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Experten debattieren über Nachhaltigkeit

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Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit: Spielfiguren hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen. Quelle: Tecnaro/Schleich

10.09.2013  - 

Mehr als 350 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft haben sich in Leipzig zum 10. BMBF-Forum Nachhaltigkeit (FONA) versammelt. In den Räumen des Umweltforschungszentrums wurden zahlreiche Aspekte des ökologischen Wirtschaftens diskutiert. Klima, Energie und Gesellschaft, Wassermanagement oder die Entwicklung lebenswerter Städte waren nur einige der Themen, die noch bis zum 11. September in der sächsischen Metropole besprochen werden. Die Bundesregierung hat Nachhaltigkeit zu einem ihrer strategischen Politikziele erklärt. Eine tragende, aber nicht immer sichtbare Säule dabei ist die Biotechnologie.

Das Forum Nachhaltigkeit diente vor allem dazu, mit Blick auf neueste Forschungsergebnisse der vergangenen zwei Rahmenprogramme zur Nachhaltigkeit (FONA) eine Bilanz der letzten Jahre zu ziehen. So hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Fördervolumen für Nachhaltigkeits-Projekte  in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Flossen im Jahr 2004 noch 220 Millionen Euro als Forschungsförderung, sind es heute bereits mehr als 450 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommen mehr als 300 Millionen Euro für Projekte der Helmholtz- und der Leibniz-Gemeinschaft. "Wenn es der Forschung zum Beispiel gelingt, fossile Materialien wie Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen, sind wir auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung angekommen“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka anlässlich der Veranstaltung. „Entscheidend ist letztlich aber, ob diese Forschungsergebnisse tatsächlich unser Leben verändern können. Die Frage der Anwendbarkeit zu diskutieren, ist daher von großer Bedeutung. Erst wenn die guten Ideen in Wirtschaft und Gesellschaft ankommen, schaffen wir eine bessere Zukunft". 

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Auf dem Kongress ging es auch darum, künftige Themen zu diskutieren, denn bis  2015 soll – in Zusammenarbeit mit dem Rat für nachhaltige Entwicklung – das dritte FONA-Rahmenprogramm entwickelt werden. Zunächst nahm das BMBF die Veranstaltung jedoch zum Anlass, das neue Forschungsförderprogramm "r4 - Innovative Technologien für Ressourceneffizienz - Forschung zur Bereitstellung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe" vorzustellen (mehr Informationen zur Auschreibung: hier klicken). Damit soll in Deutschland die Verfügbarkeit von besonders wichtigen Rohstoffen erhöht werden. Inhaltlich im Fokus stehen deshalb neue Verfahren zur Gewinnung, Aufbereitung und insbesondere zum Recycling von nichtenergetischen mineralischen Rohstoffen. Dafür stellt das BMBF bis zu 60 Millionen Euro bis 2018 bereit. Wanka unterstrich die volkswirtschaftliche Bedeutung des neuen Förderschwerpunktes: "Seltene Erden und andere wichtige Rohstoffe sind für die Produktion von Zukunftstechnologien aus Deutschland unersetzlich. Um auch in Zukunft eine gesicherte Versorgung mit diesen Ressourcen zu gewährleisten, müssen wir unabhängiger von Importen werden."

Biologischer Bergbau und stoffliche Nutzung von Klimakiller

Die Förderung knüpft an die Gründung des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie an, das erst kürzlich gestartet ist (mehr...) und dessen Forschungsprojekte zum biologischen Bergbau in Leipzig präsentiert wurden. Biologische Prozesse waren denn auch Teil von vielen der  42 in Leipzig präsentierten Forschungsprojekten und 12 Sessions – unter anderem im Workshop „Rohstoffeffizienz und nachhaltige Rohstofftechnologien“. Hier wurde nter anderem ein Förderprojekt des Chemiekonzerns BASF zur stofflichen Nutzung von CO2 vorgestellt (mehr...). Darüber hinaus ging  um die Firma Tecnaro aus Ilsfeld, die bei der Herstellung ihrer Kunststoffe inzwischen auf nachwachsende Rohstoffe aus Holzabfällen setzt. Erste Produkte sind Frischhalteboxen und Spielzeug. Künftig sollen auch Zahnbürsten, Kniepolster, Handschuhe und Schuheinlagen nachhaltiger produziert werden können.

Abwassermanagement der Zukunft 

Auch in der Stadt der Zukunft spielt die Biotechnologie eine große Rolle – etwa beim Abwassermanagement in Megacities. Die Zahl solcher Städte, die  mehr als 10 Millionen Einwohner aufweisen, wächst beständig, vor allem in Südamerika und Asien. So strömen pro Stunde derzeit statistisch 32 Menschen nach Shanghai, um sich hier dauerhaft anzusiedeln. Das Ergebnis: die chinesische Metropole wächst ungestüm, in jedem Jahr um mehr als 280.000 Einwohner. „Das führt dazu, dass pro Tag 37.000 Kubikmeter Wasser zusätzlich gereinigt werden müssen“, so Susanne Bieker von der Technischen Universität Darmstadt. Derzeit gebe es in Shanghai eine Kläranlage für 8 Millionen Menschen. „Die Kanäle sind so groß wie Eisenbahntunnel. Das ist nicht beliebig erweiterbar“, so die Ingenieurin. Zentrale Entsorgungssysteme stießen damit an ihre Grenzen.

Im BMBF-Projekt „Semizentral“ arbeitet sie daran, eine mitwachsende Infrastruktur zu entwickeln. „Kläranlagen müssten so klein wie möglich, aber so groß wie nötig gebaut werden, um ein professionelles Abwassermanagement zu ermöglichen“, so Bieker. Zielgröße seien Anlagen für 15.000 bis 20.000 Menschen. Eine davon befindet sich gerade in der Realisierung. Während der Weltgartenschau (World Horticultural Expo 2014) in der nordchinesischen Metropole Qingdao sind die Dortumunder gerade dabei, zusammen mit einem privaten Sponsor ein konkretes Projekt zu realisieren. Dabei gehe es nicht darum, Trinkwasser herzustellen, sondern Grauwasser (leicht verschmutzte Abwässer aus Dusche und Waschbecken) sowie Schwarzwasser (stark verschmutzte Abwässer aus Toilette und Küche) wieder zu Brauchwasser zu machen, das über einen separaten Kreislauf wieder als Toilettenspülung oder für die Bewässerung verwendet werden kann. „Mit Hilfe des biologischen Anteils des Wassers kann so viel Energie gewonnen werden, dass das System autark betrieben wird“, berichtete die Forscherin in Leipzig. Zudem könnten die übrigen biologischen Bestandteile, die abfiltriert werden, zur Düngung von Pflanzen verwendet werden. Der erste Spatenstich in Qingdong ist bereits erfolgt. Im kommenden Jahr soll die Kläranlage fertig gestellt sein.

© biotechnologie.de/sw
 

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