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Biotechnologie in Großbritannien

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Die Biotech-Branche in Großbritannien gilt als eine der führenden in Europa. Die Unternehmen sind reifer, eine vergleichweise große Zahl an Firmen ist an der Börse notiert. Auch kann die Insel die am stärksten gefüllte klinische Pipeline verbuchen. Mit ihrer 2011 aufgelegten Life Sciences-Strategie will die Regierung der Branche noch mehr Innovationskraft einhauchen. Genomforschung und Bioinformatik sind traditionell stark, zudem wollen die Briten in der Regenerativen Medizin und Biopharmazeutika künftig eine Vorreiterrolle spielen. Forscher und junge Firmen profitieren von Fördermaßnahmen wie dem „Biomedical Catalyst“.

Wirtschaftliche Situation

Die aktuellen Zahlen zur Biotechnologie-Branche in Großbritannien gibt jährlich ein Institutionen-Quartett heraus, nämlich das britische Wissenschaftsministerium, die Forschungsförderer Medical Research Council  (MRC) und der Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC) sowie die Außenwirtschaftsgesellschaft UK-Trade & Invest. Den aktuellen Angaben zufolge gab es im Jahr 2012 in Großbritannien 979 Unternehmen, die zum Sektor der medizinischen Biotechnologie gezählt werden. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro (3,7 Milliarden £, ein Plus von fünf Prozent zum Vorjahr). Insgesamt waren rund 26.000 Beschäftigte im Sektor tätig. Lediglich ein Drittel, nämlich 307 Unternehmen sind direkt mit der Entwicklung von Therapien und der Medikamentenproduktion beschäftigt. Das Gros der Unternehmen fällt indes in den Bereich der sektorspezifischen Dienstleistungen, zu denen auch auf Beratung spezialisierte Firmen oder Zulieferer gezählt werden. Was die Biotech-Statistik zusätzlich etwas unscharf macht: Hier werden auch Pharmaunternehmen mitgezählt, deren Jahresumsatz unter 778 Millionen Euro (1 Milliarde US-Dollar) lag.

Gut gefüllte Produkt-Pipeline

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dominieren den Sektor der medizinischen Biotechnologie. Gerade einmal 21 Biotechnologie-Unternehmen in Großbritannien zählen mehr als 250 Beschäftigte. Die Unternehmenslandschaft besteht aus einem Mix aus lange bestehenden und relativ jungen Firmen. Rund die Hälfte aller Unternehmen existiert schon mehr als zehn Jahre. In Forschung und Entwicklung beschäftigen sich die meisten Unternehmen mit Krebsmedizin, gefolgt vom Anwendungsgebiet der Infektionskrankheiten und Zentralnervensystem. Die Pipeline der Biotech-Unternehmen präsentiert sich gut gefüllt – hier haben die Briten europaweit die Nase vorn. Der Strength and Opportunity 2012-Report zählt 876 Produkte in der Entwicklung auf, davon basieren 305 auf niedermolekularen chemischen Molekülen und 510 auf biotechnologischen Herstellungsverfahren. Nach Angaben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young waren im Jahr 2011 36 Biotech-Unternehmen an der Börse notiert. Ihr Umsatz lag bei 3,8 Milliarden Euro (3,2 Milliarden £).

Solide industrielle Biotechnologie

Im Anwendungsfeld der industriellen Biotechnologie gibt es im Vereinigten Königreich 83 Unternehmen mit insgesamt 1.600 Beschäftigten. Sie verzeichneten einen Umsatz von 516 Millionen Euro (438 Millionen £). Hierzu gezählt werden Firmen, deren Geschäft fokussiert ist auf die Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen, die biologisches Material als Katalysatoren oder als Rohstoff für die industrielle Produktion einsetzen. Die Autoren des Reports verweisen aber darauf, dass die Bedeutung dieses Sektors in diesen Zahlen nur unzureichend wiedergegeben sind. Denn Unternehmen und Konzerne, für die Biotechnologie nur einen von mehreren Geschäftszweigen darstellt, sind nicht in die Statistik miteingeflossen.

