Wochenrückblick KW 41

13.10.2014

Potsdamer Forscher wandeln Stroh zu Kunststoffen

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Wenn Weizenstroh komplett energetisch genutzt wird, können daraus neue Materialien wie Kunststoffe entstehen. Quelle: mirpic - fotolia /©SL

Im Rahmen des Verbundprojektes LIGNOS ist es unter Federführung von Potsdamer Forschern gelungen, landwirtschaftliche Reststoffe wie Weizenstroh so zu nutzen, dass daraus sogar Kunststoffe hergestellt werden können.

In dem vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm koordinierten Verbundprojekt LIGNOS haben sich die Forscher auf die effiziente stoffliche Verwertung pflanzlicher Biomasse konzentriert. Nun ist das Projekt abgeschlossen. Ziel war es, mit Hilfe neuer biotechnologischer Verfahren Biopolymere aus landwirtschaftlichen Roh- und Reststoffen zu gewinnen. Die Wahl fiel dabei auf Weizenstroh. Es ist  hierzulande in so großen Mengen verfügbar, dass es nicht vollständig landwirtschaftlich verwertet werden kann. Außerdem enthält es in seinen Zellwänden große Mengen Lignocellulose – ein Mischpolymer, das in den Pflanzenwänden eingelagert ist und für die Verholzung sorgt.

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Das Projekt LIGNOS wurde seit 2011 mit 2,8 Millionen Euro durch das Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg sowie von der Europäischen Union gefördert. Im Laufe der drei Jahren gelang es den Forschern ein Verfahren zu entwickelten, um die Lignocellulose aus den Pflanzenwänden des Weizenstrohs verfügbar zu machen. Dabei war das Weizenstroh fast vollständig in Lignin und Saccharide überführbar und das verwendete Verfahren wegen der relativ niedrigen Temperaturen zudem ökonomisch wesentlich günstiger als die klassische Zellstoffkochung. Eine weitere Feststellung: Mit Hilfe optimierter Vorbehandlung und enzymatischer Umwandlung  kann Lignocellulose fraktioniert und sogar zur Herstellung zahlreicher Kunststoffprodukte genutzt werden. So könnten daraus beispielsweise Thermoplaste zur Fertigung von Formkörpern oder Duroplaste zum Gießen besonders temperaturstabiler Formteile hergestellt werden. Außerdem eignen sich die durch enzymatische Spaltung der Polysaccharide Cellulose und Hemicellulose gewonnenen Zuckermoleküle sowohl für Bioraffineriezwecke, als auch für Anwendungen im Lebensmittelbereich. Als vielversprechend sehen die Forscher auch die Gewinnung von Zuckerbausteinen für die Herstellung biobasierter Kunststoffe, wie Polymilchsäure. Im Weiteren wollen die Potsdamer Forscher nun Lignin in großen Mengen aus Weizenstroh zur Materialentwicklung  gewinnen und modifizieren und das Saccharidgemisch für die Anwendung im Lebensmittelbereich aufbereiten und für die Eignung als Fermentationsrohstoff untersuchen. 

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Warum gestresste Nager den Nachwuchs vernachlässigen

Eine aktuelle Studie beweist, wie Rattenmutter unter Stress ihre Jungen vernachlässigen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Eine aktuelle Studie beweist, wie Rattenmütter unter Stress ihre Jungen vernachlässigen. Quelle: Arbeitsgruppe PD Dr. Bosch

Wissenschaftler der Universität Regensburg haben im Tierversuch entdeckt,  warum Rattenweibchen ihren Nachwuchs vernachlässigen, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Demnach liegt es an einer Signalstörung im Gehirn.

Was bringt Mütter dazu, ihre Kinder zu vernachlässigen? Diese Frage haben sich Forscher der Universität Regensburg gestellt und entsprechende Tests an Ratten vorgenommen. Das Team um Stefanie Klampfl und Oliver Bosch vom Institut für Zoologie konzentrierten sich dabei auf das Hormon CRF (Corticotropin-Releasing Factor). Es wird bei Stress vermehrt im Gehirn produziert und ist für die damit verbundenen Reaktionen des Körpers aber auch für die Emotionen verantwortlich.

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Dass sich liebevolle Mütter schlagartig von ihrem Nachwuchs abwenden, liegt der Studie zufolge an einer Aktivierung der Rezeptoren durch das Stresshormon CRF, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin The Journal of Neuroscience (2014, Online-Vorabveröffentlichung) berichten. Im Tierversuch zeigten die Rattenmütter daraufhin keinerlei Motivation,  ihre Jungen zu säugen oder gar gegen Eindringlinge zu verteidigen. Verantwortlich für dieses Verhalten ist nach Ansicht der Forscher der sogenannte Rezeptortyp CRF-R2, der gemeinsam mit dem Rezeptortyp CRF-R1 die Muttertiere zudem ängstlicher werden ließ. Im Umkehrschluss bedeutet das: damit sich Mütter um ihre Kinder kümmern, sollten diese beiden Rezeptoren kaum aktiv sein. Die Forscher vermuten daher, dass bei Frauen, die an Wochenbettdepressionen leiden und dadurch ihr Neugeborenes vernachlässigen, eine Störung des CRF-Systems im Gehirn vorliegt. Die neurologischen Ursachen dafür sind bisher weitestgehend unbekannt. Um diese zu erforschen, finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den nächsten drei Jahren ein weiteres Projekt in Regensburg. Die Arbeitsgruppe von Oliver Bosch wird darin detailliert die Bedeutung des Stresshormons CRF auf die mütterliche Fürsorge untersuchen.

