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Wochenrückblick KW 49

08.12.2014

Farbige Nanocontainer bringen Wirkstoffe ans Ziel

Schematische Darstellung eines Nanopartikels mit Wirkstoffbeladung im Inneren (lila) und spezifischen Farbmarkierungen auf der Partikeloberfläche (blaue Punkte). <ic:message key='Bild vergrößern' />
Schematische Darstellung eines Nanopartikels mit Wirkstoffbeladung im Inneren (lila) und spezifischen Farbmarkierungen auf der Partikeloberfläche (blaue Punkte). Quelle: © JCSM/SmartDyeLivery GmbH

Jenaer Forscher haben eine Art farbigen Reiseführer für Nanopartikel entwickelt, der zielgerichtet Wirkstoffe zu ausgewählten Zelltypen transportiert und dort freisetzt.

Wirkstoffe genau da zu platzieren, wo sie wirken sollen und gleichzeitig zu verhindern, dass gesundes Gewebe geschädigt wird, ist extrem schwierig. Mittels kleiner RNA-Moleküle, sogenannter siRNAs, ist das bedingt möglich. Durch sie werden Gene stumm geschaltet und es wird verhindert, dass Proteine produziert werden. Mediziner und Chemiker aus Jena, München und den USA haben diesen Prozess nun um effektive Farbtupfer erweitert. Wie die Forscher im Fachjournal Nature Communications (2014, Online-Veröffentlichung) berichten, gelang es ihnen, hochspezifische Nanopartikel herzustellen, die ihre Wirkstoffladung – abhängig vom jeweiligen Farbstoff– zielgerichtet zu Leber- oder Nierengewebe transportieren.

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Das Prinzip: Die auf Polymeren basierenden Partikel sind mit Nahinfrarot-Fluoreszenzfarbstoffen markiert und mit siRNA beladen. Die Farbstoffe sind für die Partikel also Adressaufkleber und Trackingnummer zugleich. „In Abhängigkeit von der chemischen Struktur der Farbstoffe wurden die Partikel entweder über das Nierengewebe oder über Zellen der Leber aus dem Blut gefiltert. Gleichzeitig ließ sich dieser Weg anhand der Farbstoffe durch optische Verfahren leicht nachverfolgen“, erklärt Michael Bauer vom Universitätsklinikum Jena die Funktionsweise. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Zentrum für Sepsis und Sepsisfolgen (CSCC) am Universitätsklinikum Jena konnten Bauer und sein Team auch zeigen, dass dieser Farbstoff von einem Zelltransporter der Leberepithelzellen aufgegriffen und direkt in der Zelle platziert wird. Der Wirkstoff wird nur da freigesetzt, wo er tatsächlich helfen soll. Entwickelt wurde der Nano-Farbcontainer im Jena Center for Soft Matter (JCSM) der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Dieses Prinzip kann als eine Art Werkzeugkasten für eine Vielzahl unterschiedlicher siRNA-Nanotransporter angesehen werden, welche das gezielte Ausschalten spezifischer Proteinbiosynthesen in unterschiedlichen Zelltypen gewährleisten können“, so der Sprecher des  Zentrums, Ulrich Schubert. Die Forscher sind sicher: Die Möglichkeit, krankheitsbedingte Gene damit gezielt auszuschalten, bietet für verschiedenste Krankheiten völlig neue individualisierte Behandlungsansätze. Im Rahmen der Studien hatten die Forscher die Arbeitsweise ihres Werkzeugkastens am Beispiel der Cholesterinproduktion nachgewiesen.  In der eigens gegründeten Firma SmartDyeLivery GmbH wollen die Jenaer diese Technologie nun so weiterentwickeln, dass nach diesem Prinzip schon bald akute septische Infektionen in der Klinik behandelt werden können.

© biotechnologie.de/bb

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Vita 34 übernimmt Blutbank in Österreich

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Bei der Vita 34 AG lagern derzeit über 100.000 Nabelschnurblutpräparate. Quelle: © Vita 34 AG

Die Leipziger Nabelschnurblutbank Vita 34 AG übernimmt das Geschäft der Vivocell Biosolutions GmbH & Co KG in Graz.

