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Börsenneuling entwickelt Nasenspray gegen Diabetes

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Die Forschung an dem Nasenspray gegen Diabetes läuft auf Hochtouren. Quelle: Nanohale

01.02.2011  - 

Zum ersten Mal seit langem hat sich wieder ein Life Science-Unternehmen an die Börse gewagt: Ende Dezember 2010 wurden die Aktien der Nanohale AG aus Dortmund im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Das erst 2007  gegründete Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung eines neuartigen Insulin-Nasensprays für Diabetiker. Mit dem Börsengang verspricht sich Nanohale einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt.

Die Börse war für Unternehmen aus den Life Sciences in den letzten Jahren nicht unbedingt das idealste Pflaster, um an Geld zu kommen. Da muss man schon bis ins Jahr 2006 zurückschauen, um die letzten drei signifikanten Börsengänge von Biotech-Unternehmen (Wilex AG, Biofrontera AG, Liponova AG) zu finden. Die Zurückhaltung kommt nicht von ungefähr. Nach dem Börsenhype um die Jahrtausendwende sprudelt das Geld schon lange nicht mehr in großen Mengen. Allerdings hatte sich 2009 der Zugang zum Kapital über die Börse leicht verbessert, wie aus der Biotechnologie-Firmenumfrage 2010 hervorgeht. Die am Kapitalmarkt notierten deutschen Biotech-Unternehmen konnten ihre Kapitalzusagen im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 30% auf 122 Millionen Euro steigern (mehr....). 2008 war das Finanzierungsumfeld an der Börse noch deutlich schwieriger, damals wurden nur 94 Millionen Euro investiert. Der Rückblick auf 2010 und der Ausblick auf 2011 scheint nun wieder optimistischer zu sein. Das jedenfalls hat das Branchenbarometer des Biotechnologie-Nachrichtenmagazins |transkript sowie des Unternehmerverbands BIO Deutschland erst zum Jahresanfang 2011 ermittelt (mehr...).

Biologisch abbaubare Nanopartikel mit Wirkstoff

Der Börsengang in Dortmund scheint nun Ausdruck dieser positiven Stimmung. Nanohale setzt dabei auf die Entwicklung von inhalierbaren Medikamenten zur Diabetesbehandlung. Dafür nutzt es eine hauseigene Technologieplattform, mit der inhalierbare, biologisch abbaubare Nanopartikel mit Wirkstoffen beladen werden können.  Am Ende - so die Idee - könnte ein Diabetesmedikament stehen, das in Form eines Schnupfensprays angewandt wird. Die bislang eingesetzten Spritzen, mit denen sich Diabetes-Patienten das notwendige Insulin verabreichen müssen, wären dann Vergangenheit.

Dieser Ansatz ist nicht komplett neu. Schon vor zwei Jahren hatte sich der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer mit einem ähnlichen Konzept versucht: das Insulinprodukt Exubera erlitt 2008 jedoch Schiffbruch. Exubera war ebenfalls ein Insulinpräparat zum Inhalieren. Es galt einst als Hoffungsträger für Pfizer, mit erhofften Umsätzen von bis zu zwei Milliarden US-Dollar im Jahr. Das Spray zum Inhalieren hatte allerdings nie die hochgesteckten Erwartungen erfüllt und erwies sich als Umsatzflop.  Nur zwei Jahre nach Markteinführung stellte Pfizer den Vertrieb des Produktes ein. Die Produktionsstätte in Frankfurt am Main wurde geschlossen (mehr...). Patienten verweigerten sich dem teureren, offenbar nur schwer zu dosierenden Spray.

