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200 Millionen Euro für neue Biotech-Forschungsbauten

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Im Jahr 2014 soll das biomedizinische Zentrum der Universität München fertig sein. Hier der Nordeingang im Entwurf des Architekturbüros K9. Quelle: K9 Architekten

25.08.2010  - 

Wenn das Biomedizinische Zentrum in Martinsried im Jahr 2014 eröffnet wird, dann ist der Life Sciences-Campus der Ludwig-Maximilians-Universität um ein Schwergewicht reicher. 125 Mio. Euro stecken Bund und der Freistaat gemeinsam in das Gebäude. Seit 2007 legt der Wissenschaftsrat eine Liste mit national bedeutsamen Forschungsbauten an Universitäten vor, die zur Förderung empfohlen werden. Bei der aktuellen Liste ist die Biotechnologie gut vertreten. Sechs von 13 empfohlenen Vorhaben gehören den Lebenswissenschaften an. Folgt die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz den Vorschlägen, werden damit in den kommenden Jahren mehr als 200 Millionen Euro in die Forschungsinfrastruktur der Biotechnologie gesteckt.



 

„Mit dem Biomedizinischen Zentrum kann Bayern seine Spitzenposition unter den führenden Standorten für biomedizinische Forschung in Europa weiter ausbauen“, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), als er die Zusage des Freistaats zur Finanzierung eines der größten universitären Forschungsbauten der vergangenen Jahre verkündete. In dem Neubau mit rund 18.000 Quadratmetern Hauptnutzfläche werden eine Reihe vorklinischer Institute und fachverwandte klinische Forschergruppen untergebracht sein, die sich bislang auf mehrere Gebäude verteilt in der Münchener Innenstadt befinden. Kernstück des BMC ist das Zentrum für Angewandte Zellforschung („Cell Center“), das Arbeitsgruppen aus Molekular- und Zellbiologie, Biochemie, Physiologie, Physiologische Genomik und Klinische Neuroimmunologie bündelt.

Gemeinsame Finanzierung von Bund und Ländern

Das Gebäude wird auf dem Life Sciences-Campus in Martinsried als unmittelbares Gegenüber zum Biozentrum der LMU entstehen. Die Idee dafür kursiert schon lange im Freistaat, im Jahr 2007 beschloss die Staatsregierung, das Projekt zu fördern. Nachdem sich dann auch der Bund bereiterklärt hatte, sich an der Finanzierung wegen der nationalen Bedeutung des Cell Centers mit 49 Millionen Euro zu beteiligen, konnte Heubisch nun auch für das gesamte Zentrum grünes Licht geben, das insgesamt 125 Mio. Euro kosten wird. Die Fertigstellung ist für 2014 anvisiert.

Wissenschaftsrat

Aus den Lebenswissenschaften sind derzeit folgende Mitglieder im Rat vertreten:

Ulrike Beisiegel

Direktorin des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie II am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Antje Boetius

Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen

News: Drei Leibniz-Preise für Biowissenschaften

Hans-Jochen Heinze

Professor für Neurologie an der Universität Magdeburg

Peter Lichter

Leiter der Abteilung Molekulare Genetik des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg

Renate Renkawitz-Pohl

Professorin für Entwicklungsbiologie der Tiere an der Universität Marburg

Bernhard Schink

Professor für Mikrobielle Ökologie und Limnologie an der Universität Konstanz

Mit der Förderalismusreform 2006 hat sich der Bund aus der gemeinsamen Finanzierung des Hochschulbaus zurückgezogen. Nur noch bei Forschungsbauten von nationaler Bedeutung beteiligt sich die Regierung mit fünfzig Prozent. Welche universitären Bauvorhaben in den Genuss dieser Förderung kommen, entscheidet die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK), die sich aus Vertretern von Forschungs- und Finanzministerium und den zuständigen Ministerien der einzelnen Landesregierungen zusammensetzt. Die GWK folgt dabei gewöhnlich den Vorschlägen des Wissenschaftsrats, der seit 2007 jährlich eine Liste mit geeigneten Vorhaben veröffentlicht.

Wissenschaftsrat empfiehlt Forschungsbauten für 435 Millionen Euro

Der Wissenschaftsrat wurde 1957 gegründet und ist das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa. Die Wissenschaftliche Kommission hat 32 Mitglieder. Sie werden vom Bundespräsidenten berufen, und zwar 24 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf gemeinsamen Vorschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Hochschulrektorenkonferenz (HRK,) und den vier großen Wissenschaftsorganisationen. Acht Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens werden auf gemeinsamen Vorschlag der Bundesregierung und der Landesregierungen ernannt. Derzeit sind fünf Biowissenschaftler in dem Gremium vertreten (siehe Kasten).

In seiner diesjährigen Empfehlung befürwortet der Wissenschaftsrat 13 Vorhaben mit Gesamtkosten von 435,4 Millionen Euro. Mit sechs Projekten sind die Lebenswissenschaften dieses Mal prominent vertreten. Die Länder hatten für die aktuelle Runde insgesamt 22 Vorhaben vorgeschlagen. Die endgültige Entscheidung trifft die GWK auf einer Sitzung am 25. Oktober. „Bei diesem Programm handelt es sich um ein innovatives Förderverfahren, das besonderen Wert auf das nahtlose Zusammenspiel von Gebäude, Forschungsprogrammatik und beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern legt", sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider. Bisher sind Forschungsbauten mit einer Gesamtsumme von etwa 1,7 Milliarden Euro zur Förderung empfohlen worden.

In diesem Jahr schlägt der Wissenschaftsrat folgende lebenswissenschaftlich relevante Forschungsbauten vor.

