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Investoren setzen auf Immuntherapie und eHealth

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Mit einem glamourösen Empfang in den prunkvollen Spiegelsälen des Pariser Rathauses ließen Pharma- und Biotechmanager den ersten Tag der BIO-Europe Spring ausklingen. Quelle: Schedl/EBD

18.03.2015  - 

Die kleine Schwester der BIO-Europe etabliert sich immer mehr als wichtigster europäischer Pharma-Biotech-Treff im Frühjahr: Die neunte BIO-Europe Spring, die Mitte März in Paris stattgefunden hat, toppte mit 2.400 Besuchern alle ihre Vorgänger. Und sie feierte eine Premiere: Erstmals war Frankreich Gastgeber des Partneringevents der EBD Group. Zu den wichtigsten Investmentrends zählen Immuntherapie, eHealth und die Mikrobiom-Forschung.

Nicht nur die drei Tage im Herbst sind inzwischen ein fester Termin der meisten Biotech-Chefs in Europa, auch die Frühjahrsausgabe der BIO-Europe wird immer wichtiger. In Zeiten von auslaufenden Patenten auf der Pharmaseite und hoffungsvollen Technologien in der Biotech-Branche gewinnen Konferenzen wie diese immer mehr an Bedeutung. In den vergangenen Jahren hatten sich zumeist Städte in Spanien und Italien als Gastgeber der BIO-Europe Spring abgewechselt, Mitte März war erstmals Frankreich an der Reihe. Angesichts der wachsenden Zahl französischer Biotech-Firmen sowie dem deutlichen Aufschwung der Euronext als Börsenplatz für Biotech-Firmen war dieser Schritt schon lange überfällig. Die Premiere war ein voller Erfolg: Mit 2.400 Teilnehmer toppte die neunte Ausgabe alle ihrer Vorgänger.  

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Gute Stimmung am Kapitalmarkt

Hauptsponsor Sanofi setzte sich mit einem glamourösen Abendevent in den prunkvollen Spiegelsälen des Pariser Rathauses in Szene. CEO Serge Weinberg kündigte in seinem Eröffnungsvortrag zudem eine Innovationsoffensive an: 2015 wolle man sechs neue Medikamente auf den Markt bringen, bis 2020 sei geplant, alle sechs Monate ein weiteres Medikament zur Zulassung zu bringen. Gute Stimmung auch am Kapitalmarkt: Durch  zahlreiche Börsengänge an der Euronext  – zu Beginn der BIO-Europe verkündete die französische OSE Pharma ihren für Ende März geplanten Börsengang – und gewinnbringende Übernahmen sind die Taschen vieler französischer Finanzierer derzeit gut gefüllt: So wurde das Eröffnungspanel von einem sichtlich aufgeräumten Antoine Papiernik von Sofinnova Partners moderiert. Diese konnten mit dem Verkauf der Schweizer Glykovaxyn AG an GlaxoSmithKline erst jüngst einen erfolgreichen Exit vermelden. Auf das Thema eHealth und Diagnostik wiederum will künftig der Pariser Frühphasenfinanzierer Kurma Partners setzen. Thierry Laugel kündigte einen neuen Acceleratorfonds an, der speziell auf Start-ups in diesem Feldern abzielt. Bislang habe man 35 Mio. Euro eingeworben, 40 Mio. Euro könnten es dank strategischer Investoren aus dem Diagnostik-Sektor noch werden, so Laugel gegenüber biotechnologie.de und ergänzt: „Wir wollen damit vom wachsenden eHealth-Trend profitieren.“ Dass dieses Thema auch für Medikamentenentwickler immer wichtiger wird, zeigt die wachsenden Engagements aller großen Pharmafirmen: Ob Sanofi, Roche, Novartis oder Bayer - alle haben eigene Strategien entwickelt, das Thema eHealth - und damit den Patienten - direkt zu adressieren und für sich zu gewinnen. Gerade Deutschland weist in diesem Feld eine hohe Gründungsdynamik mit zahlreichen interessanten Start-ups auf. (Mehr Informationen: hier klicken

23andMe: Vom Gentest-Anbieter zum Medikamentenentwickler

Dass die Pharma- und Diagnostik-Branche immer mehr zusammenwächst, verdeutlicht auch die US-Firma 23andMe. Die Gentests-Anbieter können inzwischen auf eine umfangreiche Gendatenbank zurückgreifen, die sie als Partner für Pharma- und Biotechfirmen interessant machen. 80% ihrer Kunden haben zugestimmt, dass die Daten für Forschungszwecke genutzt werden. In Paris war die Google-finanzierte Firma erstmals mit einem Messestand in Europa auf Werbetour in der Biotech-Fachcommunity unterwegs.  "Wir sind offen für Forschungskooperationen jeglicher Art. Wir haben zum Beispiel Zugriff auf die weltweit größte Sammlung an Gendaten von Parkinson-Patienten", sagte Emily Drabant Conley, Business Development Manager. Dass die Firma immer mehr Schritte in Richtung Medikamentenentwicklung unternimmt, wurde nicht zuletzt mit der Verpflichtung von Richard Scheller als Forschungschef deutlich, die einen Tag nach Ende der BIO-Europe Spring verkündet wurde. Der ehemalige Forschungsleiter von Roche Genentech soll die Transformation von 23andMe in eine 'echte' Biotech-Firma vorantreiben.

