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BIOTECHNICA 2009: Positive Stimmung trotz Zeichen der Krise

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Die Biotechnica 2009: Insgesamt 650 Aussteller aus 40 Nationen präsentierten sich in Hannover. Quelle: biotechnologie.de

09.10.2009  - 

Die BIOTECHNICA 2009 ist für die meisten der 650 Aussteller positiv verlaufen – auch wenn Zeichen der Krise zu spüren waren. „Es ist uns gelungen, eine starke Messe auf die Beine zu stellen“, bilanzierte Stephen Kühne, Vorstandsmitglied des Veranstalters Deutsche Messe AG, auf der Abschlusspressekonferenz. Insgesamt rund 11.000 Besucher aus 40 Nationen hatten den Weg zur größten europäischen Biotech-Messe gefunden, die vom 6. bis 8. Oktober auf dem Messegelände in Hannover stattfand. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) war erneut mehrfach vertreten. Großen Andrang erlebten das Projektforum Biotechnologie und das mobile Biotechnikum.

Die Wirtschaftskrise macht auch um die Biotechnologie-Unternehmen und ihre Zulieferer keinen Bogen, doch auf der BIOTECHNICA herrschte dennoch in der Mehrheit positive Stimmung. „Mit Zuwächsen von mehr als 21 Prozent bei Ausstellern und 35 Prozent bei der Ausstellungsfläche wurden unsere Erwartungen deutlich übertroffen“, sagte Kühne. Zufrieden zeigten sich vor allem jene der 650 Aussteller, die in der Labor-Zuliefer-Branche tätig sind. „Die internationalen Besucher haben im Vergleich zu früheren Jahren deutlich spürbar zugenommen“, sagte Joachim Kreuzburg, Vorstandsvorsitzender der Sartorius AG. Und auch von Seiten des größten deutschen Biotech-Unternehmens Qiagen waren positive Worte zu hören. „Wir waren über die qualitiv gute Vorbereitung vieler Besucher sehr erstaunt“, sagte Wolfgang Kronemeyer, Sales Director Central Region-Life Sciences bei Qiagen.

Diese 18. Folge von biotechnologie.tv ist ein Spezial zur Biotech-Fachmesse BIOTECHNICA 2009.Quelle: biotechnologie.tv

Kein Ansturm, aber gute Kontakte

Da die ursprünglich im zweijährigen Modus stattfindende BIOTECHNICA seit dem vergangenen Jahr allerdings jährlich veranstaltet wird, zogen viele der Aussteller vor allem zum Jahr 2007 einen Vergleich. Damals waren noch etwa 13.000 Fachbesucher und mehr als 800 Aussteller nach Hannover gekommen. So waren die Gänge zwischen den Messeständen in den Hallen acht und neun auch nicht so voll, wie viele erwartet hatten. „Wir hatten eher mit einem Ansturm gerechnet“, sagte Michael Puls von der Düsseldorfer Biotech-Firma evocatal, die auf dem Gemeinschaftsstand von Nordrhein-Westfalen vertreten war. Dennoch habe er ähnlich gute Kontakte knüpfen können wie im vergangenen Jahr, freute sich der Director Business Development.

Viel Aufmerksamkeit konnte auch die PlasmidFactory GmbH aus Bielefeld für sich verbuchen. Sie konnte ihr jüngstes Produkt vorstellen: spezielle ringförmige DNA-Moleküle, die sich als Transporter bei Gentherapien einsetzen lassen. „Das neue an diesen Genvektoren ist, dass sie keine überflüssigen Bausteine und auch keine Antibiotikaresistenzen mehr enthalten“, erläuterte Geschäftsführer Martin Schleef die Vorteile der auch Minicircle genannten Moleküle. Dass diese inzwischen in großen Mengen produziert werden können und damit Marktreife erlangt haben, verdankt die eng mit der Universität Bielefeld kooperierende Firma unter anderem der BMBF-Förderinitiative BioChancePlus. Durch diese Förderung konnte das Unternehmen seine Idee so weiterentwickeln, dass die Markteinführung möglich wurde.

