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Universität Mainz: Mit neuem Institut auf Elite-Kurs

Schlüsselerlebnis für den neuen Hausherren in Mainz. IMB-Chef Christof Niehrs (3.v.r.) und seine Gratulanten bei der Eröffnung (v.l.): Georg Krausch, Kurt Beck, Doris Ahnen, Otto Boehringer und Andreas Barner. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Schlüsselerlebnis für den neuen Hausherren in Mainz. IMB-Chef Christof Niehrs (3.v.r.) und seine Gratulanten bei der Eröffnung (v.l.): Georg Krausch, Kurt Beck, Doris Ahnen, Otto Boehringer und Andreas Barner. Quelle: IMB

24.03.2011  - 

Dass öffentliche Bauprojekte auch schnell gehen können, zeigt das Institut für Molekulare Biologie (IMB) der Universität Mainz: Wo vor 15 Monaten noch ein Parkplatz existierte, ist nun ein weinrotes 6000-Quadratermeter-Gebäude entstanden. Die Baukosten in Höhe von 45,5 Millionen Euro hat das Land Rheinland-Pfalz übernommen, für die Forschung steht ein Startkapital von 100 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Summe hatte die Boehringer Ingelheim Stiftung 2010 aus Anlass des 125jährigen Firmenjubiläums des gleichnamigen Pharmakonzerns gespendet. Mitte März wurde das IMB offiziell eröffnet. Nun, so hofft die Universität, hat sie gute Chancen auf den begehrten Titel als Elite-Hochschule.  

 

Es ist ein ganz besonderer Tag für Christof Niehrs: Endlich kann sich der IMB-Chef auch Hausherr nennen. Seine erste Amtshandlung: Hände schütteln. Denn etliche Vertreter aus Politik und Wirtschaft lassen es sich nicht nehmen, bei der offiziellen Eröffnung des IMB am 11. März höchstpersönlich zu gratulieren. Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Kultusministerin Doris Ahnen sind gekommen, aber auch Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, sowie etliche Mitglieder der Familien, die zum Gesellschafterkreis von Boehringer Ingelheim gehören.

Gründung als Geschenk zum Firmenjubiläum 

Ohne den Pharmakonzern, soviel steht fest, gäbe es das IMB nicht. 2010 feierte Boehringer Ingelheim seinen 125. Geburtstag. Dieses Jubliäum nahm die 1977 durch Hubertus Liebrecht – einem ehemaligen Mitglied der Gesellschafterfamilie von Boehringer Ingelheim – gegründete, gemeinnützige Boehringer Ingelheim Stiftung zum Anlass, der Universität Mainz 100 Millionen Euro für ein neues Exzellenzzentrum in den Lebenswissenschaft zu spenden (mehr...). „Die Generation meiner Eltern ist in Mainz zur Schule gegangen“, sagte Otto Boehringer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung und Nachfahre des Firmengründers, bei der Eröffnung. „Mit dem Institut wollen wir, ganz im Sinne des Stiftungsgründers, etwas an die Region, an unsere Heimat und die hiesige Universität zurückgeben.“

 

Dass das gestiftete Geld tatsächlich nur der Forschung zugute kommt, ist vor allem ein Verdienst von Universitätspräsident Georg Krausch. „Wir haben vor zwei Jahren erkannt, welche Chance in diesem Projekt für uns liegt“, erinnert sich Krausch, „und dass dieses exzeptionelle bürgerliche Engagement eine angemessene öffentliche Antwort verlangt.“  So hat die Landesregierung die Baukosten in Höhe von 45,5 Millionen Euro übernommen, die Universität das Grundstück auf dem Campus zur Verfügung gestellt. Rechtlich ist das IMB als An-Institut und gGmbH an die Universität angedockt. Für die Johannes-Gutenberg-Universität kam der Neubau zur rechten Zeit. Man ist Bewerberkandidat im Rennen um den begehrten Elite-Titel, Anfang März hat sich Mainz für die Runde der letzten sechs Kandidaten in der Exzellenzinitiative des Bundes durchgesetzt. Darüber hinaus darf die Universität auf Geld für drei Exzellenzcluster in den Naturwissenschaften hoffen. Im Juni 2012 fällt die endgültige Entscheidung.  

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"Dank der großzügigen Spende hat Rheinland-Pfalz mit dem IMB ein neues Aushängeschild gewonnen", betonte Ministerpräsident Kurt Beck in seiner Rede und auch Wissenschaftsministerin Doris Ahnen ist von der Investition überzeugt: "Das IMB ist nicht nur in Rekordzeit entstanden. Es verspricht auch, ein weltweiter Leuchtturm für Grundlagenforschung an der Nahtstelle zwischen Biologie und Medizin zu werden."

