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Biotechnologie in Dänemark

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Dänemark ist einer der interessantesten Biotechnologie-Standort in Europa. Aktuelle Statistiken weisen das kleine Land mit seinen nur 5,3 Millionen Einwohnern und einem Rekordforschungsbudget von 2,7 Mrd. Euro im Jahr 2013 als den ewigen Dritten aus: Dänemark ist hinsichtlich des Anteils der Forschungsinvestitionen des Bruttoinlandproduktes mit mehr als 3% europaweit Dritter. Das Land hatte 2012 laut Ernst& Young die drittgrößte Arzneimittelpipeline in Europa, und seine Biotech-Unternehmen zeigen mit mehr als 9,9 Mrd. Euro die drittgrößte Marktkapitalisierung in Europa. Zudem listet die Europäische Kommission die Dänen als Drittplatzierte des EU-Innovations-Scoreboards 2013. Nur die Biotechnologie ist noch besser: Hier ist man Zweiter. Neue Fassung!

Unternehmenslandschaft

Aktuelle jährliche Erhebungen zu den Kerndaten der Branche sind in Dänemark bislang nicht üblich. Die aktuellsten Zahlen zur Branche stammen vom nationalen Biotech-Industrieverband Dansk Biotek (www.danskbiotek.dk). Demnach generierten rund 23.000 Mitarbeiter von Großfirmen wie dem Enzymhersteller Novozymes und Pharmagiganten wie H. Lundbeck im Jahr 2010 einen Umsatz von 18,8 Mrd. Euro.  Die knapp 3.300 Angestellten der zu 95% privaten 160 Biotech-Firmen erwirtschafteten 2010 knapp 751 Mio. Euro. Auf die industrielle Biotechnologie entfielen mit 3,5 Mrd. Euro insngesamt 18% der Biotechnologie-Umsätze im Jahr 2010. Der Rest entfallen auf Biotech- und Medtech-Unternehmen sowie Dienstleister wie Contract Research Organisations.

Karte DänemarkLightbox-Link
Die meisten Biotechnologieunternehmen und Forschungsinstitute finden sich in der Region um die Hauptstadt Kopenhagen. Aber auch in Aarhus im östlichen Jütland formiert sich ein Cluster.Quelle: Perry-Castañeda Library

Die Exportumsätze im selben Jahr beliefen sich laut Denmark Statistics auf rund 7 Mrd. Euro in der Medizinischen Biotechnologie, 1,3 Mrd. Euro in der Medizintechnik und knapp 740 Mio. im Enzymgeschäft und wiesen in allen drei Bereichen zweistellige jährliche Wachstumsraten auf.

Die Entwicklungspipeline der biotechnologischen Arzneimittelentwickler war 2012 im europäischen Vergleich gut gefüllt: 84 präklische, 55 Phase I-, 58 Phase II- und 35 Phase III-Arzneimittelkandidaten befanden sich in Entwicklung. Damit hat sich Dänemark hinsichtlich der Pipeline dauerhaft einen Platz unter den Top-5-Standorten in Europa gesichert.

Finanzierung ist für die Biotech-Branche auch in Dänemark ein Thema. Gegenüber 2011 nahm die Gesamtfinanzierung des Sektors zahlenmäßig um 59% ab, berichtet Ernst&Young. Gleichwohl lag das Dealvolumen im Jahr 2012 recht hoch: Mit 135 Mio. US$ heimste Antikörperspezialist Genmab im Rahmen eines 1,135 Mrd. US$-Deals mit Johnson& Johnson die größte Vorabprämie ein. Auf den Plätzen folgten Action Pharma mit einer Vorabzahlung von 110 Mio. US$ seines Partners Abbott und Symphogen, die 26 Mio. US$ im Rahmen eines 636 Mio. US$-Deals von der deutschen Merck KGaA kassierten.

Was bisher eine der größten Stärken des Biotech-Standorts Dänemark war, erwies sich in der Finanzkrise als Menetekel. Die Wagniskapitalinvestitionen stürzten im Krisenjahr 2008 regelrecht ab, auf 70 Millionen Euro. Für 2009 liegen noch keine vergleichbaren Zahlen vor. Damit befindet sich das Land immer noch an sechster Stelle in Europa, knapp vor Schweden und hinter Deutschland, Großbritannien, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden. Das ist nach wie vor respektabel, und lässt die Frage aufkommen, warum so viele Investoren ihr Geld in Biotech-Unternehmen rund um Kopenhagen, Aarhus, Aalburg oder Odense stecken.