Von der Forschung in den Markt mit geimpften Pflanzen

Richtung Markt zieht es auch Dieter Peschen vom Fraunhofer Institut für für Molekularbiologie und Angewandte OEkologie IME in Aachen, der für seine junge Firma AgroProtect derzeit nach Investoren sucht. Sein Produkt: Eine Plattform, mit der sich Nutzpflanzen wie Kartoffeln sehr spezifisch vor Schädlingsbefall impfen lassen. Derartig gezüchtete Pflanzen sind dann resistent gegen die Krankheitserreger  - ein Ansatz, den  das BMBF im Rahmen des GO-Bio-Wettbewerbs unterstützt (mehr...). Pflanzenforscher Peschen, der auf dem Stand der Fraunhofer-Gesellschaft vertreten war, konnte sich und seine Produktidee zum ersten Mal auf der BIOTECHNICA präsentieren. Im Blick hat er dabei vor allem Kontakte aus Südamerika und Russland. „Dort ist eine Markteinführung wegen geringerer Regularien am wahrscheinlichsten und hier habe ich einige Kontakte knüpfen können,“ bilanzierte Peschen am dritten Messetag.

Der Karlsruher Professor Clemens Posten präsentierte spezielle Apparaturen, um das Wachstum von Algen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen zu erforschen.Lightbox-Link
Der Karlsruher Professor Clemens Posten präsentierte spezielle Apparaturen, um das Wachstum von Algen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen zu erforschen.Quelle: biotechnologie.de

Forschung zum Anfassen erleben

Aber nicht nur Unternehmen nutzten die Messe, um sich vorzustellen. Vor allem im Rahmen der regionalen Gemeinschaftsstände präsentierten viele Forschungseinrichtungen neueste Ergebnisse. So zeigte das Team um den Algenexperten Clemens Posten von der Universität Karlsruhe auf dem Stand von Baden-Württemberg, wie er die Kultivierung von Mikroalgen – die inzwischen immer mehr als Energielieferant gefragt sind (mehr...) – mithilfe von speziellen, mit Lichtquellen ausgestatteten Apparaturen untersucht. „Wir wissen nicht, wie sich die rund 80.000 unterschiedlichen Algenarten eigentlich bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen verhalten und können diese nun mit unseren Systemen nachempfinden“, erläutert der Professor. Das Problem bei vielen Photobioreaktoren, in denen Algen gezüchtet werden, ist nämlich, dass nicht alle gleichmäßig mit Licht versorgt werden. Erst die genauen Erkenntisse über solche Vorgänge erlauben es jedoch, Algen im industriellen Maßstab zu züchten und sie beispielsweise als alternative Energiequelle zu nutzen.

Auch das 3. BMBF-Projektforum Biotechnologie erwies sich als Publikumsmagnet.Lightbox-Link
Auch das 3. BMBF-Projektforum Biotechnologie erwies sich als Publikumsmagnet.Quelle: biotechnologie.de

Ergebnisse öffentlich geförderte Projekte vorgestellt

Um viele medizinische Themen ging es in diesem Jahr beim 3. BMBF-Projektforum Biotechnologie, angefangen bei Biomaterialien, über Stammzellen bis hin zu Krebstherapien oder Diagnostik. Aber auch Fragen der menschlichen und tierischen Ernährung, der Bionik, der industriellen Biotechnologie und der Pflanzenforschung wurden diskutiert. Insgesamt stellten rund 120 Forscher die Ergebnisse ihrer Biotech-Projekte vor, die vom BMBF gefördert und im Jahr 2008 abgeschlossen wurden. Ein Erfolgskonzept, denn erneut erwies sich das als Arena gebaute Projektforum als Publikumsmagnet. Gleiches gilt für das mobile Biotechnikum. Der zweistöckige Truck lockte mit seiner interaktiven Ausstellung und auf die Biotechnologie gemünzte Quizspiele vor allem junge Besucher an. Viel Interesse gab es auch für die vom BMBF initiierte Informationsplattform biosicherheit.de, die erstmals mit einem eigenen Stand vertreten war und sich über positive Resonanz freute (mehr...).

