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Mit Teststäbchen zum Sektempfang

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In Tübingen entwickeln Wissenschaftler einen Histamin-Schnelltest, der das Risiko auf allergische Reaktionen verringern soll. Quelle: NMI Tübingen

16.05.2012  - 

Jeder kennt die typischen roten Bläschen, wenn er Brennesseln berührt – die Haare der Blätter enthalten Histamin, einen Naturstoff, der allergische Reaktionen provoziert. Was in den meisten Fällen mit etwas Kühlgel behandelt werden kann, ist für Allergiker ein großes Problem, denn Histamine finden sich auch in vielen Lebensmittelsorten. Ein Forscherteam vom Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut Tübingen (NMI) hat einen Schnelltest entwickelt, um den Histamin-Gehalt in Lebensmitteln festzustellen. Das Projekt Hista-Protect gehört zu den Siegern der Innovationsakademie  Biotechnologie des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und wird von diesem mit 500.000 Euro gefördert.

Schwellungen, Atemnot und Kreislaufbeschwerden sind nur einige der möglichen allergischen Reaktionen auf Histamine. Der Naturstoff bewirkt unter anderem, dass das Gewebe bei Entzündungsreaktionen anschwillt, und kommt natürlich in den verschiedensten Lebensmitteln vor: geräuchertem Fleisch und Fisch, Bier, Wein und gereiftem Käse, aber auch Erdbeeren, Tomaten, Sauerkraut und sogar Schokolade. Zwei Prozent der Deutschen leiden an einer Histaminunverträglichkeit, doch die Dunkelziffer ist vermutlich höher. „Bei manchen ist die Allergie sehr schwach“, sagt Oliver Poetz, Arbeitsgruppenleiter am NMI. „Sie sagen dann einfach: Ich vertrage keinen Rotwein, oder ich vertrage keinen Käse.“

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Teststreifen mit Farbumschlag

Histamin ist ein Botenstoff, und wird von Mensch, Tier und sogar Pflanze vor allem in der Abwehr körperfremder Organismen eingesetzt. Dabei ist die Konzentration in den Lebensmitteln aber nicht immer gleich – und das bereitet Allergikern Probleme. „Der Histamingehalt in Lebensmitteln hängt von vielen Faktoren wie zum Beispiel der Frische, Verpackung oder Behandlung ab. Deshalb ist das gleiche Lebensmittel manchmal verträglich, und ein anderes Mal löst es enorme Beschwerden aus“, beschreibt ein Betroffener das Dilemma.

Selbstverständlich gibt es bereits Methoden, den Histamingehalt zu messen. Das geschieht mit Hilfe eines antikörperbasierten Nachweisverfahrens, des Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA), wie Poetz beschreibt. Die Probe wird im Labor vorbereitet, die Histamine werden extrahiert, mit Hilfe von Antikörpern detektiert und anschließend wird der Histamingehalt quantifiziert. „Das kann kein Mensch zuhause ausführen“, sagt Poetz. Und wer will schon bei einem Stehempfang sein Käsehäppchen erst in ein Labor tragen, bevor er es verzehrt? Zumal der Test mehrere Stunden dauert - wer Hunger hat, sollte sich nach Alternativen umsehen. Hier setzt das Tübinger Projekt an.

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Fernziel Stehempfang

Poetz schwebt ein Lateral-Flow-Assay vor – ein Teststreifen, der wie eine Farbampel den Histamingehalt eines Lebensmittels anzeigt und gleich eine Verzehrempfehlung mitliefert. Ein Lateral-Flow –Assay für Histamine sei ebenfalls nicht neu, sagt Poetz, doch das bisherige Verfahren, das binnen 15 Minuten Ergebnisse liefert, funktioniert ebenfalls nur laborgestützt mit einer besonders aufbereiteten Probe. Poetz und seinen Kollegen schwebt eine unkompliziertere Variante vor. Seine Kollegin Christane Mühle von der Universität Erlangen steht deshalb in Kontakt mit Patienten- und Selbsthilfegruppen, um den genauen Bedarf zu ermitteln. Ihre Marktanalysen sind essentiell für die Machbarkeitsstudie, die jetzt im Rahmen der Innovationsakademie vom BMBF mit 500.000 Euro gefördert wird. Für die Umsetzung haben sich die Forscher das Unternehmen Labordiagnostik Nord ins Boot geholt. Seinen genauen Ansatz will Poetz nicht verraten, doch „Hista-Protect“ soll ebenfalls eine antikörperbasierte Variante nach dem Vorbild eines Lateral Flow Assay sein. „Unser Fernziel wäre, dass die Leute bei einem Stehempfang das Stäbchen ins Weinglas tunken können, und dann wissen, ob sie den Roten trinken dürfen,“ sagt Poetz. Er hofft, dass es in vier bis fünf Jahren so weit sein wird.

Autorin: Cornelia Kästner

 

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