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Zentrales Register für deutsche Biobanken

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In Biobanken lagern die unterschiedlichsten Probentypen: Häufig sind Blut- Gewebe- oder DNA-Proben eingelagert Quelle: H.-G. Schröder/UKJ

30.11.2010  - 

In deutschen Humanbiobanken lagern abertausende von gut charakterisierten Proben. Diese Daten effizient zu nutzen, erweist sich jedoch als schwierig: Jede Biobank führt ein eigenes Register mit selbst festgelegten Schlagworten. Mehrere Datenbanken auf einmal zu durchsuchen, wird so zur aufwendigen Handarbeit. Wissenschaftler wollen das jetzt ändern: In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt sollen die Register deutscher Biobanken zusammengeführt werden.

In den deutschen Biobanken schlummern die unterschiedlichsten Proben: Körperflüssigkeiten wie Blut oder Urin ebenso wie Gewebeproben aus dem Herz, dem Hirn oder der Haut. Mal sind die Proben bei fast -200°C in flüssigem Stickstoff weggefroren, mal wurden sie mit Chemikalien haltbar gemacht und in kleine Wachswürfel gegossen oder die Proben wurden direkt weiter verarbeitet und nur das aufgereinigte Erbgut wurde aufbewahrt. Die Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.  (TMF) listet in dem von ihr geführten Register etwa 90 unterschiedliche Biobanken auf. Je nach Themenschwerpunkt werden Proben von bestimmten Patientengruppen, zum Beispiel eines Alters oder eines Krankheitsbildes oder aber große Kohorten von gesunden Menschen untersucht. Indem Proben von vielen Menschen gesammelt und untersucht werden, hoffen die Forscher, Gemeinsamkeiten zwischen bestimmten Patientengruppen zu entdecken.

Typische Fragestellungen, die mithilfe der Probensammlungen beantwortet werden sollen, sind zum Beispiel: Wird das Protein X bei einer bestimmten Erkrankung hochreguliert? Ist eine bestimmte Variante von Gen Y an der Entstehung bestimmter Krankheitsbilder beteiligt? Diese Vielfalt in der Biobankenlandschaft lässt erahnen, wie unterschiedlich die einzelnen Datenbanken konzipiert sind. Es werden nicht nur ganz unterschiedliche Parameter erfasst. Das Problem beginnt aber schon bei eigentlich einfachen Informationen, wie beispielsweise dem Geschlecht des Probenspenders: Während eine Datenbank hier die Wahl zwischen männlich und weiblich lässt, erwartet eine andere die Eingabe male oder female, wieder andere erfassen nur Abkürzungen wie M/W oder dementsprechend m/f. Wer diese Daten aus unterschiedlichen Datenbanken abfragen will, hat eine Sisyphos-Arbeit vor sich.

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Sechs Biobanken vernetzen sich

Das soll sich jetzt ändern. Die Projektleiterin Christina Schröder vom Fraunhofer-Institut für biomedizinische Technik (IBMT) erklärt, wie diese Daten jetzt zusammengeführt werden sollen: „Wir werden die Infrastruktur schaffen, die allen Forschern die sehr unterschiedlichen deutschen Humanbiobanken über das Internet und eine zentrale Datenbank zugänglich macht: krankheitsspezifische, populationsgenetische und klinische Biobanken.“ Das IBMT ist in Deutschland eines der führenden Zentren beim Aufbau großer Biobanken. Seit 2007 verwaltet die dort angesiedelte Arbeitsgruppe „Biodatenbanken“ das so genannte CRIP-Netzwerk. „CRIP“ ist die „Central Research Infrastructure for molecular Pathology“, also die zentrale Infrastruktur für molekularpathologische Forschung. Sie führt die Daten wichtiger klinischer Sammlungen zusammen und könnte so als Vorbild für das neue deutschlandweite Datenbankprojekt dienen.