Viele Absolventen wiederum zog es vor allem zum Jobvector-Stand in Halle 8, wo sich am dritten Messetag Unternehmen mit Personalverantwortlichen präsentierten und mögliche Arbeitsmöglichkeiten vorgestelt wurden. Zugleich gab es Bewerberchecks im Angebot. "Die Wirtschaftskrise macht sich auch in der Biotech-Branche bemerkbar", sagte Thomas Wiegand vom Jobportal jobvector.com, allerdings seien nachwievor auch gute Angebote bei den Unternehmen zu finden. "Wir raten den Bewerbern, nicht nur auf Stellen im Bereich Forschung und Lehre zu schauen, sondern auch andere Unternehmensbereiche wie Marketing oder Vertrieb in den Blick zu nehmen", so Wiegand.

Den besten Abiturienten aller Biotechnologie-Gymnasien in Baden-Württemberg spendierten MTZ-Stiftung und BioPro einen Besuch auf der Biotechnica.Lightbox-Link
Den besten Abiturienten aller Biotechnologie-Gymnasien in Baden-Württemberg spendierten MTZ-Stiftung und BioPro einen Besuch auf der Biotechnica.Quelle: BioPro/MTZ-Stiftung

Preise vergeben: An Schüler, Studenten und Forscher

Wie jedes Jahr wurde die BIOTECHNICA für viele Preisverleihungen genutzt. So haben die MTZ-Stiftung und BIOPRO gemeinsam den MTZ-BIOPRO-Schülerpeis verliehen - er ging an die Abiturienten mit den besten Leistungen im Profilfach Biotechnologie an den beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg, die sich auf der BIOTECHNICA gleich einen konkreten Einblick von der Biotech-Branche verschaffen konnten. (mehr Infos: hier klicken)

Die drei besten Abschlussarbeiten von Studenten aus den Biowissenschaften wurden ebenfalls auf der BIOTECHNICA ausgezeichnet. Als Sieger des BIOTECHNICA Studienpreises, der vom Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) gemeinsam mit dem Pharmakonzern Roche jedes Jahr vergeben wird, ging dieses Mal Andreas Max Ernst vom Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg hervor. Er durfte sich über ein Preisgeld von 2.500 Euro freuen. Der zweite und dritte Preis gingen an Janine Hofman von der Universität Jena (1.500 Euro) und Ulrike Glaubitz vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam (1.000 Euro). Alle drei Preisträger haben sich ihre Auszeichnung durch herausragende Diplom-Abschlussarbeiten im Fach Biologie erworben. Während sich Ernst mit spezifischen Interaktionen von Eiweißen und Fettmolekülen auf molekularer Ebene auseinandergesetzt hat, untersuchte Janine Hoffman spezielle Bakterien, die einen Stoff produzieren, der sich auch als potenzielles Pflanzenschutzmittel eignen könnte. Ulrike Glaubitz wiederum analysierte den Einfluss von erhöhten Nachttemperaturen an der Modellpflanze Reis. Die drei Nachwuchswissenschaftler haben sich unter 70 Bewerbern durchsetzen können. (mehr Infos: hier klicken)  

Die drei Studenten Andreas Max Ernst, Janine Hofmann und Ulrike Glaubitz wurden in diesem Jahr vom VBIO und Roche mit dem BIOTECHNICA Studienpreis ausgezeichnet.Lightbox-Link
Die drei Studenten Andreas Max Ernst, Janine Hofmann und Ulrike Glaubitz wurden in diesem Jahr vom VBIO und Roche mit dem BIOTECHNICA Studienpreis ausgezeichnet.Quelle: biotechnologie.de