Report Biotech in Denmark 2008

Dänemark gehört für Ernst & Young zusammen mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich und der Schweiz zu den fünf Biotech-Spitzenreitern in Europa.

Report von 2008 als pdf-Download: hier klicken

Dass Dänemark stark in der Entwicklung ist, wird an der prall gefüllten Pipeline von Biotech-Wirkstoffen deutlich, die sich in der präklinischen oder schon in einer der drei Phasen der klinischen Entwicklung befinden. Ernst & Young platzierte Dänemark 2007 mit 185 Wirkstoffen hinter Deutschland (262) und Großbritannien (361) an dritter Stelle in Europa. Ein genauerer Blick lässt Dänemark sogar noch besser dastehen. So kommt es mit 60 Kandidaten in der als entscheidend bewerteten Phase II schon nahe an Deutschland heran, wo 73 Kandidaten getestet werden. In Phase I hat Dänemark im Jahr 2007 (43) sogar mehr Substanzen als Deutschland (39). Mittlerweile kommt damit jeder neunte Biotech-Medikamentenkandidat, der sich europaweit in der klinischen Studie befindet, aus dem kleinen Land mit 5,3 Millionen Einwohnern. Dank dieses Wellenbergs, der hier auf den Markt zurollt, könnte es in den nächsten Jahren zu einem starken Anstieg an Biotech-Medikamenten kommen, die als Herkunftsbezeichnung "Made in Denmark" tragen. Noch ist aber nicht absehbar, wie viele die strenge Auslese tatsächlich bestehen und nicht nur Hoffnungen, sondern reale Umsätze generieren.

Für Unternehmen aus dem Bereich der Lebenswissenschaften ist Dänemark also ein attraktiver Standort. Die Branche hat in dem kleinsten Land Skandinaviens eine große Tradition. Die Brauerei Carlsberg nahm schon 1847 den Betrieb auf. In jüngerer Zeit kamen Pharmaunternehmen wie Novo Nordisk, Lundbeck oder Leo Pharma hinzu, aber auch Firmen, die sich ausschließlich mit biotechnologischen Fragestellungen beschäftigen wie etwa Novozymes, der Weltmarktführer in der industriellen Biotechnologie oder der Lebensmittel- und Enzymexperte Dansico. Im Windschatten dieser Riesen gedeihen eine ganze Reihe an spezialisierten Start-Ups. Die 8 dänischen Universitäten und 4 großen Universitätskliniken sowie 7 Science Parks und 6 Innovationsinkubatoren sorgen dafür, dass der Nachschub an Ideen und qualifizierten Forschern nicht ausgeht. Nicht nur durch die räumliche Nähe sind die Hochschulen eng mit den Unternehmen verbunden. Diese wiederum zeigen eine große Fähigkeit darin, notwendiges Kapital zu beschaffen. Eine weitere Stärke ist die hohe Dichte an Kliniken (75 Hospitäler). Unternehmen der medizinischen Biotechnologie haben so die Möglichkeit, präklinische und klinische Studien vor Ort und in engem Kontakt durchzuführen.

Wichtige Player der Biotech-Szene sind unter anderem  Novo Nordisk
 mit Sitz, das sich im Jahr 2000 in drei unabhängige Unternehmen ausspaltete, die Pharmasparte Novo Nordisk, die Holdinggesellschaft Novo A/S und den Spezialisten für industrielle Biotechnologie, Novozymes (www.novozymes.com), der Antikörperspezialist 
Genmab (www.genmab.com) und der Impfstoffentwickler Bavarian Nordic
 (www.bavarian-nordic.com)

Dansk Biotech

Dansk Biotek ist einer der ältesten Biotechnologieverbände in Europa. Seit 1987 vertritt er die Interessen der Branche. Mit derzeit rund 80 Mitgliedern erreicht er auch eine hohe Abdeckung der dänischen Branche.

www.danskbiotek.dk

Neben den dedizierten Biotech-Unternehmen betreiben vor allem die großen Pharmaunternehmen biotechnologische Forschung. Zu nennen sind hier unter anderem Novo Nordisk, Leo Pharma und Lundbeck. Besonders Novo Nordisk hat einen großen Einfluss auf die Branche, nicht nur über Aufträge und Aufkäufe von Firmen, sondern auch über die mächtige Novo Nordisk Stiftung. Die unabhängige Institution hat 2009 den Novo Growth Equity Fonds aufgelegt, der jedes Jahr 200 Millionen US-Dollar in kleinere Biotech-Unternehmen investieren will. Novo Nordisk selbst investiert jedes Jahr schon 100 Millionen Dollar in Biotech-Startups.

