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Alzheimer erkennen, bevor es ausbricht

Mit der Substanz Florbetaben lässt sich frühzeitig aufspüren, ob ein Patient an Alzheimer leidet. Der linke Hirnscan zeigt die Proteinansammlungen von Beta-Amyloid (gelb markiert)  im Vergleich zu einem gesunden Gehirn. <ic:message key='Bild vergrößern' />
Mit der Substanz Florbetaben lässt sich frühzeitig aufspüren, ob ein Patient an Alzheimer leidet. Der linke Hirnscan zeigt die Proteinansammlungen von Beta-Amyloid (gelb markiert) im Vergleich zu einem gesunden Gehirn. Quelle: Bayer Healthcare

24.06.2011  - 

Alzheimer ist eine heimtückische Krankheit. Unaufhaltsam sterben Nervenzellen im Gehirn ab und genauso unaufhaltsam lässt bei Patienten die Erinnerung nach. Leipziger Wissenschaftlern ist nun ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Früherkennung der Alzheimer-Demenz gelungen. Gemeinsam mit Forschern in den USA, Australien und der Schweiz haben sie in einer Multicenter-Studie erfolgreich ein Mittel getestet, das es ermöglicht, die Krankheit noch vor dem Ausbruch zu diagnostizieren. Dabei machen sie sich einen schwach radioaktiven Marker zunutze, mit dem das an der Krankheit beteiligte Eiweiß Beta-Amyloid im Gehirn sichtbar wird.

Knapp einhundert Jahren ist es her, als der deutsche Psychiater Alois Alzheimer ein “eigenartiges Krankheitsbild” einer Patientin beschrieb: Bei ihr machte sich eine zunehmende Gedächtnisschwäche bemerkbar, die mit Desorientierung und Halluzinationen verknüpft war und schließlich zu ihrem Tod führte. Der Krankheit hat man seinen Namen verliehen. Heute leben, nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, etwa 1,2 Millionen Demenzkranke in Deutschland; zwei Drittel von Ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Experten gehen davon aus, dass sich die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf etwa 2,6 Millionen erhöhen wird.

Die Alzheimer-Krankheit ist gekennzeichnet durch den langsam fortschreitenden Untergang von Nervenzellen. Um bis zu 20 Prozent kann das Gehirn infolgedessen an Masse verlieren. Was genau Alzheimer auslöst, ist jedoch immer noch nicht restlos geklärt. Weitgehende Einigkeit besteht unter Wissenschaftlern aber darüber, dass ein  Protein namens Beta-Amyloid am Ausbruch der Krankheit beteiligt ist. Das Eiweiß, so die Annahme der Mediziner, ist giftig für die Nervenzellen im Gehirn und führt dazu, dass diese absterben. Doch bis heute gibt es keine wirksame Therapie gegen das Demenzleiden. Bereits Zehn bis 15 Jahre bevor die Alzheimer-Erkrankung ausbricht, lagern sich die Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn an. Die typischen Symptome wie Gedächtnisverlust oder Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit sind zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht zu erkennen.

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Diagnose post mortem

Das macht eine frühe Diagnose schwierig. Bisher wird Alzheimer-Demenz mit klinischen Tests diagnostiziert. Beobachtet wird dabei beispielsweise das Denk- und Urteilsvermögen aber auch das Sozialverhalten von Patienten. Die Tests geben jedoch nur bedingt Auskunft über eine tatsächliche Erkrankung. „In 20 bis 30 Prozent der Fälle ist die Diagnose falsch, etwa weil eine andere Art der Demenz vorliegt", sagt Henry Barthel von der Poliklinik für Nuklearmedizin an der Universität Leipzig. Etwas mehr Sicherheit können spezielle Untersuchungen bringen. Dazu gehören die Darstellung der regionalen Hirndurchblutung oder des regionalen Hirnstoffwechsels. Einen zuverlässigen Labortest für die Alzheimer-Krankheit gibt es bisher noch nicht. Es klingt skurril, doch die derzeit sicherste Methode, Alzheimer festzustellen, ist eine mikroskopische Untersuchung des Hirns nach dem Tod des Patienten.

Radioaktiver Marker zeigt Eiweiß an

Doch das könnte sich nun ändern. Im Rahmen einer klinischen Multicenter-Studie, der bereits fortgeschrittenen Phase II, ist den Leipziger Wissenschaftlern um Barthel ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Früherkennung gelungen. Gemeinsam mit Kollegen aus der USA, Australien und der Schweiz arbeiteten die Forscher mit einer schwach radioaktiven Substanz, mit der es ihnen gelungen ist, das Eiweiß im Gehirn aufzuspüren. Die Substanz heißt Florbetaben und wird in die Armvene gespritzt. Die Strahlung, welcher der Patient durch das Mittel ausgesetzt wird, entspricht in etwa dem Doppelten der natürlichen Strahlenmenge, die ein Mensch im Laufe eines Jahres aufnimmt. Das Prinzip der Methode: Die Testsubstanz reichert sich nach kurzer Zeit am Beta-Amyloid im Gehirn an. Eine spezielle Kamera in einem Positronen-Emissions-Tomographen (PET) lässt dann das Eiweiß im Gehirn aufleuchten. So entsteht ein dreidimensionales Bild, das zusammen mit Daten aus einer Magnetresonanztomografie (MRT) das Beta-Amyloid in der grauen Hirnmasse genau lokalisiert.

Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn eines Alzheimer-Patienten. Was genau die Erkrankung auslöst, ist jedoch immer noch nicht restlos geklärtLightbox-Link
Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn eines Alzheimer-Patienten. Was genau die Erkrankung auslöst, ist jedoch immer noch nicht restlos geklärt. Quelle: KGH

Alzheimer-Patienten werden mit hoher Genauigkeit erkannt

Die aktuelle Studie der Leipziger Wissenschaftler wurde von Bayer Schering Pharma in Auftrag gegeben und in der renommierten Fachzeitschrift Lancet Neurology (Mai 2011, Ausgabe 10, S. 424) veröffentlicht. Es ist die bisher größte Studie zum Nachweis von Beta-Amyloid im Gehirn mithilfe der PET-Bildgebung. Insgesamt wurden 150 Menschen, 89 Alzheimer-Patienten und 69 Gesunde, untersucht. Die Ergebnisse zeigen mit hoher Genauigkeit einen signifikanten Unterschied zwischen gesunden Personen und Alzheimer-Patienten. „Diese hohe Genauigkeit ist eines der Hauptergebnisse der Studie und die Voraussetzung dafür, dass die Methode in Zukunft auch in der klinischen Routine eingesetzt werden kann", sagt Barthel. So könnte Alzheimer möglicherweise in Zukunft bereits diagnostiziert werden, bevor Symptome auftreten. Das macht die Krankheit immer noch nicht heilbar, aber ein rechtzeitiges Erkennen könnte eine frühe Behandlung ermöglichen. „Mit Medikamenten kann das Fortschreiten der Erkrankung bei einem Teil der Patienten frühzeitig verlangsamt werden", erklärt Barthel. „Darüber hinaus, wird auch intensiv an neuen Heilungskonzepten geforscht, die sich darauf stützen, das Beta-Amyloid aus dem Gehirn zu entfernen.“

© biotechnologie.de/tk 



 

 

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