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Gen für weiblichen Bauchspeck gefunden

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Männer und Frauen werden unterschiedlich dick. Das liegt auch an den Genen, wie ein großer Genomvergleich jetzt ergeben hat. Quelle: Ernst Rose / pixelio.de

29.07.2009  - 

Dick werden beide, Männer und Frauen. Doch tun sie es auf ihre eigene Weise. So sollen Männer eher zur Apfelform neigen, während Frauen schnell einer Birne ähneln. Diese Unterschiede schlagen sich auch in den Genen wieder, wie Münchner Forscher jetzt herausgefunden haben. Zusammen mit einer Vielzahl von internationalen Kollegen haben sie drei neue Genorte für die zentrale Fettleibigkeit identifiziert. Einer der Genvariationen tritt nur bei Frauen auf. "Damit haben wir erstmals einen genetischen Hinweis auf den verbreiteten Unterschied im Verhältnis zwischen Taille und Hüftumfang zwischen Männern und Frauen gefunden", sagt die Mitautorin der Studie, Iris Heid. Die Ergebnisse sind im Fachblatt PLoS (Vol. 5, Ausg. 6, 2009) veröffentlicht.




Adipositas, also erhebliches Übergewicht, ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herzerkrankungen und Diabetes. Die Identifizierung neuer Gene kann dabei helfen, so hoffen die Wissenschaftler, die molekularen Mechanismen zur Entstehung der Adipositas aufzuklären. Adipositas wird in der Regel über den Body-Mass-Index BMI definiert, der das Gewicht relativ zur Körpergröße im Quadrat beschreibt. Ein entscheidender Risikofaktor für chronische Erkrankungen ist insbesondere die erhöhte Fettsammlung am Bauch. Bei hohem Taillenumfang oder einem Taillen-Hüft-Verhältnis von über 1 spricht man umgangssprachlich von einem "Apfeltyp" der Bauchform oder Bauchspeck. Insgesamt haben mehr Männer als Frauen mit dieser Form der Adipositas zu kämpfen. Frauen dagegen neigen eher zum "Birnentyp".  Die genauen Gründe dafür waren bislang nicht vollständig entschlüsselt.

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Erstmals genetischer Hinweis auf weibliche "Birne"

Wissenschaftler des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München unter Federführung von Iris Heid haben zusammen mit internationalen Kollegen drei neue Genorte für die zentrale Fettleibigkeit ausgemacht. Dabei tritt einer der Geneffekte nur bei Frauen auf. Damit sei erstmals ein genetischer Hinweis auf die typischen Unterschiede in der Bauchform von Männern und Frauen gefunden, sagt Heid, die mittlerweile an das Universitätsklinikum Regensburg gewechselt ist. Die Erkenntnisse sind die Mediziner enorm wichtig. Denn Unterschiede zwischen Mann und Frau finden sich auch in der Verbreitung von Krankheitsbildern, die als Folge von Adipositas entstehen können.

Zum Beispiel treten Herzerkrankungen bei Frauen weniger häufig auf als bei Männern. Warum, ist bisher nicht klar. Ohne Zweifel, so glauben die Forscher, spielen genetische Effekte für die Entstehung von Adipositas im Vergleich zu Ernährung und Bewegung eine nachgeordnete Rolle. "Aber gerade für die Aufklärung möglicher geschlechtsspezifischer Ursachen bei der Entstehung von Adipositas und chronischen Folgekrankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen bieten uns die gefundenen Genorte einen neuen und vielversprechenden Ansatz", meint Heid.

26 Genvarianten bei 71.000 Personen überprüft

Die Forscher werteten die genomweiten Genvarianten-Daten von 16 Studien mit 40.000 Personen für Taillenumfang und das Taillen-Hüftumfang-Verhältnis in einer Meta-Analyse aus. Insgesamt wurden mehr als 2,5 Millionen verschiedenen Variationen einzelner DNA-Buchstaben abgesucht. Bei 76 dieser SNPs (Single Nucleotide Polymorphisms) zeichnete sich ein enger Zusammenhang mit dem Taillenumfang bzw. dem Verhältnis von Taillen- und Hüftumfang ab.

KORA-Studie

KORA bedeutet "Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg" und ist eine Datenbank, in der umfangreiche gesundheitliche Angaben und die DNA-Profile von 18.000 Personen gespeichert sind.  Einwohner der Region Augsburg wurden in den letzten 20 Jahren in Abständen von fünf Jahren untersucht und befragt, um Risikofaktoren, wie zum Beispiel Umweltbelastungen, Lebensstil und genetische Faktoren zu identifizieren.

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Heid und Kollegen überprüften diese Resultate für 26 aussichtsreiche Varianten, indem sie das Erbgut von knapp 71.000 weiteren Personen betrachteten. Für drei Varianten konnten sie letztlich einen klaren Zusammenhang mit dem Taillenumfang bestätigen. Zwei davon liegen nahe der Gene TFAP2B und MSRA, die zugehörigen Proteine sind an der Regulation der Genaktivität bzw. an der Reparatur beschädigter Proteine beteiligt. Die dritte Variante liegt in der Nähe des Gens LYPLAL1, dessen Funktion noch unbekannt ist. In diesem Fall ließ sich die Verbindung nur bei Frauen nachweisen.

KORA-Datenbank enthält genetische Daten von 18.000 Augsburgern

Die Entdeckungen entstanden im Rahmen des GIANT-Konsortiums. Im "Genetic Investigation of ANThropometric Parameters" Verbund haben sich etwa 80 Forscher aus 12 Ländern zusammen geschlossen. Erst durch die Verknüpfung von mehreren Genomdatenbanken, die Zehntausende von DNA-Profile aufweisen, sind genügend Fälle vorhanden, um auch seltenere Genvarianten statistisch sicher aufspüren zu können.

Das Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München nimmt an diesem Konsortium mit der KORA-Studie teil. In der KORA-Datenbank werden seit 1985 genetische Daten von Menschen im Alter zwischen 24 und 70 Jahren im Raum Augsburg erfasst. Mittlerweile haben sich 18.000 DNA-Profile angesammelt.

Auf welche Weise der Zusammenhang zwischen den Erbgutvarianten und der Leibesfülle zustande kommt, ist derzeit noch unklar. Auch könnten die drei Varianten die beobachtete Figur-Vielfalt nur zu einem kleinen Teil erklären, betont Heid. Dies könne sich allerdings ändern, sobald man die Umgebung der Varianten genauer unter die Lupe genommen habe. Langfristig könnten die Forschungsergebnisse aber dazu beitragen, hoffen die Forscher, die Rolle der zentralen Adipositas für chronische Krankheitsbilder wie Diabetes oder Herzerkrankungen zu verstehen und so möglicherweise auch Therapieansätze zu entwickeln.

 

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