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WWF: Mit Biotechnologie das Klima retten

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Der WWF sieht in der industriellen Biotechnologie den Schlüssel zur Begrenzung der Erderwärmung. Das Bild stammt von einer Aktion in Berlin im September 2009. Quelle: WWF Deutschland

07.10.2009  - 

Im Dezember trifft sich die Welt in Kopenhagen, um über die Zukunft des Klimas zu reden. Im Vorfeld der Riesenkonferenz hat die Umweltschutzorganisation World Wide Fund (WWF) ein Mindestziel von 30 Prozent weniger Kohlendioxidemissionen im Jahr 2030 gesetzt. Das sei nötig, um die durchschnittliche Erwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Für eine Umweltorganisation ungewöhnlich ist der Vorschlag, wie das zu erreichen ist: durch den vermehrten Einsatz von Biotechnologie. Das ist das Fazit einer aktuellen Studie, die die dänische WWF-Sektion zusammen mit dem Biotech-Unternehmen Novozymes veröffentlicht hat.




Würde die industrielle Biotechnologie in vollem Maße ausgenutzt, ließen sich bis 2030 zwischen einer Milliarde und 2,5 Milliarden Tonnen Kohlendioxid einsparen - und das pro Jahr. Das wäre mehr Treibhausgas als Deutschland im Jahr 1990 in die Atmosphäre geblasen hat. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung, die vom dänischen Biotech-Unternehmen Novozymes verfasst wurde. Noch erstaunlicher ist aber der Ko-Autor der Studie, die dänische Sektion der Umweltschutzorganisation World Wide Fund. Fünf Monate lang haben die Experten von Novozymes und WWF an dem Papier gearbeitet, um es rechtzeitig vor der nächsten UN-Klimakonferenz zu veröffentlichen, die vom 7. bis zum 18. Dezember im eigenen Land in Kopenhagen stattfindet.

WWF-Report Industrielle Biotechnologie

Unter dem Titel „Industrial Biotechnology– more than green fuel in a dirty economy?“ hat die Umweltschutzorganisation WWF die Möglichkeiten der industriellen Biotechnologie beim Klimaschutz ausgelotet. Der Bericht hat zwei Teile:

Biotech Technical Report: pdf-Download

Biotech Policy Report: pdf-Download

"Industrielle Biotechnologie könnte dazu beitragen, eine wirklich grüne Wirtschaft des 21. Jahrhunderts zu kreieren", heißt es in dem Report. So seien Anwendungen der industriellen Biotechnologie bereits allseits im alltäglichen Einsatz. Sie würden dabei helfen, die Zeit beim Backen eines Brots zu verringern, den Ertrag bei der Herstellung von Wein, Käse und Pflanzenöl zu erhöhen und Wärmeenergie beim Wäschewaschen zu sparen.

Die perfekte Bioraffinerie: Auf dem Weg zu einer abfallfreien Wirtschaft

"Kohlenstoffreduzierte Biotech-Lösungen sind ein gutes Beispiel für versteckte oder unsichtbare Klimalösungen, die es schon heute um uns herum gibt, die aber von Politikern, Investoren und auch Unternehmen noch übersehen werden", sagt John Kornerup Bang, der Leiter der Globalisierungs-Abteilung beim WWF Dänemark. Ein Beispiel, wie Biotechnologie bei der Reduzierung von Kohlendioxidemissionen helfen kann, sei die Biogas-Gewinnung bei der Müllverwertung. Die Autoren trauen den Bioraffinierien einen wesentlichen Beitrag bei der Rettung des Klimas zu. "Bioraffinerien sind in der Lage, jede Art von biologischem Abfallmaterial in Rohstoffe für andere Biomaterialien zu verwerten", so die Autoren. Sie schätzen die Einsparmöglichkeiten solcher geschlossener Bioverwertungssysteme auf 633 Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr ein.

Novozymes

Novozymes entstand im Jahr 2000 aus dem dänischen Pharmagiganten Novo Nordisk. Das Biotechnologieunternehmen forscht vor allem an Enzymen und Mikroorganismen für die Industrie.

zur Webseite von Novozymes: hier klicken

Grundsätzlich glauben die Experten, dass die industrielle Biotechnologie auf vier Arten bei der Einsparung von Kohlendioxid helfen kann: die Effizienz in der Produktion erhöhen, fossile Treibstoffe ersetzen, erdölbasierte Materialien durch biologische Stoffe ersetzen sowie die Perfektion des Recyclings, das irgendwann zum großen Traum der Umweltexperten führen soll: dem geschlossenen Materialkreislauf, der nur Rohstoffe, aber keinen Abfall kennt. Im Einzelnen wurden in dem 89-seitigen Teilbericht zur technischen Dimension bereits vorhandene und marktreife Biotechnologie-Lösungen erfasst und auf ihr C02-Einsparpotential abgeklopft. Das Ergebnis ist ein Zeitstrahl möglicher Anwendungen der Weißen Biotechnologie bis 2030 – und eine Abschätzung der dadurch erreichten Kohlendioxid-Einsparungen.

