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Martin Seifert: Durchblick im Genomdaten-Meer

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Martin Seifert ist Geschäftsführer der Genomatix GmbH und beschäftigt sich mit Personalisierter Medizin. Quelle: Genomatix

03.04.2013  - 

Martin Seifert ist Spezialist für den Blick in unser Genom. Der 42-jährige Biologe hat in seiner akademischen Karriere zunächst auf Genchips, die sogenannten Microarrays, gesetzt, um damit unser Erbgut zu durchforsten. 2004 wechselte er zum Münchener IT-Unternehmen Genomatix, dessen Geschäftsführer Seifert mittlerweile ist. „Genomatix macht Datenmengen biologischen Ursprungs so nutzbar, dass man kein Informatiker sein muss – und Biologe sein darf –, um damit arbeiten zu können“, sagt Seifert. Bis 2008 verdiente die Firma vor allem mit Microarray-Analysen ihr Geld. Doch dann kam die Hochdurchsatzsequenzierung (NGS) auf. „Damit brach plötzlich unser Hauptgeschäftsfeld deutlich ein", erzählt Seifert.

Die Zahl der Microarray-Analysen reduzierte sich innerhalb eines Jahr spürbar, denn Sequenzierungen waren erheblich günstiger geworden. Die Firma musste drei harte Quartale überstehen und Seifert glaubt, dass dies das Ende für Genomatix gewesen wäre, wenn nicht ein Plan B in der Schublade gelegen hätte. „Zum Glück hatten wir bereits 2006 damit angefangen, NGS-Analysen sehr intensiv zu betreiben. Somit konnten wir direkt noch 2008 unser erstes NGS-Produkt auf den Markt bringen.“

Grundmaß an Humor wichtig

Seifert ist ein lockerer Typ. Im Gespräch scheint er das eine oder andere Mal vor lauter Lachen zu bersten. Wer ein solch ansteckendes, gewinnendes Lachen sein Eigen nennt, dem nimmt man sofort ab, dass er auch die Krise 2008 mit Humor gemeistert hat: „Die allerwichtigste Komponente für ein produktives Arbeiten ist ein gewisses Grundmaß an Humor, mit dem man die ganze Sache betrachten kann.“  Der in Weilheim geborene Seifert studierte Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Es folgte die Promotion an der TU München und ein Postdoc-Aufenthalt bei John Sumpter an der Brunel University London. Nach der Rückkehr an den Lehrstuhl für Zellbiologie der TU baute er dort eine Microarray Facility auf. 2004 wechselte er dann zu Genomatix, als Forscher war er bei der Firma zuvor selbst Kunde gewesen. Geübt im Umgang mit Microarray-Analysen führte er anfangs Trainingsmaßnahmen für Genomatix-Kunden durch. Dann betreute er eigene Projekte, später wechselte er in den Vertrieb. Als der Firmengründer Thomas Werner 2009 wieder verstärkt wissenschaftlich aktiv werden wollte, stieg Seifert in die Geschäftsführung auf. „Wenn Thomas Werner damals kein Zutrauen in mich gehabt hätte, dann hätte er den Schritt in die akademische Welt wahrscheinlich auch nicht gemacht“, ist sich der 42-Jährige sicher.

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Konkurrenz aus den akademischen Labors

Seifert ist Geschäftsführer und leitet die Unternehmensentwicklung gemeinsam mit dem Informatiker Matthias Scherf, dem Technischen Direktor. In enger Abstimmung beobachten sie, welche neuen Trends für die Firma von Belang sein könnten. Nach der gefährlichen Flaute 2008 ist für den Hobbysurfer eines sicher: „Wenn wir die nächste Welle verschlafen, dann kann es schnell kritisch werden.“ Als Dienstleister muss Genomatix immer über alle aktuellen Entwicklungen informiert sein, denn „Akademiker kaufen uns nur etwas ab, wenn sie glauben, dass wir auch etwas können.“ Doch eine gute Reputation allein reicht nicht aus. Viele Wissenschaftler aus dem akademischen Umfeld entwickeln selbst Analysetools, die sie der Community kostenlos zur Verfügung stellen. Für Genomatix heißt es, kreativ zu bleiben. „Von der Public Domain abgefrühstückte Projekte bringen keinen Umsatz mehr. Dann muss man sehen, dass man in anderen Bereichen wieder vorn mit dran ist.“ 

Personalisierte Medizin und die nächste Welle

Die nächste Technologiewelle, die Seifert mit der Firma in Angriff nehmen will, sind Genomanalysen im Rahmen der personalisierten Medizin. Erste, gemeinsam mit der Tübinger Firma Cegat konzipierte Tests wurden bereits mit Preisen dekoriert. Die Wellen haben es dem gebürtigen Oberbayern angetan. Schon als Kind mit dem Segeln vertraut gemacht, reicht es aus Zeitgründen derzeit oft nur für die Sparvariante, das Windsurfen: „Wenn es draußen richtig pfeift und stürmt, ich aber hier noch im Büro gefesselt bin, dann schaue ich schon einmal traurig aus der Wäsche.“ Dann macht sich der unwettererprobte Trendscout immerhin Gedanken, wie er sein Unternehmen in der Flut von Genomdaten auf Kurs hält.
 

Autor: Martin Laqua

 

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