Wochenrückblick KW 25

23.06.2014

Protein-Duo sorgt für Geschlechts-Gleichgewicht

MOF-Komplexe sorgen für das genetische Gleichgewicht der X-Chromosome, wie Max-Planck-Forscher herausfanden. (im Bild: Immunfluoreszenzbild einer Kolonie weiblicher embryonaler Mausstammzellen) <ic:message key='Bild vergrößern' />
MOF-Komplexe sorgen für das genetische Gleichgewicht der X-Chromosome, wie Max-Planck-Forscher herausfanden. (im Bild: Immunfluoreszenzbild einer Kolonie weiblicher embryonaler Mausstammzellen) Quelle: MPI f. Immunbiologie und Epigenetik/ Tomasz Chelmicki

Forscher vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik haben entdeckt, dass gleich zwei Proteinkomplexe die Regulierung der X-Chromosomen in Säugerzellen steuern. 

Männliche Tiere besitzen in der Regel ein  X-Chromosom, die weibliche Spezies dagegen zwei. Das Team um Asifa Akhtar vom Freiburger Max-Planck-Institut  konnte nun nachweisen, dass zwei Proteinkomplexe für das genetische Geschlechts-Gleichgewicht sorgen. Die Ergebnisse ihrer Studie stellten die Wissenschaftler im Fachjournal eLIFE (2014, Online-Veröffentlichung) vor. Der Studie zufolge bestimmen die evolutionär konservierten MOF-MSL-Komplexe, ob das X-Chromosom im Gen aktiv oder ausgeschaltet ist. „Am eindrücklichsten ist, dass MOF und seine Protein-Partner die Aktivität der beiden X-Chromosomen in weiblichen Stammzellen aufrechterhalten. Das ist unerlässlich, damit die Zellen ihren einzigartigen Charakter behalten“, sagt Akhtar.

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In männlichen Fruchtfliegen beispielsweise sorgt der Protein-Komplex dafür, dass die Gene des einzelnen X-Chromosoms doppelt so intensiv abgelesen werden wie andere Chromosomen. Bei weiblichen Mäusen ist dagegen eine der beiden X-Chromosome nicht aktiv. Das heißt, während der Entwicklung weiblicher Säugetiere wird eines der beiden  X-Chromosome abgeschaltet, um so das Gleichgewicht an Genen in Männchen und Weibchen herzustellen. Die Forscher nennen diesen Vorgang „Dosiskompensation“. 

In embryonalen Stammzellen allerdings ist es wichtig, dass beide X-Chromosomen aktiv sind. Die Natur hat daher Mechanismen geschaffen, die für eine solche Regulierung in beiden Geschlechtern sorgt. Die neue Studie beweist, dass der MOF-MSL-Protein-Komplex eine entscheidende Rolle dabei spielt. Konkret steuert er das Gen Tsix, das die Produktion des RNA-Moleküls Xist hemmt,  welches wiederum für die Inaktivierung des X-Chromosoms verantwortlich ist. „Es war überwältigend zu sehen, dass das gleiche Protein sowohl in Mäusen als auch in Fliegen an der X-chromosomalen Gendosierung beteiligt ist, obwohl die Mechanismen Welten voneinander entfernt scheinen“, sagt der Mitautor der Studie Tomasz Chelmiki. Die Erkenntnisse der Freiburger Forscher tragen dazu bei, komplexe Abläufe in Zellen wie bei der Embryonalentwicklung, der Organogenese oder krankhaften Veränderungen wie Krebs besser zu verstehen.

© biotechnologie.de/bb

Gates-Stiftung finanziert Vitamin-A-Banane

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Die erste Gentech-Banane mit erhöhten Vitamin-A-Gehalt wird mit Geldern der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung in Kürze getestet. Quelle: Andreas Hermsdorf / pixelio.de

Eine mit Geldern der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung entwickelte gentechnisch veränderte (gv) Banane, die einen erhöhten Provitamin-A-Gehalt aufweist, steht kurz vor dem entscheidenden Test.

Die Gentech-Frucht soll in Kürze sechs Wochen lang den Speiseplan freiwilliger Esser bestimmen, wie australische Forscher der Technischen Universität Queensland (QUT), die die Banane entwickelt haben, jetzt bekannt gaben. Das seit 2005 von der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanzierte Projekt hat das Ziel, den Vitaminmangel der ugandischen Bevölkerung zu bekämpfen. Uganda gehört zu den Vitamin-A-Mangelgebieten der Erde. Betroffen sind vor allem die Jüngsten. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation leiden 250 Millionen Schulkinder weltweit an einem Vitamin-A-Mangel. Mindestens 350 000 von ihnen erblinden, fast doppelt so viele sterben jedes Jahr. In der nun beginnenden heißen Phase soll an freiwilligen Essern in den USA sechs Wochen lang getestet werden, ob die gentechnisch veränderte Banane hält, was sie verspricht. Die mit insgesamt 27 Milliarden Euro ausgestattete Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung hat bisher etwa 74 Millionen Euro in das Züchtungsprojekt fließen lassen. Erste Feldversuche in Afrika laufen seit drei Jahren.

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Natürlicherweise enthalten Bananen viel Fett und Zucker. Die gentechnisch veränderte Sorte weist jedoch wesentlich mehr Alpha- und Beta-Carotine auf, als etwa die herkömmliche Kochbanane, wie sie in weiten Teilen Afrikas angebaut wird. In Verbindung mit Fett wird im Körper aus diesen, auch als Provitamin A bezeichneten Stoffen, das lebenswichtige Vitamin A gebildet. Die gv-Bananen wurden auf einem Versuchsfeld im australischen Innisfail geerntet und in die USA verschifft. Dort sollen die Essstudien durchgeführt werden, erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet.

