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Deutschlands Jungstars in der "Elf der Wissenschaft"

Die "Elf der Wissenschaft" auf einen Blick (v.l.n.r.): Dr. Frank Lyko, Dr. Florian Mayer, Dr. Oliver Schultz, Dr. Ina Bornkessel, Dr. Kirsten Zickfeld, 2. Reihe (v.l.n.r.): Dr. Robert Arlinghaus, Prof. Dr. Immanuel Bloch, Dr. Igor Gornyi, Dr. Volker Springel, Prof. Dr. Claudia Kemfert, Prof. Dr. Andreas Lendlein. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die "Elf der Wissenschaft" auf einen Blick (v.l.n.r.): Dr. Frank Lyko, Dr. Florian Mayer, Dr. Oliver Schultz, Dr. Ina Bornkessel, Dr. Kirsten Zickfeld, 2. Reihe (v.l.n.r.): Dr. Robert Arlinghaus, Prof. Dr. Immanuel Bloch, Dr. Igor Gornyi, Dr. Volker Springel, Prof. Dr. Claudia Kemfert, Prof. Dr. Andreas Lendlein. Quelle: Karsten Schöne/bdw/Stifterverband

20.06.2006  - 

Die deutsche Fußballnationalelf ist dieser Tage in aller Munde, aber wer kennt eigentlich die vielversprechendsten deutschen Nachwuchsforscher? Dieser Frage ist auch der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft nachgegangen und hat gemeinsam mit Bild der Wissenschaft und den großen deutschen Wissenschaftsorganisationen eine „Elf der Wissenschaft“ gekürt. Zu den drei Frauen und acht Männern gehören auch zwei Forscher mit biotechnologischem Hintergrund: Krebsforscher Frank Lyko vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und Andreas Lendlein,  der am GKSS Forschungszentrum Geesthacht in Teltow an abbaubaren Biomaterialien forscht.

Die Idee zur Elf der Wissenschaft entstand vor einem Jahr im August 2005, als das Fußballfieber noch in weiter Ferne lag, aber schon damals die Frage im Raum schwebte: Wer sind eigentlich unsere vielversprechendsten Nachwuchsforscher im Lande? Der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft und das Fachmagazin Bild der Wissenschaft regten schließlich an, die Welt des Fußballs auf die Forschung zu übertragen und die Suche nach einer "Elf der Wissenschaft" kam ins Rollen. Im Herbst setzten sich die führenden Wissenschaftsorganisationen wie die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer Gesellschaft, die Helmholtzgesellschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft zusammen und zerbrachen sich den Kopf über mögliche Nominierungen. Die Kriterien bei der Auswahl der Forscher waren streng: Der Kandidat oder die Kandidatin sollte unter 40 Jahre alt sein, in seiner Disziplin bereits für Aufsehen gesorgt haben und an einer deutschen Wissenschaftseinrichtung arbeiten. Zur Jahreswende standen schließlich 30 Namen auf der Liste, von denen die Jury – bestehend aus je einem Verantwortlichen von Bild der Wissenschaft, Stifterverband und Wissenschaft im Dialog – am Ende das Dreamteam auswählte.

Die „Elf der Wissenschaft“ besteht aus Nachwuchsforschern, deren Arbeitsgebiete sich von Psycholinguistik über Firschereiökologe bis hin zu Energiewirtschaft, Solarforschung und Kosmologie erstrecken. Darüber hinaus wurden zwei Forscher ausgewählt, die einen biotechnologischen Hintergrund haben: Prof. Dr. Andreas Lendlein und Dr. Frank Lyko.

Prof. Dr. Andreas Lendlein: Einer von elf Nachwuchsforschern, die zur "'Elf der Wissenschaft" gehören.Lightbox-Link
Prof. Dr. Andreas Lendlein: Einer von elf Nachwuchsforschern, die zur "'Elf der Wissenschaft" gehören.Quelle: Stifterverband der Deutschen Wissenschaft

