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Leukämie-Medikament gibt MS-Patienten Hoffnung

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Im Verlauf der Multiplen Sklerose werden die Verbindungen zwischen den Nervenzellen angegriffen. Quelle: Haut-Laser-Venen

23.10.2008  - 

Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung, die die Nerven der Patienten irreparabel schädigt und zu schweren Lähmungen bis hin zum Tod führen kann. Rund 2,5 Millionen Menschen leiden weltweit daran. Das Medikament Alemtuzumab, das ursprünglich zur Behandlung von Leukämie entwickelt wurde, kann offenbar die Krankheit Multiple Sklerose (MS) im frühen Stadium stoppen und sogar verlorene Gehirnfunktionen wieder herstellen, wie Wissenschaftler in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine (Jg. 2008, Volume 359, S. 1786-1801) melden. Das Medikament mit dem Markennamen Campath wird von Bayer mit dem amerikanischen Partner Genzyme vertrieben.



Wissenschaftler der Universität Cambridge testen seit mehr als drei Jahren, ob der Wirkstoff Alemtuzumab, der in Campath enthalten ist, auch gegen MS eingesetzt werden kann. Vor einem Jahr wurde die zweite Phase der klinischen Prüfung abgeschlossen, jetzt hat Studienleiter Alasdair Coles die Ergebnisse im New England Journal of Medicine  zusammengefasst. Es sehe so aus, als ob das Medikament mit dem Markennamen Campath dazu führe, dass sich Gehirnzellen regenerierten.

Bei MS-Patienten gerät das Immunsystem auf Abwege und greift körpereigene Strukturen im zentralen Nervensystem an.Lightbox-Link
Bei MS-Patienten gerät das Immunsystem auf Abwege und greift körpereigene Strukturen im zentralen Nervensystem an.Quelle: Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft

Reparatur beschädigten Hirngewebes unterstützen

Nach dreijähriger Behandlung hätten die Patienten eine bessere Koordinationsfähigkeit gezeigt, so Coles, sie könnten schneller gehen und hätten geringere Schäden am Hirngewebe. "Das sind wirklich ermutigende Ergebnisse für Patienten mit Multipler Sklerose", sagte der Wissenschaftler-. „Wir haben hier ein Medikament, das, wenn es früh genug verabreicht wird, das Fortschreiten der Krankheit stoppen und verlorene Funktionen wiederherstellen könnte, indem es die Reparatur beschädigten Hirngewebes unterstützt.“ 

Bayer hatte die ermutigenden Daten in einer Zwischenbewertung bereits vor einem Jahr bekannt gemacht. Bernd Kieseier, Oberarzt an der Universitätsklinik Düsseldorf und Experte auf dem Gebiet der Neuroimmunologie, äußerte sich dort erstaunt über die hohe Wirksamkeit von Alemtuzumab: Es traten bei den 334 Patienten der Studie, die einmal jährlich Alemtuzumab erhalten hatten, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe unter dreimal wöchentlicher Interferon-beta 1a-Gabe im Verlauf der zweijährigen Studie je nach Dosierung 72 bis sogar 87 Prozent weniger Krankheitsschübe auf. Interferon-beta 1a wird bisher zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS) eingesetzt, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, beziehungsweise die Anzahl der Schübe zu reduzieren.

MS-Schübe gehen stark zurück

„Das ist ein sehr bemerkenswertes Resultat“, kommentierte der Düsseldorfer Neurologe. Auch das Fortschreiten klinisch relevanter Behinderungen werde in Abhängigkeit von der eingesetzten Dosierung signifikant gehemmt, und zwar um 66 bis 88 Prozent. „Wir haben unter Alemtuzumab die bislang stärkste Reduktion der Schubhäufigkeit und auch die am stärksten ausgeprägte Progressionshemmung nach EDSS beobachtet“, so Kieseier. EDSS ist die Kurzform für „Expanded Disability Status Score“ und stellt eine Skala dar, mit der die durch MS verursachten Behinderungen eingeordnet werden können.

Alemtuzumab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper, der selektiv an das CD52-Antigen von Lymphozyten bindet und dadurch das Immunsystem aktiviert, das gezielt die entsprechend markierten Lymphozyten zerstört. Der Antikörper wird biotechnologisch in einer Suspensionskultur aus Säugetierzellen in einem Nährmedium hergestellt.

Bisher wird der Wirkstoff von Bayer unter dem Markennamen Campath als Medikament gegen chronisch-lymphatische B-Zell-Leukämie (B-CLL) eingesetzt. Es ist der erste und einzige monoklonale Antikörper, der von der U.S.-Amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zur Behandlung der B-CLL zugelassen wurde.

Alemtuzumab ist seit September 2007 in der dritten und damit letzten Phase der klinischen Entwicklung. Bayer und der US-Partner Genzyme hatten damals in Aussicht gestellt, die Zulassung von Alemtuzumab zur Behandlung der Multiplen Sklerose 2011 beantragen zu können.

 

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