 

  • Interdisziplinäres Zentrum Gehirn, Hormone und Verhalten (CBBM)
    Universität Lübeck
    38,25 Millionen Euro

    Die Empfehlung erfolgt unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, „dass der Medizinstandort Lübeck in seiner bisherigen Form und Qualität erhalten bleibt“.  Der Schwerpunkt Gehirn, Hormon und Verhalten (Center of Brain, Behavior and Metabolism, CBBM) ist schon jetzt ein interdisziplinäres Programm der Universität zu Lübeck. Im Rahmen des Schwerpunktes werden beispielweise der Zusammenhang von Gedächtnisprozessen und Schlaf, die Kontrolle des Körpergewichtes oder die Physiologie von Bewegungsstörungen erforscht. In dem beantragten Gebäude sollen verschiedene Arbeitsgruppen nun die Bedeutung des Gehirns für die Regulation von Stoffwechsel und Energiehaushalt untersuchen.

  • Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik/ImplantatForschung (NZ-BMT)
    Medizinische Hochschule Hannover
    53,8 Millionen Euro

    „In dem Neubau können die Forscher aus den 20 Instituten, die an acht Standorten über die Region Hannover verteilt sind, erstmals gemeinsam unter einem Dach arbeiten“, sagt Dieter Bitter-Suermann, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover. „Das wird der Implantatforschung einen neuen Schub geben.“ Mit dem Bau des neuen Gebäudes mit einer Forschungsfläche von knapp 7000 Quadratmetern soll Anfang 2011 begonnen werden, die Fertigstellung ist 2013 geplant. 295 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden im NZ-BMT forschen, darunter 78 Ingenieure und Physiker.
     
  • Neubau eines Zentrums fur Biomolekulare Wirkstoffe (BMWZ)
    Leibniz Universität Hannover
    20 Millionen Euro

    Das BMWZ soll Wirk- und Naturstoffe weiterentwickeln, um diese für die medizinische Anwendung nutzbar zu machen. Naturstoffe, wie zum Beispiel Penicillin, besitzen eine überdurchschnittlich hohe Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Bekämpfung von Krebs und von Infektionskrankheiten. Die Erforschung dieser Wirkstoffe erfolgt interdisziplinär. Der gegenseitige Austausch wird durch das gemeinsame Arbeiten in dem geplanten Forschungsbau noch intensiver. Entstehen soll das BMWZ in unmittelbarer Nähe zum neuen Laboratorium für Nano- und Quantenengineering (LNQE) am Schneiderberg. Baubeginn ist voraussichtlich im Jahr 2011. 2013 soll das Forschungsgebäude von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bezogen werden.

  • Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien (FIT)
    Universität Freiburg
    23 Millionen Euro

    In dem fach-, institutions- und länderübergreifenden Zentrum wird mit der Grundlagenforschung über interaktive Materialien und intelligente Systeme eine neuartige Forschungseinrichtung geschaffen. Das Konzept sieht vor, Materialien mit Eigenschaften auszustatten, die für Lebewesen charakteristisch sind. Dazu gehören Selbstregulierung sowie Erkennung, Reaktions- und Interaktionsfähigkeit, Kommunikation, Lernfähigkeit, Selbstorganisation, Selbstheilung und Energieautarkie. „Mit dem Zentrum werden neue Brücken geschlagen zwischen Material-, Bio- und Ingenieurwissenschaften. Die Grundlagenforschung im FIT ist eine zukunftsorientierte Ergänzung des Freiburger Materialforschungszentrums, das im Juni sein 20-jähriges Bestehen feiert, und das auf praxisnahe Forschung ausgerichtet ist“, sagt der Rektor der Universität Hans-Jochen Schiewer. Der Forschungsbau entsteht bis 2013 auf dem Campus der Technischen Fakultät. Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in dem Zentrum arbeiten.
     
  • Forschungszentrum für Molekulare Biosysteme (BioSysM)
    Ludiwg-Maximilians Universität München
    28,6 Millionen Euro

    Im Forschungszentrum BioSysM in Großhadern soll die Erforschung molekularer Biosysteme ein Zuhause finden. Dieses neue Wissenschaftsgebiet zielt darauf ab, komplexe biologische Systeme im Ganzen zu erfassen; dafür müssen neue Verfahren zur Analyse und gezielten Steuerung molekularer Prozesse entwickelt werden. Das geplante Zentrum wird die Expertise verschiedener Disziplinen aus dem Bereich der biologisch-chemischen Forschung zusammenführen. Im Teamwork soll dann vor allem ein zentraler Prozess allen Lebens im Detail geklärt werden: die Regulation der Gene. BioSysM wird erstmals die molekular-mechanistische Ebene in vollem Umfang in die biologische und mathematische Betrachtung regulatorischer Systeme integrieren. Gleichzeitig soll ein enger Bezug zur medizinischen Anwendung hergestellt werden, vor allem in der Krebs-, Stammzell- und Kreislaufforschung.
     
  • Proteinzentrum Halle
    Universität Halle-Wittenberg
    38,2 Millionen Euro

    Das Proteinzentrum mit einer Hauptnutzfläche von rund 5400 Quadratmetern soll auf dem Weinberg Campus entstehen, in direkter Nachbarschaft zum Gebäude des Instituts für Biochemie und Biotechnologie. „Die überregionale Bedeutung des Vorhabens ergibt sich aus der nachvollziehbaren Abgrenzung von anderen deutschen Standorten, die ebenfalls eine Spezialisierung in der Proteinbiochemie aufweisen“ heißt es in der Begründung des Wissenschaftsrates. Der in Halle bereits bestehende ausgeprägte Praxisbezug insbesondere im Hinblick auf medizinische Anwendungen, der im Rahmen des geplanten Vorhabens weiter ausgebaut werden soll, stelle demnach auch in nationaler Perspektive ein Alleinstellungsmerkmal dar.
 

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