World Wide Fund

Der World Wide Fund For Nature ist eine der größten internationalen Naturschutzorganisationen der Welt. 1961 in der Schweiz gegründet, sind mittlerweile mehr als 4000 Mitarbeiter in etwa 100 Ländern für mehr als 2000 Natur- und Umweltschutzprojekte tätig.

zur Webseite des WWF Deutschland: hier klicken

Sehr kurzfristig – bis 2010 – könnten demnach Enzyme und der Einsatz von Mikroorganismen in der industriellen Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, aber auch in der produzierenden Industrie zu Einsparungen von 204 Millionen Tonnen CO2 beitragen. Den nächsten Schritt sieht der WWF im Ersatz fossiler Brennstoffe durch Zellulose-basierte Biotreibstoffe, der den Ausstoß des Klimagases um bis zu 1,024 Milliarden Tonnen reduzieren könnte. Mittelfristig soll sich auch der Ersatz erdölbasierter Chemieprodukte durch Bioplastik und biobasierte Grundchemikalien, wie PHA, PTT, PLA, Succinat, Adipinsäure und N-Buta­nol rechnen – potentieller Einspareffekt: 668 Millionen Tonnen Kohlendioxidgas. Am Ende des Zeitstrahls und damit am weitesten in der Zukunft angesiedelt ist die nächste Generation der Bioraffinierie, die wie oben erwähnt nach Meinung der Autoren bis zu 633 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen könnte. Zusammengerechnet ergibt das gewaltige 2,5 Milliarden Tonnen Einsparpotential.

WWF-Report zur Kohlendioxid-Reduktion

Der Report „Sharing the effort under a global carbon budget“ wurde von dem Beratungsunternehmen ECOFYS erstellt und zeigt verschiedene Wege, um die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent und bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren.

pdf-Download

Keine Alternative zu industrieller Biotechnologie 

Bei der Umstellung der Industrie auf Biotech-Lösungen hoffen die Autoren auf Schützenhilfe aus der Politik. Mögliche Anreize umfassen eine eventuelle Gebühr für Umweltverschmutzungen durch erdölbasierte Produkte ebenso wie eine Kennzeichnung, mit der Verbraucher erkennen können, dass ein Produkt mit Hilfe der Biotechnologie und damit nachhaltiger erzeugt worden ist. Die Welt könne sich einfach nicht leisten, auf diese Art der Kohlendioxid-Reduktion zu verzichten, sagt Kornerup Bang vom WWF. "Es ist glasklar: Es gibt keine Alternative dazu, diesen innovativen Weg zu verfolgen." Biotechnologie-Industrieverbände wie EuropaBio begrüßten die Veröffentlichung des Reports und nutzten diesen, um die Europäische Kommission an eigene politische Forderungen, wie die Unterstützung des Transfers von Prozessen in den industriellen Maßstab, zu erinnern, die den Aufbau einer Biotech-basierten Wirtschaft erleichtern sollen. 

Die Veröffentlichung des Biotechnologie-Reports überschneidet sich mit einem Aufruf des WWF an die Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Kopenhagen, verbindliche und gleichzeitig international gerechte Beschränkungen für Treibhausgasemissionen zu verabschieden. Am Rande eines Vorab-Klimatreffens in Bangkok hat der WWF zu einer international konzertierten Aktion aufgerufen, um die Kohlendioxidemissionen signifikant zu reduzieren. Bis 2030 müssten 30 Prozent der Emissionen eingespart werden, so Vertreter des WWF in Bangkok. Ansonsten werde die durchschnittliche Temperatur um mehr als zwei Grad Celsius ansteigen. Mit welchen Mitteln die Reduktion erreicht werden soll, wurde in der dem Aufruf zugrundeliegenden Studie (pdf-Download) allerdings nicht ausgeführt. Biotechnologie wird nicht erwähnt. Und die deutsche WWF-Sektion hat die ungewöhnliche Studie der dänischen Kollegen auf der Webseite ebenfalls nicht aufgeführt.

 

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