Wissenschaftler aus München, Heidelberg und Ulm standen beim Innovationspreis der BioRegionen in Deutschland auf dem Siegertreppchen. Prämiert wurden Forschungsergebnisse aus den Life Sciences, die bereits patentiert oder zum Patent angemeldet sind, ohne dass der jeweilige Forscher bereits eine Firma gegründet hat. Die mit jeweils 2.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an das Team um Patrick Most vom Universitätsklinikum Heidelberg, an Lisa Wiesmüller von der Universitätsfraunenklinik Ulm und an Hector Perea Saavedra von der Technischen Universität München. Während sich die Heidelberger Forscher neue Wirkstoffe zur Therapien gegen Herzmuskelschwäche entdeckt haben, hat der Münchner Forscher Saavedra einen neuen Ansatz zum Einsatz von Gefäßimplantaten entwickelt. Die Ulmer Wissenschaftlerin Wiesmüller wiederum hat einen neues Testsystem zur Bestimmung des Brustkrebsrisikos und zur Früherkennung auf die Beine gestellt. (mehr Infos: hier klicken)

Vielfach leuchtete es einfach nur bunt an den Ständen aus der Aussteller.Lightbox-Link
Vielfach leuchtete es einfach nur bunt an den Ständen aus der Aussteller.Quelle: biotechnologie.de

Unterschiedliche Resonanz auf Kongressprogramm

Etwas geringer als im vergangenen Jahr fiel indes das diesjährige begleitende Kongressprogramm der Biotechnica aus. Der Erfolg der Veranstaltungen war unterschiedlich. Die "Science to Market"-Konferenz der Europäischen Arbeitsgemeinschaft für Pharma Biotechnologie (EAPB), die in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet wurde, litt trotz guten Programms unter Zuschauermangel. Auch die Bio-IT World Europe verzeichnete sehr unterschiedlichen Zuspruch. Sie wurde vom US-amerikanischen Cambridge Healthtech Institute organisiert – ebenso wie der auf Proteinforschung und Antikörper fokussierende Kongress PEGS Europe. Der erstmals gemeinsam mit der Biotechnica auftretende Veranstalter will den Amerikanern jedoch auch im nächsten Jahr die Treue halten. „Für uns bedeuten Veranstaltungen in Europa immer ein hohes Risiko, aber wir werden auch 2010 wieder dabei sein“, sagte Philipps Kuhn, Präsident von Cambridge Healthtech Institute. Langfristig will die Messe mit dem Kongressprogramm vor allem die Pharma- und Chemieindustrie nach Hannover locken, so Vorstandsmitglied Kühne. Noch allerdings wurden forschende und entwickelnde Biotech- und Pharmaunternehmen zum wiederholten Male vermisst.

Diskussion um jährlichen Turnus noch nicht beendet

Auch der jährliche Turnus der Biotechnica ist bei vielen Ausstellern immer noch in der Diskussion. "Ich bin mir nicht sicher, ob alle Unternehmen das durchhalten können", sagte Matthias Nerger, Leiter der Geschäftsstelle BIO.NRW auf der Abschlusspressekonferenz. Für den NRW-Gemeinschaftsstand zog er dennoch eine mehrheitlich positive Bilanz. "Für die meisten der 27 Aussteller war die Biotechnica ein Erfolg", sagte er. Ob alle auch im nächsten Jahr wieder dabei sein werden, ist allerdings noch unklar - eine vielfach anzutreffende Haltung.

„Wir bleiben beim zweijährigen Rhythmus“, ist sich schon jetzt Christoph Weber vom Biotechnolgie-Park Luckenwalde sicher – auch wenn er sich über vielversprechende Kontakte mit US-amerikanischen und koreanischen Ausstellern in diesem Jahr gefreut hat, die im Brandenburgischen eine deutsche Niederlassung etablieren wollen. "Eine jährliche Biotechnica ist richtig und wichtig", betonte wiederum Sartorius-Vertreter Kreuzburg. Kühne wiederum beendete die Diskussion über eine eventuelle Rückkehr zum zweijährlichen Turnus entschieden: "Wir nehmen die Bedenken ernst, aber wir müssen das jetzt durchziehen.“

 

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