Das Leipziger Unternehmen zahlt für die Übernahme der Geschäfte des österreichischen Marktführers für Nabelschnurblut-Einlagerungen rund 650 000 Euro. Die zukünftige Betreuung der rund 13 000 übernommenen Einlagerungen erfolgt durch die österreichische Tochtergesellschaft der Vita 34 AG. Die 22 Mitarbeiter von Vivocell werden nicht übernommen. 

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Das österreichische Unternehmen war zuletzt finanziell in Schieflage geraten und hatte Insolvenz angemeldet. Ende September wurde ein Sanierungsverfahren unter Eigenverwaltung eingeleitet. Die Stammzellbank, vor fünf Jahren aus der Eccocell Biotechnologie GmbH hervorgegangen, hatte 9,1 Millionen Euro Schulden angehäuft. Davon waren 7,8 Millionen Euro nachrangige Darlehen der Eigentümer Christopher Dobringer und Peter Wernet, berichtet das Wirtschaftsblatt. Bei rund 170 Gläubigern hatte Vivocell noch Rechnungen offen, war mit rund 6,7 Millionen Euro überschuldet. Von der Insolvenz war auch die deutsche Niederlassung, Vivocell Biosolutions GmbH in Langenfeld, mit 18 Mitarbeitern betroffen. „Dieses Geschäftsmodell erwies sich im Nachhinein als unrentabel“, so der österreichische Gläubigerschutzverband KSV1870. Im Zuge der Sanierungsbemühungen wurden von zwei Interessenten Kauf-Angebote abgegeben, welche jedoch „von der Eigentümerseite nicht mehrheitlich angenommen wurden". Im Insolvenzverfahren kam nun Vita 34 zum Zuge. Im kommenden Jahr wird der Umsatz der Leipziger durch die Übernahme um rund 7 Prozent steigen.

© biotechnologie.de/bk

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Überzuckerte Väter zeugen übergewichtige Nachkommen

Die roten Einzelaugen entlarven übergewichtige Fliegen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die roten Einzelaugen entlarven übergewichtige Fliegen. Quelle: © MPI f. Immunbiologie und Epigenetik/ A. Pospisilik

Süsses Essen vor der Paarung kann schwerwiegende Folgen haben – zumindest bei Taufliegen. Max-Planck-Forscher fanden heraus, dass schon eine kurze Umstellung der Ernährung bei Fliegenmännchen ausreicht, um beim Nachwuchs Übergewicht hervorzurufen.

Das Erbgut bestimmt maßgeblich unser Gewicht, weshalb auch Übergewicht zu einem großen Teil in unseren Genen steckt. Gleichzeitig wirken aber auch Einflüsse aus der Umwelt über sogenannte epigenetische Veränderungen auf das Körpergewicht. Forscher vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg berichten im Fachjournal Cell (2014, Bd.159, S.1352) , wie die Ernährung von Fruchtfliegen-Männchen das Körpergewicht der Nachkommen beeinflusst. Die Forscher fütterten die geschlechtsreife Fliegenmännchen zwei Tage vor der Paarung mit Futter mit verschiedenem Zuckergehalt. Die aus den Eiern geschlüpften Fliegen erhielten dann entweder normale oder zuckerhaltige Nahrung. Das erstaunliche Ergebnis: Hatten die Söhne selbst nur ausgewogene Nahrung zu sich genommen, spielte die Ernährung ihrer Väter keine Rolle. Ganz anders verhielt sich das Körpergewicht, wenn der Fliegennachwuchs besonders zuckerreiche Nahrung gegessen hatte. Die Jungtiere, deren Väter Nahrung mit sehr wenig Zucker oder viel Zucker zu sich genommen hatten, neigten dann zu Übergewicht. Sie wiesen einen höheren Anteil an Körperfett auf und aßen auch mehr als die Söhne von Vätern mit ausgewogenem Futter. „Es ergibt sich also ein U-förmiger Effekt: Extreme Zuckerwerte in der Nahrung der Väter – seien sie hoch oder niedrig – haben die stärksten Konsequenzen für die nächste Generation“, erklärt Anita Öst vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik.