Nanohale AG
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„Wir gehen nicht über die Lunge“

Den Vergleich mit Pfizer will Nicolas Combé, einer der beiden Vorstände von Nanohale, indes nicht gelten lassen. Fragt man ihn, warum die kleine Nanohale dort Erfolg haben sollte, wo der US-amerikanische Pharmariese versagt, zeigt er sich von der Qualität der eigenen Produktkandidaten überzeugt. „Exubera ist letztlich daran gescheitert, dass der großvolumige Applikator von den Konsumenten nicht angenommen wurde“, so Combé.  Für beide Probleme hat der studierte Betriebswirtschaftler eine elegante Lösung im Sinn. „Wir gehen nicht über die Lunge, sondern arbeiten an einer nasalen Applikation. Das Insulin wird über die Nasenschleimhaut aufgenommen“, erläutert er. Um die zukünftigen Patienten nicht durch einen zu großen Applikator zu verschrecken, soll das eigene Diabetespray in einer Sprühflasche verpackt werden. Die sei handlich und ließe sich in jeder Handtasche transportieren, versichert Combé. „Die Wirkstoffaufnahme über die Nasenschleimhaut kann man schon etwas kontrollierbarer einstellen“, so der Firmengründer. Wie genau das geht, möchte das Unternehmen aber nicht verraten: Betriebsgeheimnis.

Mit dem Ende Dezember 2010 vollzogenen Börsengang sucht die Firma nun einen besseren Zugang zu Investoren. Denn um das Spray bis zum Patienten zu bringen, ist derzeit vor allem eines gefragt: Geld. Als Form des Börsengangs hat die Nanohale AG das sogenannte Listing gewählt. Die Besonderheit dieser Form der Erstnotiz an der Börse ist, dass die erzielten Erlöse nicht dem Unternehmen zufließen,  sondern den Aktionären zu Gute kommen. Für das Listing werden nämlich nicht etwa neue Aktien ausgegeben, sondern die bestehenden Anteilseigner stellen Papiere aus ihrem eigenen Portfolio für den Handel zur Verfügung. „Wir haben die Kapitalerhöhung, die normalerweise in Verbindung mit einem Börsengang steht, vorab durchgeführt, weil wir Planungssicherheit haben wollten“, begründet Combé den Schritt. Für die hauptsächlich institutionellen Investoren sei ohnehin wichtiger, dass Wertpapiere handelbar seien. Dass Nanohale zu einem späteren Zeitpunkt doch noch Millionen zufließen, ist aber nicht ausgeschlossen. Bis zum Herbst 2015 kann das Unternehmen etwa 2 Millionen neue Aktien ausgeben.

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Erste Erfolge kann das Unternehmen schon vorweisen: Mit dem russischen Staatsunternehmen Rostechnologii gibt es eine Vereinbarung, dass auf Basis der Technologieplattform maximal fünf Medikamente bis zur Marktreife entwickelt werden. Den bisherigen Absichtserklärungen zufolge bringt Nanohale das notwendige Know-how in das noch zu gründende Gemeinschaftsunternehmen ein, während die Russen die weitere Forschung mit bis zu 40 Millionen Euro finanzieren wollen.

Der weitere Zeitplan ist ehrgeizig: Innerhalb eines Jahres könne man die für Russland notwendigen präklinischen Studien abschließen, die klinische Erprobung könnte dann bereits 2012 starten. Für die stärker regulierten Märkte in Europa und den USA lässt sich Nanohale etwas mehr Zeit. Die dafür notwendigen klinischen Studien würden separat angegangen, sagt Combé.  Um Medikamente in Europa oder den USA zulassen zu können, sind die Vorschriften strenger. Die Zulassungbehörden schreiben dort detailliert vor, wie klinische Studien durchgeführt werden müssen, damit ein Medikament auf den Markt kommen darf. Deswegen übernehmen häufig Spezialisten für die Medikamentenentwickler die Studiendurchführung, die so genannten klinischen Forschungsorganisationen (clinical research organisations, CROs) „Wir schließen gerade Verträge mit CROs, die letztlich die zulassungsrelevante Durchführung der präklinischen und klinischen Studien übernehmen“, so Combé. Noch im ersten Quartal 2011 soll eine Entscheidung getroffen werden, wie es in diesem Aufgabenfeld weitergeht.

 

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