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Bundesregierung: Nur selten gv-Spuren in Importware

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Mais auf einem Markt in Afrika. Importe nach Deutschland werden streng kontrolliert - und enthalten nur selten gv-Spuren. Quelle: Tristan/wikimedia

15.08.2012  - 

Nach Deutschland importierte Lebens- und Futtermittel weisen bisher nur sehr selten Spuren von gentechnisch veränderten (gv-) Organismen auf. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag. Nach Aussagen des Papiers, wurden in den letzten fünf Jahren in 105 Fällen gv-Rückstände festgestellt, was knapp ein Drittel aller EU-weit gemeldeten Funde ausmacht. Hintergrund der Grünen-Anfrage sind die Bestrebungen von EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli, die Nulltoleranz für nicht zugelassene GVO auch bei Lebensmitteln zu lockern. Als Begründung dafür wird die Tatsache genannt, dass Spuren von gv-Organismen sehr häufig in Lebensmitteln vorkämen und so einwandfreie Lebensmittel in großer Menge vernichtet werden müssten.

Je mehr gv-Sorten weltweit angebaut werden, desto schwieriger wird es, die Nulltoleranz durchzusetzen: In Ölmühlen, Frachtschiffen und Transportwaggons ist eine 100-prozentige Trennung nur möglich, wenn gar keine gv-Sorten transportiert oder verarbeitet werden. Denn nur ein Körnchen Bt-Mais kann dazu führen, dass ganze Schiffsladungen von Mais, Reis oder Soja nicht angenommen werden. Eine unnötige Vernichtung von Lebensmitteln, argumentieren Gentech-Befürworter und plädieren für einen technischen Schwellenwert: minimale gv-Spuren in Lebensmitteln sollen künftig zulässig sein.

Kaum gv-Spuren im Reis

Mit ihrer Kleinen Anfrage zu "Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Organismen" hinterfragen  Grünen-Politiker im Bundestag diese Argumentation - und erhalten recht. Bundestagsmitglied Harald Ebner hatte sich zusammen mit anderen Grünen-Politikern in 26 Fragen erkundigt, wie oft in den Frachthäfen und an den Landesgrenzen tatsächlich gv-Spuren in Lebensmittelladungen nachgewiesen wurden. Die Antwort dürfte Gegner der Grünen Gentechnik beruhigen: Die Funde von gv-Spuren in nach Deutschland importierten Lebensmitteln hat nach einem Höchststand 2009 erheblich abgenommen. 2012 wurden in drei Fällen gv-Spuren in Papayas und in weiteren drei Fällen gv-Spuren in Reis und Reisprodukten nachgewiesen. 2011 betrafen diese gv-Spuren wieder ausschließlich Reis und Reisprodukte. 2009 hatten Funde in Leinsaat-Importen aus Kanada die Statistik in die Höhe getrieben.

Kleine Anfrage zu gv-Verunreinigungen

Die Antwort der Bundesregierung zur Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion zum Thema "Verunreinigungen durch gentechnisch veränderte Organismen": pdf download

Im Einzelfall beträgt die Menge der beanstandeten Lebensmittel laut Bundesregierung „mehrere Tonnen“. Dem stehen 4,5 Millionen Tonnen an Sojaprodukten und eine halbe Millionen Tonnen Reis gegenüber, die Deutschland jährlich einführt. Funde von gv-Spuren führten in Deutschland „zu Grenzzurückweisungen der gesamten Charge oder zur sofortigen Rücknahme des Produktes vom Markt“, so die Antwort der Bundesregierung, die jedoch nicht über genaue Zahlen zur Menge zurückgeschickter Schiffsladungen und vernichteter Lebensmittel verfügt. Dennoch lässt ihre Antwort auf die Grünen-Anfrage ahnen, dass die Menge der infolge von gv-Kontrollen vernichteten Lebensmittel nicht so hoch ist wie befürchtet – und weit unter den elf Millionen Tonnen Lebensmitteln liegt, die in Deutschland jährlich weggeworfen werden.

Risikoorientierte Kontrolle

Mit der Nulltoleranz bei Saatgut und Lebensmitteln gehört Deutschland zu den eher restriktiven Ländern bezüglich Grüner Gentechnik. In der EU dürfen gentechnisch veränderte Lebensmittel vertrieben werden, wenn die entsprechende Sorte überprüft und in der EU zugelassen wurde. Jetzt prüft die EU einen Schwellenwert für nicht-zugelassene Sorten. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) lehnt  diesen Vorstoß ab (mehr...).

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So wie die gv-Spuren auf wenige Lebensmittel beschränkt sind, so lassen sich auch die Funde der vergangenen Jahre dem Bericht zufolge auf wenige, eindeutig identifizierbare Quellen zurückführen. Sie betreffen gv-Reis der Sorte Bt63 und weitere, teilweise unbekannte Linien aus China, gv-Leinsamen aus Kanada sowie Papayas aus den USA und Thailand. Insbesondere Reisimporte aus China stehen inzwischen unter besonderer Beobachtung und werden verstärkt kontrolliert.

Spuren im Saatgut

Ebenfalls Gegenstand der Grünen-Anfrage sind die Erfahrungen mit der Nulltoleranz in anderen Bereichen. Das betrifft neben den Futtermitteln, für die in Deutschland inzwischen ein „technischer“ Schwellenwert von 0,1 Prozent gilt, auch das Saatgut. Die Freisetzung von gv-Saatgut ist in Deutschland verboten, das Verbot wurde zuletzt im März 2012 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt (mehr...).

Gleichwohl räumt das Papier ein, dass es durch gv-Spuren in Saatgutimporten auch mit steigender Tendenz zur Freisetzung von gv-Sorten in Deutschland kommt. Das betreffe vor allem Maisimporte aus Südamerika – während 2008  noch 160 Hektar in zwei Bundesländern betroffen waren, haben die Kontrolleure im Jahr 2010 auf 1800 Hektar  in acht Bundesländern Spuren von gv-Mais nachgewiesen. Derzeit wird deshalb daran gearbeitet, die Prüfverfahren abzuschließen bevor das importierte Saatgut in die Erde gebracht wird. Mit gv-Spuren belastetes Saatgut wird dann in Deutschland vernichtet oder in entsprechend informierte EU-Nachbarländer verschickt.

© biotechnologie.de/ck

 

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