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Offenbar ist die Vererbung des Ernährungsstatus der Väter vom Methylierungsmuster der Verpackung ihres Erbguts abhängig. Diese Anhängsel – kleine chemische Gruppen – kontrollieren, wie kompakt die DNA verpackt und beeinflussen so, wie stark ein Gen abgelesen wird. Die Forscher stellten fest: Gentechnisch veränderte Fliegen, bei denen verschiedene Methylierungsenzyme teilweise blockiert sind, vererben ihren Ernährungsstatus nicht an ihre Söhne. „Wir haben unterschiedliche Fliegenmutanten getestet und dabei sieben Gene identifiziert, die die Verpackung der DNA kontrollieren“, so Adelheid Lempradl vom Freiburger Max-Planck-Institut. Bei zuckerreicher Ernährung der Väter lockert sich die DNA-Verpackung in den Söhnen, so dass vermehrt Fettstoffwechselgene abgelesen werden konnten. Ein Effekt, der das ganze Fliegenleben lang anhält. Bei Menschen wurde ein ähnlicher Mechanismus bereits festgestellt. In Studien aus den Jahren 2005 und 2008 hatten Forscher die Daten von Untersuchungen an Pima-Indianern – einem Stamm nordamerikanischer Ureinwohner, die häufig unter Übergewicht leiden – sowie eineiigen Zwillingen ausgewertet. „Die Daten zeigen, dass übergewichtige Menschen dieselbe Gen-Signatur besitzen wie die Fruchtfliegen. Die Anfälligkeit für ein hohes Körpergewicht steigt also auch beim Menschen, wenn bestimmte Methyltransferasen inaktiv sind“, erklärt Andrew Pospisilik vom am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik.

© biotechnologie.de/al

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Parkinson-Therapie mit Stammzellen aus der Nase

Die Nasenstammzellen wandelten sich im Labor zu dopaminergen Nervenzellen.  (Bild zeigt Experiment nach 12 Tagen und 12 Wochen) <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Nasenstammzellen wandelten sich im Labor zu dopaminergen Nervenzellen. (Bild zeigt Experiment nach 12 Tagen und 12 Wochen) Quelle: © Universität Bielefeld

Biomediziner aus Bielefeld und Dresden haben erstmals adulte menschliche Stammzellen genutzt, um Parkinson bei Ratten zu heilen.

Diese Erkenntnisse könnten dabei helfen, eine Zelltherapie zur Heilung von Parkinson auch bei Menschen zu entwickeln. Die Studie ist im Fachjournal Stem Cells Translational Medicine (2014, Online-Vorabveröffentlichung) erschienen. Parkinson äußert sich beim Menschen anfangs mit Zittern, später werden Bewegungsabläufe immer langsamer und die Muskeln steif. Bei der heute noch unheilbaren Erkrankung geht der dopaminerge Typ von Nervenzellen – also die Zellen, die auf den Botenstoff Dopamin reagieren – zugrunde. Dem Team um die Bielfelder Zellbiologin Barbara Kaltschmidt und Alexander Storch von der Technischen Universität Dresden ist es gelungen, aus Nasengewebe sogenannte „inferior turbinate stem cells“ (ITSCs) zu gewinnen. Diese Stammzellen werden aus der Nasenmuschel isoliert, die schnarchenden Patienten bei einer Operation entfernt wird und dann üblicherweise verworfen wird.

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Das Team um die Erstautorin Janine Müller untersuchte dann, wie ITSCs sich verhalten, wenn sie in Ratten transplantiert werden, die zuvor experimentell erzeugt Parkinson entwickelten. Vor der Transplantation zeigten die Ratten schwere motorische Defizite und ein gestörtes Verhalten, sie liefen zum Beispiel nur noch im Kreis. Zwölf Wochen nach der Injektion von ITSCs waren die Zellen innerhalb des Gehirns gewandert und die Nervenfunktion hatte sich entscheidend verbessert. Das Verhalten der transplantierten Tiere hatte sich ebenfalls positiv verändert – sie liefen wieder normal. Außerdem beobachteten die Forscher, dass sich nach der Transplantation dieser adulten Stammzellen keine Tumore entwickelten. „Weil sie leicht zugänglich sind, eignen sich ITSCs besonders gut für die regenerative Medizin“ sagt Barbara Kaltschmidt. „Ein entscheidender Vorteil ist auch: Es gibt keine ethischen Bedenken wie beim Einsatz von humanen embryonalen Stammzellen.“

© biotechnologie.de/pg

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