Sollten keine Nebenwirkungen auftreten, will die Stiftung dazu beitragen, dass die Bananenpflanzen spätestens ab 2020 im ostafrikanischen Staat Uganda angebaut werden können. Mongolischen Wüstenrennmäusen habe die Bananendiät jedenfalls nicht geschadet, berichtet James Dale von der QUT. Die Gates-Banane wird jedoch noch regulatorische Hürden meistern müssen, da in Uganda der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen bislang untersagt ist. Immerhin weiß der Forscher die Regierung in Kampala auf seiner Seite. "Die Nationale Forschungsorganisation wird das Projekt selbst umsetzen. Wir steuern nur die technische Hilfe bei", sagt der Biotechnologe.

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Paion hofft auf Millionen durch Investoren

Die Paion AG aus Aachen hat die Bedingungen zur Kapitalerhöhung bekannt gegeben. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Die Paion AG aus Aachen hat die Bedingungen zur Kapitalerhöhung bekannt gegeben. Quelle: Andreas Hermsdorf / pixelio.de

Die an der Börse notierte Paion AG aus Aachen will mit einer Kapitalerhöhung insgesamt 46 Millionen Euro von Investoren einsammeln.

Im Mai hatte die Hauptversammlung den Weg für die Bezugsrechtkapitalerhöhung freigemacht. Insgesamt rund 18,5 Millionen neue Aktien sollen ausgegeben werden. Für jeweils fünf alte Aktien können Investoren drei neue Papiere erwerben. Der Stückpreis von 2,50 Euro beinhaltet einen deutlichen Abschlag auf den aktuellen Börsenkurs von etwa 3,41 Euro. Die Bezugsrechte auf die neuen Aktien werden vom 20. Juni bis einschließlich 02. Juli 2014 über das Xetra-System gehandelt. Nicht bezogene  Wertpapiere sollen anschließend über ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren bei institutionellen Investoren plaziert werden.

Die Erlöse will Paion in die weitere Entwicklung seines Narkosemittels Remimazolam investieren. Rund 20 bis 25 Millionen Euro sind für ein Phase III-Programm in den USA (Indikation: Kurznarkose), weitere 15 bis 20 Millionen Euro für eine Phase III-Studie in Europa (Indikation: Anästhesie) vorgesehen. Die restlichen 5 bis 10 Millionen Euro sollen dann in die Vorbereitungen zur Markteinführung investiert werden.

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Erst in den vergangenen Tagen hatten die Aachener ihren Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine in weiteren Regionen auslizenziert. Für den Mittleren Osten und Nordafrika wird künftig der russische Pharmakonzern R-Pharm verantwortlich sein, für die Türkei dessen Schwesterunternehmen TR-Pharm. Neben einer Vorabzahlung von 1,5 Millionen Euro könnten Paion 5,5 Millionen Euro an Meilensteinen zufließen. Hinzukommt eine Umsatzbeteiligung im unteren zweistelligen Prozentbereich. In Kanada haben sich die Aachener mit dem neuen Partner Pendopharm auf die grundsätzlichen Bedingungen für einen Lizenzvertrag geeinigt. Feststeht bereits, dass sich die Kanadier über die europäische Schwestergesellschaft Pharmascience International Ltd. mit 4 Millionen Euro an der aktuellen Kapitalerhöhung beteiligen werden. Bei Abschluss des Lizenzvertrages hat Paion zudem Anspruch auf Meilensteinzahlungen von rund 3,8 Millionen Euro sowie gestaffelte Lizenzgebühren auf die Nettoerlöse, die bei 15 Prozent starten. Bereits im Januar dieses Jahres hatte Paion die eigene Kasse in zwei Finanzierungsschritten mit rund 10 Millionen Euro augefüllt (mehr...).

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Rentschler investiert in neue Bioreaktoren

Mit der Anschaffung der Stahl-Bioreaktoren hofft Rentschler auf eine Steigerung der Produktionskapazität. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mit der Anschaffung der Stahl-Bioreaktoren hofft Rentschler auf eine Steigerung der Produktionskapazität. Quelle: Rentschler

Die Rentschler Biotechnologie GmbH in Laupheim hat für 24 Millionen Euro zwei Stahl-Bioreaktoren für die Herstellung von biopharmazeutischen Proteinen angeschafft.

Bis 2017 soll der Aufbau der neuen Produktionslinie abgeschlossen sein. Eine Besonderheit der neuen Anlage: Die beiden 3.000-Liter-Fermenter werden über einen einzigen Anlagenteil für die Proteinisolierung und -aufbereitung verfügen.

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Durch das gemeinsame Downstream Processing sollen die Effizienz der Anlage erhöht und Arbeitskosten gespart werden. „Die Erweiterung wird unsere globale Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Marktbekanntheit steigern“, sagte Frank Ternes, Chief Business Officer bei Rentschler. Seit einiger Zeit investiert Rentschler massiv in den Ausbau seines Stammsitzes. Mit dem nun angekündigten Ausbau werden die Produktionskapazitäten in Laupheim mehr als verdoppelt. Das Unternehmen reagiert damit auf eine steigende Nachfrage für die Proteinproduktion auf mittelgroßen Anlagen. Erst Anfang Juni hatte das Unternehmen angekündigt, auch eine neue Einweg-Zellkulturlinie im 2.000-Liter-Maßstab aufzubauen, vor allem um klinische Prüfpräparate herzustellen. Geht diese Anlage wie geplant Anfang 2015 in Betrieb, würde die Produktionskapazität mit Einwegreaktoren verdoppelt.

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