Phaeno-Ausstellung: Bausteine des Lebens

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An der ersten Mitmachstation können die Besucher selbst Erbinformationen aus hölzernen DNA-Buchstaben zusammensetzen. Quelle: Phaeno

10.11.2009  - 

Seit das "Phaeno" 2005 in Wolfsburg eröffnet wurde, will es mehr sein als ein Wissenschaftsmuseum konventioneller Machart. Darauf weist nicht nur das Gebäude der Architektin Zaha Hadid hin, sondern auch der Anspruch, in den Ausstellungen Wissenschaft erfahrbar zu machen. Die jetzt eröffnete Sonder-ausstellung "Bausteine des Lebens - Genetischen Phänomenen auf der Spur" ist da keine Ausnahme. An 17 Experimentierstationen können Besucher Phänomene wie Vererbung, Genetik und Mutation selbst erforschen. Wer mehr wissen will, kann in Vorträgen und Diskussionen mit Fachleuten tiefer in die Materie eintauchen. Noch ist Zeit. Die Ausstellung läuft bis zum 6. April 2010.

Im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung stehen 17 Experimentier- und Mitmachstationen, an denen die Besucher etwa Ihrer genetischen Einzigartigkeit auf die Spur kommen können, herausfinden, welche Augenfarbe die eigenen Kinder oder Enkel haben werden oder entdecken, welche merkwürdigen optischen Auswirkungen genetische Defekte bei Pflanzen haben. Nur durch eine dünne Glasschicht getrennt, können Sie zudem das rege Treiben in einem Termitenhügel beobachten. Auch die ethischen Dilemmata, die sich durch eine eventuelle genetische Manipulation am Menschen ergeben, werden in der Ausstellung angesprochen. Damit ist sie europaweit die erste und bisher einzige Schau, die Biotechnologie in einem Science-Museum erlebbar macht.

Die Speicheldrüsen von Fruchtfliegen selbst präparieren 

In der Ausstellung im Phaeno in Wolfsburg erfahren die Besucher auch, welche Rolle die DNA bei der Vererbung in der Familie spielt.Quelle: Phaeno

Zur Einführung werden die Besucher mit der Grundlage der Vererbung bekannt gemacht, der DNA. An DNA-Modellen aus Holz kann jeder selbst DNA-Stränge zusammensetzen und so die Informationsspeicherung für die Entwicklung des Lebens mit den eigenen Händen kennen lernen. Dem Laboralltag in der biotechnologischen Forschung ziemlich nahe kommt etwa die Fruchtfliegen-Station. Dort können Besucher die Speicheldrüsen von Fruchtfliegen-Larven präparieren und einfärben. So werden die Chromosomen der Fliege sichtbar und können unter einem Video-Mikroskop betrachtet werden. In der Genforschung wird die Fruchtfliege gerne verwendet. Sie lebt nur 9 - 14 Tage und aus einer Generation entspringen bis zu 400 Nachkommen. Außerdem haben Fruchtfliegen nur vier Chromosomenpaare und viele äußerlich leicht erkennbare Genmutationen.

In die Welt der Pflanzengenetik geht es an Station Nummer fünf: Dort können die Besucher erleben, wie genetische Defekte und Veränderungen auf molekularer Ebene zu einem veränderten Aussehen und einer abweichenden Entwicklung führen können. Unterschiedliche Pflanzenmutanten des Weihnachtssterns und der Buntnesseln können miteinander verglichen werden. Die in der wöchentlichen Abstimmung am schlechtesten benotete Pflanze wandert auf den Komposthaufen.

Der "geklonte Mensch" beantwortet die Fragen der Theaterbesucher

Dem Nobelpreis auf der Spur sind die Besucher an Station 15: Hier können sie gentechnisch veränderte Fadenwürmer beobachten, denen ein Gen der fluoreszierenden Meeresqualle Aequorea victoria ins Erbgut eingeschleust wurde. Das Gen produziert das grün leuchtende Protein GFP. Mit dieser Methode lassen sich zum Beispiel Prozesse auf Zellebene beobachten, und so Krankheiten wie Alzheimer besser verstehen. Und sie ist brandaktuell: die Wissenschaftler Martin Chalfie , Roger Tsien und Osamu Shimomura haben erst im Jahr 2008 dafür den Chemie-Nobelpreis erhalten (mehr...).

Das an ein Raumschiff erinnernde Phaeno-Gebäude wurde von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid entworfen.Quelle: Wikipedia

Abgerundet wird "Bausteine des Lebens" durch ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Inhalten für alle Altersgruppen. Workshops, Vorträge und Diskussionen in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften Göttingen und der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft ermöglichen den direkten Kontakt mit Wissenschaftlern und bieten tiefer gehende Einblicke ins Thema Biotechnologie. In einem interaktiven Theaterstück zur Evolution geht Theaterautor John Murdoch am 17. und 24. November dem evolutionären Sinn von Achselhaaren und Nasenlängen auf den Grund.

Welche Auswirkung kleine Variationen im Erbgut haben können, zeigt sich in wenigen Gebieten so deutlich wie in der Hundezüchtung. Diesem frühen Beispiel genetisch gesteuerter Auslese durch den Menschen widmet sich ein Hunde-Wochenende. Nah dran am Alltag der Menschen ist auch der Workshop "Biotech im Supermarkt", der Schulklassen angeboten wird. Die Schüler untersuchen biotechnologische Herstellung von Lebensmitteln und ihre Bestandteile im Alltag, z.B. Mikroorganismen in Milchprodukten.

„Wir freuen uns, diese europaweit einmalige Ausstellung, die so in keinem anderen Science Center zu sehen ist, im phaeno präsentieren zu können.“, sagte phaeno-Direktor Wolfgang Guthardt bei der Eröffnung. Die Sonderausstellung wird unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.