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Wochenrückblick KW 19

17.05.2010

Curevac wirbt 27,6 Millionen Euro ein

Der SAP-Gründer und Biotech-Investor Dietmar Hopp glaubt weiter an an das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac und deren immunbasierten Therapien. Die von Hopp kontrollierte dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG hat in einer Finanzierungsrunde nun 27,6 Millionen Euro bereitgestellt.

Von der Serienpoduktion von mRNA-Impfstoffen ist CureVac noch weit entfernt. Das frische Geld treibt aber die Entwicklung voran.Lightbox-Link
Von der Serienpoduktion von mRNA-Impfstoffen ist CureVac noch weit entfernt. Das frische Geld treibt aber die Entwicklung voran.Quelle: CureVac


Das gab Curevac am 10. Mai bekannt. Mit dem frischen Geld wollen die Tübinger ihre Pipeline an Impfstoffen weiterentwickeln. Die Firma setzt dabei auf ganz bestimmte Moleküle, die Messenger-Ribonuklein-Säure (mRNA). Diese bilden die Vorlage dafür, dass die in den Genen verschlüsselte Information auch in Eiweiße übersetzt wird. Weil natürliche mRNA ziemlich unstabile Moleküle sind, wurde ihre Rolle als Therapeutika lange übersehen. CureVac ist es gelungen, mRNA so zu verändern, dass sie gezielt dazu eingesetzt werden können, im Körper Eiweiße herzustellen, die die eigene Immunabwehr ankurbeln - zum Beispiel im Kampf gegen Krebs.

Der Kandidat CV9103 zur Behandlung des Prostatakarzinoms befindet sich derzeit in einer klinischen Studie der Phase IIa mit 21 Patienten. Erste Ergebnisse werden für die zweite Jahreshälfte 2010 erwartet. In einer Phase I-Studie entwickelt das Unternehmen den Kandidaten CV9201, um damit Patienten mit  nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom zu behandeln. „Seit der Gründung aus der Universität Tübingen hat Curevac bisher insgesamt 65 Millionen Euro an Kapital eingeworben“, sagte Curevac-Geschäftsführer Ingmar Hoerr. Hauptinvestor ist Dietmar Hopp, der bereits 2007 35 Millionen in der ersten Finanzierungsrunde beisteuerte.

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Dossier: Mit Biotechnologie gegen Krebs

News: Immunbotenstoff bremst Krebswachstum

News: Neuartige Immuntherapie gegen Krebs

Derzeit arbeitet Curevac daran, sich mit der hauseigenen RNActive® Technologie ein weiteres Standbein zu schaffen. Neben soliden Tumoren sollen die mRNA-Fragmente demnächst in prophylaktischen Impfstoffen im Bereich der Infektiologie getestet werden. Schließlich ist ebenfalls die Entwicklung von RNA-basierten Adjuvantien vorgesehen - also Substanzen, die in Impfstoffen als Verstärker dienen. "Wir sehen CureVac in einer starken Position, um zukünftig ein wichtiger Akteur im Bereich der modernen Immuntherapie zu werden“, so Friedrich von Bohlen, Geschäftsführer der dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Biosprit-Testraffinerie in Karlsruhe vor der Fertigstellung

Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird demnächst der Bau der letzten beiden Baubschnitte der Pilotraffinerie beginnen, mit der Biosprit aus Stroh gewonnen werden kann.

Wie das KIT nun vermeldet, sind nach der Zusage von Fördermitteln durch Bund und Land in Höhe von 11 Millionen Euro inzwischen auch die Verträge mit den ausführenden Unternehmen unter Dach und Fach. „Wir treten damit in die wichtige Phase der Umsetzung im Pilotanlagenmaßstab von 100 Liter Designerkraftstoff pro Stunde ein“, sagt Peter Fritz, Vizepräsident für Forschung und Innovation des KIT, das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört.

