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Markt für funktionelle Lebensmittel analysiert

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In Zukunft könnte im Brot noch mehr drinstecken als Mehl, Wasser und Salz. Deutsche Forscher haben den Markt für funktionelle Lebensmittel untersucht. Quelle: DocteurCosmos/Wikimedia

22.07.2009  - 

Der Mensch ist, was er isst. Aber nicht alle Menschen sind gleich. Wegen der unterschiedlichen genetischen Ausstattung reagiert jeder ein wenig anders auf Nahrung. Besonders Menschen, die mit bestimmten Gesundheitsrisiken leben müssen - wie zum Beispiel einer hohen Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankungen - könnten von speziell auf sie abgestimmter Nahrung profitieren. Wie groß aber ist das Marktpotenzial von funktionellen Lebensmitteln überhaupt? Das haben Wissenschaftler aus Kiel und München jetzt in einer regionalen Studie untersucht. Das Ergebnis: Die Konsumenten sind aufgeschlossener als die Unternehmen.




Menschen sind verschieden. Nicht nur in Größe, Haar- oder Hautfarbe unterscheiden wir uns. Sondern auch darin, wie unser Körper auf bestimmte Nahrungsmittel reagiert. Davon wissen all jene ein Lied zu singen, die etwa Milchzucker nicht vertragen oder deren Dünndarm empfindlich auf das Klebereiweiß Gluten reagiert. Schuld sind unsere Gene: Zahlreiche unterschiedliche Reaktionen auf einen Lebensmittelinhaltsstoff wurden bereits auf Genvariabilitäten zurückgeführt.

Nutrigenomik beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Ernährung und Genen

Seit Jahrtausenden ist bekannt, dass unsere Ernährung die Gesundheit beeinflusst. Doch erst seit Entschlüsselung des Genoms lernen Forscher das komplizierte Zusammenspiel zwischen Erbanlagen, Lebensweise und Ernährung zu verstehen. Ernährungs- oder Nutrigenomik heißt dieser noch junge Wissenschaftszweig. Bei Bluthochdruck, Diabetes oder Störungen im Fettstoffwechsel - allesamt Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen -, bei Osteoporose oder gar bei der Entstehung von Krebs können genetische Veranlagungen eine Rolle spielen.

Das ist umso wahrscheinlicher, wenn sich in der Familie diese Erkrankungen häufen. Die richtige Ernährung kann dazu beitragen, dass die Krankheit abgemildert wird oder vielleicht sogar erst gar nicht auftritt. Zu dem Gedanken, spezielle Lebensmittel zu entwerfen, die eigens auf die Ernährung von Risikogruppen abgestimmt sind, ist es da kein großer Schritt mehr.

Marktchancen funktioneller Lebensmittel

Die Ergebnisse der Untersuchung zum Marktpotenzial funktioneller Lebensmittel sind auf der Internetseite des Lehrstuhls für Marketing und Konsumforschung der TU München in Form eines Diskussionspapiers abzurufen.
Ergebnisse der Studie als pdf: hier klicken

Ernährung auf jeden einzelen zuschneiden

Für jeden das richtige Essen lautet die Vision, funktionelle Lebensmittel das Zauberwort. Funktionell sind Lebensmittel dann, wenn sie über den Nährwert hinaus Körperfunktionen positiv beeinflussen. Im Supermarkt gibt es schon einige wenige funktionelle Lebensmittel wie den probiotischen Joghurt oder die cholesterinsenkende Margarine.
Das ist vielen Lebensmittel-Forschern aber noch zu ungenau. "Ziel der personalisierten Ernährung ist es, die Ernährung auf das genetische Profil des Einzelnen zuzuschneiden", sagt Rebecca-Ariane Mecking, Wissenschaftlerin im Team von Professorin Jutta Roosen am Lehrstuhl für Marketing und Konsumforschung der Technischen Universität München.

Doch wusste bisher niemand so recht, ob sich der Aufwand auch lohnen würde. Um herauszufinden, ob Verbraucher individuell angepasste Lebensmittel akzeptieren würden und welche Möglichkeiten sich für die norddeutsche Lebensmittelbranche eröffnen, haben die Forscher um Roosen deshalb gemeinsam mit dem Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel eine Untersuchung durchgeführt.

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Jeder zweite Verbraucher würde sich genetisch untersuchen lassen

Im Dezember 2007 wurden 506 zufällig ausgewählte Erwachsene per Internet befragt. Die Forscher waren zunächst überrascht, wie wenig Vorbehalte die Befragten gegenüber einer genetischen Analyse äußerten. Rund die Hälfte davon würde einer Überprüfung ihres genetischen Profils und ihrer Krankheitsrisiken zustimmen. "Wir hatten eine deutlich kritischere Haltung erwartet, weil die Verbraucher eine Ernährung, die an einen Gentest gekoppelt ist, mit Gentechnik assoziieren könnten", sagt Mecking.

Die Umfrage zeigte auch, dass der Wunsch nach Gesundheit stärker ist als alle Zweifel an den High-Tech-Lebensmitteln. Wer meint, ein Risiko etwa für Herzkrankheiten in sich zu tragen, reagiert eher positiv auf die Idee personalisierter Ernährung. Genau wie Probanden, die regelmäßig zur Vorsorge gehen. Insgesamt zeigte sich eine große Akzeptanz vor allem bei gut situierten, gesundheitsbewussten Konsumenten. Diejenigen, die einer Genanalyse zustimmten, waren auch deutlich häufiger bereit, für Risiko senkende Produkte mehr zu zahlen. 40 Cent mehr für Müsliriegel, Brot oder Salatdressing wurden von diesen Personen in der Mehrzahl akzeptiert.

Kunden vom Mehrwert überzeugen

Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass solche Erkenntnisse für die Hersteller von großer Bedeutung sind. Auch sie wurden in der Untersuchung befragt. Die 18 erfassten Unternehmen schätzen zwar das generelle Potenzial für funktionelle Lebensmittel als groß ein. Die eigenen Chancen wurden aber kritischer bewertet. So zählen Stabilität und Sensorik der Erzeugnisse, die Kosten für den Zusatz und der Nachweis seiner Wirksamkeit zu den Herausforderungen. "Manchen Unternehmen schien es fraglich, ob für eine personalisierte Ernährung funktionelle Lebensmittel überhaupt notwendig sind", berichtet Mecking. Klärungsbedarf gibt es auch beim Datenschutz und bei der Vermittlung des gesundheitlichen Nutzens.

 

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