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Wochenrückblick KW 18

04.05.2009

Stammzellen im Gaumen entdeckt

Adulte Stammzellen aus dem Gaumen könnten in der medizinischen Forschung den Platz von embryonalen Stammzellen wie dieser hier einnehmen.Lightbox-Link
Adulte Stammzellen aus dem Gaumen könnten in der medizinischen Forschung den Platz von embryonalen Stammzellen wie dieser hier einnehmen.

Forscher um Barbara Kaltschmidt der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld haben im menschlichen Gaumen adulte Stammzellen entdeckt. Es handelt sich um Neuralleisten-Stammzellen (Neural Crest Stem Cells, NCSCs), die sich im sogenannten Zäpfchen und in den Gaumenkämmen hinter den Zähnen befinden. Die daraus isolierten Stammzellen weisen Merkmale der Pluripotenz auf. Sie können sich also in beinahe alle Zelltypen des Körpers entwickeln.

Die gewonnenen NCSCs konnten von den Wissenschaftlern erfolgreich im Labor gezüchtet und in spezialisierte Zelltypen wie Nervenzellen verwandelt werden. Neben Kaltschmidts Team waren an der Entdeckung Wissenschaftler vom Institut für Zellkulturtechnologie der Universität Bielefeld sowie der HNO-Klinik des Klinikums Bielefeld und der Universitätsklinik Frankfurt/M. beteiligt. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt Stem Cells (Online-Vorabveröffentlichung, 23. April 2009) veröffentlicht.

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In den letzten Jahren identifizierten und charakterisierten Wissenschaftler im erwachsenen Körper eine Reihe verschiedener Stammzellpopulationen. So finden sich solche adulte Stammzellen neben dem Knochenmark im Nervengewebe, in Skelettmuskeln, dem Darm, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und in der Epidermis. Embryonale Stammzellen sind zwar noch ein wenig vielseitiger, aber die adulten Varianten haben unter anderem den Vorteil, dass sie sich auf ethisch unbedenkliche Art und Weise gewinnen lassen.

Der Gaumen als Stammzellquelle bietet allerdings den Vorteil, dass er leicht zugänglich ist. Von adulten Stammzellen erhoffen sich die Wissenschaft neuartige Möglichkeiten der Behandlung von zahlreichen, auch degenerativen Erkrankungen des Kopfes wie zum Beispiel Verletzungen von Gesicht und Schädelknochen, Tumoren und chronische Mittelohrentzündung, aber langfristig vielleicht auch Alzheimer und Parkinson. Weitere Studien sollen nun unter anderem die Möglichkeit untersuchen, die Gaumen-Stammzellen zu reprogrammieren, um sie noch einen Schritt plastischer – ähnlich den embryonalen Stammzellen – und damit auch universeller für medizinische Zwecke einsetzbar zu machen.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

DFG weist Anschuldigungen gegenüber Herzforscher Haverich zurück

Die Anschuldigungen gegenüber Professor Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover, die im Zusammenhang mit seiner Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis 2008 laut wurden, sind "völlig haltlos". Zu diesem Ergebnis kommt ein Untersuchungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Axel Haverich forscht an der Medizinischen Hochschule Hannover an mitwachsenden Herzklappen, die Kindern Eingriffe ersparen sollen.Lightbox-Link
Axel Haverich forscht an der Medizinischen Hochschule Hannover an mitwachsenden Herzklappen, die Kindern Eingriffe ersparen sollen.Quelle: MH Hannover

Der Herzchirurg Haverich und zwei seiner Mitarbeiter waren Mitte Oktober vergangenen Jahres als eines von vier Forscherteams für die Endrunde des vom Bundespräsidenten vergebenen Deutschen Zukunftspreises nominiert worden. Die Nomination galt der Entwicklung und erfolgreichen Transplantation sogenannter mitwachsender Herzklappen für Kinder. Nach Vorwürfen, der Berliner Forscher Wolfgang Konertz von der Berliner Charité habe schon vor Jahren mitwachsende Herzklappen entwickelt und erfolgreich getestet, nahm die Preisjury Haverich aus dem Rennen (mehr...). In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung wurde Konertz mit der Bemerkung zitiert: "Haverich ist jetzt da, wo wir 2000 waren."
Der DFG-Ausschuss sieht zwischen Konertz' und Haverichs Arbeiten aber entscheidende Unterschiede. "Im Mittelpunkt der Innovation von Professor Haverich steht die Anwendung einer dezellularisierten mitwachsenden Herzklappe bei Kindern. In keiner der von Professor Konertz genannten Veröffentlichungen legt die Charité-Gruppe klinische Daten über Erfolge bei Kindern vor", heißt es in der Stellungnahme der DFG. Außerdem würden von Haverich humane Herzklappen verwendet, während Konertz über die Anwendung von Schweineklappen berichte, und das nur bei Erwachsenen.
Haverich habe sich "wissenschaftlich korrekt verhalten", so der Ausschuss, der sich in Zukunft zudem einen "maßvolleren und von mehr Respekt geprägten Umgang mit Innovationen und Forschungsergebnissen" erwartet.