Erzeugung des bioliqSynCrude am KIT-Campus Nord: Die Anlage wird nun um die neuen Baustufen bis zum Synthesekraftstoff ergänzt.Lightbox-Link
Erzeugung des bioliqSynCrude am KIT-Campus Nord: Die Anlage wird nun um die neuen Baustufen bis zum Synthesekraftstoff ergänzt.Quelle: KIT

 „Dies ist jetzt der wesentliche Schritt für die industrielle Umsetzung nach vielen Jahren der Vorlaufforschung im Labor.“
An der bioliq-Pilotanlage soll einmal aus Stroh und anderen biogenen Reststoffen in vier Herstellungsphasen Synthesekraftstoffe entstehen, auch BtL-Kraftstoffe genannt (Biomass to Liquid). In der ersten Phase wird trockene Biomasse bei hohen Temperaturen unter Ausschluss von Sauerstoff in ein erdölähnliches Zwischenprodukt aus Koks und Öl umgewandelt. Im zweiten Anlageschritt, der am KIT gerade im Bau ist, wird diese sogenannte bioliqSynCrude in einem Flugstromvergaser in Synthesegas, eine Mischung aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff umgewandelt.

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News: Mit getunter Hefe sprudelt der Biosprit

Dossier: Neue Technologien für die Energiegewinnung

Förderbeispiel: Biotechnologie fabrikreif machen

Im dritten und vierten Schritt, deren Umsetzung gerade auf den Weg gebracht wurde, wird das Sytnhesegas zunächst bei hohen Temperaturen von Störstoffen gereinigt. Für diese Heißgasreinigung ist die MUT Advanced Heating GmbH aus Jena zuständig. Im vierten und letzten Schritt werden dann über diverse chemische Schritte ein Otto-Kraftstoff entwickelt,  der sich später gezielt weiterentwickeln lässt, beispielsweise für die Benzin-Direkteinspritzung. Die Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH, eine international tätige Gesellschaft für Verfahrenstechnik, wird die dafür zuständigen Anlagen bauen. Beide Firmen werden die Anlagenteile nicht nur liefern und errichten, sondern auch gemeinsam mit dem KIT in Betrieb nehmen und weiter entwickeln. "Erst mit dieser letzten Bauphase können wir die durchgehende Prozesskette vom Strohballen bis zur Zapfsäule demonstrieren, was für eine ganzheitliche Prozessbewertung unbedingt erforderlich ist", so Nicolaus Dahmen, Projektleiter für den Bau der Anlage.

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Biomembran-Spezialist zum Humboldt-Professor ernannt

Mit dem Membranexperten Matthias Wessling hat ein Grenzgänger zwischen den Bio- und Ingenieurwissenschaftler eine der begehrten Alexander-von-Humboldt-Professuren erhalten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert werden.

Insgesamt wurden bei einer Festveranstaltung in Berlin am 11. Mai fünf Spitzenforscher mit der Auszeichnung geehrt. Der Preis wurde 2009 zum ersten Mal vergeben (mehr...) und ist mit bis zu fünf Millionen Euro dotiert. Auf diese Weise sollen im Ausland tätigen Wissenschaftlern fünf Jahre lang exzellente Forschung an deutschen Hochschulen durchführen können. Bislang hatten sich vier Biowissenschaftler für eine Humboldt-Professur qualifiziert: die Entwicklungsgeneterikin Ulrike Gaul (zum Porträt: hier klicken), der Bioinformatiker Burkhard Rost (zum Porträt: hier klicken) und der Neurobiologe Tamas Horvath. RNA-Experte Thomas Tuschl hatte seine Berufung als Humboldt-Professor hingegen abgelehnt (mehr...). 

Matthias Wessling verstärkt als Humboldt-Professor die Aachener Verfahrenstechnik.Lightbox-Link
Matthias Wessling verstärkt als Humboldt-Professor die Aachener Verfahrenstechnik.Quelle: Humboldt Stiftung/David Ausserhofer

Von den nun geehrten fünf neuen Preisträgern ist mit Matthias Wessling einer dabei, der die Biowissenschaften mit den Ingenieurswissenschaften verbindet. Von 2000 bis 2009 leitete er den Lehrstuhl für Membrantechnologie an der Universität Twente. Seit dem 1. Januar verstärkt der Ingenieur nun die Verfahrenstechnik an der RWTH Aachen, um sich aktuellen Forschungsthemen der Membranktechnik zu widmen. Dabei liegt ein Schwerpunkt seiner Arbeit bei der Entwicklung von Membranen zur Unterstützung nachhaltiger Prozesse, wie sie beispielsweise bei der CO2-Abscheidung oder Wasseraufbereitung zum Einsatz kommen. Einen wichtigen Beitrag soll der 46jährige auch in der Initiative „New Generation Processes and Products“ machen. Dabei sollen Ingenieurwissenschaftler gemeinsam mit Forschern anderer Disziplinen aus nachwachsenden Rohstoffen neue Bausteine für die Industrie von morgen entwickeln.