PROF. DR. ANDREAS LENDLEIN entwickelt Kunststoffe, die ein Formgedächtnis haben. Die Materialien können beispielweise nach einer Verformung wieder ihre ursprüngliche Gestalt annehmen, wenn sie von einem Reiz wie erhöhter Temperatur oder UV-Licht stimuliert werden. Solche Stoffe sind etwa für Anwendungen in der Regenerativen Medizin interessant: Lendlein arbeitet unter anderem an einem Nahtmaterial, das sich selbst zu einem Knoten zusammezieht (siehe Foto) und nach der Heilung vom Körper abgebaut wird. Das könnte helfen, weitere Operationen zu vermeiden. Materialien dieser Art sind aber auch als Medikamenten-Depots denkbar, die – einmal an die gewünschte Stelle implantiert – dort ferngesteuert ihre Inhalte ausschütten. Der erst 37-jährige Lendlein hat mit seinen Entdeckungen schon mehrfach die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. So gewann er als erster deutscher Wissenschaftler im Jahr 2005 den World Technology Network Award, mit dem jährlich die weltweit innovativsten Menschen in wissens- und technologiebasierten Gebieten ausgezeichnet werden. Im Jahr 2002 wurde er als einer der 100 besten Innovatoren im Technology Review Magazin des MIT, Cambridge, auserkoren. Zudem gehört Lendlein zu jenen deutschen Nachwuchsforschern, die im Rahmen des BioFuture-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fünf Jahre lang eine großzügige finanzielle Unterstützung erhalten, um sich eine eigene Forschungsgruppe aufbauen zu können. Inzwischen ist Lendlein Professor an der Universität Potdsam und gleichzeitig Leiter des Instituts für Polymerforschung im Helmholtz-Forschungszentrum GKSS am Standort Teltow. Er hält inzwischen 30 Patente und gründete das Unternehmen mnemoScience GmbH.


Dr. Frank Lyko: Der Krebsforscher vom DKFZ wurde in die "Elf der Wissenschaft" gewählt.Lightbox-Link
Dr. Frank Lyko: Der Krebsforscher vom DKFZ wurde in die "Elf der Wissenschaft" gewählt.Quelle: Stifterverband der Deutschen Wissenschaft

DR. FRANK LYKO ist in Heidelberg geboren und arbeitet auch dort: am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Der 35-Jährige sucht nach Wegen, wie sich Tumore in normales, also unschädliches Gewebe zurückentwickeln können und nutzt dabei Erkenntnisse der Epigenetik. Unter Epigenetik wird die Steuerung der Genaktivität durch chemische Veränderungen des Erbguts verstanden - etwa durch Ankoppeln von Methylgruppen. Krebs wiederum wird nicht nur durch genetische Veränderungen hervorgerufen, sondern auch durch abweichende Methylierungsmuster. Besonders fatal ist es, wenn durch zu viele Methylierungen Gene „stumm“ bleiben, die die Zellteilung steuern, das Wachstum kontrollieren oder für Reparaturen der Erbsubstanz sorgen – und damit den Weg für eine Krebserkrankung bereiten. In Krebszellen sind häufig die Tumorsuppressor-Gene durch Methylierung inaktiviert. Ein Ziel der Krebsforscher ist es daher, die übermäßige Methylierung zu unterbinden und entsprechende Inhibitoren zu entwickeln.
Als Leiter der Abteilung Epigenetik am DKFZ stehen bei Lykos dabei bestimmte Enzyme im Mittelpunkt der Forschung, sogenannte DNS-Methyltransferasen, die normale Cytosin-Bausteine mit Methylgruppen ausstatten. Diese Enzyme spielen eine entscheidende Rolle bei der Übermethylierung in Tumorzellen und wenn es nach Lyko geht, dann wird auf deren Basis eine ganz neue Klasse von Krebsmedikamenten entstehen. Durch computergestützte Modellierung konnte das Team um Lyko ein solches Enzym dreidimensional darstellen und die Struktur für einen exakt passenden Hemmstoff ableiten. Der Inhibitor RG108 verringert die Aktivität der Methyltransferasen in verschiedenen Krebszellkulturen. Lyko und seine Kollegen konnten zeigen, dass sich der Methylierungsgrad von verschiedenen Tumorsuppressor-Genen verringerte und die schützenden Gene dadurch reaktiviert wurden. Andere Bereiche der DNA, deren Methylierungsmuster als wichtig für die Stabilität der Chromosomen gilt, waren dagegen nicht von der Wirkung des Inhibitors betroffen. Inzwischen hat das DKFZ im Rahmen eines Lizenzabkommens mit der britischen Stiftung Cancer Research UK eine Vielzahl von RG108-Derivaten hergestellt und auf ihre Aktivität hin untersucht. Die avisierte epigenetische Therapie zielt nicht darauf ab, entartete Zellen abzutöten, sondern sie umzuprogrammieren. Lyko: „Da die DNA nach Zellteilung in jeder Tochterzelle zur Hälfte alt und zur Hälfte neu ist, bedeutet eine Hemmung der Methylierung, dass sich das Erbgut – zumindest auf der Ebene der Epigenetik – wieder normalisiert.“ 

 

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