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Veit Hornung: Wie Feinde vom Immunsystem erkannt werden

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Veit Hornung ist Professor am Institut für Klinische Chemie und Pharmakologie des Universitätsklinikums in Bonn. Quelle: Hornung

16.11.2009  - 

 „Fremd“ oder „Eigen“, das ist hier die Frage. Woran erkennt das menschliche Immunsystem, ob eine Substanz fremd ist und bekämpft werden muss? Und wann weiß unsere körpereigene Polizei, dass etwas ungefährlich ist und keine Immunantwort von Nöten ist? Veit Hornung geht diesen Rätseln auf den Grund – mit Erfolg. Erst jüngst hat der 33jährige Medizin eine der vom Europäischen Forschungsrat vergebenen „Starting Grants“ in Höhe von 1,7 Millionen Euro erhalten. Doch nicht nur forschen will er. In naher Zukunft plant der zweifache Familienvater gemeinsam mit Kollegen die Gründung einer Biotechnologie Firma.

„Eigentlich wollte ich Chirurg werden,“ gesteht der Professor am Institut für Klinische Chemie und Pharmakologie des Universitätsklinikums in Bonn. „Doch bereits während meiner Doktorarbeit bei Prof. Stefan Endres und Prof. Gunther Hartmann an der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat mich die Wissenschaft in ihren Bann gezogen“. Hier kam der Student zum ersten Mal mit dem Thema „Nukleinsäureerkennung des Immunsystems“ in Berührung. Nach seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent zog es Hornung von der bayerischen Metropole nach Übersee. „Ich entschied mich bewusst, an die bislang noch eher unbekannte University of Massachusetts Medical School zu gehen“, erklärt der gebürtige Münchner. Die staatliche Universität mit Forschungsschwerpunkt RNA-Interferenz ist jedoch mit herausragenden Wissenschaftlern aufgestellt, zu denen auch Nobelpreisträger Craig Mello gehört.

Nachwuchsförderpreis bringt 1,7 Millionen Euro
Seit November 2008 ist Hornung nun ordentlicher Professor an der Universität Bonn. „Hier fühle mich sehr wohl“, schwärmt der Wissenschaftler. „Habe ein super Team, ein tolles universitäres Umfeld und den schönsten Job der Welt.“ Seine wissenschaftliche Leidenschaft und Einsatz für die Forschung hat sich inzwischen ausgezahlt: Als einer von 14 deutschen Nachwuchsforschern wurde Hornung mit der 1,7 Millionen schweren „ERC Starting Grant“ bedacht (mehr...). Mehr als 2.500 Forscher hatten sich in der zweiten Ausschreibung um diesen Preis beworben, 238 haben ihn schließlich bekommen – darunter nur knapp 80 Biowissenschaftler. Was mit dem Geld anstellen wird, ist dem Professor bereits klar: „Es wird in die weitere Erforschung des angeborenen Immunsystems fließen.“

Hornung und sein achtköpfiges Team beschäftigen sich mit den Detektions-Mechanismen fremder Erbsubstanz: Das angeborene Immunsystem entscheidet tagtäglich mit genauer Präzision, ob Viren, Bakterien oder sonstige Pathogene in unseren Körper eindringen und bekämpft sie mit einer vernichtenden Immunantwort. Körpereigene Substanzen jedoch werden als friedliebend erkannt und nicht angegriffen. Doch wie erkennt das Immunsystem den Unterschied zwischen Freund und Feind? „Wir fanden heraus, dass virale, doppelsträngige Nukleinsäuren von einem Rezeptor detektiert werden“, so der Mediziner. Dieser Rezeptor namens AIM2 steht für „Absence in Melanoma“, was so viel heißt wie „abwesend in Hautkrebszellen“. „AIM2 befindet sich im Zytoplasma der Zelle – also an einem Ort, an dem menschliche Erbsubstanz nicht vorzufinden ist,“ erläutert Hornung. Bei Kontakt mit Viren-DNA schlägt dieser Rezeptor Alarm und versetzt den Körper in Bereitschaft. Diese Entdeckung ist nicht nur für die Grundlagenforschung interessant –  auch im Hinblick auf  Krankheiten wie Lupus erythematosus könnten sich neue Therapieansätze auftun. Bei dieser Autoimmunerkrankung richten sich die körpereigenen Antikörper vor allem gegen Doppelstrang-DNA.

Firmengründung in Planung
Mit seinem ehemaligen Chef aus Münchner Zeiten, Gunther Hartmann, der jetzt Leiter des Instituts für Klinische Chemie und Pharmakologie in Bonn ist (mehr...) und gerade als einer der Sieger in der dritten Runde des GO-Bio-Wettbewerbs des Bundesforschungsministeriums hervorgegangen ist (mehr...), plant der Vater von zwei kleinen Kindern langfristig die Gründung eines Unternehmens. Ihr Wissen um die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems möchten die Wissenschaftler hierfür gezielt bündeln. „Der Fokus wird die Entwicklung von Adjuvantien sein“, so der angehende Firmengründer. Diese künstlichen Hilfsstoffe werden schon heute fast jedem Impfstoff zugesetzt und stimulieren das angeborene Immunsystem – ohne sie wäre so manche Impfung ineffektiv. Doch gerade bei den Adjuvantien besteht Verbesserungsbedarf: „Gelänge uns die Entwicklung von potenteren Hilfsstoffen auf Basis von viralen Nukleinsäuresequenzen, dann würde so manche Impfung einen besseren Immunschutz hervorrufen“, sagt Hornung.

Autorin: Andrea van Bergen

 

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