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News: Kabinett beschließt Aktionsplan zu nachwachsenden Rohstoffen

„Unsere heutige Chemie basiert auf Erdöl. Das heißt, wir brauchen dringend Alternativen, und die gewinnen wir aus der Natur, zum Beispiel aus Holz, Gras oder Stroh“, sagt Wessling. Die Membranen haben hierbei eine zentrale Funktion. Erst mit ihnen können die einzelnen Bausteine und Moleküle, die im Aufschluss dieser Biomasse anfallen, getrennt und gesäubert werden und damit ihren eigentlichen Wert entfalten. „Wir erhalten damit verschiedene Bausteine, aus denen wir neue Chemikalien entwickeln können“, so Wessling. An der RWTH freut man sich über den Zugang. „Matthias Wessling ist der fehlende Mosaikstein für unsere Hochschule“, sagt RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg. „Er bringt die Integration der Nanotechnologie mit der Verfahrenstechnik nach Aachen und vervollständigt damit unsere Kompetenz.“

Die wichtigsten Nachrichten aus der Biotech-Branche

 

Vollautomatisiertes Minilabor prüft Milch auf Antibiotika-Rückstände

Münchner Forscher haben ein vollautomatisches Minilabor entwickelt, das schnell und günstig wie noch nie Antibiotika in der Milch nachweisen kann.

Auch in gut geführten Bauernhöfen müssen erkrankte Kühe mit Antibiotika behandelt werden, selbst im Ökolandbau. Da Medikamentenrückstände in der Milch gefährlich sein können, darf die Milch der erkrankten Tiere nicht in die Produktionskette gelangen. Doch der Nachweis ist aufwändig, langwierig und deshalb lückenhaft. Durch Verunreinigungen entstehen der europäischen Milchwirtschaft ein Schaden von jährlich mehr als 200 Millionen Euro.

Das Milchlabor beim Testeinsatz im Labor des Milchprüfrings Bayern in Wolnzach.Lightbox-Link
Das Milchlabor beim Testeinsatz im Labor des Milchprüfrings Bayern in Wolnzach.Quelle: TU München

Wissenschaftler des Lehrstuhls für Analytische Chemie der Technischen Universität und des Lehrstuhls für Hygiene und Technik der Milch an der Ludwig-Maximilians-Universität in München haben nun einen Glas-Chip und gemeinsam mit der gwk Präzisionstechnik GmbH ein vollautomatisches Minilabor entwickelt, mit dem sich Rückstände der 14 wichtigsten Antibiotika parallel und sicher nachweisen lassen. Dafür nutzen die Wissenschaftler um Michael Seidel von der TU München bestimmt Moleküle, die ganz gezielt an andere binden können: Antikörper. So sind auf die Glasplatte 14 kleine Vertiefungen aufgebracht, die jeweils ein Antibiotikum enthalten. In die zu untersuchende Milchprobe wird ein Cocktail aus spezifisch auf diese Antibiotika reagierenden Antikörper gemischt. Ist ein Antibiotikum in der Milch, so reagieren die Antikörper mit diesem. Je höher die Konzentration des Antibiotikums, desto weniger Antikörper bleiben übrig. Die restlichen Antikörper binden an die entsprechenden Antibiotikapunkte auf der Platte.

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Durch eine nachfolgende Chemolumineszenzreaktion, wie sie auch in der Kriminalistik zum Nachweis von Blutspuren verwendet wird, leuchten danach die Punkte am hellsten auf, an denen viele Antikörper gebunden sind. War ein Antibiotikum in der Milch, stehen weniger Antikörper zur Verfügung und der entsprechende Punkt erscheint dunkler. Mit einer elektronischen Kamera wird die Leuchtintensität gemessen und liefert so nicht nur den Nachweis, ob ein Antibiotikum in der Milchprobe enthalten ist, sondern auch wie viel davon.

