Biotechnologie in Südkorea
In Südkorea wird nicht nur ein Großteil der Flachbildschirme oder Smartphones weltweit produziert, auch in der Biotechnologie ist das asiatische Land zu einem der führenden Wettbewerber aufgestiegen. Die Korea Biotechnology Industry Association zählt mehr als 300 Mitglieder, biotechnologisch aktive Unternehmen soll es um die 850 geben. Eine besondere Stärke ist die medizinische Biotechnologie mit der Stammzellforschung. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. So hat der Skandal um den Klonforscher Hwang Woo-Suk die Industrie in Verruf gebracht.
Unternehmenslandschaft
Hätte 1953 jemand gewagt zu prophezeien, dass Südkorea 60 Jahre später zu den reichsten Nationen der Welt gehören würde, hätte das wohl kaum jemand geglaubt. Die südkoreanische Wirtschaft entwickelte sich seit den Verwüstungen im Koreakrieg 1953 in mehreren Stufen. Ausgehend von Elektronikprodukten kam in den 70ern die Schwerindustrie und die Automobilproduktion hinzu, ein Jahrzehnt später die Informationstechnologie. Weltweit führend ist Südkorea etwa im Schiffbau, bei OLED/LCD-Displays und bei Flashspeichern.
Seit ungefähr 1990 wagte sich Südkorea auch in die Biotechnologie vor, mit großer Unterstützung durch die Politik, die das Feld als Zukunftstechnologie ausgemacht hatte. Trotz eines anfänglichen Rückstands auf die USA, Japan und Europa hat sich Südkorea mittlerweile als eine der bedeutenden Biotechnologienationen etabliert.
Nach den jüngsten Angaben des Industrieverbands, der Korea Biotechnology Industry Association (KBIA), stellte die südkoreanische Biotechnologieindustrie im Jahr 2009 Produkte im Wert von rund 5,6 Billionen Won her, das sind rund 3,75 Milliarden Euro. Auch wenn es unter anderem wegen der Wirtschaftskrise in den vergangenen Jahren Probleme in einigen Bereichen gab, wächst die Industrie insgesamt immer noch zweistellig. Südkorea ist zu einem Zentrum für Biotechnologie in Asien geworden. Auf der wichtigsten heimischen Fachmesse "Bio Korea" fanden sich 2011 mehr als 500 Unternehmen und 16.000 Besucher ein.
Die Branche beschäftigte laut KBIA 2009 rund 22.800 Personen, davon etwa 11.700 in der Produktion und 11.100 in der Forschung. Insgesamt zählte der Verband rund 850 Unternehmen als in irgendeiner Weise biotechnologisch aktiv. Herausragend sind dabei die Biotech-Abteilungen der großen Industriekonglomerate wie LG oder Samsung, sogenannter Chaebols, die von der Regierung für die Eroberung des Weltmarkts besonders unterstützt werden.
Marktvolumen 2009 - Auswahl (in Mrd. Won; Änd. gg. Vorjahr in %) | |||||
Produkt | Produktion | Export | Import | Inlands markt | Änderung |
Biopharmazeutika | 2773,4 | 1209,2 | 972,1 | 2536,3 | +9,8 |
Bio-Nahrungs- und Futtermittel | 1559,3 | 1078,2 | 33,7 | 514,9 | +19,4 |
Bestandteile für Futtermittel | 1006,4 | 722,5 | - | 284,0 | +30,4 |
Vakzine | 612,7 | 349,2 | 161,6 | 425,1 | +15,4 |
Hämotherapeutika | 462,9 | 42,4 | 125,9 | 546,6 | +14,0 |
Quelle: Korean Biotechnology Industrie Association |
Aber auch dedizierte Biotechs wie Macrogen und Bioneer verdienen Geld mit Dienstleistungen wie DNA-Sequenzierung und -Synthese. Zu den führenden Entwicklern von Biopharmazeutika gehören neben LG Life Science und Samsung Electronics die Unternehmen Hanwha, Dong A Pharmaceuticals, Aprogen, Chong Kun Dang Pharmaceutical, Daewoong Pharmaceutical, Hanall Pharmaceuticals, Green Cross und besonders Celltrion, das sich zum größten Anbieter entwickelt hat.
Schwerpunkte der südkoreanischen Biotechproduktion waren Biopharmazeutika (rund 49%) sowie Nahrungs- und Futtermittel (rund 28%). In diesem Bereich ist CJ Cheil Jedang der größte koreanische Anbieter. Im August 2010 begann CJ mit dem Bau einer Fabrik zur Fertigung von jährlich 100.000 Tonnen Lysin und 50.000 Tonnen Threonin in Jombang in Indonesien. Die Aminosäuren werden Tierfutter beigemischt. Das Werk soll 2012 fertiggestellt werden. Damit will CJ seine Kapazitäten bei Lysin bis 2013 auf 550.000 t pro Jahr erweitern. Der Weltmarktanteil von CJ bei Lysin soll dadurch auf 30 % steigen. 2011 wollte CJ zudem mit dem Bau eines Bioparks in Songdo beginnen.