Die Schwergewichte der Biotech-Branche

Für die Biotech-Branche relevante Unternehmensriesen sind der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline und das britisch-schwedische Pharmaunternehmen AstraZeneca. Auch die multinationalen Konzerne Pfizer und Roche investieren in den Standort Großbritannien. In der Liste der 25 Unternehmen, die in UK am meisten für FuE ausgeben, finden sich auch Shire und Eisai Europe. Die Biotechnologie-Branche wird aber insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt, die sich im sogenannten „goldenen Dreieck“ Cambridge-London-Oxford angesiedelt haben. Biomedizinische Forschergruppen von britischen Hochschulen sind mehr als 200 Spin-offs hervorgegangen.


Die UK-Top 5 bei Ausgaben für Forschung & Entwicklung 2010 für Pharma/Biotech

UnternehmenAusgaben für FuE 2010
GlaxoSmithKline4,2 Mrd. Euro (3,6 Mrd. £)
AstraZeneca3,2 Mrd. Euro (2,7 Mrd. £)
Shire409 Mio. Euro (347 Mio. £)
Pfizer384 Mio. Euro (326 Mio. £)
Eisai Europe178 Mio. Euro (151 Mio. £)

Quelle: UK 2010 R&D Scoreboard

Finanzierung und Übernahmen

2012 sind in Großbritannien nach Angaben des Branchendienstes BioCentury zwei Firmen an die Börse gegangen, die Clinigen Group und die Retroscreen Virology Group. Für eine der größten Übernahmen des Jahres sorgte der Pharmakonzern GlaxoSmithKline plc. Die Londoner kauften die US-Firma Human Genome Science für rund 3 Milliarden US-Dollar. 2012 ging GSK auch in Deutschland auf Einkaufstour und übernahm den Heidelberger Proteomik-Spezialisten Cellzome für 76 Millionen Euro (61 Millionen £). Im Jahr 2011 hatte Shire die Firma Advanced Biohealing für 585 Millionen Euro  (750 Millionen US-Dollar) übernommen. Die meisten Biotech-Firmen in Großbritannien sind als Spin-off aus den großen Forschungsinstituten wie Oxford, Cambridge, Imperial College oder Manchester entstanden. Dort ansässige Inkubatoren unterstützen junge Start-ups bei der Suche nach Investoren oder bei Patentfragen. Stark engagiert sind jedoch auch die Business Angels – insgesamt 20 solcher Netzwerke gibt es in Großbritannien, darunter unter anderem das Oxfordshire Investment Opportunity Network. Es existiert seit 1985 und ist heute eines der erfolgreichsten in Europa.

Aber auch der Staat investiert stark in die Etablierung junger Unternehmen. So erteilt er erhebliche Steuervergünstigungen (siehe rechtliche Grundlagen) und hat mehrere neue Fonds aufgelegt, so etwa den Regional Growth Fund (RGF, der bis 2015 ein Volumen von 2,8 Milliarden Euro/2,4 Milliarden £ hat). Der UK Research Partnership Investment Fund (UK RPIF) stellt 354 Millionen Euro (300 Millionen £) bereit, um strategische Partnerschaften zwischen akademischen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft zu forcieren. In verschiedenen Teilen des Vereinigten Königreiches kommen regionale Fördermöglichkeiten hinzu. So etwa "Scottish Enterprise" oder der Life Sciences Investment Fund in Wales. Zwei neue Wagniskapital (VC)-Fonds sind zum Beispiel der Syncona Fund des Wellcome Trust und Index Ventures.
 

 

Hintergrund

Unternehmen: ca. 1000

Schwerpunkt: Medizin und Gesundheit

Wirtschaftsverband: BioIndustry Association (BIA) www.bioindustry.org

projektbasierte Förderung:
Medical Research Council (MRC)
Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC)

rechtliche Grundlagen:
liberales Stammzellgesetz, Steuervergünstigung für F&E-Ausgaben

Downloads

UK Life Science Industry - Strength and Opportunity 2012

BIS, MRC, BBSRC 2012 Download PDF (4 MB) PDF online ansehen

UK Life Sciences Prospectus

UK Trade & Invest, 2012 Download PDF (2,2 MB) PDF online ansehen

BIA: Bioscience UK 2005

Ein Überblick über die britische Biotech-Branche (in engl.) Download PDF (1,2 MB)