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Wochenrückblick KW 11

18.03.2013

Infektionsweg von tödlichem Coronavirus entschlüsselt

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Nierenepithelzellen von Fledermäusen haben die Forscher zu dem Rezeptormolekül für das Corona-Virus geführt. Quelle: Marcel Müller/Uni Bonn

Ein internationales Team von Virologen hat einen Rezeptor entdeckt, der bei der Infektion mit dem tödlichen Coronavirus „HCoV-EMC“ eine zentrale Rolle spielt.

Das neuartige Virus verbreitet sich von der arabischen Halbinsel aus und kostete bereits mehrere Menschen das Leben. Im vergangenen Jahr infizierten sich auf der arabischen Halbinsel 14 Menschen mit dem neuen Coronavirus „HCoV-EMC“ (human Coronavirus-Erasmus Medical Center), acht starben an den Folgen der Infektion, die insbesondere die Atemwege angreift. Virologen der Universität Bonn identifizierten zusammen mit Forschern aus der Schweiz, den Niederlanden und Saudi-Arabien einen Rezeptor, der bei der Infektion entscheidend ist: Die Dipeptyl Peptidase 4 (kurz: „DPP4“ oder „CD26“) ist ein bekanntes Protein, das vielfältige Stoffwechselfunktionen erfüllt und in verschiedenen Organen vorkommt. Durch Anheften an den DPP4-Rezeptor kann das Virus in die Zelle eindringen und sie umprogrammieren um die Bildung neuer Viren auszulösen: Der Rezeptor fungiert als Schlüsselstation auf dem Weg in die Zelle. Wie die Forscher im Fachjournal Nature (2013, Online-Vorabveröffentlichung) berichten, haben sie diesen Infektionsweg entschlüsselt, indem sie den DPP4-Rezeptor mit einem anderen Protein blockierten - Die Zelle blieb für "HCoV-EMC" verschlossen. Umgekehrt sind experimentell mit dem DPP4 versehene Zellen für das Virus zugänglich.

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Menschen: Christian Drosten - Virusökologe ohne Gummistiefel

„Damit haben wir den Rezeptor bewiesen“, sagt Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Bonn.  Diese Erkenntnisse sind hilfreich für die Entwicklung von Medikamenten und für weiterführende Forschung an der Übertragung des Virus von Tieren auf Menschen. Ferner fanden die Virologen heraus, dass überwiegend Zellen befallen werden, die keine Flimmerhärchen tragen. Da diese in den Atemwegen rar sind, sei das Virus vermutlich auch weniger infektiös als andere Lungenviren, so Drosten. Es gebe eine Dunkelziffer an Infektionen mit mildem Verlauf. Die engsten Verwandten von "HCoV-EMC" sind Fledermaus-Coronaviren. Sie haben sich an den menschlichen Organismus angepasst, vermehren sich aber besser mit dem entsprechenden Fledermausrezeptor. „Bei HCoV-EMC handelt es sich um ein neuartiges Coronavirus, das dem SARS-Virus ähnelt“, erläutert Drosten. Über die Verbreitung des Virus kann man ohne die entsprechenden Daten noch nicht viel aussagen. „Es ist zu befürchten, dass es sich auch nach Europa ausbreitet“, so der Bonner Virologe.

 

biotechnologie.de/bs

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Ausstellung „Ideen 2020“ in Berlin gestartet

Eine riesige Zuckerdose als Boxsack: eines der Exponate der Ausstellung Ideen 2020 im Berliner Paul-Löbe-Haus. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Eine riesige Zuckerdose als Boxsack: eines der Exponate der Ausstellung Ideen 2020 im Berliner Paul-Löbe-Haus. Quelle: Helmholtz-Gemeinschaft

Ungewöhnliche Ausstellungsstücke wie eine riesige Zuckerdose symbolisieren bei einer neuen Wanderausstellung "Ideen 2020" die großen Herausforderungen der Zukunft.

Der Zuckerdosen-Boxsack war nur eines von insgesamt sieben Stelen, die derzeit im Paul-Löbe-Haus ausgestellt werden. Besucher sollen hier gegen den Zucker kämpfen – oder im übertragenen Sinne den eigenen Schweinehund besiegen. Die Message dieses Ausstellungsstückes ist deutlich: Jeder ist selbst für seine Gesundheit verantwortlich. Die Wanderausstellung „Ideen 2020 – ein Rundgang durch die Welt von morgen“ soll Begriffe wie „demographischer Wandel,“ „Energiewende“, „Gesundheit im Alter“ oder „Klimawandel“ greifbarer machen. So können Besucher den großen globalen Herausforderungen der Zukunft nun direkt gegenüberstehen. Auch ein Block aus Acrylglas lädt zum Anfassen ein: Er soll den Klimawandel symbolisieren und fühlt sich täuschend echt wie Eis an. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka lobte bei der Eröffnung das kreative Konzept von „Ideen 2020“. „Die Spielerische Komponente und dass man nicht vollgestopft wird mit Tafeln, sondern dass man hier sehr individuell an den einzelnen Stelen spielen kann, das ist hier glaube ich sehr gut gelungen.“

Ideen 2020

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Bei der Ausstellung stehen aber nicht nur die Herausforderungen, sondern auch mögliche Lösungsansätze von Wissenschaftlern im Fokus. Per iPad oder an einem der Terminals können Besucher mehr über Forschungsvorhaben zu den sieben Themenschwerpunkten erfahren. In kleinen Videosequenzen erklären Wissenschaftler, woran sie derzeit arbeiten. An einem zentralen Multimediatisch können Besucher zudem Fragen zur Zukunft stellen und Antworten auf Fragen anderer Besucher lesen. Eine Besichtigung der vom BMBF geförderten und von der Helmholtz-Gemeinschaft und Fraunhofer Gesellschaft gemeinschaftlich organisierten Ausstellung im Paul-Löbe-Haus ist noch bis zum 28. März möglich. Danach macht „Ideen 2020“ in anderen deutsche Städten halt: darunter Kiel, Rostock, Nürnberg und Jülich.

