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Deutschlandweit aufgestellt im Kampf gegen Volkskrankheiten

Zum offiziellen Startschuss für die Gesundheitszentren trafen sich alle Beteiligten in Berlin (v.l.): Pierluigi Nicotera (DZNE), Thomas Eschenhagen, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Otmar D. Wiestler (DKTK), Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Werner Seeger (DZL), Martin Hrabé de Angelis (DZD), Sebastian Suerbaum (DZI) <ic:message key='Bild vergrößern' />
Zum offiziellen Startschuss für die Gesundheitszentren trafen sich alle Beteiligten in Berlin (v.l.): Pierluigi Nicotera (DZNE), Thomas Eschenhagen, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Otmar D. Wiestler (DKTK), Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, Werner Seeger (DZL), Martin Hrabé de Angelis (DZD), Sebastian Suerbaum (DZI) Quelle: BMBF

17.06.2011  - 

Die Forschungslandkarte im Kampf gegen Volkskrankheiten ist neu geschrieben: Am 9. Juni stellte Bundesforschungsministerin Annette Schavan die sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung offiziell vor. Sie sollen künftig die Kompetenzen bei der Entwicklung neuer Therapien und Diagnostikverfahren zur Behandlung von Diabetes, Infektions-, Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und neurodegenerativen Krankheiten bündeln. „Wir schlagen hier ein neues Kapitel in der Gesundheitsforschung auf“, sagte Schavan. Bislang habe es eine solche Vernetzung zwischen universitären Einrichtungen sowie außeruniversitären Instituten und Kliniken noch nicht gegeben. Ingesamt kommen mehr als 120 Forschungsinstitute, verteilt auf 39 Standorte, unter dem Dach der sechs Zentren zusammen.


 

Mit der offiziellen Vorstellung der sechs neuen Forschungszentren hat das Herz des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung nun zu schlagen begonnen. Das Programm - unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeitet - wurde bereits im Dezember von der Bundesregierung beschlossen und stellt bis 2014 insgesamt 5,5 Milliarden Euro Fördergelder zur Verfügung (mehr...). „Wir stehen vor der Herausforderung, dass die Menschen immer älter werden, wir das hohe Leistungsniveau unseres Gesundheitssystems halten wollen, aber gleichzeitig immer weniger Beitragszahler zur Verfügung stehen“, betonte Schavan bereits bei der Präsentation der Regierungsinitiative vor wenigen Monaten.

Ingesamt kommen mehr als 120 Forschungsinstitute, verteilt auf 39 Standorte, unter dem Dach der sechs Zentren zusammen.Lightbox-Link
Ingesamt kommen mehr als 120 Forschungsinstitute, verteilt auf 39 Standorte, unter dem Dach der sechs Zentren zusammen.Quelle: BMBF

Revolution in der Forschungslandschaft

Als eines der wichtigsten Aktionsfelder innerhalb des Programms gilt der Kampf gegen die Volkskrankheiten. Schon jetzt leben Millionen Menschen in Deutschland mit Diabetes, erleiden Herzinfarkte, sind mit Tumoren konfrontiert oder werden mit Alzheimer diagnostiziert. In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl der Betroffenen vor allem aufgrund der steigenden Lebenserwartung noch zunehmen. Mit den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung will das BMBF nun einen neuen Weg einschlagen, um die Entwicklung neuer Therapien und Diagnostikverfahren in diesen Indikationen zu beschleunigen. Erstmals sollen die Grenzen zwischen universitärer, außeruniversitärer und klinischer Forscher überwunden werden. "Angesichts der bisherigen Forschungsstrukturen ist das eine kleine Revolution. Wir wollen, das Fächer- und Institutsgrenzen keine Rolle mehr spielen und die enge Zusammenarbeit der Akteure im Vordergrund steht. Ein Nebeneinander reicht nicht mehr aus", erklärte die Ministerin am 9. Juni in Berlin. Das BMBF verspricht sich davon vor allem eines: Einen reibungsloseren Transfer zwischen Forschungslabor und Klinikalltag – und damit die Chance, dass Forschungsergebnisse schneller als bisher beim Patienten ankommen.

 

Insgesamt mehr als 120 Institute, die deutschlandweit über 39 Standorte verteilt sind, sollen unter dem Dach der Zentren ihre Kompetenzen bündeln und so optimale Forschungsbedingungen für den Kampf gegen die großen Volkskrankheiten schaffen. Die sechs Zentren behandeln dabei jeweils einen Schwerpunkt: Diabetes, Infektionserkrankungen, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen sowie Lungenkrankheiten.  Ingesamt 700 Millionen Euro werden den Zentren bis 2015 vom BMBF zur Verfügung gestellt. Zwei arbeiten bereits seit 2009: das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) (mehr...) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) (mehr...). Nun kommen vier weitere Zentren hinzu: das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK).

