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Nikolaus Rentschler: Biopharmazeutika in fünfter Generation

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Nikolaus Friedrich Rentschler führt das Familienunternehmen nun bereits in der fünften Generation. Quelle: Nikolaus Rentschler

27.03.2012  - 

Nikolaus Friedrich Rentschler wurde 1963 im Stammhaus der Familie im oberschwäbischen Laupheim geboren. Er repräsentiert die fünfte Generation der Firmenleitung, in einer Reihe mit  Friedrich, Erwin, Erwin senior und Gottlob Müller, der 1872 mit einer Apotheke den Grundstein für die Firma legte. Der promovierte Biologe Nikolaus Rentschler leitet das Unternehmen bereits seit 1999. Die international agierende Rentschler Biotechnologie GmbH entwickelt und produziert im Auftrag Biopharmazeutika auf dem neuesten Stand der Technik –eine weitere Tradition des Familienunternehmens in Laupheim.

Zunächst ein Rat an alle Familienunternehmer, die sich um ihre Nachfolge sorgen: Lassen Sie Ihre Kinder in der Firma spielen. „Ich bin mit dem Fahrrad durch die Gänge gefahren, habe in der Telefonzentrale Gespräche verfolgt oder bin in der Produktion rumgekrabbelt“, sagt Nikolaus Rentschler. „Familie und Firma. Das war eins.“ Der Sohn Friedrich Rentschlers hat dafür gesorgt, dass diese Einheit auch weiterhin bestehen bleibt. 1999 übernahm er den Posten als geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Rentschler Holding. Zur Gruppe gehört auch Rentschler Biotechnologie, der größte biopharmazeutische GMP-Produzent Europas. Mit 36 Jahren hatte der studierte Biologe plötzlich die Verantwortung für mehrere hundert Arbeitsplätze. Der neue Mann begann behutsam, griff hier und da ein, um das altehrwürdige Unternehmen schließlich auf den Kopf zu stellen. Oder besser gesagt auf die Füße. Biotechnologische Füße. Im Jahr 2008 wurde die Pharmasparte verkauft, die traditionelle Keimzelle des Unternehmens. Und das von einem, der von sich sagt, dass „wir uns durch die Geschichte definieren“. In einer Firma, die ihre Besprechungsräume nach Arzneimittelerfolgen aus dem eigenen Haus benennt. Und die seit 140 Jahren einen kleinen Ort im Schwabenland prägt.

Der Anfang einer Erfolgsgeschichte

Begonnen hatte es beinahe mit einer Pleite.Das Familienunternehmen Rentschler aus Laupheim hat eine lange Geschichte. Rentschler stellt im Auftrag Biopharmazeutika her. Als Nikolaus Rentschlers Ur-Urgroßvater 1872 eine Apotheke eröffnete, kam am ersten Tag kein einziger Kunde zu dem protestantischen Entrepreneur. Erst als der katholische Kaplan das Zeichen gab, waren die Neuankömmlinge akzeptiert. Zwei Generationen später kam der nächste Pionier: 1927 gründete Erwin Rentschler die „Dr. Rentschler & Co.“ und brachte die Arznei Melabon auf den Markt. „Rasch verklingend wie ein Ton schwindet Schmerz durch Melabon“ war einer der bekanntesten Werbslogans der 1950er. Nikolaus’ Vater Friedrich Rentschler legte mit der Immuntherapie den Grundstein für den späteren Geschäftsbereich  Biotechnologie. Das war 1974, zwei Jahre vor Gründung von Genentech in den USA. 1983 erfolgte die weltweit erste Zulassung des natürlichen Interferon-beta-Präparates Fiblaferon.

Neuer Rentschler, neue Wege

Auf diese Tradition der Veränderung beruft sich Nikolaus Rentschler, als er 2008 das Skalpell ans Herz der Firma ansetzt. „Emotional tat der Verkauf des Pharmabereichs weh. Aber wenn mein Großvater so beharrend gewesen wäre, säßen wir heute noch in der Apotheke.“ Für manche sind Veränderungen eine Quelle der Unsicherheit, sagt er. „Das ist ein Trugschluss. Stillstand ist Unsicherheit.“ Denn alles verändere sich über die Zeit. Die Branche, die Familie, sogar Laupheim. „Unternehmer sein, das heißt gestalten“. Genau das hat er auch seinem Vater erklärt, als sie über den Einstieg des Sohns redeten. Es führte dazu, dass Friedrich Rentschler sich ebenso schnell wie geräuschlos aus der Geschäftsführung zurückzog und das Feld ganz dem Sohn überließ, der das nicht alles selbst pflügen will. „Ich muss nicht jeden Tag als Erster kommen und als Letzter zuschließen, da vertraue ich den Mitarbeitern, die vieles so viel besser können als ich.“

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Global Player mit tiefen Wurzeln

Nikolaus Rentschler wirkt nicht unglaubwürdig, wenn er in sorgfältig vorgedachten, aber nie vorgefertigten Sätzen von ethischer Verantwortung, innerer Überzeugung und immer wieder von Heimat spricht. „Heimat ist für mich Wohlfühlen“, sagt Rentschler, der nichts gegen Trachtenjanker hat und vor Ort in mehreren Vereinen aktiv ist. „Die Folgen des eigenen Gestaltens, die spürt man hier vor Ort am intensivsten.“ Der 49-Jährige scheint das in fünf Generationen gesponnene Gewebe aus sozialen Beziehungen, Verantwortung und Geschichte tatsächlich nicht als einengend, sondern eher als stützend zu empfinden. „Man wird um Hilfe gebeten, man bittet um Hilfe.“

Seine italienische Frau hat Rentschler noch als Schüler im Internat kennengelernt. Sie  ist eine seiner wichtigsten Beraterinnen: „So ist das im Familienunternehmen. Mitgefangen, mitgehangen.“Die Rentschlers und Laupheim, das ist seit beinahe anderthalb Jahrhunderten eine für beide Seiten gewinnbringende Kombination. Ob es weitergeht, wird aber auch hier von jeder Generation neu entschieden. Nikolaus Rentschlers Sohn fährt auch mit seinem Fahrrad über das Fabrikgelände. Allerdings nicht jeden Tag.

Autor: Christoph Mayerl

 

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