Mehr zum DFG-Ausschuss zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens: hier klicken

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Genetischer Atlas Afrikas veröffentlicht

Viele der für den Genomatlas von Afrika untersuchten Ethnien waren zuvor noch nie genetisch registriert worden.Lightbox-Link
Viele der für den Genomatlas von Afrika untersuchten Ethnien waren zuvor noch nie genetisch registriert worden.Quelle: Sarah Tishkoff

Dass die Wiege der Menschheit in Afrika steht, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Wo genau die Vorfahren der heutigen Menschen allerdings lebten, wird lebhaft diskutiert. Immer wieder genannt wird Äthiopien. Eine internationale Forschergruppe platziert den Ursprung der Menschheit jetzt im Südwesten des afrikanischen Kontinents, nahe der Küstengrenze von Namibia und Angola. Die Annahme basiert auf der größten Genomstudie, die in Afrika bisher durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Science (30. April 2009, Online-Veröffentlichung) nachzulesen.
Unter Leitung von Sarah Tishkoff von der Universität Pennsylvania nahm ein internationales Wissenschaftlerteam, zu dem auch ein Forscher des Max-Planck-instituts für Evolutionäre Biologie in Plön gehörte, insgesamt 3000 Speichlealbstriche quer über den Kontinent vor. Bis daraus eine genetische Karte aller 121 genetischen Populationen Afrikas entstand, dauerte es zehn Jahre, da die untersuchten Völker oft nur schwer zu erreichen waren. In den entlegensten Gebieten musste die für die Verarbeitung der DNA notwendige Zentrifuge mit Hilfe einer Autobatterie zum Laufen gebracht werden.
Die Forscher verglichen mehr als 1000 DNA-Marker und konnten insgesamt 14 vorzeitliche Populationsknoten identifizieren. Allerdings weisen alle Populationen zahlreiche Querverbindungen auf, was auf umfangreiche Wanderungsbewegungen schließen lässt. Dass sich die heutige Weltbevölkerung aus dem Südwesten Afrikas heraus entwickelt hat, beruht auf der Annahme, dass die Population mi der höchsten genetischen Diversität auch die älteste ist. Das trifft auf die Angehörigen der "San" im Grenzgebiet zwischen Namibia und Angola zu.

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Medigene-Gründer Peter Heinrich gibt auf

Peter Heinrich ist nicht mehr Chef der MediGene AG. Nach mehr als 14 Jahren als Vorstandsvorsitzender der Martinsrieder Biotechnologie-Firma trat Heinrich, der MediGene gegründet hatte, am 29. April ohne Kommentar zurück.

Peter Heinrich ist als Vorstandsvorsitzender der MediGene AG zurückgetreten.Lightbox-Link
Peter Heinrich ist als Vorstandsvorsitzender der MediGene AG zurückgetreten.Quelle: Bayern innovativ

Sein Nachfolger wird der Marketing-Experte Frank Mathias. Der ehemalige Leiter von Amgen Deutschland war vor einem Jahr in den MediGene-Vorstand berufen worden. Zwischen ihm und Heinrich habe es keinen Konflikt gegeben, sagte Mathias der Zeitschrift |transkript. Laut informierten Kreisen sollen unterschiedliche Auffassungen im Aufsichtsrat dazu geführt haben, dass Heinrich nicht mehr die volle Rückendeckung des Gremiums verspürte und schließlich die Konsequenzen zog. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker dankte Heinrich "von Herzen" für seine unternehmerische Leistung und "wünscht ihm alles Gute für seinen zukünftigen Lebensweg". MediGene befindet sich derzeit in einer entscheidenden Phase der Unternehmensgeschichte. Seit mehreren Monaten verhandelt das Unternehmen mit Pharmakonzernen um die Auslizenzierung des Krebsmedikamentes EndoTAG, dem auch von Analysten großes Potential bescheinigt wird. Der Abschluss der Verhandlungen wird im Sommer erwartet. Der neue CEO Frank Mathias bestritt aber Probleme bei diesen Verhandlungen.
Peter Heinrich ist ein prominenter Kopf der deutschen Biotech-Szene. Er ist unter anderem Vorsitzender des Unternehmerverbandes BIO Deutschland sowie im Vorstand der Vereinigung der Europäischen Biopharmazie-Unternehmen EBE.