„Mit dem Milch-Chip haben wir nun das weltweit erste vollautomatisierte Analysesystem, das diese Technik im rauen Praxiseinsatz mit nicht vorbehandelten Milchproben nutzt“, sagt TUM-Forscher Michael Seidel. Eine Messung dauert nur knapp sechs Minuten; der Glas-Chip lässt sich bis zu 50 Mal regenerieren. Damit ist das System das schnellste und kostengünstigste weltweit. Bis Ende dieses Jahres wollen die Forscher ihr Minilabor, das unter anderem mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie, der Bundeswehr sowie dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium entwickelt wurde, bis zur Marktfähigkeit bringen. Im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften am 15. Mai wurde das Mini-Labor erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

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Report zur Biodiversität: Vielfalt schrumpft

Der dritte UN-Bericht zur Lage der globalen Biodiversität wurde jetzt veröffentlicht. Er zeichnet ein unvermindert schlechtes Bild der Arterhaltung auf dem Planeten Erde.
2010 ist das Jahr der Biodiversität. Die gesteigerte Aufmerksamkeit, die das Problem des Artensterbens mittlerweile erfährt, hat sich noch nicht in sichtbare Erfolge ummünzen lassen.

Der dritte globale Ausblick zur Situation der Biologischen Vielfalt wurde in Nairobi veröffentlicht.Lightbox-Link
Der dritte globale Ausblick zur Situation der Biologischen Vielfalt wurde in Nairobi veröffentlicht.Quelle: UN

Der am 10. Mai in Nairobi veröffentlichte dritte „Globale Ausblick zur Lage der biologischen Vielfalt" (GBO3) zeigt, dass die weltweite natürliche Vielfalt nach wie vor rasant zurückgeht. Der globale Ausblick beruht auf der Auswertung der nationalen Biodiversitätsberichte, die die Vertragsstaaten des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt regelmäßig einreichen.

Globaler Ausblick zur Biodiversität 3

Der GBO3-Report verdeutlicht, dass seit 2002 kaum Fortschritte im Erhalt der Artenvielfalt zu verzeichnen sind.

zum vollständigen Report: pdf-Download

Fazit der Autoren ist, dass das 2002 in Johannesburg auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung von den Staats- und Regierungschefs vereinbarte Ziel, bis zum Jahr 2010 den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt entscheidend zu verlangsamen, nicht erreicht worden ist. Laut dem Papier schwindet die Ausdehnung der natürlichen Lebensräume in den meisten Teilen der Welt. Lebensräume wie Salzwiesen und Korallenriffe weisen zudem ernsthafte Verschlechterungen ihres Zustands auf. Gleichzeitig ist heute laut UN-Angaben fast ein Viertel der Pflanzenarten vom Aussterben bedroht, während die Wirbeltierpopulationen zwischen 1970 und 2006 um rund ein Drittel abgenommen haben.

Auch in Deutschland wird das 2010 Ziel flächendeckend nicht erreicht, auch wenn sich punktuelle Erfolge zeigen, etwa bei Schutzmaßnahmen für einzelne Arten oder bei lokalen und regionalen Initiativen. Mitglieder von Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung waren am Entstehungsprozess des Reports beteiligt und kommentieren die Befunde auf der deutschen Webseite.

Soll dieser Trend abgewendet werden, muss die Biodiversität in politische Maßnahmen, Strategien und Programme eingebunden werden, konstatiert der Bericht. Nach wie vor würden die Hauptursachen des Verlusts an biologischer Vielfalt wie die Zerstörung und Übernutzung von Lebensräumen und Arten, Umweltverschmutzung sowie invasive Arten und Klimawandel nicht ernsthaft bekämpft. Darüber hinaus macht der Bericht Vorschläge zu einer globalen Schutzstrategie für Biodiversität ab 2011. Diese soll auf der 10. Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention verabschiedet werden.

Am 20. Mai startet das Bundeslandwirtschaftsministerium die Initiative "Biologische Vielfalt schützen und nutzen". Dabei geht u.a. ein rollendes Klassenzimmer auf Tour durch ganz Deutschland, um in Schulen für das Thema "biologische Vielfalt" zu werben.  

