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Albert Sickmann: Vertieft in die Erforschung von Eiweißmolekülen

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Albert Sickmann beschäftigt sich mit Eiweißmolekülen, um deren Aufbau und ihre Funktion besser zu verstehen. Quelle: Sickmann

09.07.2008  - 

Proteine, auch Eiweiße genannt, sind elementare Bausteine aller Zellen, Riesenmoleküle aus Ketten von manchmal mehreren tausend Aminosäuren. Die Bauanleitung liefern die Gene nach ganz bestimmten Codes. Zwanzig Aminosäuren sind es beim Menschen, die Kombinationsmöglichkeiten sind fast unvorstellbar vielfältig. Doch Forscher wie der Biochemiker Albert Sickmann lassen sich davon nicht beeindrucken. Der 34-Jährige dringt mit neuesten Techniken in die feinsten Strukturen der Proteine vor, um ihren Aufbau und ihre Funktionen besser zu verstehen. Am Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin der Universität Würzburg leitet der Professor die Abteilung Protein-Massenspektrometrie. Erst jüngst stand Sickmann im Rampenlicht: Im April 2008 wurde der Proteomforscher mit dem Analytica Forschungspreis des Pharmakonzerns Roche und der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie ausgezeichnet.

Die besondere Bedeutung der Proteine, die Moleküle transportieren, Signalstoffe erkennen oder biochemische Reaktionen anstoßen, war Wissenschaftlern schon lange bewusst, „aber die Techniken zur Analyse fehlten“, stellt Albert Sickmann fest. Diese modernen technischen Methoden, vor allem die Massenspektrometrie, weiß der erfolgreiche Jungforscher spätestens seit seiner Promotion in Bochum perfekt zu nutzen. Mit seinen Mitarbeitern entwickelt er gerade zwei Modellsysteme, anhand derer er die Signalwege in den Zellen erkennen und nachvollziehen will. Bei einem Modell geht es um die Hemmung und Aktivierung von Blutplättchen (Thrombozyten). Dabei konnte der Wissenschaftler bereits mehr als tausend sogenannter Phosphorylierungstellen an Thrombozytenproteinen identifzieren, die für eine solche Hemmung und Aktivierung zuständig sind. Nun gilt es herauszufinden, welche dieser tausend Stellen die wichtigsten sind. Darauf aufbauend könnte dann ein Standarddiagnose-System entwickelt werden, mit dem sich frühzeitig Krankheitsmuster  bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkennen lassen – eine Pharmafirma hat bereits Interesse angemeldet.

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Sickmanns Arbeitsgeräte sind Massenspektrometer, mit denen sich Eiweißmoleküle analysieren lässt.Quelle: Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg

Virtuelle Blutplättchen analysieren

Für seine Untersuchungen arbeitet Sickmann eng mit Biochemikern und Bioinformatikern zusammen, um anhand eines „virtuellen Blutplättchens“ die Menge an quantitativen Daten sinnvoll auszuwerten – Systembiologie in Reinkultur.„Systembiologie ist zwar in aller Munde und gilt als neue Disziplin, tatsächlich stammen die ersten Grundlagen zur Beschreibung komplexer biologischer Systeme aber schon aus der Zeit um 1925, als Lotka und Volterra das Räuber-Beute-System beschrieben“, klärt der Biowissenschaftler auf. Denn diese Wissenschaft erforscht, wie sich Lebensprozesse steuern und regulieren, ein wichtiges Ziel auch für Sickmann. „Wenn wir diese Vorgänge genau verstehen, sind wir in den nächsten Jahren in der Lage, Krankheiten besser zu diagnostizieren und in fernerer Zukunft hoffentlich auch effektiver zu behandeln“, erklärt er die Perspektiven seiner Arbeit.

Analytica

Auf der diesjährigen Analytica stand Sickmann im Rampenlicht. Er war einer der Gewinner des Analytica Forschungspreises, der gemeinsam von Roche und der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie vergeben wird.

Mehr Informationen

Nach vorne blickt Albert Sickmann immer: Nach dem Studium der Biochemie und der Promotion 2001 an der Universität Bochum arbeitet der Proteomforscher als Projektleiter eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Konsortiums zur funktionellen Proteomforschung, das unter Federführung der Bochumer Biotech-Firma Protagen lief. Nur ein Jahr später erreicht Sickmann schließlich die Berufung zum Juniorprofessor an der Universität Bochum. Doch es trieb ihn weiter, wieder nur ein Jahr später übernimmt er die Leitung der Würzburger Abteilung am Rudolf-Virchow-Zentrum, wo Sickmann im Mai 2007 die nächste Stufe erklimmt: die Professur für Proteinanalytik. Doch geplant hat er seine Karriere nicht. „Das ist bei Professuren auch gar nicht möglich, denn es muss eine passende Stelle zur passenden Zeit geben“, so Sickmann.

Weiter und vorwärts läuft er aber auch in seiner knapp bemessenen Freizeit: Langstreckenlauf und Radfahren sind hier seine Disziplinen. Beim Lesen legt er sich allerdings nicht fest: Von „Allerweltsliteratur“ bis Politik ist alles dabei.

Autorin des Textes: Andrea Gerber-Kreuzer

 

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