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Genvariante stört Kommunikation im Gehirn

Schon vor mehr als 100 Jahren hatte der deutsche Psychiater Carl Wernicke vermutet, dass die Schizophrenie auf eine gestörte Zusammenarbeit von Hirnarealen zurückzuführen ist. Dass diese durch eine Genvariante verursacht wird, konnte er noch nicht wissen. Mit einer Kombination aus Magnetresonanztomographie (MRT) und Genetik konnten Forscher am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, der Universität Heidelberg und der Universität Bonn jetzt beobachten, was die Variation von rs1344706 im Gehirn bewirkt. Die Studie erschien im Wissenschaftsmagazin Science (Ausg. 324, Nr. 5927, S. 605).
Vor einem Jahr hatte ein Forscherteam nachgewiesen, dass eine Veränderung von rs1344706 unter anderem mit einem erhöhten Schizophrenie-Risiko einher geht. Zudem werden Träger dieser Variante häufiger als manisch-depressiv diagnostiziert. "Bislang war nicht bekannt, was die von uns betrachtete Genvariante im Gehirn überhaupt bewirkt", sagt Andreas Meyer-Lindenberg vom Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.

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Wie die Forscher jetzt herausfanden, zeigt sich bei Trägern der Risikogenvariante im MRT offenbar eine veränderte Kommunikation des dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) mit anderen Hirnregionen. Der DLPFC ist am Arbeitsgedächtnis und an verschiedenen "höheren" Hirnfunktionen beteiligt. Er besteht aus einem rechten und einem linken Anteil. Die Kommunikation zwischen diesen beiden Hälften war gestört. Dagegen zeigte sich zwischen DLPFC und dem Hippocampus, einer weiteren für das Gedächtnis wichtigen Hirnregion, eine verstärkte Kopplung. Beide Auffälligkeiten waren schon früher bei Patienten mit Schizophrenie nachgewiesen worden. Darüber hinaus zeigte sich bei Trägern des Risikogens auch eine verstärkte Kopplung der Amygdala mit mehreren anderen Hirnregionen. Die Amygdala, auch bekannt unter dem Namen "Mandelkern", ist an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt und damit entscheidend für Depressionen.
Das veränderte Gen enthält die Bauanleitung für ein Protein, dessen genaue Funktion noch unklar ist. Verschiedene Arbeitsgruppen weltweit versuchen momentan, diese Frage zu klären - auch deshalb, weil sich so Ansätze für neue Therapien ergeben können.

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Regierung einigt sich auf nationale Strategie für Biomasse

Die Bundesregierung hat am 29. April einen nationalen Biomasseaktionsplan beschlossen. Damit folgt die Große Koalition einer Aufforderung der EU-Kommission, die in ihrem 2005 veröffentlichten europäischen Biomasseaktionsplan die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert hatte, nationale Aktionspläne für die energetische Nutzung von Biomasse zu erstellen.

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"Bioenergie wird mittelfristig unserer wichtigster erneuerbarer Energieträger bleiben. Die Nachhaltigkeit der Biomasseerzeugung gewinnt daher noch an Bedeutung. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die voraussichtlich vor Ende Mai in Kraft tretenden europäischen Nachhaltigkeitsanforderungen in nationales Recht umzusetzen", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.
Der Biomasseaktionsplan zeigt auf, welche Strategien verfolgt werden sollen, um den Anteil der Bioenergie wie geplant bis 2020 zu verdoppeln. Bioenergie deckt heute schon knapp 5 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs. Wie aus dem Plan hervorgeht, will die Regierung biologische Abfälle zukünftig besser verwerten. Theoretisch reiche das heimische Angebot an Biomasse aus, heißt es in dem Plan. Allerdings dürfe nicht übersehen werden, dass Import-Biomasse eine zunehmende Bedeutung hat und eine Versorgung ausschließlich aus heimischer Biomasse aus Wettbewerbsgründen nicht realistisch ist. Dabei sei unbedingt zu vermeiden, dass der Ausbau der Biomasseproduktion zur energetischen Verwertung zu Konflikten mit der Ernährungssicherung, dem Recht auf Nahrung sowie dem Schutz von Umwelt und Natur führt. Bereits am 17. Februar hatte das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz erste Ergebnisse eines Pilotprojekts zur Zertifizierung von nachhaltiger erzeugter Biomasse vorgestellt.Demnächst soll ergänzend zum jetzt vorgestellten Plan auch ein Aktionsplan zur stofflichen Biomassenutzung veröffentlicht werden.

Nationaler Biomasseaktionsplan: pdf-Download

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