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Regenerationsmedizin: Stammzell-Schicht erhöht Verträglichkeit von Textilimplantaten

Forscher aus Bönnigheim haben textile Implantate entwickelt, die durch  eine Stammzell-Beschichtung eine hohe Verträglichkeit besitzen.  

In der Regenerationsmedizin gibt es inzwischen den Ansatz, textile Implantate zu nutzen, um Selbstheilungskräfte des Körpers anzustoßen. Doch die Verträglichkeit spielt hier eine große Rolle. Selbst moderne Implantate aus resorbierbaren Biopolymeren, wie z. B. Polymilchsäure, bauen sich zwar nach einer gewissen Zeit im Körper ab, doch zerfallen sie in saure Einzelbestandteile.

Hohensteiner Forscher haben auf einer Faser aus Polymilchsäure Stammzellen (rot) angesiedelt, die die Bildung von Blutgefäßen anregen können.Lightbox-Link
Hohensteiner Forscher haben auf einer Faser aus Polymilchsäure Stammzellen (rot) angesiedelt, die die Bildung von Blutgefäßen anregen können.Quelle: Hohenstein

Sie sorgen rund um den Implantationsort mitunter für erhebliche Probleme, die von Entzündungen bis hin zu Abstoßungsreaktionen reichen können. Ein entscheidender Faktor ist die schnelle Neubildung von Blutgefäßen am Implantationsort: Neue Kapillaren sorgen dafür, dass die sauren Zerfallsprodukte bioresorbierbarer Textilimplantate rasch abtransportiert werden können. Zugleich gewährleistet die neue Blutversorgung, dass auch die am Gewebeaufbau beteiligten Zellen ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden und das Implantat einwächst, ohne als Fremdkörper abgekapselt zu werden.

Forscher um Dirk Höfer am Institut für Hygiene und Biotechnologie (IHB) an den Hohenstein Instituten, einem privat geführten Forschungszentrum für die Textilindustrie,  beschäftigen sich schon seit längerem mit der Frage, wie sich die Gefäßneubildung gezielt an textilen Implantaten anregen lässt. Erst kürzlich konnten sie zeigen, dass sich speziell modifizierte Textilfasern auch als Träger für humane adulte Stammzellen eignen und sich damit neues, gesundes Gewebe gezielt entwickeln lässt. Wie die Forscher nun berichten, haben sie auch im Hinblick auf die Verträglichkeit von Implantaten einen Fortschritt geschafft: Sie konnten Textilien mit Stammzellen besiedeln, so dass diese selbst die Neubildung von Blutgefäßen anregen.

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News: Bioaktives Pflaster mit eingbauter Wundheilung

Förderbeispiel: Haut und Knochen heilen mit der Kraft der Matrix

Zunächst beschichteten die Forscher die Fasern der Textilimplantate mit spezifischen Adhäsionsmolekülen und besiedelten diese anschließend mit humanen adulten Stammzellen, von denen bekannt ist, dass sie Wachstumsfaktoren zur Anregung neuer Gefäße absondern. Um das Schicksal der eingesetzten Stammzellen auf den Fasern exakt verfolgen zu können, wurden die Alleskönner zuvor gentechnisch modifiziert, so dass sie einen roten Fluoreszenzfarbstoff produzieren, der es erlaubt, die Integration der Stammzellen ins umliegende Gewebe visuell zu verfolgen. Im Experiment zeigte sich: Neue Blutgefäße wuchsen in das Implantat und bildeten dort ein funktionelles kapillares Netzwerk. Wurden die Textilien hingegen mit Bindegewebszellen besiedelt, die keine Wachstumsfaktoren ausschütten, blieb die Gefäßeinsprossung hingegen aus. Diese Ergebnisse  sollen nun dazu genutzt werden, mit Hilfe von patienteneigenen Stammzellen biologisierte Textilimplantate (wie beispielsweise Herniennetze) schneller und ohne Abstoßungsreaktionen in das Gewebe des Patienten zu integrieren und somit zerstörtes Körpergewebe zu regenerieren. Das in Hohenstein angewandte System ermöglicht es darüber hinaus, zahlreiche weitere Aspekte der Durchblutung textiler Implantate zu beleuchten und diese routinemäßig für den medizinischen Einsatz zu optimieren.

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