Wie in anderen EU-Ländern auch ist der Zugang zu Venture Capital allerdings komplett abgestürzt. Lag er 2006 nach Angaben von Atlas Venture mit 196,4 Mio Euro noch an der europäischen Spitze, war er 2012 laut Ernst& Young auf magere 32,5 Mio. Euro zusammengeschmolzen. Hoffen können die durch Weltplayer wie Novozymes traditionell in der industriellen Biotechnologie starken Nordlichter indes auf Mittelzufluss durch das Horizon 2020-Programm der Europäischen Kommission: Es stellt genau wie das Landesforschungsbudget das grüne Wachstum ganz in den Vordergrund.

Die dänische Biotech-Branche ist im europäischen und transatlantischen Vergleich noch relativ jung. 75 Prozent der heutigen Unternehmen wurden in der Boom-Periode von 1997 bis 2004 gegründet. Wie in anderen Ländern auch ist ein Großteil von ihnen in der medizinischen oder roten Biotechnologie tätig. 51% der Firmen beschäftigen sich nach der Erhebung von Ernst & Young mit der Suche nach neuen Therapien, Gewebeherstellung und Drug Delivery. Die Hälfte der verbleibenden Firmen verdient ihr Geld mit Gen- und Eiweißanalysen, oft als Dienstleister für Pharmaunternehmen.

Medicon Valley

Auf der Internetseite des Clusters MediconValley rund um Kopenhagen gibt es unter anderem eine Datenbank mit 480 skandinavischen Unternehmen aus dem Bereich der Lebenswissenschaften.

www.mediconvalley.com

Cluster

Das Herz der dänischen Biotech-Szene schlägt in Kopenhagen. Ein Bericht des Beratungsunternehmens IRIS Group analysierte 2009 das sogenannte Medicon Valley rund um Kopenhagen. Der Biotech-Cluster hat eine ehrwürdige Tradition und darf als die Keimzelle der Branche in Dänemark gelten.

Der zweitgrößte Biotech-Cluster in Dänemark liegt in der Region rund um die Universität von Aarhus. Dort sitzen nach Angaben von Ernst & Young 13 Prozent der Biotech-Unternehmen. Dass hier Weltklasseforschung betreiben wird, zeigt die Verleihung des Nobelpreises für Chemie 1997 an Professor Jens Christian Skou für seine Erkenntnisse zur Rolle von Enzymen bei der ATP-Synthese.

Medicon Valley ist Mitglied in ScanBalt, einem internationalen Netzwerk von  Biotech-Regionen der Ostseeanrainer. ScanBalt  will die Zusammenarbeit der einzelnen Regionen fördern und so die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern. Auf deutscher Seite sind das BioCon Valley (Mecklenburg-Vorpommern) und die Norgenta Norddeutsche Life Science Agentur für den Raum Schleswig-Holstein und Hamburg in dem Netzwerk vertreten.

 

Hintergrund

Unternehmen: 160 (Dansk Biotek)

Schwerpunkt: medizinische und industrielle Biotechnologie

Branchenverband: Dansk Biotek
www.danskbiotek.dk

Regionaler Cluster: Medicon Valley
http://www.mediconvalley.com/

Forschungsförderung
Council for Independent Research
Council for Strategic Research
Danish National Research Foundation
Danish National Advanced Technology Foundation

Rechtliche Grundlagen
Import von humanen Stammzellen erlaubt, Gewinnung nicht, Haftung für gv-Nutzpflanzen liegt bei Landwirten, strenge Abstandsregelung, derzeit kein Anbau von gv-Pflanzen

Internationale Kooperationen

www.internationale-kooperationen.de

Sie interessieren sich für Kooperationen mit Hochschulen und Unternehmen im Ausland? Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt einen solchen Austausch. Mehr Informationen zu möglichen Förderprogrammen und länderspezifische Hintergründe finden Sie unter:

www.internationale-kooperationen.de


Downloads

Biotech in Denmark 2008 (Ernst & Young)

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