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Amgen beantragt Zulassung für Micromet-Antikörper

Für einen in München entwickelten Bite-Antikörper wurde jetzt bei der FDA die Zulassung beantragt. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Für einen in München entwickelten Bite-Antikörper wurde jetzt bei der FDA die Zulassung beantragt. Quelle: Amgen

Für das von Micromet in Deutschland entwickelte Immunmolekül Blinatumomab hat der neue Besitzer, der Biotech-Riese Amgen, die US-Zulassung beantragt.

Der künstliche bispezifische Antikörper Blinatumomab wurde ursprünglich von der Münchner Firma Micromet entwickelt. Mit der Übernahme des Nasdaq-notierten Unternehmens hatte sich im Juni 2012  das US-amerikanische Biotech-Unternehmen Amgen für 880 Millionen Euro den Zugriff auf das in Bayern entwickelte Molekül gesichert (mehr...).

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Erst Ende Juli sprach die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA dem Antikörper Blinatumomab die begehrte „Breakthrough Therapy Designation“ zu. Offiziell als Therapiedurchbruch geadelt, wechselt das ehemalige Micromet-Leitprojekt nun auf die Überholspur: Die FDA hat den auf Phase II-Daten beruhenden Zulassungsantrag zur vorrangigen Prüfung angenommen. Eine Entscheidung könnte bis zum Mai 2015 fallen. Auch bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA wurde ein entsprechendes Dossier eingereicht. Das Immunmolekül richtet sich gleichzeitig gegen den CD3-Rezeptor von T-Zellen und gegen das Oberflächenprotein CD19 von B-Zellen. Auf diese Weise soll das Immunsystem gegen Tumore aktiviert werden. Amgen entwickelt das Molekül zunächst für den Einsatz bei bestimmten Formen der akuten lymphatischen Leukämie. Auf dem diesjährigen Asco-Kongress in den USA vorgestellte Daten zeigten, dass bei etwa 43 Prozent der mit Blinatumomab behandelten Patienten eine komplette Remission oder eine vollständige Remission mit einer weitgehenden Normalisierung des Blutbildes erreicht werden konnte.

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Börsengang: Probiodrug hofft auf Millionen

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Börsengänge von Biotechnologie-Unternehmen wie don Probiodrug sind im Trend. Quelle: James Thew - Fotolia/ ©SL

Das Hallenser Biotech-Unternehmen Probiodrug will mit seinem geplanten Börsengang 32 Millionen Euro einnehmen.

Ob in Deutschland oder Schweiz: Börsengänge von Biotechnologie-Unternehmen liegen wieder im Trend. Erst Ende September hatte die Probiodrug AG in Halle (Saale) ihre Pläne öffentlich gemacht (mehr...). Inzwischen haben die Hallenser weitere Details präsentiert.

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Während der bis 23. Oktober laufenden Zeichnungsfrist werden inklusive einer Plazierungsreserve rund 1,7 Millionen Aktien in der Preisspanne zwischen 15,25 Euro bis 19 Euro angeboten. Der erste Handelstag ist der 27. Oktober. Im Idealfall kommen so rund 32 Millionen Euro zusammen. Rund die Hälfte der neuen Papiere wollen die bisherigen Wagniskapital-Finanzierer zeichnen. Insgesamt 15 Millionen Euro stellen HBM Healthcare, Edmond de Rothschild Investment Partners, BB Biotech, Life Science Partners, IBG, Biogen Idec und TVM Capital dafür bereit. Aufsichtsrat und Vorstand von Probiogen beteiligen sich mit rund 125.000 Euro. Das Geld benötigen die Hallenser, um ihre Wirkstoffkandidaten PQ912, einen Glutaminyl-Cyclase-Inhibitor, weiterzuentwickeln. Die Schweizer Molecular Partners AG hofft dagegen bei ihrem IPO auf Einnahmen von 145 Mio. Euro. Das auf Augen- und Krebsmedikamente spezialisierte Unternehmen hat ebenfalls die Eckdaten für den geplanten Börsengang an der Züricher Börse SIX bekanntgegeben. Bis zu 5 Millionen Aktien sollen für einen Stückpreis zwischen  28 CHF und 35 CHF angeboten werden. Die Mittel sollen zur Weiterentwicklung der eigenen Proteintherapeutika-Pipeline, den sogenannten Darpins, verwendet werden.

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