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Biotech-Unternehmen Agennix will 80 Millionen Euro an Börse einsammeln

Mittlerweile ist Martinsried nur noch einer von drei Standorten des Biotechnologieunternehmens Agennix. Der Vorläufer GPC Biotech wurde hier 1997 gegründet. Jetzt gibt es frisches Kapital. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mittlerweile ist Martinsried nur noch einer von drei Standorten des Biotechnologieunternehmens Agennix. Der Vorläufer GPC Biotech wurde hier 1997 gegründet. Jetzt gibt es frisches Kapital. Quelle: Campus Martinsried

15.09.2010  - 

Die Agennix AG hat schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Dem Vorgänger, der Münchner GPC Biotech AG, gelang 2000 ein deutscher und 2004 auch noch ein amerikanischer Börsengang. Das spülte Geld in die Kassen. Doch im Jahr 2007 kam der Einbruch. Schlechte Studienergebnisse für den wichtigsten Medikamentenkandidaten Satraplatin brachte das Unternehmen ins Straucheln. 2009 fusionierte GPC Biotech mit der amerikanischen Agennix. Das frische Geld soll jetzt den nächsten Hoffnungsträger Talactoferrin als Mittel gegen Lungenkrebs durch die letzten klinischen Prüfungen und dann auf den Markt bringen. Der Milliardär und bekannte Biotechnologie-Investor Dietmar Hopp ist auch mit von der Partie. Wenn die geplante Kapitalerhöhung so wie geplant über die Bühne läuft, wäre dies die größte Biotech-Investition in Deutschland seit dem Nasdaq-Börsengang von GPC im Jahr 2004.




Die Agennix AG trägt ein Stück deutscher Biotechnologie-Geschichte in sich. Keimzelle war die GPC Biotech GmbH, die 1997 von Berliner Genomforschern gegründet wurde, sich aber in Bayern konstituierte, im Biotech Park Martinsried unweit von München. Im Jahr 2000 ging das Unternehmen, das an Medikamenten gegen Krebs forschte, an die deutsche Börse, 2004 glückte das Listing an der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq. Das brachte 78,6 Mio. Euro ein und verschaffte dem Unternehmen eine komfortable Position.

Alle Hoffnungen ruhen auf Talactoferrin

Auf den Höhenflug folgte 2007 ein jäher Absturz. Der Hoffnungsträger Satraplatin, der sich in der letzten klinischen Prüfungsphase gegen Prostatakrebs befand, verlängerte das Überleben von Patienten im Vergleich mit einem Scheinmedikament nicht wesentlich. Die Weiterentwicklung wurde ausgesetzt, der Aktienkurs von GPC Biotech befand sich im freien Fall (mehr...)  Noch hatten die Münchner genug Geld auf der hohen Kante, um weitere Projekte voranzutreiben. Doch das Polster schmolz rasch dahin, zunächst wurden Mitarbeiter in den USA (mehr...), dann in Martinsried entlassen (mehr...) und so suchte das Unternehmen einen Fusionspartner. Der fand sich 2009 nach zäher Suche schließlich im US-amerikanischen Biotechnologieunternehmen Agennix, die einige Projekte hatten, in die GPC das verbliebene Investorengeld investieren konnte (mehr...).

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Die aus der Fusion entstandene Agennix AG hat ihren Sitz in Heidelberg. Das Unternehmen hat aufgrund seiner deutsch-amerikanischen Wurzeln drei operative Standorte, an denen insgesamt 60 Mitarbeiter beschäftigt sind: Martinsried/München, Princeton (New Jersey) und Houston (Texas). Alle Hoffnungen des neuen Unternehmens ruhen nun auf dem Wirkstoffkandidaten Talactoferrin, der sich in der dritten und damit letzten klinischen Testphase befndet. Das Protein, das natürlicherweise in Milch vorkommt, soll von den Patienten getrunken werden. Talactoferrin ist zur Behandlung von Lungen-, Nieren- und weiteren Krebsarten sowie von Blutvergiftung vorgesehen. Derzeit laufen zwei Phase-III-Studien mit Talactoferrin für die Indikation kleinzelliger Lungenkrebs. Erst vor kurzem gab Agennix zudem bekannt, dass das Mittel in zwei klinischen Studien der Phase-II bei schwerer Sepsis gut abgeschnitten habe. Agennix beabsichtigt, eine erste Phase-III-Studie mit Talactoferrin bei schwerer Sepsis Anfang des Jahres 2011 zu beginnen. Bei Erfolg winken Agennix Millionenumsätze.

In diesen neutralen Probenflaschen werden den Testpersonen die Talactoferrin-Dosen verabreicht.Lightbox-Link
In diesen neutralen Probenflaschen werden den Testpersonen die Talactoferrin-Dosen verabreicht.Quelle: Agennix AG

Ein Investor der ersten Stunde

Doch für diese Weiterentwicklung von Talactoferrin in beiden hoffnungsvollen Indikationen braucht Agennix vor allem eines: Geld. Schon Anfang des Jahres gab es rund zehn Millionen von den Investoren (mehr...). Mehr soll nun über die Börse kommen. Wie das Unternehmen am 15. September bekanntgab, sollen nun mehr als 20 Millionen Aktien ausgegeben werden. Bei einem Bezugspreis von 3,81 Euro pro Aktie würden so rund 80 Millionen Euro zusammenkommen. Das wäre die größte Biotech-Investition in Deutschland der letzten sechs Jahre. Bestehende Aktionäre bekommen einen Rabatt. Ebenfalls wieder dabei sein wird Agennix' Hauptaktionär Dietmar Hopp. Der Milliardär, der als Gründer des Softwareunternehmens SAP reich geworden ist, gilt in der deutschen Biotechnologiebranche als einer der Investoren der ersten Stunde. Mehr als 200 Millionen Euro hat er schon in Biotechnologie-Unternehmen gesteckt. So besitzt er unter anderem Anteile an der Cytonet GmbH, Heidelberg Pharma, CureVac, Apogenix, Wilex, Curacyte, Febit und AC Immune.

Bei Agennix hält Dietmar Hopp, der in den vergangenen Jahren vor allem wegen seines Engagements beim Fußballclub Hoffenheim für Aufsehen sorgte, derzeit knapp 30 Prozent der Anteile. Nach der Kapitalerhöhung wird dieser Anteil wohl steigen, zumal Hopp schon zugesagt hat, kräftig Aktien zu kaufen. So hat er bereits zugesagt, alle nicht-gezeichneten Anteile der Kapitalerhöhung – notfalls auch alle – übernehmen zu wollen. Offenbar glaubt der Unternehmer an den Erfolg der deutschen Biotechnologie. Er will der Industrie aber auch jenseits reiner Renditekalkulation unter die Arme greifen und das Land, in dem er selbst erfolgreich Unternehmer wurde, davon profitieren lassen. Das jedenfalls verriet er dem Branchenmagazin |transkript vor einigen Jahren auf die Frage, warum er sich in einem für Investoren so riskanten Sektor wie der Biotechnologie betätige: "Die Komponenten, der Gesellschaft aber eine Menge zurückgegeben zu wollen, die ist auf jeden Fall mit dabei."

 

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