Die sechs Zentren im Überblick

Auf der Website des BMBF werden die einzelnen Zentren der Gesundheitsforschung ausführlich einzeln porträtiert

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Deutsches Zentrum für Lungenforschung

Deutsches Konsortium für Translationale Krebsforschung

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

Vertreter der Wissenschaft zeigten sich in Berlin optimistisch, dass die in die Zentren gesetzten Erwartungen auch erfüllt werden können. „Es ist das aufregendste Ereignis der deutschen Gesundheitsforschung“, sagte Guido Adler von der Universitätsmedizin Mainz, der Vorsitzende des Gesundheitsforschungsrates. „Die Sichtbarkeit der klinischen Forschung aus Deutschland wird steigen“, ist sich Adler sicher. Gleichwohl gab es auch kritische Stimmen. So wurden Befürchtungen laut, mit der Einrichtung der Zentren würde eine Zweiklassengesellschaft in der Forschungslandschaft geschaffen. Diesen Eindruck wollte Schavan indes nicht gelten lassen. „Die versäulte Wissenschaftslandschaft nach dem bisherigen Modell ist nicht an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst, neue Strukturen sind dringend gefragt“, sagte sie und  verwies zudem darauf, dass an der Projektförderung auch weiter festgehalten werde. „Hier wird es keine Mittelkürzung geben.“

„Die ersten zwei Jahre waren ein harter Annährungsprozess“, sagte Hrabé de Angelis vom DZB. Im Hintergrund Sebastian Suerbaum (DZI).  Lightbox-Link
„Die ersten zwei Jahre waren ein harter Annährungsprozess“, sagte Hrabé de Angelis vom DZB. Im Hintergrund Sebastian Suerbaum (DZI). Quelle: BMBF

Wirtschaft: Kooperation der Zentren mit Unternehmen notwendig

Aus Sicht der Wirtschaft wurden die Zentren ebenfalls mehrheitlich begrüßt. So sieht Martin Walger, Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH), in der Konzentration der Kompetenzen in Deutschland ein großes Potenzial. „Das Know-how zu bündeln, verschiedene Disziplinen zusammenzuführen  und sich gezielt auf Volkskrankheiten als Thema zu fokussieren, wird für die Diagnose, Therapie und Prävention vermutlich einen großen Schub nach vorn bringen“, sagte er. Beim Biotechnologie-Unternehmensverband BIO Deutschland erwartet man von den Zentren, auf die Wirtschaft zuzugehen. Nur so könne die Grundlagenforschung schneller als bisher in die klinische Praxis überführt werden. „Insbesondere die an der Schnittstelle zwischen Akademie und Markt aktiven innovativen Unternehmerinnen und Unternehmer müssen in einem nächsten Schritt eingebunden werden“, sagte Viola Bronsema, Geschäftsführerin von BIO Deutschland. VDGH-Geschäftsführer Walger wünscht sich einen festen Ansprechpartner in den jeweiligen Zentren. „Nur wenn wir wissen, an wen wir uns wenden können, kann eine fruchtbare Zusammenarbeit erfolgen.“

 Doch zunächst müssen die Zentren erst einmal voll arbeitsfähig gemacht werden, angesichts der Vielfalt an Disziplinen und Einrichtungen eine formidable Herausforderung. „Natürlich gab es Ängste zwischen Naturwissenschaftlern und Klinikern sowie zwischen Hochschulen, außeruniversitären und klinischen Einrichtungen“, sagte zum Beispiel Herzspezialist Thomas Eschenhagen, Professor am Universitätsklinikum Hamburg/Eppendorf und Sprecher des DZHKs (zum Profil von Thomas Eschenhagen). Um eine konstruktive Zusammenarbeit zu ermöglichen, habe man deshalb nicht nur bewusst flache Hierarchien gewählt, sondern auch einen gewissen Zwang zur Zusammenarbeit. „Der Zusammenschluss vieler Partner funktioniert nur, wenn die Kooperation für jeden spürbar etwas bringt. In unserem Fall sind das große Studien, die jeder allein nicht bewältigen könnte“, so Eschenhagen. Darüber hinaus will man auf eine Beweglichkeit der Forscher innerhalb der beteiligten Partner setzen.  Eine solche Flexibilität findet im Rahmen des Deutschen Diabeteszentrums bereits statt. „Bei uns sind bereits ganze Forschungsgruppen von einer Einrichtung zu einer anderen gewechselt“, sagte Martin Hrabé de Angelis, Leiter der Mausklinik am Helmholtz-Zentrum München und Sprecher des DZBs. Dennoch gab es auch hier nicht von Anfang ungeteilte Unterstützung. „Die ersten zwei Jahre waren ein harter Annährungsprozess“, gab er zu. Aber nun sei klar, worauf es vor allem ankommt. Hrabé de Angelis: „Bei jedem Projekt muss klar sein, wer den Hut auf hat.“

 

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