Auftakt: Pharma-Dialog weckt hohe Erwartungen

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Auftakt für den Pharma-Dialog der Bundesregierung mit Vertretern der Industrie, Wissenschaft und Gewerkschaft. Quelle: BMG/Schinkel

16.09.2014  - 

Ob Pharmagroßindustrie, Mittelstand, Wissenschaft oder Gewerkschaft – der von der Bundesregierung mit einem Auftakttreffen am 15. September gestartete Pharma-Dialog hat bei allen Beteiligten große Hoffnungen auf eine Weiterentwicklung und Verbesserung des Standorts Deutschland geweckt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe warb für eine ausgeglichene Herangehensweise. „Wir brauchen eine starke Pharmaindustrie, die weltweit Gewicht hat. Aber wir brauchen auch neue Therapien, die allen zugute kommen“, betonte er als Gastgeber der ersten Dialog-Runde. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka will die Treffen nutzen, um neue Förderformate auszuloten, die die Translation von Forschungsergebnissen in die Klinik vorantreiben. "Hier können wir noch besser werden", sagte sie. Bis 2016 sollen noch drei weitere Treffen zu den Themen Forschung und Entwicklung, regulatorische Rahmenbedingunen sowie zum Produktions- und Beschäftigungsstandort geplant.

Erstmals sitzen Vertreter aller relevanten Unternehmerverbände – wie vfa, BPI, BIO Deutschland – sowie der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zusammen mit Wissenschaftlern der außeruniversitären Forschung mit hochrangigen Politikern aus dem Bundesgesundheits-, Bundesforschungs- und Bundeswirtschaftsministerium an einem Tisch. Bis 2016 sollen noch drei weitere Treffen zu den Themen Forschung und Entwicklung, regulatorische Rahmenbedingunen sowie zum Produktions- und Beschäftigungs-standort stattfinden. Im Kern soll es darum gehen, den Spagat zwischen Innovation und medizinischem Fortschritt auf der einen Seite sowie dem Erhalt der sozialen Sicherungssysteme auf der anderen Seite zu adressieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Wanka: Bei Translation noch "Luft nach oben"

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betonte die Bedeutung der Pharmaindustrie für den Forschungsstandort und verwies auf den Schwerpunkt „Gesund leben“ in der neuen Hightech-Strategie (mehr...). Hier würden bereits viele Mittel des BMBF-Haushaltes in die Weiterentwicklung neuer Therapien konzentriert, etwa in das gesamte Feld der "Individualisierten Medizin" (mehr..) oder den Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (mehr...). Erst im Mai diesen Jahres hat das auf Demenz und weitere neurodegenerative Erkrankungen fokussierte DZNE sein fünfjähriges Bestehen gefeiert (mehr...), zudem wurde vor kurzem der Grundstein für den Neubau in Bonn gelegt (mehr...). Dennoch gebe es bei der Translation von Forschungsergebnissen in die Klinik noch „Luft nach oben“, sagte Wanka beim offiziellen Auftakt des Pharma-Dialoges in Berlin. Durch den Austausch mit allen Beteiligten erhofft sie sich Denkanstöße für neue Förderformate: „Wir wollen wissen, was wir noch besser machen können.“ Als Sprecher der Forschung forderte Günther Wess vom Helmholtz-Zentrum München den Aufbau einer „Nationalen Initiative zur Wirkstoffforschung“, die es vor allem akademischen Gruppen erlauben soll, klinische Machbarkeitsstudien bis zur Phase II durchführen zu können. "Hier gibt es eine Lücke in der Wertschöpfungskette zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die wir schließen müssen."

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Hersteller in Großindustrie und Mittelstand mit großen Erwartungen

Als offizieller Sprecher der Hersteller- und Unternehmensverbände hob Hagen Pfundner, Vorstandsmitglied beim Schweizer Pharmakonzern Roche, die volkswirtschaftliche Bedeutung der industriellen Gesundheitswirtschaft hervor. "Um in der AMONG-Sprache zu bleiben: Wir liefern einen erheblichen Zusatznutzen für die Gesellschaft. Dies muss sich auch in den politischen Rahmenbedingungen abbilden", sagte er. Bisher jedoch würde in der öffentlichen Wahrnehmung die Kostendebatte dominieren. "Dieses Bild müssen wir entzerren."

Gröhe: Therapien gefragt, die allen zugutekommen

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe warb indes für eine ausbalancierte Sichtweise.  „Wir brauchen eine starke Pharmaindustrie, die weltweit Gewicht hat. Aber wir brauchen auch neue Therapien, die allen zugutekommen“, betonte er als Gastgeber der ersten Dialog-Runde, die im Zeichen der Bestandsaufnahme stand. Aktuelle erzielen die Die Arzneimittelhersteller in Deutschland  im Jahr laut amtlicher Statistik Umsätze von gut 42 Milliarden Euro (Stand 2013) und beschäftigtenmehr als 110.000 Mitarbeiter, fast 16.000 davon in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Mit Blick auf die Rahmenbedingungen will sich Wanka vor allem für kleine und mittlere Unternehmen sowie deren Zugang zu Risikokaptial einsetzen. Dies stößt insbesondere bei Biotech-Firmen auf offene Ohren - etwa bei der BIO Deutschland, deren Vorstand Christian Schetter, Geschäftsführer Neovii Biotech GmbH, am Pharma-Dialog teilnimmt und darauf hofft, die Interessen des forschenden Mittelstands in die Debatte einbringen zu können. Die Biotechnologie sei bereits heute Umsatzbringer in der Pharmaindustrie und Treiber des Fortschritts, so Schetter. Dies müsse sich auch in einer abgestimmten Förder- und Marktzugangspolitik für Biopharmazeutika niederschlagen.

Beim BPI steht insbesondere der „Dreiklang von Forschung, Entwicklung und Produktion“ im Fokus. BPI-Vorsitzender Martin Zentgraf: „Es geht nicht mehr in erster Linie darum, die Wettbewerbsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie in Deutschland zu stärken, sondern zunächst einmal darum, sie in ihrer Breite und Vielfalt am Standort Deutschland zu sichern.“ Dass sich Megafusionen und Restrukturierungen in der globalen Arzneimittelindustrie inzwischen auch auf Arbeitnehmer-Ebene niederschlagen, betonte IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis. „Lange Zeit war das für die hiesige Pharmabranche kein Thema. Aber das stabile Beschäftigungsniveau der vergangenen Jahre ist kein Garant für die Zukunft“, warnte er. Daher müsse ein Ziel des Dialogs auch sein, Rahmenbedingungen für sichere und qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen.

© biotechnologie.de/sw

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