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Besucherrekord bei den Biotechnologietagen

Prämierung bei den Deutschen Biotechnologietagen: Georg Schütte, Staatsektretär im BMBF (links) und Axel Höhling von der Animox GmbH (rechts), Koordinator der neu geförderten Allianz "Technofunktionelle Proteine" <ic:message key='Bild vergrößern' />
Prämierung bei den Deutschen Biotechnologietagen: Georg Schütte, Staatsektretär im BMBF (links) und Axel Höhling von der Animox GmbH (rechts), Koordinator der neu geförderten Allianz "Technofunktionelle Proteine" Quelle: BioRegio Stern

16.05.2013  - 

Mit mehr als 700 Teilnehmern konnten die Deutschen Biotechnologietage in Stuttgart einen Besucherrekord vermelden. Mit ihrer vierten Ausgabe nach dem Neustart im Jahr 2010 hat sich die Veranstaltung inzwischen als Familientreff der deutschen Biotechszene etabliert. Die Organisatoren um Bio Deutschland, der Arbeitskreis der Bioregionen und der lokale Gastgeber, die  BioRegio STERN, zeigten sich zufrieden. Das Bundesforschungsministerium nutzte die Gelegenheit, um eine vierte strategische Allianz im Rahmen der „Innovationsoffensive industrielle Biotechnologie“ zu prämieren.

„Die Biologisierung der Industrie ist zwingend notwendig“, sagte Fritz Kuhn, Grünenpolitiker und Bürgermeister von Stuttgart bei der Eröffnung der Deutschen Biotechnologietagen, die am 14. und 15. Mai zum ersten Mal in der Schwabenmetropole gastierten und ihrer sechsten Ausgabe einen Rekordbesucherwert von 700 Teilnehmern vorweisen konnte. Im Detail mögen die Vorstellungen der anwesenden Biotechnologie-Experten und des Politikers, der auf seiner Webseite den Einsatz von Gentechnik ablehnt, abweichend sein. Dennoch klang das Bekenntnis des Grünen überzeugend.

Zur Abendveranstaltung wurde dieses Jahr in das Werksmuseum der Porsche AG geladen.Lightbox-Link
Zur Abendveranstaltung wurde dieses Jahr in das Werksmuseum der Porsche AG geladen.Quelle: 8mobili / wikipedia.de

Bioökonomie-Strategie fürs Ländle

Auch Nils Schmid, Landesminister für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg, redete der Biotechnologie das Wort. Sogar ganz konkret: Der SPD-Politiker will sich nicht nur für eine Länderinititative zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung einsetzen, sondern auch eine Bioökonomie-Strategie im Ländle auf den Weg bringen. Zudem stellte er einen landeseigenen VC-Fonds in Aussicht, der noch in diesem Jahr mit einem zweistelligen Volumen aufgelegt wird. Gute Aussichten also für die Biotechnologie in Baden-Württemberg. Wenn da nicht der Gegenwind aus Berlin wäre. Den spürte beispielsweise Boehringer Ingelheim-Chef Andreas Barner und forderte von einer möglichen neuen Bundesregierung, frühere Einschnitte zurückzunehmen: Wir brauchen ein neues AMNOG.

Proteine im Rapsschrot für Herstellunge von Lacken nutzen

Die Politik nahm die Wünsche mit Gelassenheit auf. „Ich weiß, dass wir mit den Themen Zulassungshürden und Kosten-Nutzenbewertung immer die Spaßbremse sind, aber gewisse Spielregeln muss es geben“, sagte Thomas Ilka, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Staatssekretär Georg Schütte aus dem Bundesforschungsministerium hob die besondere Bedeutung der translationalen Forschung an der Schnittstelle zwischen präklinischer Forschung und klinischer Entwicklung: „Forschungsergebnisse sollen von den Laboren an die Bettkante kommen. Die Erfolgsindikatoren für Translation sind nicht mehr die Publikationen in Fachzeitschriften, sondern Patente, Produkte, Diagnose- oder Therapieverfahren, die beim Patienten ankommen müssen.“ Vor diesem Hintergrund habe das BMBF Ende 2010 das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung aufgelegt (mehr...) und erst jüngst den Aktionsplan Individualisierte Medizin gestartet (mehr...).  Nicht zuletzt aufgrund dieser millionenschweren Fördermaßnahmen schaute BMG-Staatssekretär Ilka daher etwas neidisch auf seinen Kollegen. Als „der mit den Geldsäcken“ nutzte Schütte zudem die Gelegenheit, im Rahmen der Innovationsoffensive industrielle Biotechnologie (mehr...) - einer Maßnahme der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie - eine vierte Allianz zu prämieren. Das von der Berliner Animox GmbH koordinierte Konsortium „Technofunktionelle Proteine“ besteht aus 14 Projektpartnern und hat ein Gesamtprojektvolumen von 9 Millionen Euro, wobei die Hälfte vom BMBF beigesteuert wird. „Wir wollen Proteine, die im Rapssschrot enthalten sind, so modifizieren, dass sie neue Eigenschaften erhalten und damit beispielsweise als Bindemittel oder bei der Herstellung von Lacken und Farben eingesetzt werden können“, erläuterte Axel Höhling von Animox die Zielsetzung der Allianz.