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Genome von Bandwürmern offenbaren Schwachstelle

Das entzifferte Erbgut von Bandwürmern offenbarte interessante Schwachstellen. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Das entzifferte Erbgut von Bandwürmern offenbarte interessante Schwachstellen. Quelle: Universität Würzburg

Ein internationales Konsortium mit Würzburger Wissenschaftlern hat die Genome von vier Bandwurm-Arten entziffert.

Die Forscher sind dabei auf eine erstaunliche Schwachstelle gestoßen. Warum bisherige Behandlungsversuche von Bandwurminfektionen gescheitert sind, fand ein internationales Forscherteam um Klaus Brehm vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg heraus. Es konnte erstmals das Erbgut vom Fuchs-, Hunde-, Schweine- und Zwergbandwurm entschlüsseln. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachjournal Nature (2013, Online-Vorabveröffentlichung). Die DNA-Analysen zeigen aussichtsreiche Angriffspunkte für Medikamente, die schon gegen Krebs erfolgreich wirken. Die Entwicklung der Larven werden durch dieselben Gene gesteuert, die auch Krebszellen wachsen lassen, so Klaus Brehm. Das Forscherteam um Brehm kultiviert nun Zellen des Fuchsbandwurmes in ihren Laboren.

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NewsGenom des Schwamms: Mehr Mensch als gedacht

„Damit können wir die Arzneistoffkandidaten testen und schon einmal die wirksamsten davon für weitere Studien auswählen“, erklärt Brehm. Bisher hatte man versucht, die Bandwurmlarven mit dem Mittel Praziquantel zu bekämpfen, das bestimmte Kalzium-Kanäle blockiert. Es tötet die im Darm lebenden Formen der Bandwürmer zuverlässig ab, doch gegen die Larven versagt es, da diese Kanäle bei ihnen kaum vorkommen, wie jetzt bekannt wurde. Weltweit sind mehrere hundert Millionen Menschen mit Bandwürmern infiziert. Die Parasiten leben im Darm des Wirtes und entziehen ihm so wichtige Nährstoffe. Vor allem die Larven der Bandwürmer können für Infizierte gefährlich werden: Sie setzen sich in der Leber, Lunge oder anderen Organen fest und bilden dort Zysten, die im schlimmsten Fall eine Erblindung, Epilepsie oder Leberversagen hervorrufen können.

 

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Mikroben aus der Erdkruste unter dem Ozean

In der Erdkruste unter den Ozeanen haben die Forscher mikrobielles Leben entdeckt. <ic:message key='Bild vergrößern' />
In der Erdkruste unter den Ozeanen haben die Forscher mikrobielles Leben entdeckt. Quelle: Jesper Rais, AU Communication

Auch in der Erdkruste unter den Ozeanen leben Bakterien. Sie nutzen geochemische Prozesse zum Überleben.

Vom Schiff auf der Wasseroberfläche bis zum Meeresboden vor der Westküste Nordamerikas sind es 2,5 Kilometer. Durch eine Röhre abgelassen, beginnt der Bohrer seine Arbeit: Er gräbt sich erst durch mehrere hundert Meter Sediment hindurch, dann gelangt er in das interessante, 3,5 Millionen Jahre alte Basaltgestein. In den anschließend an die Oberfläche beförderten Proben suchten die Forscher um Andreas Teske von der Universität North Carolina nach Anzeichen von Leben. Bisher war unklar, ob in der Erdkruste unter dem Meer Mikroben existieren können. Wie die Wissenschaftler im Fachjournal Science (2013, Bd. 339,S.1305) berichten, fanden sie in der Tat Bakterien, die die nötige Energie zum Überleben vollständig aus geochemischen Prozessen ziehen können. Sie sind damit weder direkt noch indirekt vom Sonnenlicht abhängig.

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Föderbeispiel: Bakterienkiller aus dem Meer

„Das Leben in der Ozeankruste wird aus Energiequellen gespeist, die vollkommen anders sind als die, die das Leben in den Schlammschichten auf dem Meeresboden und im Meer selbst ermöglichen”, fasst Erstautor Mark Lever die neuen Erkenntnisse zusammen. Ähnliche Prozesse könnten auch auf anderen Planeten Leben ermöglichen, spekulieren die Forscher. Lever, der mittlerweile an der Universität Aarhus in Dänemark arbeitet, erklärt, wie die Bakterien ihre Lebensenergie gewinnen: „Es gibt kleine Adern im Gestein, durch die Wasser fließt. Das Wasser reagiert dann wahrscheinlich mit reduzierten Eisenverbindungen. Es entsteht Wasserstoff, den die Bakterien als Energiequelle nutzen, um Kohlendioxid in Biomasse umzuwandeln.“ Als Beweis führen die Forscher auch ein Experiment an, das sie mit diesen einzelligen Spezialisten im Labor über sieben Jahre durchgeführt haben: Die Bakterien hatten in dieser Zeit in der Tat geringe Mengen der organischen Verbindung Methan hergestellt. Die im Krustengestein gefundenen Biomoleküle sind somit nicht abwärts gewanderte Mikrobenreste vom Meeresboden, sondern direkt vor Ort synthetisierte Verbindungen.

 

© biotechnologie.de/ml

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