 

Schnittstelle von Epigenetik und DNA-Reparatur im Visier 

Um das IMB auf die internationale Forschungslandkarte zu setzen, hat sich Niehrs die Themen Entwicklungsbiologie, Epigenetik und DNA-Reparatur ausgesucht. Die molekulare Entwicklungsbiologie untersucht, wie Gene den komplexen Vorgang steuern, in dem sich eine befruchtete Eizelle zu einem erwachsenen Organismus entwickelt. Bei der relativ jungen Disziplin der Epigenetik wollen Forscher wiederum herausfinden, durch welche chemischen Verpackungen am Erbgut die Genaktivität gesteuert wird. Die DNA-Reparatur schließlich sucht Antworten auf die Frage, wie Schäden am Erbgut durch körpereigene Mechanismen repariert werden und welche Rolle diese zum Beispiel bei Krankheiten spielen.  „Ich wollteam IMB Gebiete etablieren, die ich selbst übersehen kann, die aufstrebend sind und die über Schnittstellen verfügen, die noch nicht ausgereizt sind“, so Niehrs, der für seine Forschungen in der Entwicklungsbiologie 2003 mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde.

 

Gerade in der Kombination Epigenetik und DNA-Reparatur steckt für ihn großes Potential. So sei inzwischen klar, dass die DNA-Reparaturmechanismen nicht nur dafür da sind, die genomische Integrität bei Schäden wie Oxidation oder UV-Strahlung aufrechtzuerhalten. „Sie spielen offenbar auch in der Genregulation eine Rolle, indem sie die DNA chemisch verändern – nur in welchem Umfang, das ist noch offen“, erläutert Niehrs. Künftig will er dabei auch Kollegen von der Universität Mainz miteinbinden.

Institut für Molekulare Biologie

Sie wollen mehr über das neue Institut erfahren? Dann schauen Sie auf der Webseite des IMB vorbei.

www.imb-mainz.de

Personalsuche: IMB wirbt mit flexiblen Gehältern 

Im Moment steht für Niehrs, der zuvor am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg gearbeitet hat, aber erst einmal die Personalsuche ganz oben auf der Agenda. Insgesamt zwölf Gruppen sollen einmal am IMB forschen. Werben will Niehrs vor allem damit, dass er als gGmbH viel flexibler als der öffentliche Dienst sein kann. „Wir können bessere Gehälter zahlen und nicht nur Nachwuchsgruppenleitern, sondern auch Seniorforschern ein gutes Angebot machen“, sagt Niehrs nicht ohne Stolz. Ein Coup ist ihm bereits gelungen: Christoph Cremer, langjähriger Experte für lichtbasierte Nanomikroskopie (mehr...) und gerade an der Universität Heidelberg als Professor emeritiert, wird am IMB eine Forschungsgruppe einrichten. „Seine Arbeiten sind wichtig, um Kernstrukturen zu untersuchen, und ich gehe davon aus, dass er demnächst mit seinem Spielzeugpark bei uns einzieht.“ Erste Angebote an Nachwuchsgruppenleiter sind ebenfalls gemacht. Eine Gruppe soll zudem am DKFZ bleiben, um dort Kooperationsmöglichkeiten zu erleichtern.

Im IMB-Labor versucht Ministerpräsident Kurt Beck sich am Isolieren von DNA. Er wünscht sich das IMB als neues Aushängeschild für Rheinland-Pfalz. Lightbox-Link
Im IMB-Labor versucht Ministerpräsident Kurt Beck sich am Isolieren von DNA. Er wünscht sich das IMB als neues Aushängeschild für Rheinland-Pfalz. Quelle: IMB

Obwohl es in Mainz zunächst um Grundlagenforschung geht, gibt es für Niehrs etliche Anwendungsperspektiven: „Schon heute sind mit Cisplatin und Gemcitabin Medikamente auf dem Markt, die zur Behandlung von Krebs in DNA-Reparaturmechanismen eingreifen.“ Der Forscher ist sich sicher, dass das IMB hier künftig Erkenntnisse liefern kann, die für die Medikamentenentwicklung nützlich sind. Vor diesem Hintergrund sieht er die Nähe zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim als Chance. Konkrete Ideen zu Kooperationen gibt es aber noch nicht. „Das IMB ist ein unabhängiges, der wissenschaftlichen Exzellenz verpflichtetes Institut, wir werden es wie jede andere akademische Einrichtung behandeln“, betont Andreas Barner, der zugleich Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Boehringer Ingelheim Stiftung ist. Aus der Sicht von Otto Boehringer liegt nun der Ball sowieso zunächst bei Niehrs und seinen Kollegen: „Wir unterstützen die Grundlagenforschung am IMB, nun ist es Aufgabe der Wissenschaftler, exzellente Ergebnisse zu erzielen.“

 

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