Direktlink :
Inhalt; Accesskey: 2 | Hauptnavigation; Accesskey: 3 | Servicenavigation; Accesskey: 4

Nikotinsucht: Gene beeinflussen Hang zum Qualmen

Bestimmte Genvarianten beeinflussen, wie schwer es einem Menschen fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Bestimmte Genvarianten beeinflussen, wie schwer es einem Menschen fällt, mit dem Rauchen aufzuhören. Quelle: Harry Hautumm/pixelio.de

28.04.2010  - 

Wie leicht es Menschen fällt, die Finger von der Zigarette zu lassen, hängt auch von ihrer genetischen Veranlagung ab. Das haben drei internationale Forscherkonsortien mit deutscher Beteiligung herausgefunden. Die Wissenschaftler durchforsteten die genetischen Daten von insgesamt 140.000 Menschen. Wie sie in drei Studien im Fachjournal Nature Genetics (25. April 2010, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, lässt sich bei starken Rauchern ein Zusammenhang ihrer Sucht mit der Ausprägung bestimmter Nikotinrezeptoren im Gehirn herstellen. Nach Aussagen der Forscher sind demnach neben dem sozialen Umfeld auch die Gene maßgeblich daran beteiligt, ob Menschen zu Gelegenheits- oder Kettenrauchern werden.

 

An den Untersuchungen waren Teams einer ganzen Reihe von Universitäten beteiligt, desweiteren die isländische Genanalyse-Firma Decode Genetics  und der Pharmakonzern GlaxoSmithKline. Aus Deutschland steuerten Forscher aus Greifswald, Kiel, Leipzig, Mainz und München Daten bei.

Wie die Wissenschaftlerkonsortien in den drei Studien in Nature Genetics berichten, haben sie mehrere Stellen im Erbgut ausgemacht, die mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten zusammenhingen. Andere Genvarianten beeinflussen offenbar die Anfälligkeit für das Rauchen und den Hang zur Nikotin-Abhängigkeit.  So verfallen Menschen mit bestimmten Mutationen vor allem auf den Chromosomen 8 und 19 dem Tabakkonsum stärker als andere. Die Betroffenen rauchten täglich im Schnitt nicht nur mehr Zigaretten als Vergleichspersonen, sondern hätten auch ein um zehn Prozent erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, berichten Forscher um Kari Stefansson vom Institut für Molekulare Medizin an der Universität Helsinki.

Raucher-Genetik

Gleich drei große Forscherkonsortien berichten in der Fachzeitschrift Nature Genetics über ihre Studien zu Genvarianten und die Neigung zur Nikotinsucht ihrer Träger.

Zum Report des Tobacco and Genetics Consortiums:

hier klicken

Zum Report des Teams um Kari Steffansson:

hier klicken

Zum Report von Liu et al.:

hier klicken

Zudem bestätigten die Forscher Ergebnisse aus früheren Arbeiten, wonach Genvarianten auf Chromosom 15 ebenfalls die Nikotinabhängigkeit und das Risiko für Krankheiten, darunter Lungenkrebs, beeinflussen. In einer weiteren Studie machten die Forscher eine bestimmte Mutation auf Chromosom 11 dingfest, die Menschen anfälliger fürs Rauchen macht, eine weitere Gencode-Konstellation auf Chromosom 9 begünstigt hingegen diejenigen, die das Laster aufgeben wollen.

Mutationen in Leberenzymen und Nikotin-Rezeptoren

Warum die einzelnen Genvarianten einen Einfluss auf das Raucherverhalten ausüben, darüber können die Forscher derzeit jedoch nur spekulieren. Die veränderten Gene enthalten zum Beispiel den Bauplan für Enzyme, die den Nikotinabbau in der Leber beeinflussen. Andere der gefundenen Genvarianten spielen den Angaben der Forscher zufolge eine wesentliche Rolle bei der Aktivierung von sogenannten Nikotin-Rezeptoren im Gehirn.

Als wesentlicher Suchtstoff in der Zigarette entfaltet das Nikotin im Gehirn über die Aktivierung dieser Rezeptoren seine stimulierenden Effekte. Die Rezeptoren nehmen die Suchtstoffe auf und setzen anschließend "Glückshormone" wie die Neurobotenstoffe Dopamin und Serotonin frei. „In der Studie wurde erstmals nachgewiesen, dass die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten durch bestimmte Variationen in den Genen der Nikotinrezeptoren beeinflusst wird“, sagt Hans-Jörgen Grabe vom Universitätsklinikum Greifswald.

Mehr zum Thema auf biotechnologie.de

Wochenrückblick: Weiteres Hochrisiko-Gen für Brustkrebs entdeckt

Wochenrückblick: Neue genetische Faktoren bei Darmentzündungen aufgedeckt

Weg zu neuen Medikamente gegen die Nikotinsucht

Die Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, schneller Medikamente zu entwickeln, die gezielt die Wirkmechanismen an den Rezeptoren im Gehirn aufgriffen und die Suchtanfälligkeit verminderten, so Grabe. Die Studien der Wissenschaftlerkonsortien zeigen allerdings auch, dass die Biologie der Nikotinabhängigkeit sehr komplex ist.

Molekularmediziner Kari Stefansson, der auch Geschäftsführer der isländischen Firma Decode ist, zieht folgendes Fazit aus den vorgelegten Studien: „Rauchen ist für alle Menschen schlecht, für einige aber noch schlechter. Die Entdeckungen verbessern unsere Möglichkeit, gefährdete Menschen zu erkennen und ihnen überzeugende Argumente zu liefern, mit dem Rauchen aufzuhören.“

Die Forscher betonen jedoch auch, dass der Beginn des Rauchens in entscheidendem Maße von psychosozialen Faktoren abhängt. Deshalb komme der Prävention eine entscheidende Bedeutung zu, um gesundheitliche Folgen wie Krebs, Herzinfarkt oder Gefäßerkrankungen erfolgreich einzudämmen.

 

Videos

Kurzfilme zur Biotechnologie in unserer Videorubrik

Ob Medizin, Landwirtschaft oder Industrie - in unserer Videorubrik finden Sie eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die Sie leicht verständlich in die Welt der Biotechnologie einführen. 


Zur Rubrik Videos

TV-Glossar

Kreidezeit - Begriffe aus der Biotechnologie

Von A wie Antikörper bis Z wie Zellkultur - die Kreidezeit erklärt Begriffe aus der Biotechnologie kurz und knapp an der Tafel. Alle Videos finden Sie in unserem Filmarchiv.


Zur Rubrik Kreidezeit