolgen. So konnten die Forscher den Effekt von grünem Tee-Extrakt bei Fahrradfahrern im Vergleich zu ruhenden Personen genau vermessen. Nicht nur in Klaffkes Vortrag wurde deutlich, dass die systematische Erforschung von Stoffwechselwegen ein zunehmend gefragtes Forschungsfeld ist. Die Ernährungsphysiologin Hannelore Daniel von der TU München, zeigte sich im Verlauf ihrer Moderation eines Vortragsblocks begeistert: „Da geht einem das Herz auf, die biochemischen Stoffwechselpfade kommen zurück.“ Lange Zeit hätten diese als angestaubtes Forschungsgebiet gegolten.

Lupinen-Eis: Nascherei mit viel Omega-Fettsäuren

Auf der Suche nach Biomarkern für die Früherkennung einer Diabetes-Erkrankung ist wiederum die Firma Metanomics Health in Berlin. Die „Profiler“ durchsuchten Blutproben aus der Biobank des Bayrischen Roten Kreuzes retrospektiv nach biochemischen Anzeigern für die Entwicklung der Zuckerkrankheit. Neben Werten für Glucose und Mannose liefern demnach offenbar auch Anhydrosorbitol und Glyoxylat verräterische Anzeichen für eine entstehende Diabetes-Erkrankung. In weiteren Beiträgen beim Forum Life Science ging es darum, wie sich solche Erkenntnisse in Form von  innovativen Lebensmittel mit gesundheitsförderliche Inhaltsstoffen umsetzen lassen. Besonders beliebt bei den Kongressteilnehmern: Der Ausstellungsstand des Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV). 

Forum Life Science

Im Internet gibt es ausführliche Informationen zum Forum Life Science 2011.

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Die Forscher hatten eine kleine Eisbar aufgebaut, an der man eine neuartige Eiskreationen mit Vanille- oder Schokoladengeschmack testen konnte. Die neue Eiscreme besteht aus rein pflanzlichen Inhaltstoffen, nämlich Rapsöl und einem Proteingemisch gewonnen aus den Samen von Lupinen. „Dieses Eis ist eine Nascherei frei von Cholesterin und Lactose und ist reich an Omega-3-Fettsäuren“, sagt Katrin Hasenkopf, die sich beim IVV mit  bioaktiven Lupinen-Inhaltsstoffen beschäftigt.  Die Fraunhofer-Forscher haben zusammen mit der ausgegründeten Prolupin GmbH in Neubrandenburg am Geschmack und weiteren sensorischen Eigenschaften ihrer Schleckerei getüftelt. Mit nicht nur schmeckbaren Erfolg: ab Mai wird die Eiscreme in Edeka-Märkten erhältlich sein. 

Stammzelltherapie zur Behandlung von Beininfarkten  

Ein weiterer großer Vortragsblock des Kongresses beschäftigte sich mit dem Trend  hin zu einer Personalisierten Medizin. Einen Fokus hatten die Organisatoren dabei auf die Stammzellforschung  und die Regenerative Medizin gelegt. Ralf Huss von Roche-Forschungsstandort in Penzberg berichtete über die Strategien des Pharmakonzerns mit Blick auf den Einsatz von adulten Stammzellen.

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„Wir setzen dabei langfristig auf körperfremde Stammzellpräparate von der Stange (off-the shelf).“ Dabei wies Huss auf die Schwierigkeiten hin, ein standardisiertes Zellprodukt zu entwickeln, für das man auch einen signifikanten Patientennutzen nachweisen müsse. Einen Schritt weiter in Richtung Anwendung von Stammzelltherapien ist bereits die 2007 gegründete Firma Apceth aus München. Die Vorstandsvorsitzende Christine Günther stellte in Garching vor, wie das Biotech-Unternehmen Patienten mit Gefäßverschlusserkrankungen mittels einer Stammzelltherapie helfen will. Dabei sollen Patienten etwa mit einem Beininfarkt mit Hilfe von aufbereiteten Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark behandelt werden. „Eine erste klinische Studie ist vor wenigen Tagen bereits gestartet“, sagte Günther. Die Veranstalter des "Forum Life Science" werteten den diesjährigen Kongress nicht nur mit dem Blick auf die Rekordteilnehmerzahl als Erfolg. "Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es sieben Jahre braucht, bis man tragfähige internationale Netzwerke etabliert hat", sagte Bayern Innovativ-Geschäftsführer Josef Nassauer.  Schon bald sollen die Vorbereitungen für die achte Ausgabe in 2013 beginnen.

 

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