BMBF bündelt Förderprogramme für Hightech-Mittelstand unter "KMU-innovativ"
13.09.2007 -
In vielen Bereichen der Spitzenforschung sind kleine und mittlere Unternehmen Vorreiter des technologischen Fortschritts, denn bei der Erschließung von Märkten können sie flexibler und schneller agieren. Dies gilt auch für die Biotechnologie, schließlich stammt die Mehrheit der deutschen 500 Biotech-Firmen aus dem Mittelstand. Seit Jahren unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungs- und Entwicklungsprojekte dieser Unternehmen im Rahmen der Programme BioChance sowie BioChancePlus. Jetzt wird diese Art von Förderung in einem für alle Hightech-KMUs einheitlich gestaltetem Programm gebündelt: Unter dem Dach von KMU-innovativ soll dem forschenden Mittelstand noch stärker als bisher die Möglichkeit gegeben werden, Fördermittel des BMBF zu erhalten. Insgesamt 300 Millionen Euro stehen bis zum Jahr 2015 für zunächst fünf Technologiefelder zur Verfügung: Neben Biotechnologie, Nanotechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologien kommen nun auch Bereiche wie Produktionstechnologien sowie Technologien der Ressourcen- und Energieeffizienz hinzu.
Gerade in einem forschungstriebenem Feld wie der Biotechnologie spielt der Mittelstand eine wichtige Rolle: Nach wie vor ist der Großteil der 500 in Deutschland ansässigen Biotech-Unternehmen nämlich sehr klein. Wie aus der Firmenumfrage von biotechnologie.de im Auftrag des BMBF hervorgeht, beschäftigen 43% der Biotech-Firmen weniger als 10 Mitarbeiter. 65 Firmen (14,4%) haben mehr als 50 Mitarbeiter, 20 Firmen kommen auf mehr als 100 Beschäftigte, aber nur 7 können mehr als 250 vorweisen. Insgesamt sind in kleineren und mittleren Biotech-Unternehmen in Deutschland rund 14.000 Mitarbeiter tätig. Gleichzeitig investieren diese Firmen aber stark in Forschung und Entwicklung – im Jahr 2006 waren dies 971 Millionen Euro. Gerade in der biomedizinisch orientierten Forschung sind die Innovationsprozesse allerdings sehr langwierig, aufwendig und teuer. Bis beispielsweise ein neues Medikament den Markt erreicht hat, werden durchschnittlich 500 bis 800 Millionen Euro ausgegeben.
KMU-Förderung für fünf Felder einheitlich gestalten
Der forschende Mittelstand in der Biotechnologie ist deshalb besonders auf privates Kapital sowie öffentliche Förderung angewiesen. Seit 1999 unterstützt das BMBF mittelständische Biotech-Firmen bei Forschungs- und Entwick-lungsprojekten, die sie allein oder in Kooperationen mit anderen durchführen. Dies lief zunächst als BioChance und wurde seit 2004 als BioChancePlus fortgeführt. Insgesamt wurden dabei etwa 150 Millionen Euro für rund 300 biotechnologische Projekte zur Verfügung gestellt, um das Investitionsrisiko für die Unternehmen zu mindern und innovative Ideen voranzutreiben.
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KMU-Förderung vereinfachen und beschleunigen
Damit kleine und mittlere Unternehmen künftig weiter Vorreiter des technologischen Wandels sind – nicht nur in der Biotechnologie – hat das BMBF die Förderung von KMUs nun neu strukturiert, vereinheitlicht und vereinfacht. Wie Bundesforschungsministerin Annette Schavan am 13. September auf einer Pressekonferenz in Berlin mitteilte, soll die Förderung künftig unter dem Dach von KMU-innovativ für fünf Technologiefelder gebündelt erfolgen. "In den mittelständischen Unternehmen liegt ein großes Potential an Innovationskraft. Wir können diese Ideen unterstützen, aber bislang waren die Förderstrukturen für Unternehmer nur schwer zu durchschauen", erläuterte Schavan. Dies soll sich künftig ändern - und damit nicht nur die "Stammkunden" des BMBF erreichen, wie die Ministerin betonte, sondern vor allem förderunerfahrene Firmen unter die Arme greifen.
Kontakt für KMUs aus der Biotechnologie |
Forschungszentrum Jülich GmbH |
Mit KMU-innovativ will das BMBF langfristig dazu beitragen, die Beteiligung von innovativen Hightech-Unternehmen an den Fachprogrammen des BMBF zu erhöhen. "Studien haben gezeigt, dass jeder von der öffentlichen Hand ausgegebene Euro zu mindestens weiteren 71 Cent von Seiten der Wirtschaft geführt hat", sagte Manfred Wittenstein, Vorstandsvorsitzender der Wittenstein AG und Mitglied der Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft auf der Pressekonferenz. „Forschende KMUs verbringen jede freie Minute im Labor und haben wenig Zeit, um sich mit Förderinformationen, Richtlinien und Formularen zu beschäftigen“, erläuterte er weiter. Die Vereinfachung im Rahmen von KMU-innovativ sei deshalb ausdrücklich zu begrüßen, vor allem weil noch immer viele Mittelständler zu wenig auf Forschung setzen und die öffentliche Hand zu selten als relevante Geldquelle in Betracht ziehen. So haben laut Wittenstein insgesamt nur 13 Prozent aller KMUs in Deutschland in den letzten drei Jahren einen Förderantrag gestellt. "Mit KMU-innovativ erwarten wir insbesondere in den neuen Feldern zu Produktionstechnologien sowie den Technologien für Ressourcen- und Energieeffizienz in den kommenden Jahren die höchsten Zuwachsraten", sagte Schavan.
Zentraler Bestandteil: Lotsendienst für KMUs als schnelle Förderberatung
Zentraler Bestandteil der neuen Initiative ist ein eigens für KMUs eingerichteter Lotsendienst, der den Einstieg in die Forschungsförderung des BMBF für Unternehmen spürbar vereinfachen soll und unter der kostenlosen Rufnummer 0800-2623009 erreichbar ist. Insbesondere Unternehmen, die bisher noch keine Erfahrung mit den verschiedenen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung durch das BMBF haben, sollen auf diese Weise die Chance erhalten, anspruchsvolle Forschungsprojekte im Verbund oder allein zu verwirklichen. Darüber hinaus sollen die Berarbeitungsverfahren beschleunigt werden. Als Zielmarke gilt nun: Die Bearbeitung einer Förderskizze und eines Antrages soll zusammen nicht länger als vier Monate dauern. Schon zwei Monate nach Ende der Abgabefrist für eine Projektskizze sollen künftig die für eine Förderung geeigneten Vorhaben feststehen, über eine Bewilligung soll dann ebenfalls innerhalb von zwei Monaten nach Einreichung der vollständigen Unterlagen entschieden sein. Für den Nachweis des erforderlichen Eigenkapitals, den Unternehmen bei einer Förderung durch das BMBF stets vorweisen müssen, sollen in Zukunft vereinfachte Regeln für KMUs gelten.