Gemeinsam mit der TMF und zunächst sechs beteiligten Biobanken will das saarländische Fraunhofer-IBMT in St. Ingbert den Grundstein für eine zentrale deutsche Biobanken-Infrastruktur legen. Der Startschuss dafür fiel bei einer ersten „Abstimmungskonferenz“ am 22. November in Berlin. Das Projektportal wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit etwa einer halben Million Euro gefördert. Als erstes sollen die Daten der folgenden Biobanken zentralisiert werden: Die am Zentralinstitut Mannheim beheimatete BioPsy-Sammlung besteht aus etwa 8.600 Blut- oder Speichelproben von Patienten mit psychatrischen Störungen. Die von der Berliner Charité betriebene Biomaterialbank Kompetenznetz Herzinsuffizienz (CNHF) sammelt DNA- und Blutproben von etwa 12.000 an Herz- und Kreislaufkrankheiten leidenden Menschen (mehr...). Die im Kompetenznetz HIV/AIDS zusammengeschlossenen Partner sammeln unter der Federführung der Ruhr-Universität Bochum Blut-, Liquor- und Gewebeproben sowie Rachenabstriche von bisher etwa 15.000 Patienten. Vom Kompetenznetz Diabetes wird die Pediatrische Diabetes Biobank betrieben. Am Standort Ulm werden Serumproben von diabeteskranken Kindern gelagert. Die von der Universität Jena betriebene Biobank Kompetenznetz Sepsis (SepNet Biobank) will bis zu 60.000 DNA- und Blutproben von septischen Patienten sammeln (mehr...).  Für eine auf mehr als zehn Jahre angelegte Studie zur Gesundheit von Menschen in Vorpommern (SHIP) sammelt die Universität Greifswald DNA- Blut- und Urinproben von 4.300 Spendern (mehr...).

Biobanken

Die TMF ist die Technologie- und Methodenplattform für die medizinische Verbundforschung in Deutschland. Mit Förderung des BMBF baut die TMF derzeit das Deutsche Biobanken-Register auf.

zur Homepage der TMF: hier klicken

zum Deutschen Biobanken-Register: hier klicken

Grundlagenforschung soll schneller beim Patienten ankommen

Wichtige Vorarbeiten sind dafür bereits geleistet worden: TMF und Fraunhofer IBMT haben in jahrelangen Vorarbeiten eine ethische und rechtlich sichere Basis geschaffen, damit die Daten nun gemeinsam genutzt werden können. Ausgefeilte Regelungen wie das „Generische Datenschutzkonzept“ oder die Datenschutzanforderungen des „CRIP Privacy Regime“ sollen die Privatsphäre der Probenspender schützen und verhindern, dass es zu Datenmissbrauch kommt. Ein wichtiger Punkt ist beispielsweise, dass die Daten nur anonymisiert verarbeitet werden.  „Mit der neuen Infrastruktur können wir die bei uns vorhandenen wertvollen Biobankressourcen öffentlich zugänglich zu machen, ohne die Vertraulichkeit unserer Patienten oder unserer wissenschaftlichen Arbeit zu gefährden“,  begründet Norbert Brockmeyer vom Kompetenznetz HIV/AIDS das Vertrauen der Wissenschaftler in die neue Infrastruktur. Die Forscher versprechen sich von der neuen Datenbank viele Vorteile: Die für ein Projekt erforderlichen Proben und Daten sollen wesentlich schneller zugänglich sein als bisher. Damit könnten, so die Hoffnung, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung zukünftig schneller beim Patienten ankommen. Außerdem wird das in den Biobanken vorhandene oder anfallende Material besser genutzt als bisher. In einigen Projekten in der Grundlagenforschung könnte dann womöglich auf bestehende Biobanken zugegriffen werden, ohne dass erst mit großem finanziellen und zeitlichen Aufwand eine neue Probensammlung aufgebaut werden müsste. Mittelfristig sollen alle Biobanken Deutschlands in das System integriert werden. Bis es soweit ist, wollen die sechs Biobanken zunächst austesten, welche praktischen Probleme dafür noch zu lösen sind.  

 

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