Innovationspreis: Von Anti-Sepsis-Medikament bis Wundheilung

Freuen konnten sich auch die drei Gewinnerteams des Innovationspreises, der vom Arbeitskreis der BioRegionen, in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des Bioparks Regensburg, verliehen wurde: Klaus Brandenburg vom Forschungszentrum Borstel, Stephan Binder und Georg Schendzielorz vom Forschungszentrum in Jülich sowie Ektoras Hadjipanayi und Prof. Dr. Arndt Schilling vom Klinikum Rechts der Isar in München. Das Preisgeld von jeweils 2.000 Euro fließt in die Entwicklung eines Anti-Sepsis-Medikamentes, in ein neues Sensorsystem für die Suche hochproduktiver Mikroorganismen sowie in ein neuartiges Wundheilungsverfahren, das patienteneigene Blutzellen nutzt.

Insgesamt boten die diesjährigen Biotechnologietage ein dichtes Fachprogramm, das von launigen Podiumsdiskussionen zur Unter- oder Überschätzung der Biotechbranche bis hin zu Berichten neuester Gesundheittrends und Investitionsmodelle reichte. So präsentierte sich etwa der Münchener Antikörper-Spezialist Morphosys als Investor auf der Suche nach jungen Firmen mit frühen Wirkstoffen oder interessanten Technologien. "Wenn etwas zu uns passt, als im weitesten Sinne im Anitkörper-Bereich zuhause ist, können wir uns ein langfristiges Investment vorstellen", sagte Finanzvorstand Jens Holstein. Auf der anderen Seite berichtete Holger Schmoll von der Aicuris AG, wieviele Jahre es dauerte, um im vergangenen Jahr den bislang größten deutschen Lizenzdeal mit einem großen Pharmakonzern abzuschließen (mehr...). Darüber hinaus war auch das BMBF mit einem Innovationsforum vor Ort: 32 Forscher - zumeist Unternehmer - erhielten die Möglichkeit, die Ergebnisse von Projekten vorzustellen, die vom BMBF gefördert und vergangenes Jahr beendet wurden.  

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Geschwindigkeit hochhalten

Henk van Liempt, Referatsleiter im BMBF, stellte darüber hinaus die Aktivitäten seines Hauses in der Bioökonomie vor. Mit der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie habe das BMBF 2010 erstmals weltweit eine ressortübergreifende Strategie auf den Weg gebracht, mit der in Deutschland eine biobasierte Wirtschaft umgesetzt werden soll.  „Deutschland ist in der Bioökonomie sicherlich gut positioniert“, resümierte van Liempt. Allerdings seien andere Länder bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis mutiger. Dem stimmte auch Thomas Hirth zu, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart: „Wir müssen die Geschwindigkeit hochhalten.“

Rohstofftolerante Prozesse gefragt

Im vergangenen Jahr habe die Menschheit so viel klimaschädliches CO2 produziert wie noch nie in ihrer Geschichte und zum ersten Mal die Konzentration von 400ppm (Parts per Million) überschritten. Trotz dieses alarmierenden Zeichens werde die Etablierung einer Bioökonomie noch Zeit benötigen. „Wir brauchen rohstofftolerante Prozesse“, so Hirth. Derzeit würden 90 Prozent der verbrauchten Ressourcen mit Erdöl abgedeckt, das vornehmlich aus Kohlenwasserstoffen besteht. Biomasse wie etwa Holz setze sich dagegen zu einem überwiegenden Teil aus Polymeren zusammen – eine Herausforderung für die Prozesse.

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„Es wird daher keinen rapiden Wechsel der Rohstoffbasis geben, sondern eher eine Evolution. Wichtig ist, die neuen Prozesse gut zu integrieren“, so Hirth. André Koltermann von Clariant erläuterte, wie sich die großen Konzerne derzeit umstellen: Coca-Cola werde bis 2020 seine Flaschen aus Bioplastik herstellen, der Konsumgüterriese Procter & Gamble habe sich vorgenommen, 25 Prozent des verwendeten Plastiks aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Ziel sei es, sich von der Konkurrenz mit nachhaltigen Produktverpackungen positiv abzusetzen. Dass es aber auch in Deutschland eine Reihe von positiven Beispielen gibt, verdeutlichte Rainer Fischer, Entwicklungsleiter Biopolymere bei der Unternehmensgruppe Fischer. Er berichtete, wie im Rahmen eines vom BMBF geförderten Clusters zur Bioindustrie die Idee eines Biopolymers entwickelt wurde - und inzwischen, mit einiger Verzögerung, auch seinen Weg in den Markt gefunden hat: in Form des ersten 'Biodübels', den es nun millionenfach in deutschen Baumärkten zu kaufen gibt (mehr...).

Gute Nachrichten für Business Angels

Gute Nachrichten für die Branche kamen aus dem  Bundeswirtschaftsministerium: Passend zu den Biotechnologietagen wurde ein neuer staatlicher Investitionszuschuss für Business Angels in Höhe von 20 Prozent vermeldet. Peter Wallmeyer, langjähriger Business Angel aus Berlin, konnte insbesondere jungen Gründern auf den Biotechnologietagen darlegen, wie private Geldgeber die oftmals vorhandene strategische Lücke bei Kofinanzierungen in der Startphase eines Unternehmens füllen können.

Eher halb voll als halb leer – so ließ sich die Stimmung in Stuttgart zusammenfassen. Wie es im kommenden Jahr aussieht, bleibt abzuwarten. Organisiert von der Norddeutschen Life Science Agentur Norgenta wird sich die deutsche Biotech-Familie dann in Hamburg wiedertreffen.

© biotechnologie.de/sw
 

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