Investmentfokus Mikrobiom

Ein weiterer Investmenttrend: die Mikrobiom-Forschung. Die Hamburger Biotech-Firma Evotec hat sich auf diesem Gebiet erst jüngst verstärkt und eine strategische Kooperation mit der US-Firma Second Genome geschlossen. In einem ersten Schritt konzentrieren sich beide auf Darmerkrankungen. Gesucht werden neue niedermolekulare Wirkstoffe, um durch Imbalancen der Darmflora verursachte Krankheiten zu heilen. Second Genomes hauseigene Technologieplattform erlaubt es, die Signalwege innerhalb definierter lokaler Mikrobiome zu identifizieren und zu verändern. Evotec wiederum bringt seine präklinische Entwicklungskompetenz ein. Die beiden Partner werden Evotecs Substanzbibliotheken nach möglichen Wirkstoffkandidaten durchsuchen und gefundene Kandidaten für den medizinischen Einsatz optimieren. In Frankreich hat sich der Wagniskapitalgeber Seventure Partners inzwischen ebenfalls dem Mikrobiom verschrieben. Ein millionenschwerer Fonds, der Firmen in frühen und späten Phasen der Entwicklung finanziert, läuft seit 2013. Industriekonzerne wie Danone, Tereos, Tornier und Lesaffre haben hier unter anderem erhebliche Summen hineingesteckt. „Seit 2008 sehen wir ein wachsendes Interesse an der Mikrobiom-Forschung. Dass es einmal so groß werden könnte, hätten wir damals gar nicht gedacht“, gab sich Geschäftsführerin Isabelle de Cremoux in Paris überrascht ob der wachsenden Dynamik in diesem Feld.

NRW-Wirtschaftsminister Garreit Duin überzeugte sich am Stand des Biotechclusters BIO.NRW von der Vielfalt an Geschäftsideen.Lightbox-Link
NRW-Wirtschaftsminister Garreit Duin überzeugte sich am Stand des Biotechclusters BIO.NRW von der Vielfalt an Geschäftsideen.Quelle: Dupifphotoparis G.Ombreux

Ein weiteres heißes Thema  - das machte auch die BIO-Europe Spring wieder deutlich - bleibt die Immuntherapie. Deutsche Firmen wie Curevac (mehr...) und Immatics (mehr...) haben hier erst vor kurzem für Schlagzeilen gesorgt. Edith Huland von der Hamburger Biotech-Firma Immunservice GmbH - vor kurzem konnte man den Hamburger Milliardär Michael Otto als Investor gewinnen (mehr...) - will immunbasierte Therapien abseits von Krebs auf weitere Indikationen erweitern. Ihr Interleukin-2-basierter Ansatz eignet sich offenbar auch zur Behandlung von Nikotinsucht und Übergewicht. "Wir haben bei Krebspatienten gesehen, dass die Lust auf fettes Essen und Nikotin deutlich reduziert wird", so Huland. In Paris nutzte die Firmenchefin die Gelegenheit, neue Partnerschaften auszuloten. Idealerweise sollen die Erkenntnisse mit einer finanzkräftigen Pharmafirma weiter entwickelt werden.

Zugang zu Medikamenten aus klinischen Studien erleichtern

Die BIO-Europe Spring zeigte aber auch einige Bewegung abseits der üblichen Pharma-Biotech-Beziehungen: Für Aufmerksamkeit sorgte etwa myTomorrows – eine dänische Firma, die der ehemalige Crucell-Chef Ronald Brus gegründet hat, um Patienten den Zugang zu noch nicht zugelassenen Medikamenten zu erleichtern, die sich in fortgeschrittenen klinischen Studien befinden. Auf ihrer Webseite gibt die Firma einen Überblick über laufende Studien in den Phasen II und III. Darüber hinaus liefert sie Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung solcher Präparate in den einzelnen Ländern. "Wir wollen, dass dieses Wissen nicht nur Experten wie uns, sondern jedem Betroffenen zur Verfügung steht", betonte Mitgründer Erdem Yavuz in Paris. Für Biotech-Firmen wiederum ergebe sich dadurch die Möglichkeit, die Rekrutierung von Patienten für klinische Studien effizienter zu gestalten.

Aus deutscher Sicht zeigte der Cluster BIO.NRW Flagge in Frankreich. Nordrhein-Westfalen war mit gut einem Dutzend Firmen vor Ort. Wirtschaftsminister Garreit Duin überzeugte sich am zweiten Messetag von der Vielfalt an Geschäftsideen und nutzte die Gelegenheit, sich auch mit dem französischen Wirtschaftsminister auszutauschen. Besonders attraktiv aus Besuchersicht war der NRW-Stand auch aufgrund seiner Espressomaschine - selbst die geschmacksverwöhnten Franzosen konnten hier nicht meckern, entsprechend lang waren die Schlangen. Der Kaffeevertrieb lief sogar so gut, dass bereits am Nachmittag des zweiten Tages Nachschub an Kaffeebohnen besorgt werden musste.

© biotechnologie.de/sw
 

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