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Branchenbarometer: Gute Stimmung und Hilfe zur Selbsthilfe

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Blicken optimistisch auf das Jahr 2011: Patrick Dieckhoff, Chefredakteur von transkript, und Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland. Quelle: biotechnologie.de

18.01.2011  - 

Die deutsche Biotech-Branche hat das Krisengespenst erfolgreich verscheucht. So rechnen die Unternehmen im kommenden Jahr mit einer deutlichen Verbesserung ihrer Geschäftslage, wollen wieder neue Jobs schaffen und ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung erhöhen. Das sind die Kernaussagen einer Umfrage, die der Branchenverband der Biotechnologie-Industrie, BIO Deutschland, in Kooperation mit dem Branchenmagazin |transkript erhoben hat und am 18. Januar vorstellte. Zugleich lassen Rekord-Finanzierungsdaten für das Jahr 2010 auf eine Erholung der Lage schließen.

Mittlerweile zum fünften Mal haben BIO Deutschland und das Biotechnologie-Fachmagazin |transkript gemeinsam die aktuelle Befindlichkeit der deutschen Biotech-Unternehmen genauer unter die Lupe genommen: Wie beurteilen Sie die derzeitige Geschäftslage? Wie schätzen Sie das aktuelle Geschäftsklima ein? Wie wird das Jahr 2011 gesehen? Soll Personal eingestellt oder abgebaut werden? Während die Branche Anfang 2010 nur erste Zeichen der Zuversicht zeigte (mehr...), lässt sich aus den rund 200 zurückgesandten Fragebögen in diesem Jahr ein deutlich gestiegender Optimismus herauslesen.  „Wir freuen uns, dass die Biotech-Branche wieder positiver in die Zukunft blickt, und dass dieser Optimismus wieder auf Vorkrisenniveau gestiegen ist“, so Viola Bronsema, Geschäftsführerin der BIO Deutschland.  

Gute Stimmung: Mehr Investitionen, mehr Jobs

Nach Auswertung der Umfrageergebnisse wird die aktuelle Geschäftslage in der Branche gemischt wahrgenommen: 48% beurteilen sie als gut, 46% als befriedrigend und 5% als schlecht. Deutlich positiver wird jedoch in die Zukunft geblickt: Zwei Drittel der Unternehmen (57%) bewerten ihre Aussichten als günstiger, weitere 38% erwarten keine Veränderungen. Zugleich wollen 45% der befragten Unternehmen ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung steigern, weitere 49% immerhin auf gleichbleibendem Niveau bleiben. Offenbar geht damit nach Einschätzung der Unternehmer auch die Schaffung neuer Jobs einher.

Hintergrund zur Umfrage
Sie wollen die Umfrageergebnisse im Detail nachlesen? Dann schauen Sie auf der Webseite der BIO Deutschland vorbei.

Zu den Umfrageergebnissen: hier klicken

Im Jahr 2011 will die Branche, die nach aktuellen Daten der Firmenumfrage von biotechnologie.de insgesamt 31.300 Personen beschäftigt (mehr...), wieder verstärkt neue Mitarbeiter einstellen. 59% der befragten Firmen will 2011 Personal aufbauen, nur 3% wollen Stellen abbauen. Leicht verbessert hat sich die Einschätzung der aktuellen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland: 30% (2010: 24%) der Unternehmen bezeichnen die aktuelle Lage als gut, 57% (2010: 57%) als befriedrigend. Für die Zukunft erwartet die Mehrheit (55%) auch keine Veränderung, immerhin 36% der Unternehmen rechnen aber mit verbesserten politischen Rahmenbedingungen. Dies führte Bronsema unter anderem auf die beiden milliardenschwerden Regierungsprogramm zur Bioökonomie (mehr...) sowie zur Gesundheitsforschung (mehr...) zurück, die in den vergangenen Monaten vorgestellt wurden und die die Rolle der Biotech-Unternehmen unterstreichen. "Die meisten der darin genannten Ziele lassen sich ohne Biotechnologie nicht verwirklichen", so Bronsema. Gleichwohl mahnte sie an, sich nicht zu verzetteln: "Die Vielfalt der in den Programmenn angesprochenen Akteure ist breit und es nützt nichts, das Geld mit der Gießkanne zu verteilen. Wir brauchen konzentrierte Investitionen in echte Innovationen. Diese können die vielen kleinen Unternehmen liefern."

2010 flossen im abgelaufenen Jahr rund 600 Mio. Euro in deutsche Biotechnologie-Unternehmen, hieß es auf der Pressekonferenz. Damit wird der Finanzierungswert des Vorjahres mehr als verdoppelt.Lightbox-Link
2010 flossen im abgelaufenen Jahr rund 600 Mio. Euro in deutsche Biotechnologie-Unternehmen, hieß es auf der Pressekonferenz. Damit wird der Finanzierungswert des Vorjahres mehr als verdoppelt.Quelle: biotechnologie.de

Überraschung für Experten: Rekordfinanzierung im Jahr 2010

Optimismus für die Zukunft verbreiten auch die ersten Finanzdaten, die durch |transkript erhoben wurden. Demnach ist im vergangenen Jahr soviel Geld wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr in die deutsche Biotech-Branche geflossen: Die Finanzierungen beliefen sich auf rund 590 Millionen Euro. Damit wurde die Vorjahreszahl von 264 Millionen Euro mehr als verdoppelt. „Das kommt wirklich überraschend“, kommentierte Patrick Dieckhoff, Chefredakteur von |transkript, die Rekordzahl. Gleichwohl sei die Freude darüber nicht ungetrübt.  So würden rund 400 Millionen Euro aus den Taschen der drei aktiven Investoren MIG, Strüngmann und Hopp sowie den Kapitalerhöhungen der an der US-amerikanischen Börse gelisteteten Micromet stammen. 2010 war das Jahr der großen millionenschweren Runden. Erst im September konnte immatics 54 Millionen Euro (mehr...) und Agennix 80 Millionen Euro einwerben (mehr...),  im Mai gab es 33 Millionen Euro für Noxxon (mehr...) und für Curevac 27 Millionen Euro (mehr...). Kleine Finanzierungsrunden hätten 2010 jedoch kaum stattgefunden, kritisierte Dieckhoff. Auch Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender der BIO Deutschland, sieht die Entwicklung mit Skepsis. „Die alten Wagniskapital-Platzhirsche in Deutschland sind verschwunden oder versuchen seit langem neue Fonds zu schließen", so der Biotech-Unternehmer und betonte: "Das Gros der innovativ tätigen Biotech-Unternehmen benötigt weiterhin Wagniskapital zur Finanzierung ihrer Forschungs- und Entwicklungsprojekte."

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Trend: Branche hilft sich selbst

Dennoch weiß die deutsche Biotech-Branche offenbar damit umzugehen. Wer keinen Großinvestor findet, muss zu anderen Mitteln greifen. Die neuen Trends heißen "Pharmakooperationen", "strategische Beteiligungen" sowie "Übernahmen".  „Die Branche hilft sich selbst“, fasst Dieckhoff zusammen. Viele Pharmaunternehmen leisten sich Kooperationen mit Biotech-Unternehmen, auch wenn es sich um frühe Projekte handelt. Sie Suche nach dem richtigen Partner befeuert entsprechende Konferenzen wie die Bio-Europe (mehr...), die immer mehr Besucher für sich verbuchen können. Darüber hinaus gibt es inzwischen deutsche Biotech-Unternehmen – im Gegensatz zu früheren Zeiten – die Umsätze und Gewinne vorweisen können, die sie selbst wieder investieren. Beispielhaft sei etwa das Engagement der Brain AG aus Zwingenberg, die bei der Greifswalder Enzymicals AG miteingestiegen sind  (mehr...). Andere Unternehmen wie MorphoSys aus München nutzten 2010 die Gelegenheit und kauften kleinere Biotech-Unternehmen gleich ganz auf (mehr...).  Mit Blick auf diese Situation werde die Konsolidierung auch im nächsten Jahr weitergehen, prophezeihen die Experten. Schwer haben es dabei vor allem junge Start-Ups, die auf der Suche nach Investoren sind. "Selbst Gewinner von Business-Wettbewerben haben es schwer", berichtete Heinrich. Vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs sei das keine gute Ausgangsposition. Denn Geldmangel verzögert Projekt, kostet Patentlaufzeiten und damit letztlich Umsätze. „Geschwindigkeit ist Trumpf“, betonte Heinrich und drängte auf Verbesserungen: "Sei es die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung oder die Verlustrechnung - wir benötigen dringend investitionsfreundliche Rahmenbedingungen, damit der Standort Deutschland wieder attraktiv für kapitalstarke Finanziers wird.“

 

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